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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Fisch-Buchs 44. Capitel/
[Spaltenumbruch] Arbeit, wenn einer, der in Physicis und
Mathematicis sehr versirt wäre, sich drü-
ber machte, und den Grund und Un-
grund, in wie weit sie zuträffen, oder fehl-
ten, nach Physicalischen Principiis unter-
suchte und examinirte.

Das 44. Capitel/
Nachricht von der meisten Na-
tion
en Schiffs-Flaggen und Signa-
l
en/ auch andern See-Ge-
bräuchen.
§. 1.

Jede Nation führet ihre besondere Flag-
gen und Wimpels zur See, durch
deren gewisse Farben und Zeichen sich
Durchlauchtige Regenten, eben wie durch
Wappen, zu Wasser unterscheiden, damit
bey Schiffahrten nicht allein einem ieden
sein gebührender Respect erzeiget, sondern
auch Freund und Feind leichtlich erken-
net werden, und sich einer vor den an-
dern desto besser hüten könne; wiewohl
feindliche Schiffe und See-Räuber off-
termahls sich unterschiedlicher falscher
Flaggen bedienen, damit sie so wohl die
Schwächern beqvemer überfallen, als
auch den Stärckern füglicher entgehen
mögen. Die Haupt-Flaggen nun wer-
den nebst den Wimpels oben an des Ma-
stes Spitze aufgesteckt, die ordinairen Lan-
des-Flaggen aber wehen auf dem Hin-
tertheil des Schiffes von der Compagnie,
und sind der Figur nach bey den Chri-
sten bald viereckigt, bald gespalten, da sol-
che bey den Türcken stets wie ein Wimpel
gespalten seyn. Doch findet sich auch hier-
nächst ein mercklicher Unterscheid an de-
ren Ort und Stellung auf gewisse Maas-
se, allermassen die Admiralen ihre Haupt-
Flaggen an dem grossen Mast, die Vi-
ce-Admiral
en an dem Focke-Mast, und
die Schouten bey Nacht, oder General-
Lieutenants,
an dem Bezaans-Mast flie-
gen lassen.

§. 2.

Uberdiß kommt die Führung
des Wimpels, oder einer langen, schmah-
len, gespaltenen Flagge, allein denen ho-
hen See-Officiers auf ihren unterha-
benden Krieges-Schiffen zu, oder denen
es auf besondere Zulassung verstattet.
Die ordinairen Landes-Flaggen hinge-
gen stehen zugleich denen Kauffarthey-
Schiffen, und andern kleinern Fahrzeu-
gen, nach Gefallen frey, und werden auf
[Spaltenumbruch] dem Hintertheil des Schiffes an einer
Stange mit dem Ende nach dem Wasser
zu aufgezogen, da denn sonderlich auf ei-
ner Revier die Flagge oben zusammen ge-
schnüret, und ein bey den Schiffern so ge-
nanntes Schau, oder Weiffe daraus ge-
macht wird, welches zum Zeichen dienet,
die Chalouppe des Schiffes, so sie zu Lan-
de oder anderswo sich befindet, zurück zu
ruffen; Wiewohl ein Schiff auch in der
See, wenn es Noth leidet, denen Vorü-
berfahrenden seine Gefahr damit entde-
cken kan. Dergleichen viereckigte Flagge
führet ebenfalls die Chalouppe selbst, hin-
ten oder vorwerts, wenn ein hoher Offi-
cier
oder Capitain sich wohin bringen
läßt. Sonsten werden auch bißweilen
gantz besondere Arten der Flaggen nach
Gelegenheit der Zeit zur See gebraucht,
als da sind: Die Königliche Flagge, die
Flagge zu schlagen, oder zu fechten, so bey
den Engelländern roth, bey den Frantzo-
sen weiß, bey den Spaniern blau, bey
den Vereinigten Niederländern Oranien-
Farbe; Die Reise- oder Fahrt-Flagge,
die Rath-Flagge, wodurch der Admiral
oder commandirende Officier die andern
Officiers der Flotte zu nöthiger Berath-
schlagung an Bord zu kommen befiehlet;
Die Hülffs-Flagge, die Friedens-Flag-
ge, zu welcher meist alle Nationen die weis-
se Farbe erwehlet.

