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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Vierdten Theils 12. Capitel/
[Spaltenumbruch] allerschönste Schiff aber ist der Bucentau-
rus,
welcher eben so groß, und auf die Art
gemacht ist, als der zu Venedig, worauf
der Doge fährt, wenn er am Fest der
Himmelfahrt CHristi durch einen Ring,
den er ins Meer wirfft, sich gleichsam mit
demselben vermählet. Denn es haben
Jhro Churfürstliche Durchlauchtigkeit
zu dem Ende eigene Leute nach Venedig
gesandt, damit sie von dem Venetiani-
schen Bucentauro ein Modell nehmen,
und dergleichen auf dieser See haben ver-
fertigen können, welches auch glücklich
von statten gangen.

§. 8.

Dieser Bucentaurus ist ein gros-
ses Schiff, welches ausser dem Schiffs-
Sand, womit es beladen, um ihm das
rechte Gewichte zu geben, zu unterst noch
bey 500. Boots-Knechte hat, die es, wenn
der Wind contrair, oder zum Segeln zu
schwach ist, durch Rudern hin und her
führen. Man erblickt auch von aussen
durch die Schieß-Löcher die Canonen,
welche auf ihren Lavetten stehen, von in-
nen aber die Pulver-Cammer an einem
solchen Orte, daß nicht leicht ein Unglück
dadurch entstehen kan. Gegen das For-
der-Theil des Schiffes ist ein grosser
Saal, und nach dem Hinter-Theil zu
zwey schöne Cabinets. Der grosse Mast,
welcher in dem untersten Schiff-Balcken
fest angemacht ist, gehet mitten durch die-
sen Saal hindurch, und raget weit über
das Schiff hinaus, wobey der Neptunus
auf einer grossen Meer-Muschel, die auf
einem sehr schönen Fuß-Gestell stehet,
und wo das Wasser durch eine Pompe in
die Höhe in diese Muschel getrieben wird,
zu sehen ist. An diesem Orte pflegen Jh-
ro Churfürstliche Durchlauchtigkeit zur
Lust alle diejenigen zu tauffen, welche zum
erstenmahl auf das Schiff gekommen.
Der Saal aber an sich selbst, wie auch
die zwey Cabinets sind mit Carmisin- ro-
then und mit Gold bordirten Sammet
meubliret, haben auch ihre Fenster, wel-
che durch Dorische Seulen von einander
abgesondert sind, und die man gleich den
Gläsern in Gutschen in die Höhe ziehen,
und wieder niederlassen kan.

§. 9.

Auf das Getäfel sind Delphinen,
Tritonen, Sirenen, und andere derglei-
chen Sachen gemahlet. Der andere
Schiffs-Boden ist gebogen, und mit schö-
nen Schrancken umgeben, wobey die Rin-
nen zu sehen, durch welche das Wasser
wieder ablauffen kan. Der grosse und
sehr hohe Mast führet eine blaue und
[Spaltenumbruch] weisse Fahne, welche die Chur-Bayeri-
sche Liberey ist. Die Segel-Stange, so
an diesem Mast fest gemacht, ist über 50.
Schuh lang, und dienet dazu, daß man
die Segel ausspannen, oder nachdem der
Wind ist, einziehen kan. Auf diesem an-
dern Schiffs-Boden hat der Steuer-
mann seinen Platz, welcher ein vergül-
detes Steuer-Ruder führet, ingleichen
14. Trompeter mit ihren Pauckern, wel-
che in zwey Chöre abgetheilet, und sich
wechsels-weise hören lassen, wenn sich die
hohe Herrschafft auf dem Bucentauro be-
findet. Der Hinter-Theil des Schiffes
ist mit zwey güldnen Löwen gezieret, wel-
che das Bayerische Wappen halten, son-
sten aber ist es von aussen mit allerhand
See- Sachen bemahlet. Es ist auch von
aussen zu beyden Seiten eine Gallerie vor
die Domestiquen, welche denenjenigen zur
Hand seyn, die die Ehre haben, aufzu-
warten, ohne daß sie erst nöthig hätten,
durch die Cabinets oder den grossen Saal
zu gehen. Ausser diesen Schiffen findet
man auch noch daselbst 4. grosse platte
und bedeckte Schiffe, wovon zwey zur
Küche, eines zum Keller, und eines vor
die Kellerey-Bedienten gehöret, und also
speiset man sowohl Mittags als Abends
zum öfftern auf dem Bucentauro mit eben
so grosser Commodität, als zu Lande,
bißweilen aber ländet man auch an, und
speiset unter kühlen und schattigten
Bäumen.

§. 10.

