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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Vierdten Theils 24. Capitel/
[Spaltenumbruch] leibicht wird, und darüber crepiret. Wenn
man sie des Tages viermahl mit Semmel
und süsser Milch füttert, so kan man sie
endlich noch wohl erhalten. Es muß aber
solches Fressen nicht sauer werden, auch
darff man deswegen, wenn man ihnen
Futter in das Krippgen schüttet, nichts
von dem alten Fressen darinnen lassen,
sondern die Krippe immer fein sauber und
rein halten. Zuweilen kan man auch
Mohn stossen, und ihnen solches in einem
absonderlichen Krippgen vorsetzen. Wenn
man ihnen Ameisen-Eyer giebt, so dürf-
fen sie hernach nichts zu sauffen, auch
sonst nichts zu fressen bekommen. Fangen
aber die Nachtigallen an hartleibicht da-
von zu werden, wovon sie in der Stube
am ersten sterben, welches man an ihnen
mercken kan, so sie mit dem Hintern in
die Höhe hucken, alsdenn muß man ih-
nen einen Kancker zu verschlucken geben,
so vergehet ihnen im Augenblick das Hart-
leibichte, und sie fangen alsobald an zu
purgiren. Man kan ihnen auch Fliegen
geben, welche im Fliegen-Pulver getöd-
tet worden, als welches durchgehends al-
len Vögeln, sie zu purgiren, dienlich ist.
Weil es offt gar lange währet, ehe eine
Nachtigall, wenn sie ausser ihrer Freyheit
ist, zu singen anfängt, so muß man ih-
nen eine Grasemücke in die Stube thun,
als mit welchen sie sich am allerbesten
comportiren, auch durch sie zum ersten
zum Singen beweget werden.

§. 10.

Der Stieglitz bringet 4. biß
5. Junge aus, welche anfänglich nicht so
schön von Farben sind, wie die Alten, son-
dern grau, als ein Sperling, iedoch be-
kommen sie gleich in den Fittigen gelbe Fe-
dern. Jhre Jungen lieben sie dergestalt,
daß, wenn man das Nestlein mit den Jun-
gen abnimmt, solches in einen Bauer thut,
und nach und nach biß zu einem Hause
in das Fenster bringet, sie ihnen nachfol-
gen, ob sie gleich sonst sehr scheu sind, und
ihnen das Gefrässe zutragen, und sie da-
mit füttern.

Das 24. Capitel/
Von allerhand andern Vögeln.
§. 1.

Die Rohrdommel habe ich allbereit
oben pag. 207. beschrieben. Man
hat wahrgenommen, daß sie, wenn sie ih-
re starcke Stimme hören läßt, den Schna-
bel tief in das Wasser hineinsteckt, daher
[Spaltenumbruch] auch dieser Laut so gedämpfft klinget. Sie
ziehet von hiesigen Gegenden bald fort,
und kommt wieder zurück, so bald die
Sümpffe aufthauen. Es ist dieser Vo-
gel von grosser Boßheit, so, daß er, wenn
er geschossen wird, und nicht gleich todt
bleibet, dem Schützen dergestalt mit krauß-
gemachtem Halse begegnet, und mit Ha-
cken und Beissen an ihm in die Höhe sprin-
get, daß er sich vor ihn sonderlich zu hü-
ten, und in Acht zu nehmen hat, wiewohl
dergleichen Bisse keinem Menschen schäd-
lich sind. Die Krallen dieses Vogels sind
gantz sonderlich, und pflegt man sie zu
Zahnstochern zu gebrauchen. Sein Wild-
präth ist delicat zu speisen, sonderlich in
der Pastete, iedoch muß die Haut zuvor
abgezogen, und das Wildpräth eine Zeit-
lang gewässert werden.

§. 2.

Die Reyher sind den Fischen
über die massen schädlich, weil diese ihnen
nachgehen sollen. Man giebt daher auch
vor, daß die Fischer, wenn sie Reyher-
Schmaltz in die Reusen oder an den An-
gel hängen, mehr Fische, als sonst gewöhn-
lich, bekommen sollen. Es ist dieser Vo-
gel gleichfalls gar delicat zu speisen, wenn
man ihm zuvor die Haut abziehet, das
Wildpräth wässert und spickt, da er denn
fast als ein Reh-Wildpräth schmeckt.
Grosse Herren wenden auf ihren Fang
viel Unkosten, indem sie durch Falcken mit
grossen Solennitäten gebeitzet werden. Die
Störche sind den Teichen und Fischereyen
gar schädliche Vögel, indem man bißwei-
len drey Mandeln Bruth in ihrem Kropf-
fe gefunden. Desgleichen sind sie auch
den Bienen sehr schädlich, massen sie sol-
che in denen Wiesen von Blumen der-
massen häuffig ablesen, daß man offt-
mahls bey denselben gantze Hände voll
wahrgenommen. Hingegen räumen sie
auch alles Ungeziefer hinweg, es sey giff-
tig, oder nicht. Wenn sie auf den Häu-
sern nisten, pflegen sie offters zur Danck-
barkeit gleichsam, und zu einem Zinß, ei-
nen jungen Storch dem Herrn des Hau-
ses vom Nest zu werffen.

