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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Von Betriegereyen der Jagd- und Forst-Bedienten/ etc.
[Spaltenumbruch] gen Schläge schicken, und das Graß dar-
aus nehmen, oder ihr Vieh, unerachtet
sie es andern verbothen, heimlich darin-
nen hüten lassen. 8) Wenn sie einen von
ihren guten Freunden auf verbothenen
Wegen antreffen, und damit sie ihn
nicht pfänden dürffen, auf die Seite ge-
hen, thuende, als wenn sie ihn nicht gese-
hen hätten. 9) Wenn sie von den Gepfän-
deten sich bestechen lassen, und ihnen, ohne
es der Obrigkeit anzusagen, das Pfand
wieder geben. 10) Wenn sie den Leuten
das Eichel-Lesen, Wacholder-Schlagen,
nach Vögeln zu stellen, und dergleichen,
um eine Gabe oder Antheil von dem Ge-
sammleten, verstatten, und da sonsten et-
was davor zu verrechnen, und der Herr-
schafft zu geben wäre, solches unterschla-
gen. 11) Wenn sie die Eichel-Mast in ih-
rer Refier so geringe machen, daß es, sol-
che zu verlassen, die Mühe nicht werth
sey, nur damit sie sich derselben zum samm-
len allein bedienen können. 12) Wenn sie
Holtz und Reisig vor der Abzehlung ab-
führen lassen, damit sie solches unterschla-
gen können. 13) Wenn sie denen, welche
sich weiches Holtz schreiben lassen, um ei-
ner Spendage willen hartes mit anwei-
sen.

Forst-Meister
§. 4.

Betriegen, 1) wenn sie mehr
Wildpräth als sie zum Deputat haben,
vor sich schiessen lassen, und solches entwe-
der verkauffen, ohne es zu verrechnen,
oder verschencken, um sich dadurch gute
Freunde zu machen, oder es selbst in ih-
rem Hause verbrauchen. 2) Wenn sie das
geschossene oder von Hunden niedergeris-
sene Wild die Hunde mit Fleiß anfressen
lassen, und solches alsdenn vor Wolffes-
Risse, so sie behalten dürffen, ausgeben.
3) Wenn sie das verkauffte Holtz nicht
alle in die Rechnung bringen, sondern
theils verschweigen und unterschlagen. 4)
Wenn sie das vor Holtz eingenommene
Geld zu eigenen Nutzen anwenden, bey
der Rechnung aber vorgeben, daß noch
nicht alles eingekommen sey. 5) Wenn
sie denjenigen, welchen sie wohl-wollen,
gutes und an nahen Orten gelegenes, an-
dern aber schlechtes und untüchtiges oder
schwer-anzuführendes Holtz anweisen las-
sen. 6) Wenn sie die Stöcke mit dem
Wald-Eisen nicht zeichnen, oder solche
heimlich ausgraben lassen, damit man
bey erfolgender Visitation der übrigen
Beamten nicht wissen und sehen könne,
[Spaltenumbruch] wie viel Holtz das Jahr über verkaufft
worden. 7) Wenn sie unnöthige Ritte
machen, und der Herrschafft Kost-Geld
davor ansetzen. 8) Wenn sie denen Wald-
Bußfälligen durch die Finger sehen, und
sie nicht angeben, noch der Wald-Ord-
nung gemäß abstrafen helffen. 9) Wenn
sie um Geschencke, Gunst oder Freund-
schafft willen, den Leuten das Eichel-Le-
sen, Holtz-Bezwacken, Laub-Streiffeln,
Grasen und Hüten in jungen Schlägen
verstatten. 10) Wenn sie mit ihren un-
tergebenen Jägern und Förstern unter ei-
ner Decke liegen, ihre Untreu übersehen,
und das Verrathe du mich nicht, ich will
dich auch nicht verrathen, mit ihnen un-
ter dem Hütlein spielen. 11) Wenn sie
mehr, als ihnen erlaubt, in dem Ge-
höltze, Eicheln, Obst und anders vor
sich lesen lassen. 12) Wann sie in ihre
Forst-Rechnungen nicht alles, was zu be-
rechnen, in Einnahme stellen, hingegen
viel unnöthige Zehrungen, und der Herr-
schafft bey dem Forst-Amt vergeblich-
machende Kosten in Ausgabe setzen.

Holtz-Hauer
§. 5.