Auf dieser See divertirten sich
die Durchlauchtigste Bäyerische Herr-
schafft bey der Vermählung des Chur-
Printzens mit der Ertz-Hertzogin von
Oesterreich. Es begaben sich auf dieser
Flotte Nach- Mittags um zwey Uhr die
Durchlauchtigste Herrschafft die Printzes-
sinnen, Dames, und Hof-Cavalliers mit
ihren Bedienten, welche sich nach ihren
Rang auf kleinere Schiffe embarquirten,
massen einige vor die Almoseniers, Secre-
tari
en, Cammer-Diener und andere Be-
dienten gebauet sind. Hierauf wur-
den unter dem Schall der Trompeten und
Paucken die Stücken von dem Bucentau-
ro
gelöset, und mit den Canonen auf dem
Schloß geantwortet. Der Wald, wel-
cher an diese See stößt, ist ein Parc, der
mehr als 20. Meilen in den Umkreyß hat,
woraus man, wenn es Jhro Chur-
Fürstliche Durchlauchtigkeit befehlen, die
Hirsche in die See treibet, welches auch
damahlen geschahe, als die hohe Herr-
schafft von der Anwesenheit der Prin-

tzeßin-

Des Vierdten Theils 12. Capitel/
[Spaltenumbruch] allerſchoͤnſte Schiff aber iſt der Bucentau-
rus,
welcher eben ſo groß, und auf die Art
gemacht iſt, als der zu Venedig, worauf
der Doge faͤhrt, wenn er am Feſt der
Himmelfahrt CHriſti durch einen Ring,
den er ins Meer wirfft, ſich gleichſam mit
demſelben vermaͤhlet. Denn es haben
Jhro Churfuͤrſtliche Durchlauchtigkeit
zu dem Ende eigene Leute nach Venedig
geſandt, damit ſie von dem Venetiani-
ſchen Bucentauro ein Modell nehmen,
und dergleichen auf dieſer See haben ver-
fertigen koͤnnen, welches auch gluͤcklich
von ſtatten gangen.

§. 8.

Dieſer Bucentaurus iſt ein groſ-
ſes Schiff, welches auſſer dem Schiffs-
Sand, womit es beladen, um ihm das
rechte Gewichte zu geben, zu unterſt noch
bey 500. Boots-Knechte hat, die es, wenn
der Wind contrair, oder zum Segeln zu
ſchwach iſt, durch Rudern hin und her
fuͤhren. Man erblickt auch von auſſen
durch die Schieß-Loͤcher die Canonen,
welche auf ihren Lavetten ſtehen, von in-
nen aber die Pulver-Cammer an einem
ſolchen Orte, daß nicht leicht ein Ungluͤck
dadurch entſtehen kan. Gegen das For-
der-Theil des Schiffes iſt ein groſſer
Saal, und nach dem Hinter-Theil zu
zwey ſchoͤne Cabinets. Der groſſe Maſt,
welcher in dem unterſten Schiff-Balcken
feſt angemacht iſt, gehet mitten durch die-
ſen Saal hindurch, und raget weit uͤber
das Schiff hinaus, wobey der Neptunus
auf einer groſſen Meer-Muſchel, die auf
einem ſehr ſchoͤnen Fuß-Geſtell ſtehet,
und wo das Waſſer durch eine Pompe in
die Hoͤhe in dieſe Muſchel getrieben wird,
zu ſehen iſt. An dieſem Orte pflegen Jh-
ro Churfuͤrſtliche Durchlauchtigkeit zur
Luſt alle diejenigen zu tauffen, welche zum
erſtenmahl auf das Schiff gekommen.
Der Saal aber an ſich ſelbſt, wie auch
die zwey Cabinets ſind mit Carmiſin- ro-
then und mit Gold bordirten Sammet
meubliret, haben auch ihre Fenſter, wel-
che durch Doriſche Seulen von einander
abgeſondert ſind, und die man gleich den
Glaͤſern in Gutſchen in die Hoͤhe ziehen,
und wieder niederlaſſen kan.

§. 9.

