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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Anmerckungen von Anlegung der Thier-Gärten.
[Spaltenumbruch] Hügeln hinweg, nach Art der Stollen,
verfertigen lassen. Aus solchen können
einige Oeffnungen oder Schieß-Löcher
gemacht, oder wohl gar rechte Hütten hin-
gesetzt werden, daß sich die Herrschafft
durch solche Stollen dahin verfügen, und
ihr Vergnügen finden möge. Damit das
Wildpräth auf die Plätze, wo derglei-
chen Stollen sind, desto eher gebracht wer-
de, so pflegt man denselben Ort mit Ge-
mang- Futter von Hafer und Wicken zu
bestellen, wodurch es denn dahin gelocket
wird, sich alldort beständig aufhält, und
auch desto eher zu schiessen ist.

§. 6.

Wie die Wild-Schoppen und
Saltz-Lecken anzurichten, ist hier unnö-
thig zu beschreiben, indem ich deren all-
bereits in meinem ersten Theile pag. 56.
Meldung gethan. Jn diesen Thier-Gar-
ten setzet man von allerhand Wildpräth
etwas hinein, sowohl roth als schwartz
Wildpräth, ingleichen Rehe, Dachse, Ha-
sen, und dergleichen. So werden auch
Tannen-Hirsche hinein gethan, um mit
solchen dem Thier-Garten eine Zirde zu
geben. Nun ist zwar das Tannen-Wild-
präth wegen seines Gehörnes sehr schön,
besaamet sich auch gar starck; es ist aber
der Waldung dabey überaus schädlich,
indem es sowohl im harten als weichen
Holtze gar sehr verderbet. Es streifft
rings herum an den Stämmen die Schaale
ab, daß der Stamm in einem Viertel-
Jahre darauf dürre werden muß, und
nicht mehr ausschläget. Einige behau-
pten, man solte auch in einen Thier-Gar-
ten, wo allerley Thiere wären, Canini-
chen setzen, als welche fast in allen den
Hasen ähnlich sind; allein ich halte es nicht
vor rathsam; denn erstlich besaamet sich
dieses Ungeziefer so starck, daß es fast
nicht auszurotten; ferner macht es wegen
der vielen Nässe, die es stets von sich gehen
läßt, einen sehr verdrießlichen Gestanck
um sich herum. Weil sich die Caninichen
meistentheils gerne in denen Wild-Schop-
pen, wo das Heu vor das Wildpräth lie-
get, aufhalten, so pflegen sie das Heu und
Graß gar gewaltig zu beschmeissen, daß
es recht stinckt, und offtermahls das Wild-
präth, so Winters-Zeit damit gefüttert
zu werden pflegt, häuffig davon umfällt.

§. 7.

Es muß ein Jäger, dem die
Aufsicht über den Thier-Garten anver-
trauet, dahin sehen, daß keine Hunde frey
hindurch gehen, zumahl wenn es etwan
solche Hunde sind, die gerne an einem
aufstossenden Wild Schaden thun kön-
[Spaltenumbruch] ten, daher er sie nicht anders, als an ei-
nem Strick hindurch lassen muß, und
muß durchaus kein Hund frey darinnen
lauffen. Wenn auch so gar Herrschaff-
ten etwas darinnen geschossen, und das
Wild wäre nicht gefallen, so müssen sie
solches nicht anders, als durch den Hund
suchen lassen, der an dem Pürsch-Riemen
geleitet wird.

Das 12. Capitel/
Von einigen Anmerckungen/
die Jäger-Zeug- und Vogel-
Häuser betreffend.
§. 1.

Die Jagd-Schlösser und Jagd-Häu-
ser werden gemeiniglich an diejeni-
gen Oerter in Höltzern und Wäldern ge-
bauet, wo der Auer-Hahn gerne paltzet,
oder der Hirsch in der Brunfft-Zeit sich
am meisten hören läßt. Grosse Fürsten
und Herren erbauen dieselben offt auf das
kostbarste, und muß alles an denselben so
angeleget werden, daß es weydemännisch
läßt. Die Vor-Säle, Anti-Chambres,
Zimmer und Cabinetter sind mit den schön-
sten Gemählden und Tapeserien, die lau-
ter Jagd-Stücken vorstellen, ausgezie-
ret. Die weissen Wände werden al Fri-
sco
bemahlet. An den Statuen, die sich
auf den Stiegen und sonsten hin und wie-
der praesentiren, erblickt man Faunos,
Satyros,
und andere dergleichen Gesichter.
Um dergleichen Jagd- und Lust- Häuser
noch mehr zu embelliren, leget man auf
allen Seiten von Linden-Bäumen, Ca-
stanien-Baumen, und andern derglei-
chen, schöne Alleen an, ingleichen Lust-
Gärten mit Cascaden, Fontainen, Treil-
lag
en, und andern dergleichen. Man
sucht insgemein zu dergleichen Jagd-
Schlössern solche Gegenden aus, die von
Natur gleichsam selbst schon dazu adaptirt
und disponirt zu seyn scheinen, das ist,
die um und um mit Gebüsch oder Tei-
chen und Cananlen, und andern, was hier-
zu erfordert wird, umgeben sind. Biß-
weilen legt man sie auch auf hohen Ber-
gen an, von denen man in einem herrli-
chen Prospect die schönen Ebenen, mit
Gebüschen, Dörffern, Aeckern, Wiesen
und Schlössern zu entdecken vermag.

