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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Anmerckungen von wilden Bäumen und Stauden.
[Spaltenumbruch] ein Knorpel wie ein Agat wird. Er hat
Blätter wie Vogelbeer-Laub, aber die
Farbe ist Meer-grün. Die Wurtzeln
wachsen so tief, als der Baum über sich
wächst, und gehen auch wohl gar durch
die Keller hindurch. Der Pappel-
Baum,
wenn der ins Wachsen kommt,
wird ein unsäglich grosser Baum, und
breitet sich an Wurtzeln und Aesten sehr
weit aus, so, daß man dergleichen an Grös-
se nicht hat.

§. 5.

Das Fichten-Holtz gehet ne-
ben einander gerade in die Höhe, und be-
läufft sich mit seinen Wurtzeln gantz flach
auf der Erden, daher es, weil es keine
Pfahl-Wurtzel schlägt, wie ein Leuchter
auf seinem Fuß zu stehen scheinet. Jn-
dem die Wurtzel nur ein wenig mit Erde
bedeckt, so muß sie auch unter allen vom
Winde den grösten Schaden leiden, und
wenn sie ein wenig Lufft bekommt, kan
sich der Baum fast gar nicht vor dem
Winde erhalten. Es muß dieses Holtz
mit Schneideln verschonet, oder zum we-
nigsten gar behutsam damit umgegangen
werden. Ein Forst-Verständiger muß
dieses Holtz eben wie die Tannen und Kie-
fern, wenn es seyn kan, nicht von Westen
anfangen zu holtzen. Wenn dieses Holtz
lange lieget, ziehet es viel Feuchtigkeiten
an sich, und wird dadurch die hartzigte
Feuchtigkeit, als gleichsam sein Leben,
ausgezogen, daß es darnach nur vor ein
todtes und gleichsam halbes Holtz gehal-
ten wird. Weil es auch mehr Krafft als
ander Gehöltze hat, so benimmt es allen
andern neben sich stehenden Bäumen, aus-
ser der Tanne und Kiefer, alle Krafft und
Wachsthum, daß dieselben von oben her-
ein bald absterben müssen. Man macht
aus diesem Holtz gleichfalls vortreffliche
Blöche, daraus man schönere Breter,
als aus der Tanne, schneiden kan, weil
die Fichte ein weisser Holtz, auch kleiner
von Gahren, und dahero das Bret nicht
so splitterigt wird, wie von der Tanne.
Sie giebt auch wegen ihrer kleinen Gahre
weit bessere Schindeln, als die Tanne, die
dahero länger im Wetter liegen und dau-
ern können. Denn wenn ein Baum gros-
se Gahre hat, so ist das Holtz zwischen den-
selben sehr weich, folglich faulet es eher,
als ein klein-gähricht Holtz. Die Gei-
genmacher pflegen dieses Holtz gerne we-
gen seiner kleinen Gahre in grosser Men-
ge zu Geigen-Bretern wegzuführen, son-
derlich wo die Fichte lange Felder hat, weil
sonst das Holtz zu Violinen nicht groß ge-
[Spaltenumbruch] nung ist. Es ist auch dieses der Baum
alleine, von welchem man das Hartz nimmt,
und Pech daraus brennet, welches ein
gar guter Nutzen, wenn es mit Rath
geschicht.

§. 6.

Der Tannen-Baum ist we-
gen seines Hartzes fast geartet wie die Fich-
te, wächst auch meistentheils gerne unter
und mit derselben in die Höhe. Sie ist
zweyerley Art, nemlich die schwartze Tan-
ne, welche eine Schaale hat, wie alles an-
dere schwartze Holtz, und die weisse Tan-
ne, welche eine weisse Schaale führet.
Jhren Unterscheid von der Fichte findet
man in den Nadeln, weil die Tanne dun-
ckel-grüne, die Fichte aber hell-grüne Na-
deln hat. Desgleichen sitzen die Nadeln
der Tanne nur an zwey Seiten, wie an
einer Feder; bey der Fichte aber stehen die-
selben rund herum. Der Saame dieses
Baumes wird eben in solchen Zapffen ge-
zeuget, wie der Fichtene, ausser, daß diese
Zapffen alle aufwerts stehen, die Fichte-
nen hingegen unterwerts hangen. Er ist
sonst von Natur mit einer Pfahl-Wur-
tzel umgeben, dahero er in den Winden
sich eher, als die Fichte, erhalten kan. Weil
er sehr gerade in die Höhe wächst, so ist
er überaus wohl zu nutzen, indem er offt
5. biß 6. Blöche giebt, daraus man Boh-
len, Breter und Latten schneiden kan.
Zum Bau-Holtz ist es sonderlich gut, nicht
allein vor die Zimmerleute wohl zu ar-
beiten, sondern es hält auch im Bauen die
Schnure, und dauert ziemlich wegen der
Trockene. Es wird zu Schindeln, Back-
Trögen, Mulden, Back-Schüsseln, Sie-
bes-Läufften, Schiebe-Schüsseln im
Back-Hause, und dergleichen, genutzet.

