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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Anmerckungen von Jäger-Zeugen und Vogel-Häusern.
[Spaltenumbruch] tzeßinnen durch die Canonen-Schüsse
Nachricht erhielten, indem ein sehr star-
cker Hirsch unter dem Schall der Wald-
Hörner, nachdem er sich lange genung ge-
wehret hatte, durch die Geschicklichkeit der
Jäger, und durch die wohl abgerichteten
Hunde genöthiget wurde, sich in die See
zu stürtzen. Ob er nun schon zum öff-
tern nach dem Lande wieder zu schwam,
wurde er doch allemahl wieder zurück ge-
trieben, und auch in dem Wasser von
den Hunden verfolgt. Bißweilen tauch-
te er zwar unter, kam aber bald wieder
hervor, und wurde von den Hunden
aufs neue verfolgt, welches bey einer
Stunde ein sehr angenehmes Specta-
cul verursachte. Jndessen liessen sich
die Trompeter wechsels-weise hören.
Als endlich der Hirsch anfienge mit dem
Tode zu ringen, liessen sich die Jäger auf
ihren Hörnern hören, und viel Gonde-
liers
nahmen ihn bey seinem Geweyh,
und brachten ihn an das Land, allwo er
bald seinen letzten Athem aushauchte,
hierauf ließ man unter den Schall der
Wald-Hörner den Hunden ihr Wild-
Recht, welches die hohen Herrschafften
mit anzusehen beliebten. Nachdem nun
die Fürstlichen Personen und Cavalliers,
welche mit gejagt, auf dem gleich dabey
gelegenen Schloß-Berg ihre Kleider ver-
ändert hatten, begaben sie sich auf den
Bucentaurum, allwo sich die Chur-Prin-
tzeßin zuerst Jhrer Chur-Fürstlichen
Durchlauchtigkeit praesentirte, und weil
sie auf diesem Schiff zum ersten mahl
war, von denenselben die so genannte
Schiffs- und Lust-Tauffe verlangten,
worauf sie von höchst-gedachter Chur-
Fürstlichen Durchlauchtigkeit mit einigen
Tropffen Wasser bespritzet wurde, wel-
ches auch ihren Cammer-Fräuleins und
Cavalliers von ihrer und des Chur-Für-
stens zu Cöln Seite wiederfuhr. Als
sich aber auch einige von geringem Stan-
de zu dieser Ceremonie praesentirten, wur-
de das Wasser in grösserer Menge über
ihre Köpffe geschüttet, wobey sie sich doch
glücklich schätzen kunten, daß sie so hohen
Personen zur Kurtzweil gedienet hatten.
Damit sich aber keiner ausreden kan,
als wenn er schon bey dieser Ceremonie
gewesen sey, so ist in dem Getäfel eines
Cabinets ein Wahrzeichen unter an-
dern Mahlereyen angemahlt, welches
man zeigen muß, nemlich ein Triton,
welcher mit einem See-Krebs spielet, der
ihn so starck in den Schenckel zwickt, daß
[Spaltenumbruch] es scheint, als wenn er ein abscheuliches
Geschrey machte. Dieser Vorstellung
muß man sich erinnern, sonst wird man
zum andern mahl viel stärcker, als das er-
ste mahl mit Wasser begossen.

§. 11.

Nach solcher Kurtzweile di-
vertir
te man sich, weil es zu Anzündung
des Feuerwercks noch nicht dunckel ge-
nung war, wobey Jhre Durchlauchtigkeit
die Chur-Printzeßin die Hoheit ihres
Geistes und Großmuth blicken liessen,
indem sie sich so wohl bey dem Gewinst
als Verlust gantz indifferent bezeigten,
und dadurch zu erkennen gaben, daß sie
nur zur Lust spielten, und auf eine edele
Art so wohl zu gewinnen als zu verlieren
wissen. Jndessen langte die Flotte un-
vermerckt auf dem Schloß Stahrenberg
an, allwo man das Feuerwerck angeord-
net hatte. Dannenhero erblickte man
daselbst den Gott der Liebe auf einem Fel-
sen an einen Baum lehnend, mit einer
brennenden Fackel in der Hand; an dem
Felsen aber diese 4. Buchstaben im Feur:
C. A. M. A. ingleichen die fünff Bäyri-
schen Flüsse, Saltza, Jser, Jnn, Lech und
Donau mit ihren Urnen auf grossen See-
Muscheln sitzend, und viel Tritons mit
ihren See-Trompeten, wie auch Del-
phine,
welche unten um diesen brennen-
den Felsen herum waren. Jndessen sa-
he man in der Lufft eine grosse Menge
Raqueten, Sterne, Feuer-Regen, wie auch
feurige Ströhme, so entweder aus den
Muscheln, oder aus den Trompeten der
Tritons, oder den Nasen-Löchern der Del-
phine,
oder aus den Urnen der Flüsse her-
vorschossen, und viel Feuer-Schlangen,
welche in die See fuhren, und daselbst
verschiedenes Feuer praesentirten, so, daß
es schiene, als wenn die gantze Flotte in
Flammen wäre, wobey sich die Canonen
und Mörser fleißig hören liessen, und in
denen herum liegenden Wäldern verschie-
dene Wiederhalle verursachten. Nie-
mahlen ist eine See-Schlacht besser prae-
sentir
et worden, als damahls, und die
Brigade der Bombardirer trug ein allge-
meines Lob davon. Hierauf segelte die
Flotte nach dem Schloß-Berg, allwo
man zu Abends speisete; Nach aufge-
hobener Tafel kehrten die Printzen und
Printzeßinnen auf dem Bucentauro, wie-
der nach Stahrenberg zurück, Jhro
Chur-Fürstliche Durchlauchtigkeit aber
blieben auf dem Schloß-Berg.