§. 2.

Nachdem das Bayer-Land vor
andern mit vortrefflichen Jagd-Schlös-
sern ausgezieret, so wird dem Leser viel-

leicht
Q q (Anderer Haupt-Theil.)

Anmerckungen von Anlegung der Thier-Gaͤrten.
[Spaltenumbruch] Huͤgeln hinweg, nach Art der Stollen,
verfertigen laſſen. Aus ſolchen koͤnnen
einige Oeffnungen oder Schieß-Loͤcher
gemacht, oder wohl gar rechte Huͤtten hin-
geſetzt werden, daß ſich die Herrſchafft
durch ſolche Stollen dahin verfuͤgen, und
ihr Vergnuͤgen finden moͤge. Damit das
Wildpraͤth auf die Plaͤtze, wo derglei-
chen Stollen ſind, deſto eher gebracht wer-
de, ſo pflegt man denſelben Ort mit Ge-
mang- Futter von Hafer und Wicken zu
beſtellen, wodurch es denn dahin gelocket
wird, ſich alldort beſtaͤndig aufhaͤlt, und
auch deſto eher zu ſchieſſen iſt.

§. 6.

Wie die Wild-Schoppen und
Saltz-Lecken anzurichten, iſt hier unnoͤ-
thig zu beſchreiben, indem ich deren all-
bereits in meinem erſten Theile pag. 56.
Meldung gethan. Jn dieſen Thier-Gar-
ten ſetzet man von allerhand Wildpraͤth
etwas hinein, ſowohl roth als ſchwartz
Wildpraͤth, ingleichen Rehe, Dachſe, Ha-
ſen, und dergleichen. So werden auch
Tannen-Hirſche hinein gethan, um mit
ſolchen dem Thier-Garten eine Zirde zu
geben. Nun iſt zwar das Tannen-Wild-
praͤth wegen ſeines Gehoͤrnes ſehr ſchoͤn,
beſaamet ſich auch gar ſtarck; es iſt aber
der Waldung dabey uͤberaus ſchaͤdlich,
indem es ſowohl im harten als weichen
Holtze gar ſehr verderbet. Es ſtreifft
rings herum an den Staͤm̃en die Schaale
ab, daß der Stamm in einem Viertel-
Jahre darauf duͤrre werden muß, und
nicht mehr ausſchlaͤget. Einige behau-
pten, man ſolte auch in einen Thier-Gar-
ten, wo allerley Thiere waͤren, Canini-
chen ſetzen, als welche faſt in allen den
Haſen aͤhnlich ſind; allein ich halte es nicht
vor rathſam; denn erſtlich beſaamet ſich
dieſes Ungeziefer ſo ſtarck, daß es faſt
nicht auszurotten; ferner macht es wegen
der vielen Naͤſſe, die es ſtets von ſich gehen
laͤßt, einen ſehr verdrießlichen Geſtanck
um ſich herum. Weil ſich die Caninichen
meiſtentheils gerne in denen Wild-Schop-
pen, wo das Heu vor das Wildpraͤth lie-
get, aufhalten, ſo pflegen ſie das Heu und
Graß gar gewaltig zu beſchmeiſſen, daß
es recht ſtinckt, und offtermahls das Wild-
praͤth, ſo Winters-Zeit damit gefuͤttert
zu werden pflegt, haͤuffig davon umfaͤllt.

§. 7.

