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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Von allerhand ausländischen und See-Fischen.
[Spaltenumbruch] Saltz recht durchgearbeitet, gegessen wer-
den, dem Magen beschwerlich seyn, und
Fieber erregen sollen, zu dem Ende denn
auch in Hamburg vor Johannis kein He-
ring angenommen wird, nach dem Zeug-
niß Steph. a Schonevelde.

§. 13.

Es erweiset Balduinus, und ei-
nige andere, gar deutlich, daß der Hering
eben keine ungesunde Speise sey, und Nic.
Fulpius Obs. 24. p. 133. Observat. Medic.

behauptet, daß ein guter Hering zu rech-
ter Zeit genommen, die Dauung beför-
dere, den Schleim abstergire, den Leib
flüßig mache, und den verlohrnen Appe-
tit
wieder herstelle, und halte man in Hol-
land dafür, daß von den Heringen die
Kranckheiten, so wie von der Sonne die
Nebel, zertrieben würden, welches nicht
den Heringen allein, sondern der Saison
von selbiger Zeit überhaupt beyzumes-
sen ist.

§. 14.

Man hat sonderlich drey
Haupt-Gattungen von Heringen: Als
1) den Maickens-Hering, der am ersten
gefangen wird, und das zärteste und fette-
ste Fleisch hat, ohne Küte oder Einge-
weyde; Hiervon werden zuweilen die er-
sten Tonnen zu 50. 60. Thaler, ja Anno
1678. ward eine halbe Tonne vor 36. Thl.
verkaufft, und hat man doch 48. Thaler
daraus gelöset. 2) Den vollen Hering,
so um Bartholomaei gefangen wird, und
den Bauch voll Rogen oder Milch hat.
3) Den Brand-Hering, der dem vollen
gleich, ausser, daß er später ankommt, und
fest gepackt ist, daß er nicht umgepacket,
sondern nur mit neuem Pöckel versehen
werden darff. Der Hohl-Hering, so
lang, schmahl, und mager ist, und unter
den ächten Heringen gefangen, wird vor
einen untüchtigen Fisch gehalten, und gar
nicht begehret. Jm Schleßwigischen,
Hollsteinischen, Mecklenburgischen, und
da herum, sonderlich zu Kiel, Stralsund,
Eckelförde, und Flensburg, weil daselbst
die Distraction von Heringen in auswär-
tige Gegenden in weniger Ubung, pflegt
man sie mit etwas Saltz anzustreuen, und
nach 2. Tagen in Rauch zu hängen, her-
nach unter dem Nahmen der Picklinge
zu verkauffen, zuweilen werden sie auch
nur an der Lufft gedörret, oder über Koh-
len auf dem Rost gebraten. Wie denn
auch die Holländer den Hering, den sie
nach Bartholomaei auf den Englischen Kü-
sten bey Yarmouth fangen, und der zum
Einsaltzen nicht mehr tüchtig geachtet
wird, mit sich nach Holland nehmen, und
[Spaltenumbruch] räuchern, oder den Yarmouthern verkauf-
fen, die solchen hernach auch räuchern, und
den so genannten Englischen Pickling
daraus machen.

§. 15.

Man hat sonst zweyerley Sor-
ten von Picklingen: Als 1) Stroh-Pick-
linge, die in Stroh-Körben aus Holland
im Frühling anhero gesandt werden. 2)
Speck-Heringe, die viel fetter. Unter den-
selben sind die Englischen am fettesten,
weil sie von guten Heringen gemacht wer-
den. Nächst denen sind die von Kiel, von
Stralsund, und andern an der Ost-See
gelegenen Städten, welche von dar in Ki-
sten zu uns verführet werden. Die Pick-
linge sind ungesünder, als die Peckel-He-
ringe, sintemahl sie schwerer zu verdauen.
Wenn sie offters genossen werden, ver-
ursachen sie gelbsüchtige und verbrandte
Feuchtigkeit im Leibe, und verderben das
Geblüt. Einige essen die Picklinge roh,
doch sind selbige gesünder, wenn man sie
auf dem Rost erwärmen läßt, und mit
Butter bestreichet. Jm Sommer ißt
man sie zum Salat.

§. 16.

Die frischen Heringe sind dem
Geschmack nach gar angenehm, sonderlich
gebraten, alsdenn auch, wenn sie mäßig
genossen, nicht gar ungesund. Was aber
die eingesaltzenen oder Peckel-Heringe be-
trifft, so können sie nach der Wässerung
eben wie die frischen gebraten und gesot-
ten werden, aber den delicaten Geschmack
der frischen erlangen sie doch nicht. Die
meisten Peckel-Heringe werden vom Pö-
bel also roh gegessen, aber wenn man das
Fleisch von den Gräten abmacht, zerschnei-
det, und mit Eßig, Oel, Pfeffer, Aepffeln
und Zwiebeln zubereitet, so wird eine
schmackhaffte Speise draus.

