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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Fisch-B. 5. C. von Teichen überhaupt/ u. deren unterschied. Arten.
[Spaltenumbruch] sen müssen erhalten werden, etliche eige-
ne Brunn-Qvellen heegen, durch deren
Zulauf sie Wasser genung haben, in et-
lichen aber Bäche durchlauffen, oder es
wird doch das Wasser von denen nahe
vorbey lauffenden Bächen hinein geleitet.
Wenn ein Teich, der von Feld-Güssen
erhalten wird, um Lichtmesse oder in der
Fasten gantz voll mit Wasser angelassen,
so bleibet er in einer Maasse biß um Jo-
hannis;
wenn es nachgehends recht heiß
wird, verseihet und fällt das Wasser an
den äussersten Orten allmählich, etwan
biß auf den dritten Theil des Teiches, o-
der wohl gar biß auf die Helffte; Es ist
aber nichts dran gelegen, weil der Karpf-
fe die Art an sich hat, daß er in des Tei-
ches Mitten in der Tiefe keine Weyde
nimmt, sondern nur in der Seichten, und
wenn sich schon im Sommer das Wasser
in der Seichten verlieret, so hat doch der
Karpffe die Weyde schon daselbst wegge-
nommen. Wo ein Bach in den Teich ge-
het, ist nicht gut, daß er allewege hinein
fliesset, denn auf solche Weise nehmen die
Fische die Weyde nicht gern, sondern ge-
hen lieber dem frischen Wasser zu, und
weil sie die Weyde nicht genüssen, wach-
sen sie auch nicht gerne; Derohalben wo
man das Bach-Wasser kan abkehren,
ists besser, man lasse nicht mehr Wasser
hinein, als man bedarff.

§. 3.

Es giebt unterschiedene Arten
der Teiche, als Forellen-Teiche, Hecht-
Teiche, Karpffen- und Karauschen-Tei-
che. Die Forellen-Teiche müssen kiesigte
starcke Qvellen, und am Wasser keinen
Mangel haben. Man rechnet insgemein
auf iedem Acker zwey Schock Satz glei-
cher Gattung, und weil die Forellen ein
Raub-Fisch, so setzet man entweder Spei-
se-Fische, oder Leich-Karpffen zu ihnen,
daß sie von der Bruth ihre Nahrung be-
kommen. Die Forellen-Teiche, die man
besetzen muß, werden alle drey Jahr ein-
mahl gefischt, und mit Satz wieder be-
setzt. Winters-Zeit eyset man sie auf,
wie die andern, und siehet täglich nach
den Ein- und Ausfluß, daß er allezeit
offen bleibe.

§. 4.

Die Hecht-Teiche müssen et-
was kalt seyn, und weil sie nicht, wie die
Karpffen, vom Schlamm, sondern von
andern Fischen ihre Nahrung haben, so
muß man in dergleichen Teiche ein Was-
ser leiten, welches den Hechten kleine Fi-
sche zu ihrer Nahrung bringet. Man
muß auch bey den Teich-Fischen etwas von
[Spaltenumbruch] Speise-Fischen zu ihnen setzen, damit,
wenn jene leichen, diese von der Bruth
leben. Kan man aber dergleichen Spei-
se-Fische nicht haben, muß man etliche
Leich-Karpffen an deren Stelle hinsetzen,
daß sie von derselben Bruth ihren Unter-
halt selbst haben, und weil auch die Hechte
in diesen Teichen selbst streichen, so muß
man alle Jahre die grösten hinausfan-
gen, damit sie nicht ihre eigene Bruth
austilgen. Man setzet nicht gerne Hech-
te und Karpffen-Satz in einen Teich,
weil der Hecht, als ein Raub-Fisch, we-
gen des geschwinden Wachsens endlich
auch der grossen Karpffen nicht schonet,
sondern sie aus Mangel anderer Nah-
rung auch angreifft.

§. 5.