Es muß ein Jaͤger, dem die
Aufſicht uͤber den Thier-Garten anver-
trauet, dahin ſehen, daß keine Hunde frey
hindurch gehen, zumahl wenn es etwan
ſolche Hunde ſind, die gerne an einem
aufſtoſſenden Wild Schaden thun koͤn-
[Spaltenumbruch] ten, daher er ſie nicht anders, als an ei-
nem Strick hindurch laſſen muß, und
muß durchaus kein Hund frey darinnen
lauffen. Wenn auch ſo gar Herrſchaff-
ten etwas darinnen geſchoſſen, und das
Wild waͤre nicht gefallen, ſo muͤſſen ſie
ſolches nicht anders, als durch den Hund
ſuchen laſſen, der an dem Puͤrſch-Riemen
geleitet wird.

Das 12. Capitel/
Von einigen Anmerckungen/
die Jaͤger-Zeug- und Vogel-
Haͤuſer betreffend.
§. 1.

Die Jagd-Schloͤſſer und Jagd-Haͤu-
ſer werden gemeiniglich an diejeni-
gen Oerter in Hoͤltzern und Waͤldern ge-
bauet, wo der Auer-Hahn gerne paltzet,
oder der Hirſch in der Brunfft-Zeit ſich
am meiſten hoͤren laͤßt. Groſſe Fuͤrſten
und Herren erbauen dieſelben offt auf das
koſtbarſte, und muß alles an denſelben ſo
angeleget werden, daß es weydemaͤnniſch
laͤßt. Die Vor-Saͤle, Anti-Chambres,
Zim̃er und Cabinetter ſind mit den ſchoͤn-
ſten Gemaͤhlden und Tapeſerien, die lau-
ter Jagd-Stuͤcken vorſtellen, ausgezie-
ret. Die weiſſen Waͤnde werden al Fri-
ſco
bemahlet. An den Statuen, die ſich
auf den Stiegen und ſonſten hin und wie-
der præſentiren, erblickt man Faunos,
Satyros,
und andere dergleichen Geſichter.
Um dergleichen Jagd- und Luſt- Haͤuſer
noch mehr zu embelliren, leget man auf
allen Seiten von Linden-Baͤumen, Ca-
ſtanien-Baumen, und andern derglei-
chen, ſchoͤne Alleen an, ingleichen Luſt-
Gaͤrten mit Caſcaden, Fontainen, Treil-
lag
en, und andern dergleichen. Man
ſucht insgemein zu dergleichen Jagd-
Schloͤſſern ſolche Gegenden aus, die von
Natur gleichſam ſelbſt ſchon dazu adaptirt
und diſponirt zu ſeyn ſcheinen, das iſt,
die um und um mit Gebuͤſch oder Tei-
chen und Canãlen, und andern, was hier-
zu erfordert wird, umgeben ſind. Biß-
weilen legt man ſie auch auf hohen Ber-
gen an, von denen man in einem herrli-
chen Proſpect die ſchoͤnen Ebenen, mit
Gebuͤſchen, Doͤrffern, Aeckern, Wieſen
und Schloͤſſern zu entdecken vermag.

§. 2.

Nachdem das Bayer-Land vor
andern mit vortrefflichen Jagd-Schloͤſ-
ſern ausgezieret, ſo wird dem Leſer viel-

