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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Dritten Theils 38. Capitel/
[Spaltenumbruch] frohren ist, und davon nagen. Sie he-
cken allesamt in hohlen Stöcken oder
Bäumen, und bringen zehen, zwölffe, biß
vierzehen Junge aus. Sie ziehen zur
Herbst Zeit bey starcken Flügen, und wer-
den häuffig gefangen. Die Meisen sind
auf mancherley Art von einander un-
terschieden. Die Kohl-Meise ist an dem
gantzen fördern Leib hoch-gelbe, und hat
in der Mitten einen schwartzen Strich,
auch zieret sie dieses, daß sie bey ihrem
Kohl-schwartzen Kopff gantz weisse Ba-
cken hat, mit welchen die Blau-Meise
noch mehr pranget, weil hoch-blau und
weiß noch schöner beysammen steht; an
der Brust und fordern Leib ist sie gleich-
falls gelbe, wie die andern, und hat an
statt des schwartzen einen blauen Strich.
Die Holtz-Meise siehet am Kopff fast wie
die Kohl-Meise, nur daß sie nicht so viel
weisses hat, wie sie dann auch am Leibe
nicht gelbe, sondern weißlicht, und in al-
len nicht so schön ist. Auch die Schopff-
Meise, so am Bauch weiß, und am Rü-
cken braun ist, hat nichts schönes an sich,
als allein den Kopff, der blau-scheckigt
und mit einer Haube geziert, iedoch bey
weiten nicht so hoch-färbig ist, als der
Blau-Meisen Kopff. Das Hanf-Mei-
selein, welches kleiner als diese alle, hat
auch einen gantz schwartzen Kopff, und ist
auf dem Rücken Aschen-farbigt, forne
hinunter aber gantz weiß. Alle diese
Meisen haben dis vor andern Vögeln be-
sonders, daß sie wie die Baum-Häcklein,
oder auch wie die Tauben, gefärbte Füsse
haben, denn wie man an den Tauben
rothe Füsse siehet, so haben die Meisen
blaue Füsse, welches doch an den Schnee-
oder Schwartz-Meisen nicht so merck-
lich ist.

Von Bachsteltzen.
§. 27.

Es giebt deren zweyerley Ar-
ten, sie finden aber beyde ihre Nahrung
an den Sümpffen und Flüssen vom Ge-
würme. Eine Sorte ist grau und weiß,
mit schwartzer Kehle, welche hier zu
Lande in hohle Bäume oder Gemäuer he-
cken, und 4. biß 5. Junge aufbringen.
Die andere Art aber siehet gelbe am Bau-
che, wie ein Weyrauch, und hat hell-graue
auf dem Rücken mit gelb vermischte Far-
be. Sie brüten hier zu Lande wenig oder
gar nicht, halten aber mit jener Art
den Hinaus- und Rück-Zug zu einer
Zeit.

[Spaltenumbruch]
Von dem Böhmerlein.
§. 28.

Es ist dieses ein fremder Vo-
gel, den man offt in etlichen Jahren nicht
zu sehen bekommt, und meistens mit den
Krammets-Vögeln gefangen wird, weil
er noch viel begieriger auf die Wacholder-
beeren fällt, als jene. Einige heissen die-
sen Vogel den Sterbe-Vogel, so vermuth-
lich davon entstanden, weil man sich ins-
gemein von fremden Vögeln allerhand
Vorbedeutungen zu machen pflegt. Man
glaubt insgemein, daß diese Vögel aus
dem Königreich Böhmen kommen, daher
sie auch den Nahmen davon erhalten; sie
sollen aber in Böhmen so wohl fremde
Gäste seyn, als an andern Orten. Sie
sind gantz ohne Gesang in den Stuben und
Kefichen, aber wohl aufzubehalten. An
den Extremitäten ihrer Flügel haben sie
schöne hell-rothe Spitzen, als ob sie im
Blut eingetunckt wären.

Von dem Braunellein.
§. 29.

Es hält sich dieser Vogel zu sei-
ner Brut-Zeit nur in hohen Gebürgen
auf, im Herbst aber, wenn die Fincken
streichen, hält er seinen Strich auch. Er
nimmt wider der sich vom Gewürm neh-
renden Vögel Gewohnheit mit Hanff vor-
lieb. Sein Gesang ist eben nicht schön:
daher man ihn nicht sonderlich achtet, aber
in den Zimmern ist er so zahm, wie ein
Rothkehligen. Keine sonderbare Lust ist
mit ihm zu haben, man wolte ihn denn
mit einer Nachtigall paaren, und dadurch
einen Vogel, der einen schönen Gesang
hätte, und doch mit geringer Speise er-
halten werden könte, zu bekommen
trachten.

