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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Von einigen Thieren/ so im Wasser leben.
[Spaltenumbruch] Sie werden Klumpen-weise gefunden;
Wenn das Meer abgelauffen, scharret
man solche Muschel-Berge, oder Mu-
schel-Bäncke mit Schauffeln ans Ufer,
da man denn siehet, daß sie groß und klein
an einander hängen. Jhre Saison ist vom
October, biß auf den Mertz. Sie können
die beyden Schaalen öffnen, das Meer-
Wasser zu schöpffen, und alsdenn wie-
der sich feste zuschliessen, andere Bewe-
gung wird an ihnen nicht gespühret.

§. 7.

Jhre beyden Schaalen sind nur
dünne, gleich erhoben, auswendig schwärtz-
lich, inwendig weiß und gläntzend, das in-
wendige Fleisch ist von Farbe weiß, blei-
bet auch im Kochen weiß, oder wird et-
was Ziegel-farben, wenn sie aber roth
werden, sind sie alt. Jn der Mitten sitzt
ein hartes Zünglein, und da herum läufft
eine harte Nerve oder Sehne, welche bey-
de Stücken man im Essen abreißt, das
übrige Fleisch wird alles gegessen. Die
Muscheln sind ungleich härter, als die Au-
stern, wiewohl sie hergegen der Fäulniß in
der Verdauung so sehr nicht unterworf-
fen, und also, wenn sie wohl verdauet wer-
den, geben sie viel Nahrung. Doch müs-
sen sie wegen ihrer Rohsafftigkeit nicht zu
offt genossen werden.

§. 8.

Auf unsere Tafeln kommen sie
niemahls roh, sintemahl diß eine Speise
vor die Boots-Leute. Vielmehr läßt
man sie, nachdem der Unrath von den
Schaalen wohl abgeputzt, in Wasser ab-
sieden. Man richtet hernach eine gute
säuerliche Sauce entweder drüber an, o-
der man speiset sie, nachdem sie so abge-
sotten, mit etwas Citronen-Safft. Sie
werden auch an andere Speisen, als Fi-
sche, Kalb-Fleisch, Hühner, und derglei-
chen, gethan.

§. 9.

Jn unsern Ströhmen hier zu
Lande findet man zwar auch Muscheln,
es werden dieselbigen aber nicht zur Spei-
se gebraucht, indem unsere Land-Mu-
scheln gar zu wenig Fleisch haben, und
dasselbige ohne Zweifel allzu hart zu ver-
dauen seyn dürffte, schlechte Nahrung ge-
ben, und übel Geblüte generiren würde.
Jedoch könte vielleicht auch bey manchen
Muscheln, die in grossen Ströhmen, als
in der Elbe, u. s. w. mit den Fisch-Ne-
tzen mit ausgezogen werden, der Versuch
geschehen, ob selbige nicht vielleicht auch
schmackhafft seyn dürfften.

§. 10.

Man findet in Teutschland an
unterschiedenen Orten auch solche Mu-
scheln, die Perlen führen, und offt den
[Spaltenumbruch] Orientalischen an Wasser und Glantz nicht
gar viel nachgeben. Jn Böhmen findet
man so wohl in der Elbe, als in einigen
andern Ströhmen, dergleichen; Nicht
weniger heget die weisse Elster im Vogt-
lande Perlen-führende Muscheln bey sich.
Balbinus führet in seinen Miscellaneis Re-
gni Bohemici
an, er habe observiret, daß
die schönen glatten Muscheln meistentheils
leer wären, die schuppichten und mürben
aber mit Perlen schwanger giengen.
Man hat in Böhmen wohl eher Perlen
gefunden, davon das Stück vor 20. Du-
caten verkaufft worden. Diejenigen Per-
len, die nicht recht reif und zeitig gewor-
den, werden von den Medicis zur Artze-
ney gebrauchet.

§. 11.

Es meldet auch Caspar
Schwenckfeld in seinem Tractat vom
Hirschbergischen warmen Bade pag. 178.
mit folgenden: Perlen lesen in Schlesien
zuweilen die Fischer an der Qveisse im
Sande, die an der Grösse, Forme, Schö-
ne, und Klarheit unterschieden. Einige
sind klein, andere groß; wie denn in man-
cher Perlen-Muschel viel kleine im Fleisch
stecken, gemeiniglich nur eine grosse, oder
zwo, zwischen dem Fleisch und der Schaa-
le bloß und frey liegen. Andere sind läng-
licht, andere gar rund, als eine Erbse.
Eines Theiles sind gar blanck und zeitig,
etliche unvollkommen, entweder gar roth,
oder nur halb-weiß und klar. Solche
Muscheln findet man unter Greiffenberg
um Schochau, und um den Marckt Lis-
sa. Unweit Weidenau ist ein kleines
Wasser, die Zuppel genannt, in welchem
zu gewissen Zeiten des Jahres Muscheln
gefunden werden mit vielen Perlen. Das
verwunderlichste aber ist, daß die Perlen
nicht in der Muschel, sondern in dem Lei-
be der Muschel selbst wachsen, wie man
denn in einer eintzigen Muschel zu 10. 12.
und mehr Perlen von unterschiedener
Grösse und Gestalt findet.