Die Schleyen und Karauschen
kan man überall hinsetzen, wo halbwege
etwan ein Tümpel ist. Die Karpffen-
Teiche sind die gewöhnlichsten und ge-
meinsten. Es giebt ihrer vornemlich drey-
erley, nemlich Leich-Teiche, Streich-Tei-
che, und diejenigen, in welche der Satz zu
seinem künfftigen Wachsthum und zur
Speise, oder zum Verkauff eingesetzet
wird, welche letztere Art die gröste ist.
Die Streich-Teiche werden genennt, in
welche man die Karpffen zum Streichen
aussetzt. Wer Streich-Teiche hat, kan
sich iederzeit selbst den besten Saamen aus-
lesen, und denselben seines Gefallens verse-
tzen, darff sich auch nicht befahren, daß ihm
dürre und verbuttet Zeug unter den
Saamen gemengt werde, und hat nicht
nöthig auf einen andern zu warten, von
dem er den Satz kauffen will, biß er sei-
ne Streich-Teiche fischt. Es mag hierzu
leicht ein Räumgen seyn, wo man sie hin
macht, und braucht man zu solchen nicht
eine so grosse Weite, oder einen so fetten
Grund, wie zu den andern, denn man hat
sie nur darum, daß man den jungen Saa-
men darinnen behält, und sie darnach
bald in andere Teiche zum Wachsen ver-
setzt. Es ist am besten, wenn sie einen san-
digten Grund haben, der nicht voller
Schlamm ist, denn im Schlamm kommt
der Rogen der Leich-Karpffen um, und
kan nicht recht auf- und fortkommen.
Man macht die Streich-Teiche, eben wie
die andern grossen Teiche, mit einem
Damm, Fluth-Rinnen, Zapffen-Loch,
u. s. w. nur, daß sie nicht so viel kosten.
Die Karpffen sind ein solcher Fisch, der
in einem Teiche will gebohren seyn, in ei-
nem andern aufwachsen und zunehmen,

und
C c c 3

Des Fiſch-B. 5. C. von Teichen uͤberhaupt/ u. deren unterſchied. Arten.
[Spaltenumbruch] ſen muͤſſen erhalten werden, etliche eige-
ne Brunn-Qvellen heegen, durch deren
Zulauf ſie Waſſer genung haben, in et-
lichen aber Baͤche durchlauffen, oder es
wird doch das Waſſer von denen nahe
vorbey lauffenden Baͤchen hinein geleitet.
Wenn ein Teich, der von Feld-Guͤſſen
erhalten wird, um Lichtmeſſe oder in der
Faſten gantz voll mit Waſſer angelaſſen,
ſo bleibet er in einer Maaſſe biß um Jo-
hannis;
wenn es nachgehends recht heiß
wird, verſeihet und faͤllt das Waſſer an
den aͤuſſerſten Orten allmaͤhlich, etwan
biß auf den dritten Theil des Teiches, o-
der wohl gar biß auf die Helffte; Es iſt
aber nichts dran gelegen, weil der Karpf-
fe die Art an ſich hat, daß er in des Tei-
ches Mitten in der Tiefe keine Weyde
nimmt, ſondern nur in der Seichten, und
wenn ſich ſchon im Sommer das Waſſer
in der Seichten verlieret, ſo hat doch der
Karpffe die Weyde ſchon daſelbſt wegge-
nommen. Wo ein Bach in den Teich ge-
het, iſt nicht gut, daß er allewege hinein
flieſſet, denn auf ſolche Weiſe nehmen die
Fiſche die Weyde nicht gern, ſondern ge-
hen lieber dem friſchen Waſſer zu, und
weil ſie die Weyde nicht genuͤſſen, wach-
ſen ſie auch nicht gerne; Derohalben wo
man das Bach-Waſſer kan abkehren,
iſts beſſer, man laſſe nicht mehr Waſſer
hinein, als man bedarff.

§. 3.

Es giebt unterſchiedene Arten
der Teiche, als Forellen-Teiche, Hecht-
Teiche, Karpffen- und Karauſchen-Tei-
che. Die Forellen-Teiche muͤſſen kieſigte
ſtarcke Qvellen, und am Waſſer keinen
Mangel haben. Man rechnet insgemein
auf iedem Acker zwey Schock Satz glei-
cher Gattung, und weil die Forellen ein
Raub-Fiſch, ſo ſetzet man entweder Spei-
ſe-Fiſche, oder Leich-Karpffen zu ihnen,
daß ſie von der Bruth ihre Nahrung be-
kommen. Die Forellen-Teiche, die man
beſetzen muß, werden alle drey Jahr ein-
mahl gefiſcht, und mit Satz wieder be-
ſetzt. Winters-Zeit eyſet man ſie auf,
wie die andern, und ſiehet taͤglich nach
den Ein- und Ausfluß, daß er allezeit
offen bleibe.

§. 4.

