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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Vierdten Theils 11. Capitel/
[Spaltenumbruch] sen, und solchen folgender gestalt aussu-
chen. Man siehet sich nach einen solchen
Ort um, wo die Natur selbst etwas da-
bey contribuiret, und wo man mercket,
daß der Hirsch daselbst vielleicht gern wech-
sele. Jst nun ein solcher Ort vorhanden,
der vom Holtze her Berg ab, nach einem
Thal zugehet, so bauet man den Garten
biß an solchen Berg an. Doch wo die
Hirsche selbst einspringen sollen, werden
keine Pallisaden gesetzet, damit sie sich
nicht etwan bey dem Einsprung spiessen
möchten, sondern es wird eine etwas läh-
ne Mauer biß an den Berg angeführet,
damit, wenn der Hirsch den Berg hinab
gehet, er doch noch etwan auf 5. oder 6.
Ellen von gedachter Mauer hinab in den
Garten springen möchte.

§. 3.

Offtmahls trägt auch die Na-
tur so viel bey, daß man wegen daselbst
befindlichen Felsen nicht einmahl einer
Mauer vonnöthen hat. Wenn nun ein
guter Hirsch das Wildpräth suchet, und
solches in dem Garten vermercket, auch
wohl ein gutes Geässe darinnen spühret,
so versucht er den Einsprung, und wird
also der Garten dadurch an Menge des
Wildpräths vermehret. Solches thut
auch ebenmäßig das Thier des Geässes
wegen. Bey Setzung der Pallisaden
pflegt man auch zuweilen einige Kriech-
Löcher zu lassen, die unter den Pallisaden
weggehen. Es wollen sonderlich zur
Winters-Zeit die Raub-Thiere sich
durch selbige hindurch begeben. Hat man
solche Löcher mit Fallen und Eisen wohl
besetzet, so gehet es selten so leer ab, daß
nicht etwan ein Wolff oder Fuchs, oder
dergleichen gefangen werde. Jedoch ist
es eben nicht gar zu rathsam mit diesen
Kriech-Löchern, und ist es besser, die Pal-
lisaden gantz zu behalten, denn es geschie-
het ohne dem zu seiner Zeit, daß sie auf
der Erde leicht abfaulen, und wo alsdenn
keine Vorsicht gebrauchet wird, der Gar-
ten löcherigt genung werden muß. Zu-
dem kan ein Wolff, welcher auf solche Art
gar leicht in den Garten kommen kan, in
demselben groß Unheyl anrichten, massen
das Wildpräth daselbst eingeschrenckt ist,
und dahero nicht so ausreissen kan, als
wie in einem offenem Walde.

§. 4.

Ein Förster, Jäger, oder Wild-
Thier-Wärter, so die Aufsicht über einen
solchen Garten hat, muß, obgleich keine
solche Lücken in dem Garten wären, den-
noch alle Morgen den Garten, wo mög-
lich, umgehen, und sonderlich den Ein-
[Spaltenumbruch] sprung wohl observiren. Weil er mit
klarem Sand bestreuet, und immer gleich
und eben erhalten werden muß, so kan er
Sommers-Zeit auf diesem Sand, und
im Winter auf dem Schnee alles mer-
cken und spühren, was eingesprungen ist.
Mitten in dem Garten setzet man gemei-
niglich ein recht grosses Lust-Hauß, wel-
ches ratione der acht Abschnitte auch acht-
eckigt aufgeführet werden muß, so, daß
man von ieder Seite auf deren einem Ab-
schnitt heraus, biß an das Ende des Gar-
tens sehen möge. Es wird dieses mittle-
re Hauß also gebauet, daß sich die Herr-
schafft in demselben nach ihrem Plaisir 8.
biß 14. Tage, auch wohl 4. Wochen auf-
halten, und ihre Beqvemlichkeit haben
mag. Von allen Seiten des mittlern
Lust-Hauses werden biß an das Ende
des Gartens gerade Linien und Gänge
gezogen. An einem ieden Gang kommt
in den Pallisaden wiederum ein kleines
Lust-Hauß mit der Ausfahrt zu sehen,
und wird dem grossen mittlern Hause in
gerader Linie entgegen gestellt. Alsdenn
kan man aus dem grossen Hause von einer
Seite zur andern das Wildpräth mit
grossem Vergnügen wechseln sehen, und
sich an ihrem Hin- und Hergehen ergö-
tzen. Ob man nun gleich solche Gänge
nicht so accurat ziehen kan, daß sie nicht
öffters durch Thäler, und wieder über
Hügel und Berge hinweg geführet wür-
den, so wird doch zum wenigsten das mitt-
lere Lust-Hauß also gebauet, daß durch
die dazwischen lauffenden Berge oder Hü-
gel der Prospect nicht gehindert werden
möge.