§. 7.

Die Kiefer gehet sehr mastig
und jähling in die Höhe, zumahl wenn
sie Lufft hat, und zwar aus dem Saa-
men, massen ihr Stamm, wenn sie abge-
hauen, niemahls wieder ausschläget.
Sonderlich aber wächst sie an den Win-
ter-Lagen sehr geschwinde, und sind ihre
Jahre, wie lange der Stamm gestanden,
sowohl auf dem abgeschnittenen Stock,
als auch an denen iedes Jahr austreiben-
den, und nachmahls an dem Schafft gar
mercklich ästigen Qverlen zu sehen. Ob
er nun gleich sehr geschwinde und hoch
wächst, so übertrifft er doch die Fichte
nicht, welche um ein ziemliches höher
kömmt. Wenn deren Saame keinen
Raum oder Lufft zum Wachsthum be-
kommt, so kan er sich lange Jahre in der
Erde conserviren, weil das Korn gleich

den
P p (Anderer Haupt-Theil.)

Anmerckungen von wilden Baͤumen und Stauden.
[Spaltenumbruch] ein Knorpel wie ein Agat wird. Er hat
Blaͤtter wie Vogelbeer-Laub, aber die
Farbe iſt Meer-gruͤn. Die Wurtzeln
wachſen ſo tief, als der Baum uͤber ſich
waͤchſt, und gehen auch wohl gar durch
die Keller hindurch. Der Pappel-
Baum,
wenn der ins Wachſen kommt,
wird ein unſaͤglich groſſer Baum, und
breitet ſich an Wurtzeln und Aeſten ſehr
weit aus, ſo, daß man dergleichen an Groͤſ-
ſe nicht hat.

§. 5.

Das Fichten-Holtz gehet ne-
ben einander gerade in die Hoͤhe, und be-
laͤufft ſich mit ſeinen Wurtzeln gantz flach
auf der Erden, daher es, weil es keine
Pfahl-Wurtzel ſchlaͤgt, wie ein Leuchter
auf ſeinem Fuß zu ſtehen ſcheinet. Jn-
dem die Wurtzel nur ein wenig mit Erde
bedeckt, ſo muß ſie auch unter allen vom
Winde den groͤſten Schaden leiden, und
wenn ſie ein wenig Lufft bekommt, kan
ſich der Baum faſt gar nicht vor dem
Winde erhalten. Es muß dieſes Holtz
mit Schneideln verſchonet, oder zum we-
nigſten gar behutſam damit umgegangen
werden. Ein Forſt-Verſtaͤndiger muß
dieſes Holtz eben wie die Tannen und Kie-
fern, wenn es ſeyn kan, nicht von Weſten
anfangen zu holtzen. Wenn dieſes Holtz
lange lieget, ziehet es viel Feuchtigkeiten
an ſich, und wird dadurch die hartzigte
Feuchtigkeit, als gleichſam ſein Leben,
ausgezogen, daß es darnach nur vor ein
todtes und gleichſam halbes Holtz gehal-
ten wird. Weil es auch mehr Krafft als
ander Gehoͤltze hat, ſo benimmt es allen
andern neben ſich ſtehenden Baͤumen, auſ-
ſer der Tanne und Kiefer, alle Krafft und
Wachsthum, daß dieſelben von oben her-
ein bald abſterben muͤſſen. Man macht
aus dieſem Holtz gleichfalls vortreffliche
Bloͤche, daraus man ſchoͤnere Breter,
als aus der Tanne, ſchneiden kan, weil
die Fichte ein weiſſer Holtz, auch kleiner
von Gahren, und dahero das Bret nicht
ſo ſplitterigt wird, wie von der Tanne.
Sie giebt auch wegen ihrer kleinen Gahre
weit beſſere Schindeln, als die Tanne, die
dahero laͤnger im Wetter liegen und dau-
ern koͤnnen. Denn wenn ein Baum groſ-
ſe Gahre hat, ſo iſt das Holtz zwiſchen den-
ſelben ſehr weich, folglich faulet es eher,
als ein klein-gaͤhricht Holtz. Die Gei-
genmacher pflegen dieſes Holtz gerne we-
gen ſeiner kleinen Gahre in groſſer Men-
ge zu Geigen-Bretern wegzufuͤhren, ſon-
derlich wo die Fichte lange Felder hat, weil
ſonſt das Holtz zu Violinen nicht groß ge-
[Spaltenumbruch] nung iſt. Es iſt auch dieſes der Baum
alleine, von welchem man das Hartz nim̃t,
und Pech daraus brennet, welches ein
gar guter Nutzen, wenn es mit Rath
geſchicht.