§. 12.

Die Lust, welche die hohe
Herrschafften auf der See gehabt hatten,

war
Q q 3

Anmerckungen von Jaͤger-Zeugen und Vogel-Haͤuſern.
[Spaltenumbruch] tzeßinnen durch die Canonen-Schuͤſſe
Nachricht erhielten, indem ein ſehr ſtar-
cker Hirſch unter dem Schall der Wald-
Hoͤrner, nachdem er ſich lange genung ge-
wehret hatte, durch die Geſchicklichkeit der
Jaͤger, und durch die wohl abgerichteten
Hunde genoͤthiget wurde, ſich in die See
zu ſtuͤrtzen. Ob er nun ſchon zum oͤff-
tern nach dem Lande wieder zu ſchwam,
wurde er doch allemahl wieder zuruͤck ge-
trieben, und auch in dem Waſſer von
den Hunden verfolgt. Bißweilen tauch-
te er zwar unter, kam aber bald wieder
hervor, und wurde von den Hunden
aufs neue verfolgt, welches bey einer
Stunde ein ſehr angenehmes Specta-
cul verurſachte. Jndeſſen lieſſen ſich
die Trompeter wechſels-weiſe hoͤren.
Als endlich der Hirſch anfienge mit dem
Tode zu ringen, lieſſen ſich die Jaͤger auf
ihren Hoͤrnern hoͤren, und viel Gonde-
liers
nahmen ihn bey ſeinem Geweyh,
und brachten ihn an das Land, allwo er
bald ſeinen letzten Athem aushauchte,
hierauf ließ man unter den Schall der
Wald-Hoͤrner den Hunden ihr Wild-
Recht, welches die hohen Herrſchafften
mit anzuſehen beliebten. Nachdem nun
die Fuͤrſtlichen Perſonen und Cavalliers,
welche mit gejagt, auf dem gleich dabey
gelegenen Schloß-Berg ihre Kleider ver-
aͤndert hatten, begaben ſie ſich auf den
Bucentaurum, allwo ſich die Chur-Prin-
tzeßin zuerſt Jhrer Chur-Fuͤrſtlichen
Durchlauchtigkeit præſentirte, und weil
ſie auf dieſem Schiff zum erſten mahl
war, von denenſelben die ſo genannte
Schiffs- und Luſt-Tauffe verlangten,
worauf ſie von hoͤchſt-gedachter Chur-
Fuͤrſtlichen Durchlauchtigkeit mit einigen
Tropffen Waſſer beſpritzet wurde, wel-
ches auch ihren Cammer-Fraͤuleins und
Cavalliers von ihrer und des Chur-Fuͤr-
ſtens zu Coͤln Seite wiederfuhr. Als
ſich aber auch einige von geringem Stan-
de zu dieſer Ceremonie præſentirten, wur-
de das Waſſer in groͤſſerer Menge uͤber
ihre Koͤpffe geſchuͤttet, wobey ſie ſich doch
gluͤcklich ſchaͤtzen kunten, daß ſie ſo hohen
Perſonen zur Kurtzweil gedienet hatten.
Damit ſich aber keiner ausreden kan,
als wenn er ſchon bey dieſer Ceremonie
geweſen ſey, ſo iſt in dem Getaͤfel eines
Cabinets ein Wahrzeichen unter an-
dern Mahlereyen angemahlt, welches
man zeigen muß, nemlich ein Triton,
welcher mit einem See-Krebs ſpielet, der
ihn ſo ſtarck in den Schenckel zwickt, daß
[Spaltenumbruch] es ſcheint, als wenn er ein abſcheuliches
Geſchrey machte. Dieſer Vorſtellung
muß man ſich erinnern, ſonſt wird man
zum andern mahl viel ſtaͤrcker, als das er-
ſte mahl mit Waſſer begoſſen.