Betriegen, 1) wenn sie um ei-
nes über den ordentlichen Lohn genies-
senden Accidentis willen die Scheite
länger, und auch die Klafftern höher und
breiter machen, als ihnen der Wald-Ord-
nung nach zu thun erlaubt ist. 2) Wenn
sie hingegen, da ihnen der Lohn nach den
Klafftern gegeben wird, die Scheite und
Klafftern der Länge, Höhe und Breite
nach geringer machen, als es sich ordent-
licher Weise geziemet, damit sie nur desto
eher die Klafftern fertigen, und folglich
desto mehr Lohn bekommen mögen. 3)
Wenn sie in Setzung der Klafftern ihren
besondern Vortheil haben, und das krum-
me Holtz also zu legen wissen, daß diese
Klafftern davon bald voll werden. 4)
Wenn sie, da sie um den Tage-Lohn
Holtz hauen, sich sehr wohl fürsehen, daß
sie nicht zu müde werden, und der Tage-
Lohn auch dabey nicht bald aufhöre. 5)
Wenn sie vor sich zu viel Holtz hauen,
und was sie nicht sehen lassen dürffen,
unter dem Reisig verbergen. 6) Wenn sie
bey dem Heimgehen ein Stück Holtz,
oder Feyer-Abend, wie sie es nennen, mit
sich nach Hause nehmen. 7) Wenn sie das
Nutz-Holtz ausscheeren, und auf die Seite
legen, solches auch des Nachts, oder bey an-
derer Gelegenheit nach Hause schaffen.

Koh-

Von Betriegereyen der Jagd- und Forſt-Bedienten/ ꝛc.
[Spaltenumbruch] gen Schlaͤge ſchicken, und das Graß dar-
aus nehmen, oder ihr Vieh, unerachtet
ſie es andern verbothen, heimlich darin-
nen huͤten laſſen. 8) Wenn ſie einen von
ihren guten Freunden auf verbothenen
Wegen antreffen, und damit ſie ihn
nicht pfaͤnden duͤrffen, auf die Seite ge-
hen, thuende, als wenn ſie ihn nicht geſe-
hen haͤtten. 9) Wenn ſie von den Gepfaͤn-
deten ſich beſtechen laſſen, und ihnen, ohne
es der Obrigkeit anzuſagen, das Pfand
wieder geben. 10) Wenn ſie den Leuten
das Eichel-Leſen, Wacholder-Schlagen,
nach Voͤgeln zu ſtellen, und dergleichen,
um eine Gabe oder Antheil von dem Ge-
ſammleten, verſtatten, und da ſonſten et-
was davor zu verrechnen, und der Herr-
ſchafft zu geben waͤre, ſolches unterſchla-
gen. 11) Wenn ſie die Eichel-Maſt in ih-
rer Refier ſo geringe machen, daß es, ſol-
che zu verlaſſen, die Muͤhe nicht werth
ſey, nur damit ſie ſich derſelben zum ſam̃-
len allein bedienen koͤnnen. 12) Wenn ſie
Holtz und Reiſig vor der Abzehlung ab-
fuͤhren laſſen, damit ſie ſolches unterſchla-
gen koͤnnen. 13) Wenn ſie denen, welche
ſich weiches Holtz ſchreiben laſſen, um ei-
ner Spendage willen hartes mit anwei-
ſen.

Forſt-Meiſter
§. 4.

Betriegen, 1) wenn ſie mehr
Wildpraͤth als ſie zum Deputat haben,
vor ſich ſchieſſen laſſen, und ſolches entwe-
der verkauffen, ohne es zu verrechnen,
oder verſchencken, um ſich dadurch gute
Freunde zu machen, oder es ſelbſt in ih-
rem Hauſe verbrauchen. 2) Wenn ſie das
geſchoſſene oder von Hunden niedergeriſ-
ſene Wild die Hunde mit Fleiß anfreſſen
laſſen, und ſolches alsdenn vor Wolffes-
Riſſe, ſo ſie behalten duͤrffen, ausgeben.
3) Wenn ſie das verkauffte Holtz nicht
alle in die Rechnung bringen, ſondern
theils verſchweigen und unterſchlagen. 4)
Wenn ſie das vor Holtz eingenommene
Geld zu eigenen Nutzen anwenden, bey
der Rechnung aber vorgeben, daß noch
nicht alles eingekommen ſey. 5) Wenn
ſie denjenigen, welchen ſie wohl-wollen,
gutes und an nahen Orten gelegenes, an-
dern aber ſchlechtes und untuͤchtiges oder
ſchwer-anzufuͤhrendes Holtz anweiſen laſ-
ſen. 6) Wenn ſie die Stoͤcke mit dem
Wald-Eiſen nicht zeichnen, oder ſolche
heimlich ausgraben laſſen, damit man
bey erfolgender Viſitation der uͤbrigen
Beamten nicht wiſſen und ſehen koͤnne,
[Spaltenumbruch] wie viel Holtz das Jahr uͤber verkaufft
worden. 7) Wenn ſie unnoͤthige Ritte
machen, und der Herrſchafft Koſt-Geld
davor anſetzen. 8) Wenn ſie denen Wald-
Bußfaͤlligen durch die Finger ſehen, und
ſie nicht angeben, noch der Wald-Ord-
nung gemaͤß abſtrafen helffen. 9) Weñ
ſie um Geſchencke, Gunſt oder Freund-
ſchafft willen, den Leuten das Eichel-Le-
ſen, Holtz-Bezwacken, Laub-Streiffeln,
Graſen und Huͤten in jungen Schlaͤgen
verſtatten. 10) Wenn ſie mit ihren un-
tergebenen Jaͤgern und Foͤrſtern unter ei-
ner Decke liegen, ihre Untreu uͤberſehen,
und das Verrathe du mich nicht, ich will
dich auch nicht verrathen, mit ihnen un-
ter dem Huͤtlein ſpielen. 11) Wenn ſie
mehr, als ihnen erlaubt, in dem Ge-
hoͤltze, Eicheln, Obſt und anders vor
ſich leſen laſſen. 12) Wann ſie in ihre
Forſt-Rechnungen nicht alles, was zu be-
rechnen, in Einnahme ſtellen, hingegen
viel unnoͤthige Zehrungen, und der Herr-
ſchafft bey dem Forſt-Amt vergeblich-
machende Koſten in Ausgabe ſetzen.