Von dem Emmerling.
§. 30.

Es ist ein delicater Vogel, süs-
sen und angenehmen Geschmackes, und
gegen den Winter sonderlich fett. Er
hält sich zwar Winters- und Sommers-
Zeit allhier auf, und läßt sich von Men-
schen und Vieh eben nicht sonderlich scheu-
chen, doch hat man noch keine rechte Inven-
tion,
ihn in Quantität zu fangen, massen
er gar kein Gelocke annimmt. Auf dem
Leim und in Sprenckeln wird er selten
betrogen. An Farbe ist er gelbe und
braunfleckigt eingesprengt, auf dem Rü-
cken aber etwas bräuner, hat einen dicken
Hülß-Schnabel, wie ein Canarien-Vo-

gel.

Des Dritten Theils 38. Capitel/
[Spaltenumbruch] frohren iſt, und davon nagen. Sie he-
cken alleſamt in hohlen Stoͤcken oder
Baͤumen, und bringen zehen, zwoͤlffe, biß
vierzehen Junge aus. Sie ziehen zur
Herbſt Zeit bey ſtarcken Fluͤgen, und wer-
den haͤuffig gefangen. Die Meiſen ſind
auf mancherley Art von einander un-
terſchieden. Die Kohl-Meiſe iſt an dem
gantzen foͤrdern Leib hoch-gelbe, und hat
in der Mitten einen ſchwartzen Strich,
auch zieret ſie dieſes, daß ſie bey ihrem
Kohl-ſchwartzen Kopff gantz weiſſe Ba-
cken hat, mit welchen die Blau-Meiſe
noch mehr pranget, weil hoch-blau und
weiß noch ſchoͤner beyſammen ſteht; an
der Bruſt und fordern Leib iſt ſie gleich-
falls gelbe, wie die andern, und hat an
ſtatt des ſchwartzen einen blauen Strich.
Die Holtz-Meiſe ſiehet am Kopff faſt wie
die Kohl-Meiſe, nur daß ſie nicht ſo viel
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nicht gelbe, ſondern weißlicht, und in al-
len nicht ſo ſchoͤn iſt. Auch die Schopff-
Meiſe, ſo am Bauch weiß, und am Ruͤ-
cken braun iſt, hat nichts ſchoͤnes an ſich,
als allein den Kopff, der blau-ſcheckigt
und mit einer Haube geziert, iedoch bey
weiten nicht ſo hoch-faͤrbig iſt, als der
Blau-Meiſen Kopff. Das Hanf-Mei-
ſelein, welches kleiner als dieſe alle, hat
auch einen gantz ſchwartzen Kopff, und iſt
auf dem Ruͤcken Aſchen-farbigt, forne
hinunter aber gantz weiß. Alle dieſe
Meiſen haben dis vor andern Voͤgeln be-
ſonders, daß ſie wie die Baum-Haͤcklein,
oder auch wie die Tauben, gefaͤrbte Fuͤſſe
haben, denn wie man an den Tauben
rothe Fuͤſſe ſiehet, ſo haben die Meiſen
blaue Fuͤſſe, welches doch an den Schnee-
oder Schwartz-Meiſen nicht ſo merck-
lich iſt.

Von Bachſteltzen.
§. 27.

Es giebt deren zweyerley Ar-
ten, ſie finden aber beyde ihre Nahrung
an den Suͤmpffen und Fluͤſſen vom Ge-
wuͤrme. Eine Sorte iſt grau und weiß,
mit ſchwartzer Kehle, welche hier zu
Lande in hohle Baͤume oder Gemaͤuer he-
cken, und 4. biß 5. Junge aufbringen.
Die andere Art aber ſiehet gelbe am Bau-
che, wie ein Weyrauch, und hat hell-graue
auf dem Ruͤcken mit gelb vermiſchte Far-
be. Sie bruͤten hier zu Lande wenig oder
gar nicht, halten aber mit jener Art
den Hinaus- und Ruͤck-Zug zu einer
Zeit.

[Spaltenumbruch]
Von dem Boͤhmerlein.
§. 28.

