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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Anmerckungen von wilden Bäumen und Stauden.
[Spaltenumbruch] auch nicht von so süssen Geschmack, als
die aus Jtalien kommen.

§. 10.

Die Aesche ist mehrentheils
an den Orten, wo die Erle wächst, anzu-
treffen, man findet sie auch an trocknen
Oertern und in Wäldern. Es ist ein
sehr zähes Holtz, daher den Wagnern
nicht unbrauchbar, hat grobe Gahre, ist
ungemein porös, und kommt dem Nuß-
Baum so wohl wegen des Holtzes als
Laubes nicht ungleich, nur daß es etwas
härter, das Laub auch viel Klein-Blät-
teriger ist. Der Saame dieses Baumes
ist weißlicht, und hängt vielfältig in For-
me der Schoten, Knospen-Weise an und
neben einander. Es ist dieser Baum
leichtlich zu schneideln, und in die Höhe zu
bringen, indem er im Winter sehr dauer-
hafftig, er schläget eine starcke Wurtzel und
ist wegen seiner ungemeinen Sömmerung
am allerbesten an denen Wassern, auf
Wiesen, nicht aber in Gärten. Aufs höch-
ste kan man ihn nur in denselben in den
Hecken und Zaunen stehen lassen.

§. 11.

Der Tax-Baum wächst zwar
hiesiger Gegenden nicht aller Orten, doch
wird er mehrentheils in steinigten Ber-
gen gefunden, es ist ein Winters- und
Sommers-Zeit grünes Holtz, und glei-
chet dem Tannen-Holtz, so, daß man we-
nig Unterschied dabey findet, ausser daß
es in keinen sonderlichen Saamen trei-
bet, sondern nur um sich wächst, gleich
den Wacholder-Holtz. Den Fliegen-
Baum
hat man an wenig Orten, son-
derlich aber wird er an denen Gärten
und Wassern gefunden. Es ist eigent-
lich kein rechter Baum, sondern er wächst
gantz unartig, knotig und knorrigt. Sein
Blatt ist fast wie von einen Agat-Baum,
iedoch an Farbe gantz Graß-grün. Sein
Holtz, wenn es recht dürre, wird an Här-
te und schöner weissen Farbe als ein Helf-
fenbein. Weil man alle Blätter an die-
sem Baum voller Fliegen und Mücken
findet, so hat er seinen Nahmen daher be-
kommen. Die Schuster können ihn we-
gen seiner Festigkeit vor andern zu Schuh-
Pflöckern gar wohl gebrauchen.

§. 12.

Des Schißbeeren-Holtzes
giebt es dreyerley Sorten, eines ist von
Farbe dunckel-braun, mit weissen kleinen
Pünctgen auf der Schaale, welches die
Pulver-macher wegen ihrer Kohlen ger-
ne suchen. Es führt ein Laub fast wie
eine saure Kirsche. Die andere Art
trägt schwartze Beeren, wie Wacholdern.
[Spaltenumbruch] Sein Holtz ist feste, und den Schustern
zu Schuh-Pflockern sehr dienlich. Die
dritte Art ist licht-grau von Schaalen, und
hat ein Blatt, gleich dem Maulbeer-
Baum-Laube, trägt eine rothe, weiche
doch stinckende Beere, welche wie das
Holtz einen sehr starcken und unangeneh-
men Geruch hat. Das Rüstern-Holtz
wird meistentheils in den Hecken, als ein
stockigtes Holtz gefunden. Es hat eine
Graß-grüne Schaale mit vier dünnen
grauen Streifen umgeben, und trägt
ein grünes Blat, etwas breiter, als ein
Weiden-Blat. Seine Frucht bestehet
in Pfirsich-Blüth-farbenen viereckigten
Glöcklein in Forme einer Rauten-Kno-
spen, doch etwas grösser, welche, wenn sie
sich Herbst-Zeit aufthut, vier gelbe Saa-
men-Körnlein zeuget, und sehr angenehm
zu sehen ist.

§. 13.