§. 11.

Nach ſolcher Kurtzweile di-
vertir
te man ſich, weil es zu Anzuͤndung
des Feuerwercks noch nicht dunckel ge-
nung war, wobey Jhre Durchlauchtigkeit
die Chur-Printzeßin die Hoheit ihres
Geiſtes und Großmuth blicken lieſſen,
indem ſie ſich ſo wohl bey dem Gewinſt
als Verluſt gantz indifferent bezeigten,
und dadurch zu erkennen gaben, daß ſie
nur zur Luſt ſpielten, und auf eine edele
Art ſo wohl zu gewinnen als zu verlieren
wiſſen. Jndeſſen langte die Flotte un-
vermerckt auf dem Schloß Stahrenberg
an, allwo man das Feuerwerck angeord-
net hatte. Dannenhero erblickte man
daſelbſt den Gott der Liebe auf einem Fel-
ſen an einen Baum lehnend, mit einer
brennenden Fackel in der Hand; an dem
Felſen aber dieſe 4. Buchſtaben im Feur:
C. A. M. A. ingleichen die fuͤnff Baͤyri-
ſchen Fluͤſſe, Saltza, Jſer, Jnn, Lech und
Donau mit ihren Urnen auf groſſen See-
Muſcheln ſitzend, und viel Tritons mit
ihren See-Trompeten, wie auch Del-
phine,
welche unten um dieſen brennen-
den Felſen herum waren. Jndeſſen ſa-
he man in der Lufft eine groſſe Menge
Raqueten, Sterne, Feuer-Regen, wie auch
feurige Stroͤhme, ſo entweder aus den
Muſcheln, oder aus den Trompeten der
Tritons, oder den Naſen-Loͤchern der Del-
phine,
oder aus den Urnen der Fluͤſſe her-
vorſchoſſen, und viel Feuer-Schlangen,
welche in die See fuhren, und daſelbſt
verſchiedenes Feuer præſentirten, ſo, daß
es ſchiene, als wenn die gantze Flotte in
Flammen waͤre, wobey ſich die Canonen
und Moͤrſer fleißig hoͤren lieſſen, und in
denen herum liegenden Waͤldern verſchie-
dene Wiederhalle verurſachten. Nie-
mahlen iſt eine See-Schlacht beſſer præ-
ſentir
et worden, als damahls, und die
Brigade der Bombardirer trug ein allge-
meines Lob davon. Hierauf ſegelte die
Flotte nach dem Schloß-Berg, allwo
man zu Abends ſpeiſete; Nach aufge-
hobener Tafel kehrten die Printzen und
Printzeßinnen auf dem Bucentauro, wie-
der nach Stahrenberg zuruͤck, Jhro
Chur-Fuͤrſtliche Durchlauchtigkeit aber
blieben auf dem Schloß-Berg.

§. 12.