§. 3.

Die wilden Gänse sind sehr wil-
de und scheue Vögel, lassen mit Schiessen
nicht leichtlich an sich kommen, iedoch sind
sie nicht so scheu, als die Trappen. Ob
sie gegen den Winter aus denen Euro-
päischen Ländern sich wegbegeben, oder
nur nach den Feldern wenden, unweit
den Teichen und Seen, wo sie ihre Nah-
rung finden, kan man nicht gewiß deter-
mini
ren. Der wilden Enten giebts

mancher-

Des Vierdten Theils 24. Capitel/
[Spaltenumbruch] leibicht wird, und daruͤber crepiret. Weñ
man ſie des Tages viermahl mit Sem̃el
und ſuͤſſer Milch fuͤttert, ſo kan man ſie
endlich noch wohl erhalten. Es muß aber
ſolches Freſſen nicht ſauer werden, auch
darff man deswegen, wenn man ihnen
Futter in das Krippgen ſchuͤttet, nichts
von dem alten Freſſen darinnen laſſen,
ſondern die Krippe immer fein ſauber und
rein halten. Zuweilen kan man auch
Mohn ſtoſſen, und ihnen ſolches in einem
abſonderlichen Krippgen vorſetzen. Wenn
man ihnen Ameiſen-Eyer giebt, ſo duͤrf-
fen ſie hernach nichts zu ſauffen, auch
ſonſt nichts zu freſſen bekommen. Fangen
aber die Nachtigallen an hartleibicht da-
von zu werden, wovon ſie in der Stube
am erſten ſterben, welches man an ihnen
mercken kan, ſo ſie mit dem Hintern in
die Hoͤhe hucken, alsdenn muß man ih-
nen einen Kancker zu verſchlucken geben,
ſo vergehet ihnen im Augenblick das Hart-
leibichte, und ſie fangen alſobald an zu
purgiren. Man kan ihnen auch Fliegen
geben, welche im Fliegen-Pulver getoͤd-
tet worden, als welches durchgehends al-
len Voͤgeln, ſie zu purgiren, dienlich iſt.
Weil es offt gar lange waͤhret, ehe eine
Nachtigall, wenn ſie auſſer ihrer Freyheit
iſt, zu ſingen anfaͤngt, ſo muß man ih-
nen eine Graſemuͤcke in die Stube thun,
als mit welchen ſie ſich am allerbeſten
comportiren, auch durch ſie zum erſten
zum Singen beweget werden.

§. 10.

Der Stieglitz bringet 4. biß
5. Junge aus, welche anfaͤnglich nicht ſo
ſchoͤn von Farben ſind, wie die Alten, ſon-
dern grau, als ein Sperling, iedoch be-
kommen ſie gleich in den Fittigen gelbe Fe-
dern. Jhre Jungen lieben ſie dergeſtalt,
daß, wenn man das Neſtlein mit den Jun-
gen abnim̃t, ſolches in einen Bauer thut,
und nach und nach biß zu einem Hauſe
in das Fenſter bringet, ſie ihnen nachfol-
gen, ob ſie gleich ſonſt ſehr ſcheu ſind, und
ihnen das Gefraͤſſe zutragen, und ſie da-
mit fuͤttern.

Das 24. Capitel/
Von alleꝛhand andern Voͤgeln.
§. 1.

Die Rohrdommel habe ich allbereit
oben pag. 207. beſchrieben. Man
hat wahrgenommen, daß ſie, wenn ſie ih-
re ſtarcke Stimme hoͤren laͤßt, den Schna-
bel tief in das Waſſer hineinſteckt, daher
[Spaltenumbruch] auch dieſer Laut ſo gedaͤmpfft klinget. Sie
ziehet von hieſigen Gegenden bald fort,
und kommt wieder zuruͤck, ſo bald die
Suͤmpffe aufthauen. Es iſt dieſer Vo-
gel von groſſer Boßheit, ſo, daß er, wenn
er geſchoſſen wird, und nicht gleich todt
bleibet, dem Schuͤtzen dergeſtalt mit krauß-
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get, daß er ſich vor ihn ſonderlich zu huͤ-
ten, und in Acht zu nehmen hat, wiewohl
dergleichen Biſſe keinem Menſchen ſchaͤd-
lich ſind. Die Krallen dieſes Vogels ſind
gantz ſonderlich, und pflegt man ſie zu
Zahnſtochern zu gebrauchen. Sein Wild-
praͤth iſt delicat zu ſpeiſen, ſonderlich in
der Paſtete, iedoch muß die Haut zuvor
abgezogen, und das Wildpraͤth eine Zeit-
lang gewaͤſſert werden.