leicht
Q q (Anderer Haupt-Theil.)
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[305/0455] Anmerckungen von Anlegung der Thier-Gaͤrten. Huͤgeln hinweg, nach Art der Stollen, verfertigen laſſen. Aus ſolchen koͤnnen einige Oeffnungen oder Schieß-Loͤcher gemacht, oder wohl gar rechte Huͤtten hin- geſetzt werden, daß ſich die Herrſchafft durch ſolche Stollen dahin verfuͤgen, und ihr Vergnuͤgen finden moͤge. Damit das Wildpraͤth auf die Plaͤtze, wo derglei- chen Stollen ſind, deſto eher gebracht wer- de, ſo pflegt man denſelben Ort mit Ge- mang- Futter von Hafer und Wicken zu beſtellen, wodurch es denn dahin gelocket wird, ſich alldort beſtaͤndig aufhaͤlt, und auch deſto eher zu ſchieſſen iſt. §. 6. Wie die Wild-Schoppen und Saltz-Lecken anzurichten, iſt hier unnoͤ- thig zu beſchreiben, indem ich deren all- bereits in meinem erſten Theile pag. 56. Meldung gethan. Jn dieſen Thier-Gar- ten ſetzet man von allerhand Wildpraͤth etwas hinein, ſowohl roth als ſchwartz Wildpraͤth, ingleichen Rehe, Dachſe, Ha- ſen, und dergleichen. So werden auch Tannen-Hirſche hinein gethan, um mit ſolchen dem Thier-Garten eine Zirde zu geben. Nun iſt zwar das Tannen-Wild- praͤth wegen ſeines Gehoͤrnes ſehr ſchoͤn, beſaamet ſich auch gar ſtarck; es iſt aber der Waldung dabey uͤberaus ſchaͤdlich, indem es ſowohl im harten als weichen Holtze gar ſehr verderbet. Es ſtreifft rings herum an den Staͤm̃en die Schaale ab, daß der Stamm in einem Viertel- Jahre darauf duͤrre werden muß, und nicht mehr ausſchlaͤget. Einige behau- pten, man ſolte auch in einen Thier-Gar- ten, wo allerley Thiere waͤren, Canini- chen ſetzen, als welche faſt in allen den Haſen aͤhnlich ſind; allein ich halte es nicht vor rathſam; denn erſtlich beſaamet ſich dieſes Ungeziefer ſo ſtarck, daß es faſt nicht auszurotten; ferner macht es wegen der vielen Naͤſſe, die es ſtets von ſich gehen laͤßt, einen ſehr verdrießlichen Geſtanck um ſich herum. Weil ſich die Caninichen meiſtentheils gerne in denen Wild-Schop- pen, wo das Heu vor das Wildpraͤth lie- get, aufhalten, ſo pflegen ſie das Heu und Graß gar gewaltig zu beſchmeiſſen, daß es recht ſtinckt, und offtermahls das Wild- praͤth, ſo Winters-Zeit damit gefuͤttert zu werden pflegt, haͤuffig davon umfaͤllt. §. 7. Es muß ein Jaͤger, dem die Aufſicht uͤber den Thier-Garten anver- trauet, dahin ſehen, daß keine Hunde frey hindurch gehen, zumahl wenn es etwan ſolche Hunde ſind, die gerne an einem aufſtoſſenden Wild Schaden thun koͤn- ten, daher er ſie nicht anders, als an ei- nem Strick hindurch laſſen muß, und muß durchaus kein Hund frey darinnen lauffen. Wenn auch ſo gar Herrſchaff- ten etwas darinnen geſchoſſen, und das Wild waͤre nicht gefallen, ſo muͤſſen ſie ſolches nicht anders, als durch den Hund ſuchen laſſen, der an dem Puͤrſch-Riemen geleitet wird. Das 12. Capitel/ Von einigen Anmerckungen/ die Jaͤger-Zeug- und Vogel- Haͤuſer betreffend. §. 1. Die Jagd-Schloͤſſer und Jagd-Haͤu- ſer werden gemeiniglich an diejeni- gen Oerter in Hoͤltzern und Waͤldern ge- bauet, wo der Auer-Hahn gerne paltzet, oder der Hirſch in der Brunfft-Zeit ſich am meiſten hoͤren laͤßt. Groſſe Fuͤrſten und Herren erbauen dieſelben offt auf das koſtbarſte, und muß alles an denſelben ſo angeleget werden, daß es weydemaͤnniſch laͤßt. Die Vor-Saͤle, Anti-Chambres, Zim̃er und Cabinetter ſind mit den ſchoͤn- ſten Gemaͤhlden und Tapeſerien, die lau- ter Jagd-Stuͤcken vorſtellen, ausgezie- ret. Die weiſſen Waͤnde werden al Fri- ſco bemahlet. An den Statuen, die ſich auf den Stiegen und ſonſten hin und wie- der præſentiren, erblickt man Faunos, Satyros, und andere dergleichen Geſichter. Um dergleichen Jagd- und Luſt- Haͤuſer noch mehr zu embelliren, leget man auf allen Seiten von Linden-Baͤumen, Ca- ſtanien-Baumen, und andern derglei- chen, ſchoͤne Alleen an, ingleichen Luſt- Gaͤrten mit Caſcaden, Fontainen, Treil- lagen, und andern dergleichen. Man ſucht insgemein zu dergleichen Jagd- Schloͤſſern ſolche Gegenden aus, die von Natur gleichſam ſelbſt ſchon dazu adaptirt und diſponirt zu ſeyn ſcheinen, das iſt, die um und um mit Gebuͤſch oder Tei- chen und Canãlen, und andern, was hier- zu erfordert wird, umgeben ſind. Biß- weilen legt man ſie auch auf hohen Ber- gen an, von denen man in einem herrli- chen Proſpect die ſchoͤnen Ebenen, mit Gebuͤſchen, Doͤrffern, Aeckern, Wieſen und Schloͤſſern zu entdecken vermag. §. 2. Nachdem das Bayer-Land vor andern mit vortrefflichen Jagd-Schloͤſ- ſern ausgezieret, ſo wird dem Leſer viel- leicht Q q (Anderer Haupt-Theil.)

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/455>, abgerufen am 23.04.2024.