Holtz-Hauer
§. 5.

Betriegen, 1) wenn ſie um ei-
nes uͤber den ordentlichen Lohn genieſ-
ſenden Accidentis willen die Scheite
laͤnger, und auch die Klafftern hoͤher und
breiter machen, als ihnen der Wald-Ord-
nung nach zu thun erlaubt iſt. 2) Weñ
ſie hingegen, da ihnen der Lohn nach den
Klafftern gegeben wird, die Scheite und
Klafftern der Laͤnge, Hoͤhe und Breite
nach geringer machen, als es ſich ordent-
licher Weiſe geziemet, damit ſie nur deſto
eher die Klafftern fertigen, und folglich
deſto mehr Lohn bekommen moͤgen. 3)
Wenn ſie in Setzung der Klafftern ihren
beſondern Vortheil haben, und das krum-
me Holtz alſo zu legen wiſſen, daß dieſe
Klafftern davon bald voll werden. 4)
Wenn ſie, da ſie um den Tage-Lohn
Holtz hauen, ſich ſehr wohl fuͤrſehen, daß
ſie nicht zu muͤde werden, und der Tage-
Lohn auch dabey nicht bald aufhoͤre. 5)
Wenn ſie vor ſich zu viel Holtz hauen,
und was ſie nicht ſehen laſſen duͤrffen,
unter dem Reiſig verbergen. 6) Wenn ſie
bey dem Heimgehen ein Stuͤck Holtz,
oder Feyer-Abend, wie ſie es nennen, mit
ſich nach Hauſe nehmen. 7) Wenn ſie das
Nutz-Holtz ausſcheeren, und auf die Seite
legen, ſolches auch des Nachts, oder bey an-
derer Gelegenheit nach Hauſe ſchaffen.