Der Arlsbeer-Baum ist ein
festes und glattes Holtz, wiewohl es,
wenn es grüne, gerne bricht, und dahero
niemand auf seinen Aesten sicher ist. Sein
Laub ist an Gestalt fast wie ein Maul-
beer- oder Ahorn-Laub, ausser daß es
röthlicher, denn jenes ist. Es wächst sehr
scharf in die Sommer-Sprossen, und ist
im Wetter sehr dauerhafftig. Man kan
es auch auf den jungen Schlägen gar
wohl leiden, weil es den jungen Unter-
wuchs nicht sonderlich verdrückt, und den
Vogel im Zuge seiner Beere wegen zu-
weilen länger aufhält. Seine Früchte
kommen den Wildpräth und den Vogeln
sehr zu gute, wiewohl sie auch den Men-
schen nicht unschädlich. Man gebraucht
dieses Holtz, sonderllch seiner Härte und
Glätte halber zu Hobeln und Richt-
Scheiden. Die wilden Aepffel- und
Birn-Bäume werden aus den Kernen,
die die Vögel, Eich-hörner, Dachse und
Füchse herum schleppen, gezeuget. Das
wilde Aepfel-Holtz ist zwar feste aber un-
gerade, und daher zu nichts zu gebrau-
chen, als zu Mühlen-Kämmen, und zum
Maltzen und Brauen. Das wilde Obst
ist vor das Wild gar nutzbar, und kan
auch vor die Menschen ein Most daraus
zubereitet werden. Man kan die wil-
den Birn-Bäume auf dem Schlage mit
ziehen, ohne dem Unterwuchs Schaden
damit zu thun. Er hat ein Horn-festes
Holtz, von kleinen Gahren, und wird da-
hero von den Schreinern wohl gebraucht.
Jm übrigen ist es im Wetter sehr dau-
erhafft.

§. 14.

Der Nuß-Baum hat seinen

besten
P p 2

Anmerckungen von wilden Baͤumen und Stauden.
[Spaltenumbruch] auch nicht von ſo ſuͤſſen Geſchmack, als
die aus Jtalien kommen.

§. 10.

Die Aeſche iſt mehrentheils
an den Orten, wo die Erle waͤchſt, anzu-
treffen, man findet ſie auch an trocknen
Oertern und in Waͤldern. Es iſt ein
ſehr zaͤhes Holtz, daher den Wagnern
nicht unbrauchbar, hat grobe Gahre, iſt
ungemein porös, und kommt dem Nuß-
Baum ſo wohl wegen des Holtzes als
Laubes nicht ungleich, nur daß es etwas
haͤrter, das Laub auch viel Klein-Blaͤt-
teriger iſt. Der Saame dieſes Baumes
iſt weißlicht, und haͤngt vielfaͤltig in For-
me der Schoten, Knoſpen-Weiſe an und
neben einander. Es iſt dieſer Baum
leichtlich zu ſchneideln, und in die Hoͤhe zu
bringen, indem er im Winter ſehr dauer-
hafftig, er ſchlaͤget eine ſtarcke Wurtzel und
iſt wegen ſeiner ungemeinen Soͤm̃erung
am allerbeſten an denen Waſſern, auf
Wieſen, nicht aber in Gaͤrten. Aufs hoͤch-
ſte kan man ihn nur in denſelben in den
Hecken und Zaunen ſtehen laſſen.

§. 11.

Der Tax-Baum waͤchſt zwar
hieſiger Gegenden nicht aller Orten, doch
wird er mehrentheils in ſteinigten Ber-
gen gefunden, es iſt ein Winters- und
Sommers-Zeit gruͤnes Holtz, und glei-
chet dem Tannen-Holtz, ſo, daß man we-
nig Unterſchied dabey findet, auſſer daß
es in keinen ſonderlichen Saamen trei-
bet, ſondern nur um ſich waͤchſt, gleich
den Wacholder-Holtz. Den Fliegen-
Baum
hat man an wenig Orten, ſon-
derlich aber wird er an denen Gaͤrten
und Waſſern gefunden. Es iſt eigent-
lich kein rechter Baum, ſondern er waͤchſt
gantz unartig, knotig und knorrigt. Sein
Blatt iſt faſt wie von einen Agat-Baum,
iedoch an Farbe gantz Graß-gruͤn. Sein
Holtz, wenn es recht duͤrre, wird an Haͤr-
te und ſchoͤner weiſſen Farbe als ein Helf-
fenbein. Weil man alle Blaͤtter an die-
ſem Baum voller Fliegen und Muͤcken
findet, ſo hat er ſeinen Nahmen daher be-
kommen. Die Schuſter koͤnnen ihn we-
gen ſeiner Feſtigkeit vor andern zu Schuh-
Pfloͤckern gar wohl gebrauchen.

§. 12.