Von Sardellen.
§. 17.

Die Sardellen sollen ihren Nah-
men haben von der Jnsul Sardinia, weil
sie aus derselben zu erst in andere Provin-
tzien verführet worden. Aldrovandus
erzehlet l. 2. d. Piscib. c. 38. fünff Arten der-
selben, davon bey uns nur zwo der klein-
sten bekandt sind. Die erste wird genennt
Anchoge oder Sardellen von Livorno,
ist ungefehr fünff Zoll lang, und einen
breit, in Gestalt eines kleinen Herings
mit Silber-farbigten Schuppen. Die
andere Gattung heisset Anchoge oder
Sardellen von Lissabon, welche viel klei-
ner, ja kaum halb so groß, als die Livorni-
schen sind. Die Sardellen sind noch ein-

mahl
L l l 3

Von allerhand auslaͤndiſchen und See-Fiſchen.
[Spaltenumbruch] Saltz recht durchgearbeitet, gegeſſen wer-
den, dem Magen beſchwerlich ſeyn, und
Fieber erregen ſollen, zu dem Ende denn
auch in Hamburg vor Johannis kein He-
ring angenommen wird, nach dem Zeug-
niß Steph. a Schonevelde.

§. 13.

Es erweiſet Balduinus, und ei-
nige andere, gar deutlich, daß der Hering
eben keine ungeſunde Speiſe ſey, und Nic.
Fulpius Obſ. 24. p. 133. Obſervat. Medic.

behauptet, daß ein guter Hering zu rech-
ter Zeit genommen, die Dauung befoͤr-
dere, den Schleim abſtergire, den Leib
fluͤßig mache, und den verlohrnen Appe-
tit
wieder herſtelle, und halte man in Hol-
land dafuͤr, daß von den Heringen die
Kranckheiten, ſo wie von der Sonne die
Nebel, zertrieben wuͤrden, welches nicht
den Heringen allein, ſondern der Saiſon
von ſelbiger Zeit uͤberhaupt beyzumeſ-
ſen iſt.

§. 14.

Man hat ſonderlich drey
Haupt-Gattungen von Heringen: Als
1) den Maickens-Hering, der am erſten
gefangen wird, und das zaͤrteſte und fette-
ſte Fleiſch hat, ohne Kuͤte oder Einge-
weyde; Hiervon werden zuweilen die er-
ſten Tonnen zu 50. 60. Thaler, ja Anno
1678. ward eine halbe Tonne vor 36. Thl.
verkaufft, und hat man doch 48. Thaler
daraus geloͤſet. 2) Den vollen Hering,
ſo um Bartholomæi gefangen wird, und
den Bauch voll Rogen oder Milch hat.
3) Den Brand-Hering, der dem vollen
gleich, auſſer, daß er ſpaͤter ankommt, und
feſt gepackt iſt, daß er nicht umgepacket,
ſondern nur mit neuem Poͤckel verſehen
werden darff. Der Hohl-Hering, ſo
lang, ſchmahl, und mager iſt, und unter
den aͤchten Heringen gefangen, wird vor
einen untuͤchtigen Fiſch gehalten, und gar
nicht begehret. Jm Schleßwigiſchen,
Hollſteiniſchen, Mecklenburgiſchen, und
da herum, ſonderlich zu Kiel, Stralſund,
Eckelfoͤrde, und Flensburg, weil daſelbſt
die Diſtraction von Heringen in auswaͤr-
tige Gegenden in weniger Ubung, pflegt
man ſie mit etwas Saltz anzuſtreuen, und
nach 2. Tagen in Rauch zu haͤngen, her-
nach unter dem Nahmen der Picklinge
zu verkauffen, zuweilen werden ſie auch
nur an der Lufft gedoͤrret, oder uͤber Koh-
len auf dem Roſt gebraten. Wie denn
auch die Hollaͤnder den Hering, den ſie
nach Bartholomæi auf den Engliſchen Kuͤ-
ſten bey Yarmouth fangen, und der zum
Einſaltzen nicht mehr tuͤchtig geachtet
wird, mit ſich nach Holland nehmen, und
[Spaltenumbruch] raͤuchern, oder den Yarmouthern verkauf-
fen, die ſolchen hernach auch raͤuchern, und
den ſo genannten Engliſchen Pickling
daraus machen.