§. 2.

Die Reyher ſind den Fiſchen
uͤber die maſſen ſchaͤdlich, weil dieſe ihnen
nachgehen ſollen. Man giebt daher auch
vor, daß die Fiſcher, wenn ſie Reyher-
Schmaltz in die Reuſen oder an den An-
gel haͤngen, mehr Fiſche, als ſonſt gewoͤhn-
lich, bekommen ſollen. Es iſt dieſer Vo-
gel gleichfalls gar delicat zu ſpeiſen, wenn
man ihm zuvor die Haut abziehet, das
Wildpraͤth waͤſſert und ſpickt, da er denn
faſt als ein Reh-Wildpraͤth ſchmeckt.
Groſſe Herren wenden auf ihren Fang
viel Unkoſten, indem ſie durch Falcken mit
groſſen Solennitaͤten gebeitzet werden. Die
Stoͤrche ſind den Teichen und Fiſchereyen
gar ſchaͤdliche Voͤgel, indem man bißwei-
len drey Mandeln Bruth in ihrem Kropf-
fe gefunden. Desgleichen ſind ſie auch
den Bienen ſehr ſchaͤdlich, maſſen ſie ſol-
che in denen Wieſen von Blumen der-
maſſen haͤuffig ableſen, daß man offt-
mahls bey denſelben gantze Haͤnde voll
wahrgenommen. Hingegen raͤumen ſie
auch alles Ungeziefer hinweg, es ſey giff-
tig, oder nicht. Wenn ſie auf den Haͤu-
ſern niſten, pflegen ſie offters zur Danck-
barkeit gleichſam, und zu einem Zinß, ei-
nen jungen Storch dem Herrn des Hau-
ſes vom Neſt zu werffen.

§. 3.

Die wilden Gaͤnſe ſind ſehr wil-
de und ſcheue Voͤgel, laſſen mit Schieſſen
nicht leichtlich an ſich kommen, iedoch ſind
ſie nicht ſo ſcheu, als die Trappen. Ob
ſie gegen den Winter aus denen Euro-
paͤiſchen Laͤndern ſich wegbegeben, oder
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den Teichen und Seen, wo ſie ihre Nah-
rung finden, kan man nicht gewiß deter-
mini
ren. Der wilden Enten giebts