Des Schißbeeren-Holtzes
giebt es dreyerley Sorten, eines iſt von
Farbe dunckel-braun, mit weiſſen kleinen
Puͤnctgen auf der Schaale, welches die
Pulver-macher wegen ihrer Kohlen ger-
ne ſuchen. Es fuͤhrt ein Laub faſt wie
eine ſaure Kirſche. Die andere Art
traͤgt ſchwartze Beeren, wie Wacholdern.
[Spaltenumbruch] Sein Holtz iſt feſte, und den Schuſtern
zu Schuh-Pflockern ſehr dienlich. Die
dritte Art iſt licht-grau von Schaalen, und
hat ein Blatt, gleich dem Maulbeer-
Baum-Laube, traͤgt eine rothe, weiche
doch ſtinckende Beere, welche wie das
Holtz einen ſehr ſtarcken und unangeneh-
men Geruch hat. Das Ruͤſtern-Holtz
wird meiſtentheils in den Hecken, als ein
ſtockigtes Holtz gefunden. Es hat eine
Graß-gruͤne Schaale mit vier duͤnnen
grauen Streifen umgeben, und traͤgt
ein gruͤnes Blat, etwas breiter, als ein
Weiden-Blat. Seine Frucht beſtehet
in Pfirſich-Bluͤth-farbenen viereckigten
Gloͤcklein in Forme einer Rauten-Kno-
ſpen, doch etwas groͤſſer, welche, wenn ſie
ſich Herbſt-Zeit aufthut, vier gelbe Saa-
men-Koͤrnlein zeuget, und ſehr angenehm
zu ſehen iſt.

§. 13.

Der Arlsbeer-Baum iſt ein
feſtes und glattes Holtz, wiewohl es,
wenn es gruͤne, gerne bricht, und dahero
niemand auf ſeinen Aeſten ſicher iſt. Sein
Laub iſt an Geſtalt faſt wie ein Maul-
beer- oder Ahorn-Laub, auſſer daß es
roͤthlicher, denn jenes iſt. Es waͤchſt ſehr
ſcharf in die Sommer-Sproſſen, und iſt
im Wetter ſehr dauerhafftig. Man kan
es auch auf den jungen Schlaͤgen gar
wohl leiden, weil es den jungen Unter-
wuchs nicht ſonderlich verdruͤckt, und den
Vogel im Zuge ſeiner Beere wegen zu-
weilen laͤnger aufhaͤlt. Seine Fruͤchte
kommen den Wildpraͤth und den Vogeln
ſehr zu gute, wiewohl ſie auch den Men-
ſchen nicht unſchaͤdlich. Man gebraucht
dieſes Holtz, ſonderllch ſeiner Haͤrte und
Glaͤtte halber zu Hobeln und Richt-
Scheiden. Die wilden Aepffel- und
Birn-Baͤume werden aus den Kernen,
die die Voͤgel, Eich-hoͤrner, Dachſe und
Fuͤchſe herum ſchleppen, gezeuget. Das
wilde Aepfel-Holtz iſt zwar feſte aber un-
gerade, und daher zu nichts zu gebrau-
chen, als zu Muͤhlen-Kaͤmmen, und zum
Maltzen und Brauen. Das wilde Obſt
iſt vor das Wild gar nutzbar, und kan
auch vor die Menſchen ein Moſt daraus
zubereitet werden. Man kan die wil-
den Birn-Baͤume auf dem Schlage mit
ziehen, ohne dem Unterwuchs Schaden
damit zu thun. Er hat ein Horn-feſtes
Holtz, von kleinen Gahren, und wird da-
hero von den Schreinern wohl gebraucht.
Jm uͤbrigen iſt es im Wetter ſehr dau-
erhafft.

§. 14.