§. 15.

Man hat ſonſt zweyerley Sor-
ten von Picklingen: Als 1) Stroh-Pick-
linge, die in Stroh-Koͤrben aus Holland
im Fruͤhling anhero geſandt werden. 2)
Speck-Heringe, die viel fetter. Unter den-
ſelben ſind die Engliſchen am fetteſten,
weil ſie von guten Heringen gemacht wer-
den. Naͤchſt denen ſind die von Kiel, von
Stralſund, und andern an der Oſt-See
gelegenen Staͤdten, welche von dar in Ki-
ſten zu uns verfuͤhret werden. Die Pick-
linge ſind ungeſuͤnder, als die Peckel-He-
ringe, ſintemahl ſie ſchwerer zu verdauen.
Wenn ſie offters genoſſen werden, ver-
urſachen ſie gelbſuͤchtige und verbrandte
Feuchtigkeit im Leibe, und verderben das
Gebluͤt. Einige eſſen die Picklinge roh,
doch ſind ſelbige geſuͤnder, wenn man ſie
auf dem Roſt erwaͤrmen laͤßt, und mit
Butter beſtreichet. Jm Sommer ißt
man ſie zum Salat.

§. 16.

Die friſchen Heringe ſind dem
Geſchmack nach gar angenehm, ſonderlich
gebraten, alsdenn auch, wenn ſie maͤßig
genoſſen, nicht gar ungeſund. Was aber
die eingeſaltzenen oder Peckel-Heringe be-
trifft, ſo koͤnnen ſie nach der Waͤſſerung
eben wie die friſchen gebraten und geſot-
ten werden, aber den delicaten Geſchmack
der friſchen erlangen ſie doch nicht. Die
meiſten Peckel-Heringe werden vom Poͤ-
bel alſo roh gegeſſen, aber wenn man das
Fleiſch von den Graͤten abmacht, zerſchnei-
det, und mit Eßig, Oel, Pfeffer, Aepffeln
und Zwiebeln zubereitet, ſo wird eine
ſchmackhaffte Speiſe draus.

Von Sardellen.
§. 17.

Die Sardellen ſollen ihren Nah-
men haben von der Jnſul Sardinia, weil
ſie aus derſelben zu erſt in andere Provin-
tzien verfuͤhret worden. Aldrovandus
erzehlet l. 2. d. Piſcib. c. 38. fuͤnff Arten der-
ſelben, davon bey uns nur zwo der klein-
ſten bekandt ſind. Die erſte wird genennt
Anchoge oder Sardellen von Livorno,
iſt ungefehr fuͤnff Zoll lang, und einen
breit, in Geſtalt eines kleinen Herings
mit Silber-farbigten Schuppen. Die
andere Gattung heiſſet Anchoge oder
Sardellen von Liſſabon, welche viel klei-
ner, ja kaum halb ſo groß, als die Livorni-
ſchen ſind. Die Sardellen ſind noch ein-