§. 12.

Es haben die Muschel-Schaa-
len eine wunderbar Schweiß-treibende,
praecipitirende, und Hertz-stärckende
Krafft, daher man sie auch in allen Fie-
bern gar glücklich gebrauchen kan. Es
geben dieselbigen, wenn sie gebrandt und
gestossen werden, ein gutes Zahn-Pul-
ver ab. Sie haben auch die Art, daß sie
das Acidum trefflich absorbiren.

Von Schnecken.
§. 13.

Der Schnecken giebt es zwey-
erley Arten, als die Strohm- oder Was-

ser-Schne-
M m m 2

Von einigen Thieren/ ſo im Waſſer leben.
[Spaltenumbruch] Sie werden Klumpen-weiſe gefunden;
Wenn das Meer abgelauffen, ſcharret
man ſolche Muſchel-Berge, oder Mu-
ſchel-Baͤncke mit Schauffeln ans Ufer,
da man denn ſiehet, daß ſie groß und klein
an einander haͤngen. Jhre Saiſon iſt vom
October, biß auf den Mertz. Sie koͤnnen
die beyden Schaalen oͤffnen, das Meer-
Waſſer zu ſchoͤpffen, und alsdenn wie-
der ſich feſte zuſchlieſſen, andere Bewe-
gung wird an ihnen nicht geſpuͤhret.

§. 7.

Jhre beyden Schaalen ſind nur
duͤñe, gleich erhoben, auswendig ſchwaͤrtz-
lich, inwendig weiß und glaͤntzend, das in-
wendige Fleiſch iſt von Farbe weiß, blei-
bet auch im Kochen weiß, oder wird et-
was Ziegel-farben, wenn ſie aber roth
werden, ſind ſie alt. Jn der Mitten ſitzt
ein hartes Zuͤnglein, und da herum laͤufft
eine harte Nerve oder Sehne, welche bey-
de Stuͤcken man im Eſſen abreißt, das
uͤbrige Fleiſch wird alles gegeſſen. Die
Muſcheln ſind ungleich haͤrter, als die Au-
ſtern, wiewohl ſie hergegen der Faͤulniß in
der Verdauung ſo ſehr nicht unterworf-
fen, und alſo, wenn ſie wohl verdauet wer-
den, geben ſie viel Nahrung. Doch muͤſ-
ſen ſie wegen ihrer Rohſafftigkeit nicht zu
offt genoſſen werden.

§. 8.

Auf unſere Tafeln kommen ſie
niemahls roh, ſintemahl diß eine Speiſe
vor die Boots-Leute. Vielmehr laͤßt
man ſie, nachdem der Unrath von den
Schaalen wohl abgeputzt, in Waſſer ab-
ſieden. Man richtet hernach eine gute
ſaͤuerliche Sauce entweder druͤber an, o-
der man ſpeiſet ſie, nachdem ſie ſo abge-
ſotten, mit etwas Citronen-Safft. Sie
werden auch an andere Speiſen, als Fi-
ſche, Kalb-Fleiſch, Huͤhner, und derglei-
chen, gethan.

§. 9.

Jn unſern Stroͤhmen hier zu
Lande findet man zwar auch Muſcheln,
es werden dieſelbigen aber nicht zur Spei-
ſe gebraucht, indem unſere Land-Mu-
ſcheln gar zu wenig Fleiſch haben, und
daſſelbige ohne Zweifel allzu hart zu ver-
dauen ſeyn duͤrffte, ſchlechte Nahrung ge-
ben, und uͤbel Gebluͤte generiren wuͤrde.
Jedoch koͤnte vielleicht auch bey manchen
Muſcheln, die in groſſen Stroͤhmen, als
in der Elbe, u. ſ. w. mit den Fiſch-Ne-
tzen mit ausgezogen werden, der Verſuch
geſchehen, ob ſelbige nicht vielleicht auch
ſchmackhafft ſeyn duͤrfften.

§. 10.