Es iſt dieſes ein fremder Vo-
gel, den man offt in etlichen Jahren nicht
zu ſehen bekommt, und meiſtens mit den
Krammets-Voͤgeln gefangen wird, weil
er noch viel begieriger auf die Wacholder-
beeren faͤllt, als jene. Einige heiſſen die-
ſen Vogel den Sterbe-Vogel, ſo vermuth-
lich davon entſtanden, weil man ſich ins-
gemein von fremden Voͤgeln allerhand
Vorbedeutungen zu machen pflegt. Man
glaubt insgemein, daß dieſe Voͤgel aus
dem Koͤnigreich Boͤhmen kommen, daher
ſie auch den Nahmen davon erhalten; ſie
ſollen aber in Boͤhmen ſo wohl fremde
Gaͤſte ſeyn, als an andern Orten. Sie
ſind gantz ohne Geſang in den Stuben und
Kefichen, aber wohl aufzubehalten. An
den Extremitaͤten ihrer Fluͤgel haben ſie
ſchoͤne hell-rothe Spitzen, als ob ſie im
Blut eingetunckt waͤren.

Von dem Braunellein.
§. 29.

Es haͤlt ſich dieſer Vogel zu ſei-
ner Brut-Zeit nur in hohen Gebuͤrgen
auf, im Herbſt aber, wenn die Fincken
ſtreichen, haͤlt er ſeinen Strich auch. Er
nimmt wider der ſich vom Gewuͤrm neh-
renden Voͤgel Gewohnheit mit Hanff vor-
lieb. Sein Geſang iſt eben nicht ſchoͤn:
daher man ihn nicht ſonderlich achtet, aber
in den Zimmern iſt er ſo zahm, wie ein
Rothkehligen. Keine ſonderbare Luſt iſt
mit ihm zu haben, man wolte ihn denn
mit einer Nachtigall paaren, und dadurch
einen Vogel, der einen ſchoͤnen Geſang
haͤtte, und doch mit geringer Speiſe er-
halten werden koͤnte, zu bekommen
trachten.

Von dem Emmerling.
§. 30.

Es iſt ein delicater Vogel, ſuͤſ-
ſen und angenehmen Geſchmackes, und
gegen den Winter ſonderlich fett. Er
haͤlt ſich zwar Winters- und Sommers-
Zeit allhier auf, und laͤßt ſich von Men-
ſchen und Vieh eben nicht ſonderlich ſcheu-
chen, doch hat man noch keine rechte Inven-
tion,
ihn in Quantitaͤt zu fangen, maſſen
er gar kein Gelocke annimmt. Auf dem
Leim und in Sprenckeln wird er ſelten
betrogen. An Farbe iſt er gelbe und
braunfleckigt eingeſprengt, auf dem Ruͤ-
cken aber etwas braͤuner, hat einen dicken
Huͤlß-Schnabel, wie ein Canarien-Vo-