§. 5.

Nachdem man aus dem Lust-
Hause nicht allenthalben in die Thäler
und da herum liegenden Wiesen sehen kan,
und gleichwohl ein grosser Herr auch da-
selbst sein Divertissement finden will, zu-
mahl wenn sich das Wildpräth alldort
am liebsten aufzuhalten pflegt, so werden
inwendig im Holtze an den Wiesen ver-
deckte Gänge gemacht, in welchen man
herumgehen kan, daß das Wildpräth da-
von im geringsten nichts gewahr wird.
An solchen Gängen werden vom Busch-
wercke hier und da Hütten oder Schirme
gesetzt, darein man sich begeben, das
Wildpräth auf der Wiese daraus wahr-
nehmen, auch sodann vor und neben sich
schiessen kan. Jst das Holtz an einem Ort
von dem Thal allzu weit entfernet, so kan
man auch wohl heimliche Gänge unter
der Erden, und zwar in den Bergen und

Hügeln

Des Vierdten Theils 11. Capitel/
[Spaltenumbruch] ſen, und ſolchen folgender geſtalt ausſu-
chen. Man ſiehet ſich nach einen ſolchen
Ort um, wo die Natur ſelbſt etwas da-
bey contribuiret, und wo man mercket,
daß der Hirſch daſelbſt vielleicht gern wech-
ſele. Jſt nun ein ſolcher Ort vorhanden,
der vom Holtze her Berg ab, nach einem
Thal zugehet, ſo bauet man den Garten
biß an ſolchen Berg an. Doch wo die
Hirſche ſelbſt einſpringen ſollen, werden
keine Palliſaden geſetzet, damit ſie ſich
nicht etwan bey dem Einſprung ſpieſſen
moͤchten, ſondern es wird eine etwas laͤh-
ne Mauer biß an den Berg angefuͤhret,
damit, wenn der Hirſch den Berg hinab
gehet, er doch noch etwan auf 5. oder 6.
Ellen von gedachter Mauer hinab in den
Garten ſpringen moͤchte.

§. 3.

Offtmahls traͤgt auch die Na-
tur ſo viel bey, daß man wegen daſelbſt
befindlichen Felſen nicht einmahl einer
Mauer vonnoͤthen hat. Wenn nun ein
guter Hirſch das Wildpraͤth ſuchet, und
ſolches in dem Garten vermercket, auch
wohl ein gutes Geaͤſſe darinnen ſpuͤhret,
ſo verſucht er den Einſprung, und wird
alſo der Garten dadurch an Menge des
Wildpraͤths vermehret. Solches thut
auch ebenmaͤßig das Thier des Geaͤſſes
wegen. Bey Setzung der Palliſaden
pflegt man auch zuweilen einige Kriech-
Loͤcher zu laſſen, die unter den Palliſaden
weggehen. Es wollen ſonderlich zur
Winters-Zeit die Raub-Thiere ſich
durch ſelbige hindurch begeben. Hat man
ſolche Loͤcher mit Fallen und Eiſen wohl
beſetzet, ſo gehet es ſelten ſo leer ab, daß
nicht etwan ein Wolff oder Fuchs, oder
dergleichen gefangen werde. Jedoch iſt
es eben nicht gar zu rathſam mit dieſen
Kriech-Loͤchern, und iſt es beſſer, die Pal-
liſaden gantz zu behalten, denn es geſchie-
het ohne dem zu ſeiner Zeit, daß ſie auf
der Erde leicht abfaulen, und wo alsdenn
keine Vorſicht gebrauchet wird, der Gar-
ten loͤcherigt genung werden muß. Zu-
dem kan ein Wolff, welcher auf ſolche Art
gar leicht in den Garten kommen kan, in
demſelben groß Unheyl anrichten, maſſen
das Wildpraͤth daſelbſt eingeſchrenckt iſt,
und dahero nicht ſo ausreiſſen kan, als
wie in einem offenem Walde.

§. 4.