Man findet in Teutſchland an
unterſchiedenen Orten auch ſolche Mu-
ſcheln, die Perlen fuͤhren, und offt den
[Spaltenumbruch] Orientaliſchen an Waſſer und Glantz nicht
gar viel nachgeben. Jn Boͤhmen findet
man ſo wohl in der Elbe, als in einigen
andern Stroͤhmen, dergleichen; Nicht
weniger heget die weiſſe Elſter im Vogt-
lande Perlen-fuͤhrende Muſcheln bey ſich.
Balbinus fuͤhret in ſeinen Miſcellaneis Re-
gni Bohemici
an, er habe obſerviret, daß
die ſchoͤnen glatten Muſcheln meiſtentheils
leer waͤren, die ſchuppichten und muͤrben
aber mit Perlen ſchwanger giengen.
Man hat in Boͤhmen wohl eher Perlen
gefunden, davon das Stuͤck vor 20. Du-
caten verkaufft worden. Diejenigen Per-
len, die nicht recht reif und zeitig gewor-
den, werden von den Medicis zur Artze-
ney gebrauchet.

§. 11.

Es meldet auch Caſpar
Schwenckfeld in ſeinem Tractat vom
Hirſchbergiſchen warmen Bade pag. 178.
mit folgenden: Perlen leſen in Schleſien
zuweilen die Fiſcher an der Qveiſſe im
Sande, die an der Groͤſſe, Forme, Schoͤ-
ne, und Klarheit unterſchieden. Einige
ſind klein, andere groß; wie denn in man-
cher Perlen-Muſchel viel kleine im Fleiſch
ſtecken, gemeiniglich nur eine groſſe, oder
zwo, zwiſchen dem Fleiſch und der Schaa-
le bloß und frey liegen. Andere ſind laͤng-
licht, andere gar rund, als eine Erbſe.
Eines Theiles ſind gar blanck und zeitig,
etliche unvollkommen, entweder gar roth,
oder nur halb-weiß und klar. Solche
Muſcheln findet man unter Greiffenberg
um Schochau, und um den Marckt Liſ-
ſa. Unweit Weidenau iſt ein kleines
Waſſer, die Zuppel genannt, in welchem
zu gewiſſen Zeiten des Jahres Muſcheln
gefunden werden mit vielen Perlen. Das
verwunderlichſte aber iſt, daß die Perlen
nicht in der Muſchel, ſondern in dem Lei-
be der Muſchel ſelbſt wachſen, wie man
denn in einer eintzigen Muſchel zu 10. 12.
und mehr Perlen von unterſchiedener
Groͤſſe und Geſtalt findet.

§. 12.

Es haben die Muſchel-Schaa-
len eine wunderbar Schweiß-treibende,
præcipitirende, und Hertz-ſtaͤrckende
Krafft, daher man ſie auch in allen Fie-
bern gar gluͤcklich gebrauchen kan. Es
geben dieſelbigen, wenn ſie gebrandt und
geſtoſſen werden, ein gutes Zahn-Pul-
ver ab. Sie haben auch die Art, daß ſie
das Acidum trefflich abſorbiren.

Von Schnecken.
§. 13.