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[449/0617] Von allerhand auslaͤndiſchen und See-Fiſchen. Saltz recht durchgearbeitet, gegeſſen wer- den, dem Magen beſchwerlich ſeyn, und Fieber erregen ſollen, zu dem Ende denn auch in Hamburg vor Johannis kein He- ring angenommen wird, nach dem Zeug- niß Steph. a Schonevelde. §. 13. Es erweiſet Balduinus, und ei- nige andere, gar deutlich, daß der Hering eben keine ungeſunde Speiſe ſey, und Nic. Fulpius Obſ. 24. p. 133. Obſervat. Medic. behauptet, daß ein guter Hering zu rech- ter Zeit genommen, die Dauung befoͤr- dere, den Schleim abſtergire, den Leib fluͤßig mache, und den verlohrnen Appe- tit wieder herſtelle, und halte man in Hol- land dafuͤr, daß von den Heringen die Kranckheiten, ſo wie von der Sonne die Nebel, zertrieben wuͤrden, welches nicht den Heringen allein, ſondern der Saiſon von ſelbiger Zeit uͤberhaupt beyzumeſ- ſen iſt. §. 14. Man hat ſonderlich drey Haupt-Gattungen von Heringen: Als 1) den Maickens-Hering, der am erſten gefangen wird, und das zaͤrteſte und fette- ſte Fleiſch hat, ohne Kuͤte oder Einge- weyde; Hiervon werden zuweilen die er- ſten Tonnen zu 50. 60. Thaler, ja Anno 1678. ward eine halbe Tonne vor 36. Thl. verkaufft, und hat man doch 48. Thaler daraus geloͤſet. 2) Den vollen Hering, ſo um Bartholomæi gefangen wird, und den Bauch voll Rogen oder Milch hat. 3) Den Brand-Hering, der dem vollen gleich, auſſer, daß er ſpaͤter ankommt, und feſt gepackt iſt, daß er nicht umgepacket, ſondern nur mit neuem Poͤckel verſehen werden darff. Der Hohl-Hering, ſo lang, ſchmahl, und mager iſt, und unter den aͤchten Heringen gefangen, wird vor einen untuͤchtigen Fiſch gehalten, und gar nicht begehret. Jm Schleßwigiſchen, Hollſteiniſchen, Mecklenburgiſchen, und da herum, ſonderlich zu Kiel, Stralſund, Eckelfoͤrde, und Flensburg, weil daſelbſt die Diſtraction von Heringen in auswaͤr- tige Gegenden in weniger Ubung, pflegt man ſie mit etwas Saltz anzuſtreuen, und nach 2. Tagen in Rauch zu haͤngen, her- nach unter dem Nahmen der Picklinge zu verkauffen, zuweilen werden ſie auch nur an der Lufft gedoͤrret, oder uͤber Koh- len auf dem Roſt gebraten. Wie denn auch die Hollaͤnder den Hering, den ſie nach Bartholomæi auf den Engliſchen Kuͤ- ſten bey Yarmouth fangen, und der zum Einſaltzen nicht mehr tuͤchtig geachtet wird, mit ſich nach Holland nehmen, und raͤuchern, oder den Yarmouthern verkauf- fen, die ſolchen hernach auch raͤuchern, und den ſo genannten Engliſchen Pickling daraus machen. §. 15. Man hat ſonſt zweyerley Sor- ten von Picklingen: Als 1) Stroh-Pick- linge, die in Stroh-Koͤrben aus Holland im Fruͤhling anhero geſandt werden. 2) Speck-Heringe, die viel fetter. Unter den- ſelben ſind die Engliſchen am fetteſten, weil ſie von guten Heringen gemacht wer- den. Naͤchſt denen ſind die von Kiel, von Stralſund, und andern an der Oſt-See gelegenen Staͤdten, welche von dar in Ki- ſten zu uns verfuͤhret werden. Die Pick- linge ſind ungeſuͤnder, als die Peckel-He- ringe, ſintemahl ſie ſchwerer zu verdauen. Wenn ſie offters genoſſen werden, ver- urſachen ſie gelbſuͤchtige und verbrandte Feuchtigkeit im Leibe, und verderben das Gebluͤt. Einige eſſen die Picklinge roh, doch ſind ſelbige geſuͤnder, wenn man ſie auf dem Roſt erwaͤrmen laͤßt, und mit Butter beſtreichet. Jm Sommer ißt man ſie zum Salat. §. 16. Die friſchen Heringe ſind dem Geſchmack nach gar angenehm, ſonderlich gebraten, alsdenn auch, wenn ſie maͤßig genoſſen, nicht gar ungeſund. Was aber die eingeſaltzenen oder Peckel-Heringe be- trifft, ſo koͤnnen ſie nach der Waͤſſerung eben wie die friſchen gebraten und geſot- ten werden, aber den delicaten Geſchmack der friſchen erlangen ſie doch nicht. Die meiſten Peckel-Heringe werden vom Poͤ- bel alſo roh gegeſſen, aber wenn man das Fleiſch von den Graͤten abmacht, zerſchnei- det, und mit Eßig, Oel, Pfeffer, Aepffeln und Zwiebeln zubereitet, ſo wird eine ſchmackhaffte Speiſe draus. Von Sardellen. §. 17. Die Sardellen ſollen ihren Nah- men haben von der Jnſul Sardinia, weil ſie aus derſelben zu erſt in andere Provin- tzien verfuͤhret worden. Aldrovandus erzehlet l. 2. d. Piſcib. c. 38. fuͤnff Arten der- ſelben, davon bey uns nur zwo der klein- ſten bekandt ſind. Die erſte wird genennt Anchoge oder Sardellen von Livorno, iſt ungefehr fuͤnff Zoll lang, und einen breit, in Geſtalt eines kleinen Herings mit Silber-farbigten Schuppen. Die andere Gattung heiſſet Anchoge oder Sardellen von Liſſabon, welche viel klei- ner, ja kaum halb ſo groß, als die Livorni- ſchen ſind. Die Sardellen ſind noch ein- mahl L l l 3

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/617>, abgerufen am 28.03.2024.