Die Hecht-Teiche muͤſſen et-
was kalt ſeyn, und weil ſie nicht, wie die
Karpffen, vom Schlamm, ſondern von
andern Fiſchen ihre Nahrung haben, ſo
muß man in dergleichen Teiche ein Waſ-
ſer leiten, welches den Hechten kleine Fi-
ſche zu ihrer Nahrung bringet. Man
muß auch bey den Teich-Fiſchen etwas von
[Spaltenumbruch] Speiſe-Fiſchen zu ihnen ſetzen, damit,
wenn jene leichen, dieſe von der Bruth
leben. Kan man aber dergleichen Spei-
ſe-Fiſche nicht haben, muß man etliche
Leich-Karpffen an deren Stelle hinſetzen,
daß ſie von derſelben Bruth ihren Unter-
halt ſelbſt haben, und weil auch die Hechte
in dieſen Teichen ſelbſt ſtreichen, ſo muß
man alle Jahre die groͤſten hinausfan-
gen, damit ſie nicht ihre eigene Bruth
austilgen. Man ſetzet nicht gerne Hech-
te und Karpffen-Satz in einen Teich,
weil der Hecht, als ein Raub-Fiſch, we-
gen des geſchwinden Wachſens endlich
auch der groſſen Karpffen nicht ſchonet,
ſondern ſie aus Mangel anderer Nah-
rung auch angreifft.

§. 5.

Die Schleyen und Karauſchen
kan man uͤberall hinſetzen, wo halbwege
etwan ein Tuͤmpel iſt. Die Karpffen-
Teiche ſind die gewoͤhnlichſten und ge-
meinſten. Es giebt ihrer vornemlich drey-
erley, nemlich Leich-Teiche, Streich-Tei-
che, und diejenigen, in welche der Satz zu
ſeinem kuͤnfftigen Wachsthum und zur
Speiſe, oder zum Verkauff eingeſetzet
wird, welche letztere Art die groͤſte iſt.
Die Streich-Teiche werden genennt, in
welche man die Karpffen zum Streichen
ausſetzt. Wer Streich-Teiche hat, kan
ſich iederzeit ſelbſt den beſten Saamen aus-
leſen, und denſelben ſeines Gefallens verſe-
tzen, darff ſich auch nicht befahren, daß ihm
duͤrre und verbuttet Zeug unter den
Saamen gemengt werde, und hat nicht
noͤthig auf einen andern zu warten, von
dem er den Satz kauffen will, biß er ſei-
ne Streich-Teiche fiſcht. Es mag hierzu
leicht ein Raͤumgen ſeyn, wo man ſie hin
macht, und braucht man zu ſolchen nicht
eine ſo groſſe Weite, oder einen ſo fetten
Grund, wie zu den andern, denn man hat
ſie nur darum, daß man den jungen Saa-
men darinnen behaͤlt, und ſie darnach
bald in andere Teiche zum Wachſen ver-
ſetzt. Es iſt am beſten, wenn ſie einen ſan-
digten Grund haben, der nicht voller
Schlamm iſt, denn im Schlamm kommt
der Rogen der Leich-Karpffen um, und
kan nicht recht auf- und fortkommen.
Man macht die Streich-Teiche, eben wie
die andern groſſen Teiche, mit einem
Damm, Fluth-Rinnen, Zapffen-Loch,
u. ſ. w. nur, daß ſie nicht ſo viel koſten.
Die Karpffen ſind ein ſolcher Fiſch, der
in einem Teiche will gebohren ſeyn, in ei-
nem andern aufwachſen und zunehmen,