Der Nuß-Baum hat ſeinen

beſten
P p 2
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[209[299]/0447] Anmerckungen von wilden Baͤumen und Stauden. auch nicht von ſo ſuͤſſen Geſchmack, als die aus Jtalien kommen. §. 10.Die Aeſche iſt mehrentheils an den Orten, wo die Erle waͤchſt, anzu- treffen, man findet ſie auch an trocknen Oertern und in Waͤldern. Es iſt ein ſehr zaͤhes Holtz, daher den Wagnern nicht unbrauchbar, hat grobe Gahre, iſt ungemein porös, und kommt dem Nuß- Baum ſo wohl wegen des Holtzes als Laubes nicht ungleich, nur daß es etwas haͤrter, das Laub auch viel Klein-Blaͤt- teriger iſt. Der Saame dieſes Baumes iſt weißlicht, und haͤngt vielfaͤltig in For- me der Schoten, Knoſpen-Weiſe an und neben einander. Es iſt dieſer Baum leichtlich zu ſchneideln, und in die Hoͤhe zu bringen, indem er im Winter ſehr dauer- hafftig, er ſchlaͤget eine ſtarcke Wurtzel und iſt wegen ſeiner ungemeinen Soͤm̃erung am allerbeſten an denen Waſſern, auf Wieſen, nicht aber in Gaͤrten. Aufs hoͤch- ſte kan man ihn nur in denſelben in den Hecken und Zaunen ſtehen laſſen. §. 11.Der Tax-Baum waͤchſt zwar hieſiger Gegenden nicht aller Orten, doch wird er mehrentheils in ſteinigten Ber- gen gefunden, es iſt ein Winters- und Sommers-Zeit gruͤnes Holtz, und glei- chet dem Tannen-Holtz, ſo, daß man we- nig Unterſchied dabey findet, auſſer daß es in keinen ſonderlichen Saamen trei- bet, ſondern nur um ſich waͤchſt, gleich den Wacholder-Holtz. Den Fliegen- Baum hat man an wenig Orten, ſon- derlich aber wird er an denen Gaͤrten und Waſſern gefunden. Es iſt eigent- lich kein rechter Baum, ſondern er waͤchſt gantz unartig, knotig und knorrigt. Sein Blatt iſt faſt wie von einen Agat-Baum, iedoch an Farbe gantz Graß-gruͤn. Sein Holtz, wenn es recht duͤrre, wird an Haͤr- te und ſchoͤner weiſſen Farbe als ein Helf- fenbein. Weil man alle Blaͤtter an die- ſem Baum voller Fliegen und Muͤcken findet, ſo hat er ſeinen Nahmen daher be- kommen. Die Schuſter koͤnnen ihn we- gen ſeiner Feſtigkeit vor andern zu Schuh- Pfloͤckern gar wohl gebrauchen. §. 12.Des Schißbeeren-Holtzes giebt es dreyerley Sorten, eines iſt von Farbe dunckel-braun, mit weiſſen kleinen Puͤnctgen auf der Schaale, welches die Pulver-macher wegen ihrer Kohlen ger- ne ſuchen. Es fuͤhrt ein Laub faſt wie eine ſaure Kirſche. Die andere Art traͤgt ſchwartze Beeren, wie Wacholdern. Sein Holtz iſt feſte, und den Schuſtern zu Schuh-Pflockern ſehr dienlich. Die dritte Art iſt licht-grau von Schaalen, und hat ein Blatt, gleich dem Maulbeer- Baum-Laube, traͤgt eine rothe, weiche doch ſtinckende Beere, welche wie das Holtz einen ſehr ſtarcken und unangeneh- men Geruch hat. Das Ruͤſtern-Holtz wird meiſtentheils in den Hecken, als ein ſtockigtes Holtz gefunden. Es hat eine Graß-gruͤne Schaale mit vier duͤnnen grauen Streifen umgeben, und traͤgt ein gruͤnes Blat, etwas breiter, als ein Weiden-Blat. Seine Frucht beſtehet in Pfirſich-Bluͤth-farbenen viereckigten Gloͤcklein in Forme einer Rauten-Kno- ſpen, doch etwas groͤſſer, welche, wenn ſie ſich Herbſt-Zeit aufthut, vier gelbe Saa- men-Koͤrnlein zeuget, und ſehr angenehm zu ſehen iſt. §. 13.Der Arlsbeer-Baum iſt ein feſtes und glattes Holtz, wiewohl es, wenn es gruͤne, gerne bricht, und dahero niemand auf ſeinen Aeſten ſicher iſt. Sein Laub iſt an Geſtalt faſt wie ein Maul- beer- oder Ahorn-Laub, auſſer daß es roͤthlicher, denn jenes iſt. Es waͤchſt ſehr ſcharf in die Sommer-Sproſſen, und iſt im Wetter ſehr dauerhafftig. Man kan es auch auf den jungen Schlaͤgen gar wohl leiden, weil es den jungen Unter- wuchs nicht ſonderlich verdruͤckt, und den Vogel im Zuge ſeiner Beere wegen zu- weilen laͤnger aufhaͤlt. Seine Fruͤchte kommen den Wildpraͤth und den Vogeln ſehr zu gute, wiewohl ſie auch den Men- ſchen nicht unſchaͤdlich. Man gebraucht dieſes Holtz, ſonderllch ſeiner Haͤrte und Glaͤtte halber zu Hobeln und Richt- Scheiden. Die wilden Aepffel- und Birn-Baͤume werden aus den Kernen, die die Voͤgel, Eich-hoͤrner, Dachſe und Fuͤchſe herum ſchleppen, gezeuget. Das wilde Aepfel-Holtz iſt zwar feſte aber un- gerade, und daher zu nichts zu gebrau- chen, als zu Muͤhlen-Kaͤmmen, und zum Maltzen und Brauen. Das wilde Obſt iſt vor das Wild gar nutzbar, und kan auch vor die Menſchen ein Moſt daraus zubereitet werden. Man kan die wil- den Birn-Baͤume auf dem Schlage mit ziehen, ohne dem Unterwuchs Schaden damit zu thun. Er hat ein Horn-feſtes Holtz, von kleinen Gahren, und wird da- hero von den Schreinern wohl gebraucht. Jm uͤbrigen iſt es im Wetter ſehr dau- erhafft. §. 14.Der Nuß-Baum hat ſeinen beſten P p 2

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 209[299]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/447>, abgerufen am 29.03.2024.