§. 6.

Der Tannen-Baum iſt we-
gen ſeines Hartzes faſt geartet wie die Fich-
te, waͤchſt auch meiſtentheils gerne unter
und mit derſelben in die Hoͤhe. Sie iſt
zweyerley Art, nemlich die ſchwartze Tan-
ne, welche eine Schaale hat, wie alles an-
dere ſchwartze Holtz, und die weiſſe Tan-
ne, welche eine weiſſe Schaale fuͤhret.
Jhren Unterſcheid von der Fichte findet
man in den Nadeln, weil die Tanne dun-
ckel-gruͤne, die Fichte aber hell-gruͤne Na-
deln hat. Desgleichen ſitzen die Nadeln
der Tanne nur an zwey Seiten, wie an
einer Feder; bey der Fichte aber ſtehen die-
ſelben rund herum. Der Saame dieſes
Baumes wird eben in ſolchen Zapffen ge-
zeuget, wie der Fichtene, auſſer, daß dieſe
Zapffen alle aufwerts ſtehen, die Fichte-
nen hingegen unterwerts hangen. Er iſt
ſonſt von Natur mit einer Pfahl-Wur-
tzel umgeben, dahero er in den Winden
ſich eher, als die Fichte, erhalten kan. Weil
er ſehr gerade in die Hoͤhe waͤchſt, ſo iſt
er uͤberaus wohl zu nutzen, indem er offt
5. biß 6. Bloͤche giebt, daraus man Boh-
len, Breter und Latten ſchneiden kan.
Zum Bau-Holtz iſt es ſonderlich gut, nicht
allein vor die Zimmerleute wohl zu ar-
beiten, ſondern es haͤlt auch im Bauen die
Schnure, und dauert ziemlich wegen der
Trockene. Es wird zu Schindeln, Back-
Troͤgen, Mulden, Back-Schuͤſſeln, Sie-
bes-Laͤufften, Schiebe-Schuͤſſeln im
Back-Hauſe, und dergleichen, genutzet.

§. 7.

Die Kiefer gehet ſehr maſtig
und jaͤhling in die Hoͤhe, zumahl wenn
ſie Lufft hat, und zwar aus dem Saa-
men, maſſen ihr Stamm, wenn ſie abge-
hauen, niemahls wieder ausſchlaͤget.
Sonderlich aber waͤchſt ſie an den Win-
ter-Lagen ſehr geſchwinde, und ſind ihre
Jahre, wie lange der Stamm geſtanden,
ſowohl auf dem abgeſchnittenen Stock,
als auch an denen iedes Jahr austreiben-
den, und nachmahls an dem Schafft gar
mercklich aͤſtigen Qverlen zu ſehen. Ob
er nun gleich ſehr geſchwinde und hoch
waͤchſt, ſo uͤbertrifft er doch die Fichte
nicht, welche um ein ziemliches hoͤher
koͤmmt. Wenn deren Saame keinen
Raum oder Lufft zum Wachsthum be-
kommt, ſo kan er ſich lange Jahre in der
Erde conſerviren, weil das Korn gleich