§. 3.

Man nennet auch wohl in einer
Flotte das Schiff des Haupt-Officiers
schlechterdings die Flagge. So offt nun
ein geringeres Schiff einem Königlichen
Krieges-Schiff begegnet, muß es nicht
vor ihn übersegeln, sondern nach Gele-
genheit des Windes, welchen die höchste
Hand macht, in der Lee oder hinten um
lauffen, die Top-Segel von beyden Ma-
sten streichen oder fallen lassen, und wo
es Stücke führet, mit einem oder mehr
Schüssen grüssen, doch nicht Seite gegen
Seite, sondern mit Wendung unter
Wind. Die Königliche Flagge streichet
vor niemand, und da dieses ein anderer
mit Macht suchen wolte, muß sie sich auf
das äusserste wehren, und eher lassen zu
Grunde schiessen. Wenn Schiffe über-
wunden, werden ihre Flaggen an das
Tau-Werck oder Seile ihres grossen
Mastes angebunden; sind es aber Ga-
ler
en, so bezwungen, müssen sie selbige
hinten in dem Wasser nachschleppen las-
sen; Da auch etwan in einem Treffen
von denen feindlichen Schiffen einige Flag-

gen

Des Fiſch-Buchs 44. Capitel/
[Spaltenumbruch] Arbeit, wenn einer, der in Phyſicis und
Mathematicis ſehr verſirt waͤre, ſich druͤ-
ber machte, und den Grund und Un-
grund, in wie weit ſie zutraͤffen, oder fehl-
ten, nach Phyſicaliſchen Principiis unter-
ſuchte und examinirte.

Das 44. Capitel/
Nachricht von der meiſten Na-
tion
en Schiffs-Flaggen und Signa-
l
en/ auch andern See-Ge-
braͤuchen.
§. 1.

Jede Nation fuͤhret ihre beſondere Flag-
gen und Wimpels zur See, durch
deren gewiſſe Farben und Zeichen ſich
Durchlauchtige Regenten, eben wie durch
Wappen, zu Waſſer unterſcheiden, damit
bey Schiffahrten nicht allein einem ieden
ſein gebuͤhrender Reſpect erzeiget, ſondern
auch Freund und Feind leichtlich erken-
net werden, und ſich einer vor den an-
dern deſto beſſer huͤten koͤnne; wiewohl
feindliche Schiffe und See-Raͤuber off-
termahls ſich unterſchiedlicher falſcher
Flaggen bedienen, damit ſie ſo wohl die
Schwaͤchern beqvemer uͤberfallen, als
auch den Staͤrckern fuͤglicher entgehen
moͤgen. Die Haupt-Flaggen nun wer-
den nebſt den Wimpels oben an des Ma-
ſtes Spitze aufgeſteckt, die ordinairen Lan-
des-Flaggen aber wehen auf dem Hin-
tertheil des Schiffes von der Compagnie,
und ſind der Figur nach bey den Chri-
ſten bald viereckigt, bald geſpalten, da ſol-
che bey den Tuͤrcken ſtets wie ein Wimpel
geſpalten ſeyn. Doch findet ſich auch hier-
naͤchſt ein mercklicher Unterſcheid an de-
ren Ort und Stellung auf gewiſſe Maaſ-
ſe, allermaſſen die Admiralen ihre Haupt-
Flaggen an dem groſſen Maſt, die Vi-
ce-Admiral
en an dem Focke-Maſt, und
die Schouten bey Nacht, oder General-
Lieutenants,
an dem Bezaans-Maſt flie-
gen laſſen.

§. 2.