und
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[385/0547] Des Fiſch-B. 5. C. von Teichen uͤberhaupt/ u. deren unterſchied. Arten. ſen muͤſſen erhalten werden, etliche eige- ne Brunn-Qvellen heegen, durch deren Zulauf ſie Waſſer genung haben, in et- lichen aber Baͤche durchlauffen, oder es wird doch das Waſſer von denen nahe vorbey lauffenden Baͤchen hinein geleitet. Wenn ein Teich, der von Feld-Guͤſſen erhalten wird, um Lichtmeſſe oder in der Faſten gantz voll mit Waſſer angelaſſen, ſo bleibet er in einer Maaſſe biß um Jo- hannis; wenn es nachgehends recht heiß wird, verſeihet und faͤllt das Waſſer an den aͤuſſerſten Orten allmaͤhlich, etwan biß auf den dritten Theil des Teiches, o- der wohl gar biß auf die Helffte; Es iſt aber nichts dran gelegen, weil der Karpf- fe die Art an ſich hat, daß er in des Tei- ches Mitten in der Tiefe keine Weyde nimmt, ſondern nur in der Seichten, und wenn ſich ſchon im Sommer das Waſſer in der Seichten verlieret, ſo hat doch der Karpffe die Weyde ſchon daſelbſt wegge- nommen. Wo ein Bach in den Teich ge- het, iſt nicht gut, daß er allewege hinein flieſſet, denn auf ſolche Weiſe nehmen die Fiſche die Weyde nicht gern, ſondern ge- hen lieber dem friſchen Waſſer zu, und weil ſie die Weyde nicht genuͤſſen, wach- ſen ſie auch nicht gerne; Derohalben wo man das Bach-Waſſer kan abkehren, iſts beſſer, man laſſe nicht mehr Waſſer hinein, als man bedarff. §. 3. Es giebt unterſchiedene Arten der Teiche, als Forellen-Teiche, Hecht- Teiche, Karpffen- und Karauſchen-Tei- che. Die Forellen-Teiche muͤſſen kieſigte ſtarcke Qvellen, und am Waſſer keinen Mangel haben. Man rechnet insgemein auf iedem Acker zwey Schock Satz glei- cher Gattung, und weil die Forellen ein Raub-Fiſch, ſo ſetzet man entweder Spei- ſe-Fiſche, oder Leich-Karpffen zu ihnen, daß ſie von der Bruth ihre Nahrung be- kommen. Die Forellen-Teiche, die man beſetzen muß, werden alle drey Jahr ein- mahl gefiſcht, und mit Satz wieder be- ſetzt. Winters-Zeit eyſet man ſie auf, wie die andern, und ſiehet taͤglich nach den Ein- und Ausfluß, daß er allezeit offen bleibe. §. 4. Die Hecht-Teiche muͤſſen et- was kalt ſeyn, und weil ſie nicht, wie die Karpffen, vom Schlamm, ſondern von andern Fiſchen ihre Nahrung haben, ſo muß man in dergleichen Teiche ein Waſ- ſer leiten, welches den Hechten kleine Fi- ſche zu ihrer Nahrung bringet. Man muß auch bey den Teich-Fiſchen etwas von Speiſe-Fiſchen zu ihnen ſetzen, damit, wenn jene leichen, dieſe von der Bruth leben. Kan man aber dergleichen Spei- ſe-Fiſche nicht haben, muß man etliche Leich-Karpffen an deren Stelle hinſetzen, daß ſie von derſelben Bruth ihren Unter- halt ſelbſt haben, und weil auch die Hechte in dieſen Teichen ſelbſt ſtreichen, ſo muß man alle Jahre die groͤſten hinausfan- gen, damit ſie nicht ihre eigene Bruth austilgen. Man ſetzet nicht gerne Hech- te und Karpffen-Satz in einen Teich, weil der Hecht, als ein Raub-Fiſch, we- gen des geſchwinden Wachſens endlich auch der groſſen Karpffen nicht ſchonet, ſondern ſie aus Mangel anderer Nah- rung auch angreifft. §. 5. Die Schleyen und Karauſchen kan man uͤberall hinſetzen, wo halbwege etwan ein Tuͤmpel iſt. Die Karpffen- Teiche ſind die gewoͤhnlichſten und ge- meinſten. Es giebt ihrer vornemlich drey- erley, nemlich Leich-Teiche, Streich-Tei- che, und diejenigen, in welche der Satz zu ſeinem kuͤnfftigen Wachsthum und zur Speiſe, oder zum Verkauff eingeſetzet wird, welche letztere Art die groͤſte iſt. Die Streich-Teiche werden genennt, in welche man die Karpffen zum Streichen ausſetzt. Wer Streich-Teiche hat, kan ſich iederzeit ſelbſt den beſten Saamen aus- leſen, und denſelben ſeines Gefallens verſe- tzen, darff ſich auch nicht befahren, daß ihm duͤrre und verbuttet Zeug unter den Saamen gemengt werde, und hat nicht noͤthig auf einen andern zu warten, von dem er den Satz kauffen will, biß er ſei- ne Streich-Teiche fiſcht. Es mag hierzu leicht ein Raͤumgen ſeyn, wo man ſie hin macht, und braucht man zu ſolchen nicht eine ſo groſſe Weite, oder einen ſo fetten Grund, wie zu den andern, denn man hat ſie nur darum, daß man den jungen Saa- men darinnen behaͤlt, und ſie darnach bald in andere Teiche zum Wachſen ver- ſetzt. Es iſt am beſten, wenn ſie einen ſan- digten Grund haben, der nicht voller Schlamm iſt, denn im Schlamm kommt der Rogen der Leich-Karpffen um, und kan nicht recht auf- und fortkommen. Man macht die Streich-Teiche, eben wie die andern groſſen Teiche, mit einem Damm, Fluth-Rinnen, Zapffen-Loch, u. ſ. w. nur, daß ſie nicht ſo viel koſten. Die Karpffen ſind ein ſolcher Fiſch, der in einem Teiche will gebohren ſeyn, in ei- nem andern aufwachſen und zunehmen, und C c c 3

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/547>, abgerufen am 25.04.2024.