Ein Foͤrſter, Jaͤger, oder Wild-
Thier-Waͤrter, ſo die Aufſicht uͤber einen
ſolchen Garten hat, muß, obgleich keine
ſolche Luͤcken in dem Garten waͤren, den-
noch alle Morgen den Garten, wo moͤg-
lich, umgehen, und ſonderlich den Ein-
[Spaltenumbruch] ſprung wohl obſerviren. Weil er mit
klarem Sand beſtreuet, und immer gleich
und eben erhalten werden muß, ſo kan er
Sommers-Zeit auf dieſem Sand, und
im Winter auf dem Schnee alles mer-
cken und ſpuͤhren, was eingeſprungen iſt.
Mitten in dem Garten ſetzet man gemei-
niglich ein recht groſſes Luſt-Hauß, wel-
ches ratione der acht Abſchnitte auch acht-
eckigt aufgefuͤhret werden muß, ſo, daß
man von ieder Seite auf deren einem Ab-
ſchnitt heraus, biß an das Ende des Gar-
tens ſehen moͤge. Es wird dieſes mittle-
re Hauß alſo gebauet, daß ſich die Herr-
ſchafft in demſelben nach ihrem Plaiſir 8.
biß 14. Tage, auch wohl 4. Wochen auf-
halten, und ihre Beqvemlichkeit haben
mag. Von allen Seiten des mittlern
Luſt-Hauſes werden biß an das Ende
des Gartens gerade Linien und Gaͤnge
gezogen. An einem ieden Gang kommt
in den Palliſaden wiederum ein kleines
Luſt-Hauß mit der Ausfahrt zu ſehen,
und wird dem groſſen mittlern Hauſe in
gerader Linie entgegen geſtellt. Alsdenn
kan man aus dem groſſen Hauſe von einer
Seite zur andern das Wildpraͤth mit
groſſem Vergnuͤgen wechſeln ſehen, und
ſich an ihrem Hin- und Hergehen ergoͤ-
tzen. Ob man nun gleich ſolche Gaͤnge
nicht ſo accurat ziehen kan, daß ſie nicht
oͤffters durch Thaͤler, und wieder uͤber
Huͤgel und Berge hinweg gefuͤhret wuͤr-
den, ſo wird doch zum wenigſten das mitt-
lere Luſt-Hauß alſo gebauet, daß durch
die dazwiſchen lauffenden Berge oder Huͤ-
gel der Proſpect nicht gehindert werden
moͤge.

§. 5.

Nachdem man aus dem Luſt-
Hauſe nicht allenthalben in die Thaͤler
und da herum liegenden Wieſen ſehen kan,
und gleichwohl ein groſſer Herr auch da-
ſelbſt ſein Divertiſſement finden will, zu-
mahl wenn ſich das Wildpraͤth alldort
am liebſten aufzuhalten pflegt, ſo werden
inwendig im Holtze an den Wieſen ver-
deckte Gaͤnge gemacht, in welchen man
herumgehen kan, daß das Wildpraͤth da-
von im geringſten nichts gewahr wird.
An ſolchen Gaͤngen werden vom Buſch-
wercke hier und da Huͤtten oder Schirme
geſetzt, darein man ſich begeben, das
Wildpraͤth auf der Wieſe daraus wahr-
nehmen, auch ſodann vor und neben ſich
ſchieſſen kan. Jſt das Holtz an einem Ort
von dem Thal allzu weit entfernet, ſo kan
man auch wohl heimliche Gaͤnge unter
der Erden, und zwar in den Bergen und