gel.
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[216/0342] Des Dritten Theils 38. Capitel/ frohren iſt, und davon nagen. Sie he- cken alleſamt in hohlen Stoͤcken oder Baͤumen, und bringen zehen, zwoͤlffe, biß vierzehen Junge aus. Sie ziehen zur Herbſt Zeit bey ſtarcken Fluͤgen, und wer- den haͤuffig gefangen. Die Meiſen ſind auf mancherley Art von einander un- terſchieden. Die Kohl-Meiſe iſt an dem gantzen foͤrdern Leib hoch-gelbe, und hat in der Mitten einen ſchwartzen Strich, auch zieret ſie dieſes, daß ſie bey ihrem Kohl-ſchwartzen Kopff gantz weiſſe Ba- cken hat, mit welchen die Blau-Meiſe noch mehr pranget, weil hoch-blau und weiß noch ſchoͤner beyſammen ſteht; an der Bruſt und fordern Leib iſt ſie gleich- falls gelbe, wie die andern, und hat an ſtatt des ſchwartzen einen blauen Strich. Die Holtz-Meiſe ſiehet am Kopff faſt wie die Kohl-Meiſe, nur daß ſie nicht ſo viel weiſſes hat, wie ſie dann auch am Leibe nicht gelbe, ſondern weißlicht, und in al- len nicht ſo ſchoͤn iſt. Auch die Schopff- Meiſe, ſo am Bauch weiß, und am Ruͤ- cken braun iſt, hat nichts ſchoͤnes an ſich, als allein den Kopff, der blau-ſcheckigt und mit einer Haube geziert, iedoch bey weiten nicht ſo hoch-faͤrbig iſt, als der Blau-Meiſen Kopff. Das Hanf-Mei- ſelein, welches kleiner als dieſe alle, hat auch einen gantz ſchwartzen Kopff, und iſt auf dem Ruͤcken Aſchen-farbigt, forne hinunter aber gantz weiß. Alle dieſe Meiſen haben dis vor andern Voͤgeln be- ſonders, daß ſie wie die Baum-Haͤcklein, oder auch wie die Tauben, gefaͤrbte Fuͤſſe haben, denn wie man an den Tauben rothe Fuͤſſe ſiehet, ſo haben die Meiſen blaue Fuͤſſe, welches doch an den Schnee- oder Schwartz-Meiſen nicht ſo merck- lich iſt. Von Bachſteltzen. §. 27. Es giebt deren zweyerley Ar- ten, ſie finden aber beyde ihre Nahrung an den Suͤmpffen und Fluͤſſen vom Ge- wuͤrme. Eine Sorte iſt grau und weiß, mit ſchwartzer Kehle, welche hier zu Lande in hohle Baͤume oder Gemaͤuer he- cken, und 4. biß 5. Junge aufbringen. Die andere Art aber ſiehet gelbe am Bau- che, wie ein Weyrauch, und hat hell-graue auf dem Ruͤcken mit gelb vermiſchte Far- be. Sie bruͤten hier zu Lande wenig oder gar nicht, halten aber mit jener Art den Hinaus- und Ruͤck-Zug zu einer Zeit. Von dem Boͤhmerlein. §. 28. Es iſt dieſes ein fremder Vo- gel, den man offt in etlichen Jahren nicht zu ſehen bekommt, und meiſtens mit den Krammets-Voͤgeln gefangen wird, weil er noch viel begieriger auf die Wacholder- beeren faͤllt, als jene. Einige heiſſen die- ſen Vogel den Sterbe-Vogel, ſo vermuth- lich davon entſtanden, weil man ſich ins- gemein von fremden Voͤgeln allerhand Vorbedeutungen zu machen pflegt. Man glaubt insgemein, daß dieſe Voͤgel aus dem Koͤnigreich Boͤhmen kommen, daher ſie auch den Nahmen davon erhalten; ſie ſollen aber in Boͤhmen ſo wohl fremde Gaͤſte ſeyn, als an andern Orten. Sie ſind gantz ohne Geſang in den Stuben und Kefichen, aber wohl aufzubehalten. An den Extremitaͤten ihrer Fluͤgel haben ſie ſchoͤne hell-rothe Spitzen, als ob ſie im Blut eingetunckt waͤren. Von dem Braunellein. §. 29. Es haͤlt ſich dieſer Vogel zu ſei- ner Brut-Zeit nur in hohen Gebuͤrgen auf, im Herbſt aber, wenn die Fincken ſtreichen, haͤlt er ſeinen Strich auch. Er nimmt wider der ſich vom Gewuͤrm neh- renden Voͤgel Gewohnheit mit Hanff vor- lieb. Sein Geſang iſt eben nicht ſchoͤn: daher man ihn nicht ſonderlich achtet, aber in den Zimmern iſt er ſo zahm, wie ein Rothkehligen. Keine ſonderbare Luſt iſt mit ihm zu haben, man wolte ihn denn mit einer Nachtigall paaren, und dadurch einen Vogel, der einen ſchoͤnen Geſang haͤtte, und doch mit geringer Speiſe er- halten werden koͤnte, zu bekommen trachten. Von dem Emmerling. §. 30. Es iſt ein delicater Vogel, ſuͤſ- ſen und angenehmen Geſchmackes, und gegen den Winter ſonderlich fett. Er haͤlt ſich zwar Winters- und Sommers- Zeit allhier auf, und laͤßt ſich von Men- ſchen und Vieh eben nicht ſonderlich ſcheu- chen, doch hat man noch keine rechte Inven- tion, ihn in Quantitaͤt zu fangen, maſſen er gar kein Gelocke annimmt. Auf dem Leim und in Sprenckeln wird er ſelten betrogen. An Farbe iſt er gelbe und braunfleckigt eingeſprengt, auf dem Ruͤ- cken aber etwas braͤuner, hat einen dicken Huͤlß-Schnabel, wie ein Canarien-Vo- gel.

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/342>, abgerufen am 28.03.2024.