Auf das Getaͤfel ſind Delphinen,
Tritonen, Sirenen, und andere derglei-
chen Sachen gemahlet. Der andere
Schiffs-Boden iſt gebogen, und mit ſchoͤ-
nen Schrancken umgeben, wobey die Rin-
nen zu ſehen, durch welche das Waſſer
wieder ablauffen kan. Der groſſe und
ſehr hohe Maſt fuͤhret eine blaue und
[Spaltenumbruch] weiſſe Fahne, welche die Chur-Bayeri-
ſche Liberey iſt. Die Segel-Stange, ſo
an dieſem Maſt feſt gemacht, iſt uͤber 50.
Schuh lang, und dienet dazu, daß man
die Segel ausſpannen, oder nachdem der
Wind iſt, einziehen kan. Auf dieſem an-
dern Schiffs-Boden hat der Steuer-
mann ſeinen Platz, welcher ein verguͤl-
detes Steuer-Ruder fuͤhret, ingleichen
14. Trompeter mit ihren Pauckern, wel-
che in zwey Choͤre abgetheilet, und ſich
wechſels-weiſe hoͤren laſſen, wenn ſich die
hohe Herrſchafft auf dem Bucentauro be-
findet. Der Hinter-Theil des Schiffes
iſt mit zwey guͤldnen Loͤwen gezieret, wel-
che das Bayeriſche Wappen halten, ſon-
ſten aber iſt es von auſſen mit allerhand
See- Sachen bemahlet. Es iſt auch von
auſſen zu beyden Seiten eine Gallerie vor
die Domeſtiquen, welche denenjenigen zur
Hand ſeyn, die die Ehre haben, aufzu-
warten, ohne daß ſie erſt noͤthig haͤtten,
durch die Cabinets oder den groſſen Saal
zu gehen. Auſſer dieſen Schiffen findet
man auch noch daſelbſt 4. groſſe platte
und bedeckte Schiffe, wovon zwey zur
Kuͤche, eines zum Keller, und eines vor
die Kellerey-Bedienten gehoͤret, und alſo
ſpeiſet man ſowohl Mittags als Abends
zum oͤfftern auf dem Bucentauro mit eben
ſo groſſer Commoditaͤt, als zu Lande,
bißweilen aber laͤndet man auch an, und
ſpeiſet unter kuͤhlen und ſchattigten
Baͤumen.

§. 10.

Auf dieſer See divertirten ſich
die Durchlauchtigſte Baͤyeriſche Herr-
ſchafft bey der Vermaͤhlung des Chur-
Printzens mit der Ertz-Hertzogin von
Oeſterreich. Es begaben ſich auf dieſer
Flotte Nach- Mittags um zwey Uhr die
Durchlauchtigſte Herrſchafft die Printzeſ-
ſinnen, Dames, und Hof-Cavalliers mit
ihren Bedienten, welche ſich nach ihren
Rang auf kleinere Schiffe embarquirten,
maſſen einige vor die Almoſeniers, Secre-
tari
en, Cammer-Diener und andere Be-
dienten gebauet ſind. Hierauf wur-
den unter dem Schall der Trompeten und
Paucken die Stuͤcken von dem Bucentau-
ro
geloͤſet, und mit den Canonen auf dem
Schloß geantwortet. Der Wald, wel-
cher an dieſe See ſtoͤßt, iſt ein Parc, der
mehr als 20. Meilen in den Umkreyß hat,
woraus man, wenn es Jhro Chur-
Fuͤrſtliche Durchlauchtigkeit befehlen, die
Hirſche in die See treibet, welches auch
damahlen geſchahe, als die hohe Herr-
ſchafft von der Anweſenheit der Prin-