Die Luſt, welche die hohe
Herrſchafften auf der See gehabt hatten,

war
Q q 3
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[309/0459] Anmerckungen von Jaͤger-Zeugen und Vogel-Haͤuſern. tzeßinnen durch die Canonen-Schuͤſſe Nachricht erhielten, indem ein ſehr ſtar- cker Hirſch unter dem Schall der Wald- Hoͤrner, nachdem er ſich lange genung ge- wehret hatte, durch die Geſchicklichkeit der Jaͤger, und durch die wohl abgerichteten Hunde genoͤthiget wurde, ſich in die See zu ſtuͤrtzen. Ob er nun ſchon zum oͤff- tern nach dem Lande wieder zu ſchwam, wurde er doch allemahl wieder zuruͤck ge- trieben, und auch in dem Waſſer von den Hunden verfolgt. Bißweilen tauch- te er zwar unter, kam aber bald wieder hervor, und wurde von den Hunden aufs neue verfolgt, welches bey einer Stunde ein ſehr angenehmes Specta- cul verurſachte. Jndeſſen lieſſen ſich die Trompeter wechſels-weiſe hoͤren. Als endlich der Hirſch anfienge mit dem Tode zu ringen, lieſſen ſich die Jaͤger auf ihren Hoͤrnern hoͤren, und viel Gonde- liers nahmen ihn bey ſeinem Geweyh, und brachten ihn an das Land, allwo er bald ſeinen letzten Athem aushauchte, hierauf ließ man unter den Schall der Wald-Hoͤrner den Hunden ihr Wild- Recht, welches die hohen Herrſchafften mit anzuſehen beliebten. Nachdem nun die Fuͤrſtlichen Perſonen und Cavalliers, welche mit gejagt, auf dem gleich dabey gelegenen Schloß-Berg ihre Kleider ver- aͤndert hatten, begaben ſie ſich auf den Bucentaurum, allwo ſich die Chur-Prin- tzeßin zuerſt Jhrer Chur-Fuͤrſtlichen Durchlauchtigkeit præſentirte, und weil ſie auf dieſem Schiff zum erſten mahl war, von denenſelben die ſo genannte Schiffs- und Luſt-Tauffe verlangten, worauf ſie von hoͤchſt-gedachter Chur- Fuͤrſtlichen Durchlauchtigkeit mit einigen Tropffen Waſſer beſpritzet wurde, wel- ches auch ihren Cammer-Fraͤuleins und Cavalliers von ihrer und des Chur-Fuͤr- ſtens zu Coͤln Seite wiederfuhr. Als ſich aber auch einige von geringem Stan- de zu dieſer Ceremonie præſentirten, wur- de das Waſſer in groͤſſerer Menge uͤber ihre Koͤpffe geſchuͤttet, wobey ſie ſich doch gluͤcklich ſchaͤtzen kunten, daß ſie ſo hohen Perſonen zur Kurtzweil gedienet hatten. Damit ſich aber keiner ausreden kan, als wenn er ſchon bey dieſer Ceremonie geweſen ſey, ſo iſt in dem Getaͤfel eines Cabinets ein Wahrzeichen unter an- dern Mahlereyen angemahlt, welches man zeigen muß, nemlich ein Triton, welcher mit einem See-Krebs ſpielet, der ihn ſo ſtarck in den Schenckel zwickt, daß es ſcheint, als wenn er ein abſcheuliches Geſchrey machte. Dieſer Vorſtellung muß man ſich erinnern, ſonſt wird man zum andern mahl viel ſtaͤrcker, als das er- ſte mahl mit Waſſer begoſſen. §. 11. Nach ſolcher Kurtzweile di- vertirte man ſich, weil es zu Anzuͤndung des Feuerwercks noch nicht dunckel ge- nung war, wobey Jhre Durchlauchtigkeit die Chur-Printzeßin die Hoheit ihres Geiſtes und Großmuth blicken lieſſen, indem ſie ſich ſo wohl bey dem Gewinſt als Verluſt gantz indifferent bezeigten, und dadurch zu erkennen gaben, daß ſie nur zur Luſt ſpielten, und auf eine edele Art ſo wohl zu gewinnen als zu verlieren wiſſen. Jndeſſen langte die Flotte un- vermerckt auf dem Schloß Stahrenberg an, allwo man das Feuerwerck angeord- net hatte. Dannenhero erblickte man daſelbſt den Gott der Liebe auf einem Fel- ſen an einen Baum lehnend, mit einer brennenden Fackel in der Hand; an dem Felſen aber dieſe 4. Buchſtaben im Feur: C. A. M. A. ingleichen die fuͤnff Baͤyri- ſchen Fluͤſſe, Saltza, Jſer, Jnn, Lech und Donau mit ihren Urnen auf groſſen See- Muſcheln ſitzend, und viel Tritons mit ihren See-Trompeten, wie auch Del- phine, welche unten um dieſen brennen- den Felſen herum waren. Jndeſſen ſa- he man in der Lufft eine groſſe Menge Raqueten, Sterne, Feuer-Regen, wie auch feurige Stroͤhme, ſo entweder aus den Muſcheln, oder aus den Trompeten der Tritons, oder den Naſen-Loͤchern der Del- phine, oder aus den Urnen der Fluͤſſe her- vorſchoſſen, und viel Feuer-Schlangen, welche in die See fuhren, und daſelbſt verſchiedenes Feuer præſentirten, ſo, daß es ſchiene, als wenn die gantze Flotte in Flammen waͤre, wobey ſich die Canonen und Moͤrſer fleißig hoͤren lieſſen, und in denen herum liegenden Waͤldern verſchie- dene Wiederhalle verurſachten. Nie- mahlen iſt eine See-Schlacht beſſer præ- ſentiret worden, als damahls, und die Brigade der Bombardirer trug ein allge- meines Lob davon. Hierauf ſegelte die Flotte nach dem Schloß-Berg, allwo man zu Abends ſpeiſete; Nach aufge- hobener Tafel kehrten die Printzen und Printzeßinnen auf dem Bucentauro, wie- der nach Stahrenberg zuruͤck, Jhro Chur-Fuͤrſtliche Durchlauchtigkeit aber blieben auf dem Schloß-Berg. §. 12. Die Luſt, welche die hohe Herrſchafften auf der See gehabt hatten, war Q q 3

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/459>, abgerufen am 29.03.2024.