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[340/0496] Des Vierdten Theils 24. Capitel/ leibicht wird, und daruͤber crepiret. Weñ man ſie des Tages viermahl mit Sem̃el und ſuͤſſer Milch fuͤttert, ſo kan man ſie endlich noch wohl erhalten. Es muß aber ſolches Freſſen nicht ſauer werden, auch darff man deswegen, wenn man ihnen Futter in das Krippgen ſchuͤttet, nichts von dem alten Freſſen darinnen laſſen, ſondern die Krippe immer fein ſauber und rein halten. Zuweilen kan man auch Mohn ſtoſſen, und ihnen ſolches in einem abſonderlichen Krippgen vorſetzen. Wenn man ihnen Ameiſen-Eyer giebt, ſo duͤrf- fen ſie hernach nichts zu ſauffen, auch ſonſt nichts zu freſſen bekommen. Fangen aber die Nachtigallen an hartleibicht da- von zu werden, wovon ſie in der Stube am erſten ſterben, welches man an ihnen mercken kan, ſo ſie mit dem Hintern in die Hoͤhe hucken, alsdenn muß man ih- nen einen Kancker zu verſchlucken geben, ſo vergehet ihnen im Augenblick das Hart- leibichte, und ſie fangen alſobald an zu purgiren. Man kan ihnen auch Fliegen geben, welche im Fliegen-Pulver getoͤd- tet worden, als welches durchgehends al- len Voͤgeln, ſie zu purgiren, dienlich iſt. Weil es offt gar lange waͤhret, ehe eine Nachtigall, wenn ſie auſſer ihrer Freyheit iſt, zu ſingen anfaͤngt, ſo muß man ih- nen eine Graſemuͤcke in die Stube thun, als mit welchen ſie ſich am allerbeſten comportiren, auch durch ſie zum erſten zum Singen beweget werden. §. 10. Der Stieglitz bringet 4. biß 5. Junge aus, welche anfaͤnglich nicht ſo ſchoͤn von Farben ſind, wie die Alten, ſon- dern grau, als ein Sperling, iedoch be- kommen ſie gleich in den Fittigen gelbe Fe- dern. Jhre Jungen lieben ſie dergeſtalt, daß, wenn man das Neſtlein mit den Jun- gen abnim̃t, ſolches in einen Bauer thut, und nach und nach biß zu einem Hauſe in das Fenſter bringet, ſie ihnen nachfol- gen, ob ſie gleich ſonſt ſehr ſcheu ſind, und ihnen das Gefraͤſſe zutragen, und ſie da- mit fuͤttern. Das 24. Capitel/ Von alleꝛhand andern Voͤgeln. §. 1. Die Rohrdommel habe ich allbereit oben pag. 207. beſchrieben. Man hat wahrgenommen, daß ſie, wenn ſie ih- re ſtarcke Stimme hoͤren laͤßt, den Schna- bel tief in das Waſſer hineinſteckt, daher auch dieſer Laut ſo gedaͤmpfft klinget. Sie ziehet von hieſigen Gegenden bald fort, und kommt wieder zuruͤck, ſo bald die Suͤmpffe aufthauen. Es iſt dieſer Vo- gel von groſſer Boßheit, ſo, daß er, wenn er geſchoſſen wird, und nicht gleich todt bleibet, dem Schuͤtzen dergeſtalt mit krauß- gemachtem Halſe begegnet, und mit Ha- cken und Beiſſen an ihm in die Hoͤhe ſprin- get, daß er ſich vor ihn ſonderlich zu huͤ- ten, und in Acht zu nehmen hat, wiewohl dergleichen Biſſe keinem Menſchen ſchaͤd- lich ſind. Die Krallen dieſes Vogels ſind gantz ſonderlich, und pflegt man ſie zu Zahnſtochern zu gebrauchen. Sein Wild- praͤth iſt delicat zu ſpeiſen, ſonderlich in der Paſtete, iedoch muß die Haut zuvor abgezogen, und das Wildpraͤth eine Zeit- lang gewaͤſſert werden. §. 2. Die Reyher ſind den Fiſchen uͤber die maſſen ſchaͤdlich, weil dieſe ihnen nachgehen ſollen. Man giebt daher auch vor, daß die Fiſcher, wenn ſie Reyher- Schmaltz in die Reuſen oder an den An- gel haͤngen, mehr Fiſche, als ſonſt gewoͤhn- lich, bekommen ſollen. Es iſt dieſer Vo- gel gleichfalls gar delicat zu ſpeiſen, wenn man ihm zuvor die Haut abziehet, das Wildpraͤth waͤſſert und ſpickt, da er denn faſt als ein Reh-Wildpraͤth ſchmeckt. Groſſe Herren wenden auf ihren Fang viel Unkoſten, indem ſie durch Falcken mit groſſen Solennitaͤten gebeitzet werden. Die Stoͤrche ſind den Teichen und Fiſchereyen gar ſchaͤdliche Voͤgel, indem man bißwei- len drey Mandeln Bruth in ihrem Kropf- fe gefunden. Desgleichen ſind ſie auch den Bienen ſehr ſchaͤdlich, maſſen ſie ſol- che in denen Wieſen von Blumen der- maſſen haͤuffig ableſen, daß man offt- mahls bey denſelben gantze Haͤnde voll wahrgenommen. Hingegen raͤumen ſie auch alles Ungeziefer hinweg, es ſey giff- tig, oder nicht. Wenn ſie auf den Haͤu- ſern niſten, pflegen ſie offters zur Danck- barkeit gleichſam, und zu einem Zinß, ei- nen jungen Storch dem Herrn des Hau- ſes vom Neſt zu werffen. §. 3. Die wilden Gaͤnſe ſind ſehr wil- de und ſcheue Voͤgel, laſſen mit Schieſſen nicht leichtlich an ſich kommen, iedoch ſind ſie nicht ſo ſcheu, als die Trappen. Ob ſie gegen den Winter aus denen Euro- paͤiſchen Laͤndern ſich wegbegeben, oder nur nach den Feldern wenden, unweit den Teichen und Seen, wo ſie ihre Nah- rung finden, kan man nicht gewiß deter- miniren. Der wilden Enten giebts mancher-

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/496>, abgerufen am 28.03.2024.