tzeßin-
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[308/0458] Des Vierdten Theils 12. Capitel/ allerſchoͤnſte Schiff aber iſt der Bucentau- rus, welcher eben ſo groß, und auf die Art gemacht iſt, als der zu Venedig, worauf der Doge faͤhrt, wenn er am Feſt der Himmelfahrt CHriſti durch einen Ring, den er ins Meer wirfft, ſich gleichſam mit demſelben vermaͤhlet. Denn es haben Jhro Churfuͤrſtliche Durchlauchtigkeit zu dem Ende eigene Leute nach Venedig geſandt, damit ſie von dem Venetiani- ſchen Bucentauro ein Modell nehmen, und dergleichen auf dieſer See haben ver- fertigen koͤnnen, welches auch gluͤcklich von ſtatten gangen. §. 8. Dieſer Bucentaurus iſt ein groſ- ſes Schiff, welches auſſer dem Schiffs- Sand, womit es beladen, um ihm das rechte Gewichte zu geben, zu unterſt noch bey 500. Boots-Knechte hat, die es, wenn der Wind contrair, oder zum Segeln zu ſchwach iſt, durch Rudern hin und her fuͤhren. Man erblickt auch von auſſen durch die Schieß-Loͤcher die Canonen, welche auf ihren Lavetten ſtehen, von in- nen aber die Pulver-Cammer an einem ſolchen Orte, daß nicht leicht ein Ungluͤck dadurch entſtehen kan. Gegen das For- der-Theil des Schiffes iſt ein groſſer Saal, und nach dem Hinter-Theil zu zwey ſchoͤne Cabinets. Der groſſe Maſt, welcher in dem unterſten Schiff-Balcken feſt angemacht iſt, gehet mitten durch die- ſen Saal hindurch, und raget weit uͤber das Schiff hinaus, wobey der Neptunus auf einer groſſen Meer-Muſchel, die auf einem ſehr ſchoͤnen Fuß-Geſtell ſtehet, und wo das Waſſer durch eine Pompe in die Hoͤhe in dieſe Muſchel getrieben wird, zu ſehen iſt. An dieſem Orte pflegen Jh- ro Churfuͤrſtliche Durchlauchtigkeit zur Luſt alle diejenigen zu tauffen, welche zum erſtenmahl auf das Schiff gekommen. Der Saal aber an ſich ſelbſt, wie auch die zwey Cabinets ſind mit Carmiſin- ro- then und mit Gold bordirten Sammet meubliret, haben auch ihre Fenſter, wel- che durch Doriſche Seulen von einander abgeſondert ſind, und die man gleich den Glaͤſern in Gutſchen in die Hoͤhe ziehen, und wieder niederlaſſen kan. §. 9. Auf das Getaͤfel ſind Delphinen, Tritonen, Sirenen, und andere derglei- chen Sachen gemahlet. Der andere Schiffs-Boden iſt gebogen, und mit ſchoͤ- nen Schrancken umgeben, wobey die Rin- nen zu ſehen, durch welche das Waſſer wieder ablauffen kan. Der groſſe und ſehr hohe Maſt fuͤhret eine blaue und weiſſe Fahne, welche die Chur-Bayeri- ſche Liberey iſt. Die Segel-Stange, ſo an dieſem Maſt feſt gemacht, iſt uͤber 50. Schuh lang, und dienet dazu, daß man die Segel ausſpannen, oder nachdem der Wind iſt, einziehen kan. Auf dieſem an- dern Schiffs-Boden hat der Steuer- mann ſeinen Platz, welcher ein verguͤl- detes Steuer-Ruder fuͤhret, ingleichen 14. Trompeter mit ihren Pauckern, wel- che in zwey Choͤre abgetheilet, und ſich wechſels-weiſe hoͤren laſſen, wenn ſich die hohe Herrſchafft auf dem Bucentauro be- findet. Der Hinter-Theil des Schiffes iſt mit zwey guͤldnen Loͤwen gezieret, wel- che das Bayeriſche Wappen halten, ſon- ſten aber iſt es von auſſen mit allerhand See- Sachen bemahlet. Es iſt auch von auſſen zu beyden Seiten eine Gallerie vor die Domeſtiquen, welche denenjenigen zur Hand ſeyn, die die Ehre haben, aufzu- warten, ohne daß ſie erſt noͤthig haͤtten, durch die Cabinets oder den groſſen Saal zu gehen. Auſſer dieſen Schiffen findet man auch noch daſelbſt 4. groſſe platte und bedeckte Schiffe, wovon zwey zur Kuͤche, eines zum Keller, und eines vor die Kellerey-Bedienten gehoͤret, und alſo ſpeiſet man ſowohl Mittags als Abends zum oͤfftern auf dem Bucentauro mit eben ſo groſſer Commoditaͤt, als zu Lande, bißweilen aber laͤndet man auch an, und ſpeiſet unter kuͤhlen und ſchattigten Baͤumen. §. 10. Auf dieſer See divertirten ſich die Durchlauchtigſte Baͤyeriſche Herr- ſchafft bey der Vermaͤhlung des Chur- Printzens mit der Ertz-Hertzogin von Oeſterreich. Es begaben ſich auf dieſer Flotte Nach- Mittags um zwey Uhr die Durchlauchtigſte Herrſchafft die Printzeſ- ſinnen, Dames, und Hof-Cavalliers mit ihren Bedienten, welche ſich nach ihren Rang auf kleinere Schiffe embarquirten, maſſen einige vor die Almoſeniers, Secre- tarien, Cammer-Diener und andere Be- dienten gebauet ſind. Hierauf wur- den unter dem Schall der Trompeten und Paucken die Stuͤcken von dem Bucentau- ro geloͤſet, und mit den Canonen auf dem Schloß geantwortet. Der Wald, wel- cher an dieſe See ſtoͤßt, iſt ein Parc, der mehr als 20. Meilen in den Umkreyß hat, woraus man, wenn es Jhro Chur- Fuͤrſtliche Durchlauchtigkeit befehlen, die Hirſche in die See treibet, welches auch damahlen geſchahe, als die hohe Herr- ſchafft von der Anweſenheit der Prin- tzeßin-

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/458>, abgerufen am 25.04.2024.