den
P p (Anderer Haupt-Theil.)
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[297/0445] Anmerckungen von wilden Baͤumen und Stauden. ein Knorpel wie ein Agat wird. Er hat Blaͤtter wie Vogelbeer-Laub, aber die Farbe iſt Meer-gruͤn. Die Wurtzeln wachſen ſo tief, als der Baum uͤber ſich waͤchſt, und gehen auch wohl gar durch die Keller hindurch. Der Pappel- Baum, wenn der ins Wachſen kommt, wird ein unſaͤglich groſſer Baum, und breitet ſich an Wurtzeln und Aeſten ſehr weit aus, ſo, daß man dergleichen an Groͤſ- ſe nicht hat. §. 5.Das Fichten-Holtz gehet ne- ben einander gerade in die Hoͤhe, und be- laͤufft ſich mit ſeinen Wurtzeln gantz flach auf der Erden, daher es, weil es keine Pfahl-Wurtzel ſchlaͤgt, wie ein Leuchter auf ſeinem Fuß zu ſtehen ſcheinet. Jn- dem die Wurtzel nur ein wenig mit Erde bedeckt, ſo muß ſie auch unter allen vom Winde den groͤſten Schaden leiden, und wenn ſie ein wenig Lufft bekommt, kan ſich der Baum faſt gar nicht vor dem Winde erhalten. Es muß dieſes Holtz mit Schneideln verſchonet, oder zum we- nigſten gar behutſam damit umgegangen werden. Ein Forſt-Verſtaͤndiger muß dieſes Holtz eben wie die Tannen und Kie- fern, wenn es ſeyn kan, nicht von Weſten anfangen zu holtzen. Wenn dieſes Holtz lange lieget, ziehet es viel Feuchtigkeiten an ſich, und wird dadurch die hartzigte Feuchtigkeit, als gleichſam ſein Leben, ausgezogen, daß es darnach nur vor ein todtes und gleichſam halbes Holtz gehal- ten wird. Weil es auch mehr Krafft als ander Gehoͤltze hat, ſo benimmt es allen andern neben ſich ſtehenden Baͤumen, auſ- ſer der Tanne und Kiefer, alle Krafft und Wachsthum, daß dieſelben von oben her- ein bald abſterben muͤſſen. Man macht aus dieſem Holtz gleichfalls vortreffliche Bloͤche, daraus man ſchoͤnere Breter, als aus der Tanne, ſchneiden kan, weil die Fichte ein weiſſer Holtz, auch kleiner von Gahren, und dahero das Bret nicht ſo ſplitterigt wird, wie von der Tanne. Sie giebt auch wegen ihrer kleinen Gahre weit beſſere Schindeln, als die Tanne, die dahero laͤnger im Wetter liegen und dau- ern koͤnnen. Denn wenn ein Baum groſ- ſe Gahre hat, ſo iſt das Holtz zwiſchen den- ſelben ſehr weich, folglich faulet es eher, als ein klein-gaͤhricht Holtz. Die Gei- genmacher pflegen dieſes Holtz gerne we- gen ſeiner kleinen Gahre in groſſer Men- ge zu Geigen-Bretern wegzufuͤhren, ſon- derlich wo die Fichte lange Felder hat, weil ſonſt das Holtz zu Violinen nicht groß ge- nung iſt. Es iſt auch dieſes der Baum alleine, von welchem man das Hartz nim̃t, und Pech daraus brennet, welches ein gar guter Nutzen, wenn es mit Rath geſchicht. §. 6.Der Tannen-Baum iſt we- gen ſeines Hartzes faſt geartet wie die Fich- te, waͤchſt auch meiſtentheils gerne unter und mit derſelben in die Hoͤhe. Sie iſt zweyerley Art, nemlich die ſchwartze Tan- ne, welche eine Schaale hat, wie alles an- dere ſchwartze Holtz, und die weiſſe Tan- ne, welche eine weiſſe Schaale fuͤhret. Jhren Unterſcheid von der Fichte findet man in den Nadeln, weil die Tanne dun- ckel-gruͤne, die Fichte aber hell-gruͤne Na- deln hat. Desgleichen ſitzen die Nadeln der Tanne nur an zwey Seiten, wie an einer Feder; bey der Fichte aber ſtehen die- ſelben rund herum. Der Saame dieſes Baumes wird eben in ſolchen Zapffen ge- zeuget, wie der Fichtene, auſſer, daß dieſe Zapffen alle aufwerts ſtehen, die Fichte- nen hingegen unterwerts hangen. Er iſt ſonſt von Natur mit einer Pfahl-Wur- tzel umgeben, dahero er in den Winden ſich eher, als die Fichte, erhalten kan. Weil er ſehr gerade in die Hoͤhe waͤchſt, ſo iſt er uͤberaus wohl zu nutzen, indem er offt 5. biß 6. Bloͤche giebt, daraus man Boh- len, Breter und Latten ſchneiden kan. Zum Bau-Holtz iſt es ſonderlich gut, nicht allein vor die Zimmerleute wohl zu ar- beiten, ſondern es haͤlt auch im Bauen die Schnure, und dauert ziemlich wegen der Trockene. Es wird zu Schindeln, Back- Troͤgen, Mulden, Back-Schuͤſſeln, Sie- bes-Laͤufften, Schiebe-Schuͤſſeln im Back-Hauſe, und dergleichen, genutzet. §. 7.Die Kiefer gehet ſehr maſtig und jaͤhling in die Hoͤhe, zumahl wenn ſie Lufft hat, und zwar aus dem Saa- men, maſſen ihr Stamm, wenn ſie abge- hauen, niemahls wieder ausſchlaͤget. Sonderlich aber waͤchſt ſie an den Win- ter-Lagen ſehr geſchwinde, und ſind ihre Jahre, wie lange der Stamm geſtanden, ſowohl auf dem abgeſchnittenen Stock, als auch an denen iedes Jahr austreiben- den, und nachmahls an dem Schafft gar mercklich aͤſtigen Qverlen zu ſehen. Ob er nun gleich ſehr geſchwinde und hoch waͤchſt, ſo uͤbertrifft er doch die Fichte nicht, welche um ein ziemliches hoͤher koͤmmt. Wenn deren Saame keinen Raum oder Lufft zum Wachsthum be- kommt, ſo kan er ſich lange Jahre in der Erde conſerviren, weil das Korn gleich den P p (Anderer Haupt-Theil.)

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/445>, abgerufen am 29.03.2024.