Der Schnecken giebt es zwey-
erley Arten, als die Strohm- oder Waſ-

ſer-Schne-
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[455/0623] Von einigen Thieren/ ſo im Waſſer leben. Sie werden Klumpen-weiſe gefunden; Wenn das Meer abgelauffen, ſcharret man ſolche Muſchel-Berge, oder Mu- ſchel-Baͤncke mit Schauffeln ans Ufer, da man denn ſiehet, daß ſie groß und klein an einander haͤngen. Jhre Saiſon iſt vom October, biß auf den Mertz. Sie koͤnnen die beyden Schaalen oͤffnen, das Meer- Waſſer zu ſchoͤpffen, und alsdenn wie- der ſich feſte zuſchlieſſen, andere Bewe- gung wird an ihnen nicht geſpuͤhret. §. 7. Jhre beyden Schaalen ſind nur duͤñe, gleich erhoben, auswendig ſchwaͤrtz- lich, inwendig weiß und glaͤntzend, das in- wendige Fleiſch iſt von Farbe weiß, blei- bet auch im Kochen weiß, oder wird et- was Ziegel-farben, wenn ſie aber roth werden, ſind ſie alt. Jn der Mitten ſitzt ein hartes Zuͤnglein, und da herum laͤufft eine harte Nerve oder Sehne, welche bey- de Stuͤcken man im Eſſen abreißt, das uͤbrige Fleiſch wird alles gegeſſen. Die Muſcheln ſind ungleich haͤrter, als die Au- ſtern, wiewohl ſie hergegen der Faͤulniß in der Verdauung ſo ſehr nicht unterworf- fen, und alſo, wenn ſie wohl verdauet wer- den, geben ſie viel Nahrung. Doch muͤſ- ſen ſie wegen ihrer Rohſafftigkeit nicht zu offt genoſſen werden. §. 8. Auf unſere Tafeln kommen ſie niemahls roh, ſintemahl diß eine Speiſe vor die Boots-Leute. Vielmehr laͤßt man ſie, nachdem der Unrath von den Schaalen wohl abgeputzt, in Waſſer ab- ſieden. Man richtet hernach eine gute ſaͤuerliche Sauce entweder druͤber an, o- der man ſpeiſet ſie, nachdem ſie ſo abge- ſotten, mit etwas Citronen-Safft. Sie werden auch an andere Speiſen, als Fi- ſche, Kalb-Fleiſch, Huͤhner, und derglei- chen, gethan. §. 9. Jn unſern Stroͤhmen hier zu Lande findet man zwar auch Muſcheln, es werden dieſelbigen aber nicht zur Spei- ſe gebraucht, indem unſere Land-Mu- ſcheln gar zu wenig Fleiſch haben, und daſſelbige ohne Zweifel allzu hart zu ver- dauen ſeyn duͤrffte, ſchlechte Nahrung ge- ben, und uͤbel Gebluͤte generiren wuͤrde. Jedoch koͤnte vielleicht auch bey manchen Muſcheln, die in groſſen Stroͤhmen, als in der Elbe, u. ſ. w. mit den Fiſch-Ne- tzen mit ausgezogen werden, der Verſuch geſchehen, ob ſelbige nicht vielleicht auch ſchmackhafft ſeyn duͤrfften. §. 10. Man findet in Teutſchland an unterſchiedenen Orten auch ſolche Mu- ſcheln, die Perlen fuͤhren, und offt den Orientaliſchen an Waſſer und Glantz nicht gar viel nachgeben. Jn Boͤhmen findet man ſo wohl in der Elbe, als in einigen andern Stroͤhmen, dergleichen; Nicht weniger heget die weiſſe Elſter im Vogt- lande Perlen-fuͤhrende Muſcheln bey ſich. Balbinus fuͤhret in ſeinen Miſcellaneis Re- gni Bohemici an, er habe obſerviret, daß die ſchoͤnen glatten Muſcheln meiſtentheils leer waͤren, die ſchuppichten und muͤrben aber mit Perlen ſchwanger giengen. Man hat in Boͤhmen wohl eher Perlen gefunden, davon das Stuͤck vor 20. Du- caten verkaufft worden. Diejenigen Per- len, die nicht recht reif und zeitig gewor- den, werden von den Medicis zur Artze- ney gebrauchet. §. 11. Es meldet auch Caſpar Schwenckfeld in ſeinem Tractat vom Hirſchbergiſchen warmen Bade pag. 178. mit folgenden: Perlen leſen in Schleſien zuweilen die Fiſcher an der Qveiſſe im Sande, die an der Groͤſſe, Forme, Schoͤ- ne, und Klarheit unterſchieden. Einige ſind klein, andere groß; wie denn in man- cher Perlen-Muſchel viel kleine im Fleiſch ſtecken, gemeiniglich nur eine groſſe, oder zwo, zwiſchen dem Fleiſch und der Schaa- le bloß und frey liegen. Andere ſind laͤng- licht, andere gar rund, als eine Erbſe. Eines Theiles ſind gar blanck und zeitig, etliche unvollkommen, entweder gar roth, oder nur halb-weiß und klar. Solche Muſcheln findet man unter Greiffenberg um Schochau, und um den Marckt Liſ- ſa. Unweit Weidenau iſt ein kleines Waſſer, die Zuppel genannt, in welchem zu gewiſſen Zeiten des Jahres Muſcheln gefunden werden mit vielen Perlen. Das verwunderlichſte aber iſt, daß die Perlen nicht in der Muſchel, ſondern in dem Lei- be der Muſchel ſelbſt wachſen, wie man denn in einer eintzigen Muſchel zu 10. 12. und mehr Perlen von unterſchiedener Groͤſſe und Geſtalt findet. §. 12. Es haben die Muſchel-Schaa- len eine wunderbar Schweiß-treibende, præcipitirende, und Hertz-ſtaͤrckende Krafft, daher man ſie auch in allen Fie- bern gar gluͤcklich gebrauchen kan. Es geben dieſelbigen, wenn ſie gebrandt und geſtoſſen werden, ein gutes Zahn-Pul- ver ab. Sie haben auch die Art, daß ſie das Acidum trefflich abſorbiren. Von Schnecken. §. 13. Der Schnecken giebt es zwey- erley Arten, als die Strohm- oder Waſ- ſer-Schne- M m m 2

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/623>, abgerufen am 18.04.2024.