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[304/0454] Des Vierdten Theils 11. Capitel/ ſen, und ſolchen folgender geſtalt ausſu- chen. Man ſiehet ſich nach einen ſolchen Ort um, wo die Natur ſelbſt etwas da- bey contribuiret, und wo man mercket, daß der Hirſch daſelbſt vielleicht gern wech- ſele. Jſt nun ein ſolcher Ort vorhanden, der vom Holtze her Berg ab, nach einem Thal zugehet, ſo bauet man den Garten biß an ſolchen Berg an. Doch wo die Hirſche ſelbſt einſpringen ſollen, werden keine Palliſaden geſetzet, damit ſie ſich nicht etwan bey dem Einſprung ſpieſſen moͤchten, ſondern es wird eine etwas laͤh- ne Mauer biß an den Berg angefuͤhret, damit, wenn der Hirſch den Berg hinab gehet, er doch noch etwan auf 5. oder 6. Ellen von gedachter Mauer hinab in den Garten ſpringen moͤchte. §. 3. Offtmahls traͤgt auch die Na- tur ſo viel bey, daß man wegen daſelbſt befindlichen Felſen nicht einmahl einer Mauer vonnoͤthen hat. Wenn nun ein guter Hirſch das Wildpraͤth ſuchet, und ſolches in dem Garten vermercket, auch wohl ein gutes Geaͤſſe darinnen ſpuͤhret, ſo verſucht er den Einſprung, und wird alſo der Garten dadurch an Menge des Wildpraͤths vermehret. Solches thut auch ebenmaͤßig das Thier des Geaͤſſes wegen. Bey Setzung der Palliſaden pflegt man auch zuweilen einige Kriech- Loͤcher zu laſſen, die unter den Palliſaden weggehen. Es wollen ſonderlich zur Winters-Zeit die Raub-Thiere ſich durch ſelbige hindurch begeben. Hat man ſolche Loͤcher mit Fallen und Eiſen wohl beſetzet, ſo gehet es ſelten ſo leer ab, daß nicht etwan ein Wolff oder Fuchs, oder dergleichen gefangen werde. Jedoch iſt es eben nicht gar zu rathſam mit dieſen Kriech-Loͤchern, und iſt es beſſer, die Pal- liſaden gantz zu behalten, denn es geſchie- het ohne dem zu ſeiner Zeit, daß ſie auf der Erde leicht abfaulen, und wo alsdenn keine Vorſicht gebrauchet wird, der Gar- ten loͤcherigt genung werden muß. Zu- dem kan ein Wolff, welcher auf ſolche Art gar leicht in den Garten kommen kan, in demſelben groß Unheyl anrichten, maſſen das Wildpraͤth daſelbſt eingeſchrenckt iſt, und dahero nicht ſo ausreiſſen kan, als wie in einem offenem Walde. §. 4. Ein Foͤrſter, Jaͤger, oder Wild- Thier-Waͤrter, ſo die Aufſicht uͤber einen ſolchen Garten hat, muß, obgleich keine ſolche Luͤcken in dem Garten waͤren, den- noch alle Morgen den Garten, wo moͤg- lich, umgehen, und ſonderlich den Ein- ſprung wohl obſerviren. Weil er mit klarem Sand beſtreuet, und immer gleich und eben erhalten werden muß, ſo kan er Sommers-Zeit auf dieſem Sand, und im Winter auf dem Schnee alles mer- cken und ſpuͤhren, was eingeſprungen iſt. Mitten in dem Garten ſetzet man gemei- niglich ein recht groſſes Luſt-Hauß, wel- ches ratione der acht Abſchnitte auch acht- eckigt aufgefuͤhret werden muß, ſo, daß man von ieder Seite auf deren einem Ab- ſchnitt heraus, biß an das Ende des Gar- tens ſehen moͤge. Es wird dieſes mittle- re Hauß alſo gebauet, daß ſich die Herr- ſchafft in demſelben nach ihrem Plaiſir 8. biß 14. Tage, auch wohl 4. Wochen auf- halten, und ihre Beqvemlichkeit haben mag. Von allen Seiten des mittlern Luſt-Hauſes werden biß an das Ende des Gartens gerade Linien und Gaͤnge gezogen. An einem ieden Gang kommt in den Palliſaden wiederum ein kleines Luſt-Hauß mit der Ausfahrt zu ſehen, und wird dem groſſen mittlern Hauſe in gerader Linie entgegen geſtellt. Alsdenn kan man aus dem groſſen Hauſe von einer Seite zur andern das Wildpraͤth mit groſſem Vergnuͤgen wechſeln ſehen, und ſich an ihrem Hin- und Hergehen ergoͤ- tzen. Ob man nun gleich ſolche Gaͤnge nicht ſo accurat ziehen kan, daß ſie nicht oͤffters durch Thaͤler, und wieder uͤber Huͤgel und Berge hinweg gefuͤhret wuͤr- den, ſo wird doch zum wenigſten das mitt- lere Luſt-Hauß alſo gebauet, daß durch die dazwiſchen lauffenden Berge oder Huͤ- gel der Proſpect nicht gehindert werden moͤge. §. 5. Nachdem man aus dem Luſt- Hauſe nicht allenthalben in die Thaͤler und da herum liegenden Wieſen ſehen kan, und gleichwohl ein groſſer Herr auch da- ſelbſt ſein Divertiſſement finden will, zu- mahl wenn ſich das Wildpraͤth alldort am liebſten aufzuhalten pflegt, ſo werden inwendig im Holtze an den Wieſen ver- deckte Gaͤnge gemacht, in welchen man herumgehen kan, daß das Wildpraͤth da- von im geringſten nichts gewahr wird. An ſolchen Gaͤngen werden vom Buſch- wercke hier und da Huͤtten oder Schirme geſetzt, darein man ſich begeben, das Wildpraͤth auf der Wieſe daraus wahr- nehmen, auch ſodann vor und neben ſich ſchieſſen kan. Jſt das Holtz an einem Ort von dem Thal allzu weit entfernet, ſo kan man auch wohl heimliche Gaͤnge unter der Erden, und zwar in den Bergen und Huͤgeln

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/454>, abgerufen am 28.03.2024.