Koh-
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[247/0383] Von Betriegereyen der Jagd- und Forſt-Bedienten/ ꝛc. gen Schlaͤge ſchicken, und das Graß dar- aus nehmen, oder ihr Vieh, unerachtet ſie es andern verbothen, heimlich darin- nen huͤten laſſen. 8) Wenn ſie einen von ihren guten Freunden auf verbothenen Wegen antreffen, und damit ſie ihn nicht pfaͤnden duͤrffen, auf die Seite ge- hen, thuende, als wenn ſie ihn nicht geſe- hen haͤtten. 9) Wenn ſie von den Gepfaͤn- deten ſich beſtechen laſſen, und ihnen, ohne es der Obrigkeit anzuſagen, das Pfand wieder geben. 10) Wenn ſie den Leuten das Eichel-Leſen, Wacholder-Schlagen, nach Voͤgeln zu ſtellen, und dergleichen, um eine Gabe oder Antheil von dem Ge- ſammleten, verſtatten, und da ſonſten et- was davor zu verrechnen, und der Herr- ſchafft zu geben waͤre, ſolches unterſchla- gen. 11) Wenn ſie die Eichel-Maſt in ih- rer Refier ſo geringe machen, daß es, ſol- che zu verlaſſen, die Muͤhe nicht werth ſey, nur damit ſie ſich derſelben zum ſam̃- len allein bedienen koͤnnen. 12) Wenn ſie Holtz und Reiſig vor der Abzehlung ab- fuͤhren laſſen, damit ſie ſolches unterſchla- gen koͤnnen. 13) Wenn ſie denen, welche ſich weiches Holtz ſchreiben laſſen, um ei- ner Spendage willen hartes mit anwei- ſen. Forſt-Meiſter §. 4.Betriegen, 1) wenn ſie mehr Wildpraͤth als ſie zum Deputat haben, vor ſich ſchieſſen laſſen, und ſolches entwe- der verkauffen, ohne es zu verrechnen, oder verſchencken, um ſich dadurch gute Freunde zu machen, oder es ſelbſt in ih- rem Hauſe verbrauchen. 2) Wenn ſie das geſchoſſene oder von Hunden niedergeriſ- ſene Wild die Hunde mit Fleiß anfreſſen laſſen, und ſolches alsdenn vor Wolffes- Riſſe, ſo ſie behalten duͤrffen, ausgeben. 3) Wenn ſie das verkauffte Holtz nicht alle in die Rechnung bringen, ſondern theils verſchweigen und unterſchlagen. 4) Wenn ſie das vor Holtz eingenommene Geld zu eigenen Nutzen anwenden, bey der Rechnung aber vorgeben, daß noch nicht alles eingekommen ſey. 5) Wenn ſie denjenigen, welchen ſie wohl-wollen, gutes und an nahen Orten gelegenes, an- dern aber ſchlechtes und untuͤchtiges oder ſchwer-anzufuͤhrendes Holtz anweiſen laſ- ſen. 6) Wenn ſie die Stoͤcke mit dem Wald-Eiſen nicht zeichnen, oder ſolche heimlich ausgraben laſſen, damit man bey erfolgender Viſitation der uͤbrigen Beamten nicht wiſſen und ſehen koͤnne, wie viel Holtz das Jahr uͤber verkaufft worden. 7) Wenn ſie unnoͤthige Ritte machen, und der Herrſchafft Koſt-Geld davor anſetzen. 8) Wenn ſie denen Wald- Bußfaͤlligen durch die Finger ſehen, und ſie nicht angeben, noch der Wald-Ord- nung gemaͤß abſtrafen helffen. 9) Weñ ſie um Geſchencke, Gunſt oder Freund- ſchafft willen, den Leuten das Eichel-Le- ſen, Holtz-Bezwacken, Laub-Streiffeln, Graſen und Huͤten in jungen Schlaͤgen verſtatten. 10) Wenn ſie mit ihren un- tergebenen Jaͤgern und Foͤrſtern unter ei- ner Decke liegen, ihre Untreu uͤberſehen, und das Verrathe du mich nicht, ich will dich auch nicht verrathen, mit ihnen un- ter dem Huͤtlein ſpielen. 11) Wenn ſie mehr, als ihnen erlaubt, in dem Ge- hoͤltze, Eicheln, Obſt und anders vor ſich leſen laſſen. 12) Wann ſie in ihre Forſt-Rechnungen nicht alles, was zu be- rechnen, in Einnahme ſtellen, hingegen viel unnoͤthige Zehrungen, und der Herr- ſchafft bey dem Forſt-Amt vergeblich- machende Koſten in Ausgabe ſetzen. Holtz-Hauer §. 5.Betriegen, 1) wenn ſie um ei- nes uͤber den ordentlichen Lohn genieſ- ſenden Accidentis willen die Scheite laͤnger, und auch die Klafftern hoͤher und breiter machen, als ihnen der Wald-Ord- nung nach zu thun erlaubt iſt. 2) Weñ ſie hingegen, da ihnen der Lohn nach den Klafftern gegeben wird, die Scheite und Klafftern der Laͤnge, Hoͤhe und Breite nach geringer machen, als es ſich ordent- licher Weiſe geziemet, damit ſie nur deſto eher die Klafftern fertigen, und folglich deſto mehr Lohn bekommen moͤgen. 3) Wenn ſie in Setzung der Klafftern ihren beſondern Vortheil haben, und das krum- me Holtz alſo zu legen wiſſen, daß dieſe Klafftern davon bald voll werden. 4) Wenn ſie, da ſie um den Tage-Lohn Holtz hauen, ſich ſehr wohl fuͤrſehen, daß ſie nicht zu muͤde werden, und der Tage- Lohn auch dabey nicht bald aufhoͤre. 5) Wenn ſie vor ſich zu viel Holtz hauen, und was ſie nicht ſehen laſſen duͤrffen, unter dem Reiſig verbergen. 6) Wenn ſie bey dem Heimgehen ein Stuͤck Holtz, oder Feyer-Abend, wie ſie es nennen, mit ſich nach Hauſe nehmen. 7) Wenn ſie das Nutz-Holtz ausſcheeren, und auf die Seite legen, ſolches auch des Nachts, oder bey an- derer Gelegenheit nach Hauſe ſchaffen. Koh-

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/383>, abgerufen am 16.04.2024.