Uberdiß kommt die Fuͤhrung
des Wimpels, oder einer langen, ſchmah-
len, geſpaltenen Flagge, allein denen ho-
hen See-Officiers auf ihren unterha-
benden Krieges-Schiffen zu, oder denen
es auf beſondere Zulaſſung verſtattet.
Die ordinairen Landes-Flaggen hinge-
gen ſtehen zugleich denen Kauffarthey-
Schiffen, und andern kleinern Fahrzeu-
gen, nach Gefallen frey, und werden auf
[Spaltenumbruch] dem Hintertheil des Schiffes an einer
Stange mit dem Ende nach dem Waſſer
zu aufgezogen, da denn ſonderlich auf ei-
ner Revier die Flagge oben zuſammen ge-
ſchnuͤret, und ein bey den Schiffern ſo ge-
nanntes Schau, oder Weiffe daraus ge-
macht wird, welches zum Zeichen dienet,
die Chalouppe des Schiffes, ſo ſie zu Lan-
de oder anderswo ſich befindet, zuruͤck zu
ruffen; Wiewohl ein Schiff auch in der
See, wenn es Noth leidet, denen Voruͤ-
berfahrenden ſeine Gefahr damit entde-
cken kan. Dergleichen viereckigte Flagge
fuͤhret ebenfalls die Chalouppe ſelbſt, hin-
ten oder vorwerts, wenn ein hoher Offi-
cier
oder Capitain ſich wohin bringen
laͤßt. Sonſten werden auch bißweilen
gantz beſondere Arten der Flaggen nach
Gelegenheit der Zeit zur See gebraucht,
als da ſind: Die Koͤnigliche Flagge, die
Flagge zu ſchlagen, oder zu fechten, ſo bey
den Engellaͤndern roth, bey den Frantzo-
ſen weiß, bey den Spaniern blau, bey
den Vereinigten Niederlaͤndern Oranien-
Farbe; Die Reiſe- oder Fahrt-Flagge,
die Rath-Flagge, wodurch der Admiral
oder commandirende Officier die andern
Officiers der Flotte zu noͤthiger Berath-
ſchlagung an Bord zu kommen befiehlet;
Die Huͤlffs-Flagge, die Friedens-Flag-
ge, zu welcher meiſt alle Nationen die weiſ-
ſe Farbe erwehlet.

§. 3.

Man nennet auch wohl in einer
Flotte das Schiff des Haupt-Officiers
ſchlechterdings die Flagge. So offt nun
ein geringeres Schiff einem Koͤniglichen
Krieges-Schiff begegnet, muß es nicht
vor ihn uͤberſegeln, ſondern nach Gele-
genheit des Windes, welchen die hoͤchſte
Hand macht, in der Lee oder hinten um
lauffen, die Top-Segel von beyden Ma-
ſten ſtreichen oder fallen laſſen, und wo
es Stuͤcke fuͤhret, mit einem oder mehr
Schuͤſſen gruͤſſen, doch nicht Seite gegen
Seite, ſondern mit Wendung unter
Wind. Die Koͤnigliche Flagge ſtreichet
vor niemand, und da dieſes ein anderer
mit Macht ſuchen wolte, muß ſie ſich auf
das aͤuſſerſte wehren, und eher laſſen zu
Grunde ſchieſſen. Wenn Schiffe uͤber-
wunden, werden ihre Flaggen an das
Tau-Werck oder Seile ihres groſſen
Maſtes angebunden; ſind es aber Ga-
ler
en, ſo bezwungen, muͤſſen ſie ſelbige
hinten in dem Waſſer nachſchleppen laſ-
ſen; Da auch etwan in einem Treffen
von denen feindlichen Schiffen einige Flag-

gen
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[474/0642] Des Fiſch-Buchs 44. Capitel/ Arbeit, wenn einer, der in Phyſicis und Mathematicis ſehr verſirt waͤre, ſich druͤ- ber machte, und den Grund und Un- grund, in wie weit ſie zutraͤffen, oder fehl- ten, nach Phyſicaliſchen Principiis unter- ſuchte und examinirte. Das 44. Capitel/ Nachricht von der meiſten Na- tionen Schiffs-Flaggen und Signa- len/ auch andern See-Ge- braͤuchen. §. 1. Jede Nation fuͤhret ihre beſondere Flag- gen und Wimpels zur See, durch deren gewiſſe Farben und Zeichen ſich Durchlauchtige Regenten, eben wie durch Wappen, zu Waſſer unterſcheiden, damit bey Schiffahrten nicht allein einem ieden ſein gebuͤhrender Reſpect erzeiget, ſondern auch Freund und Feind leichtlich erken- net werden, und ſich einer vor den an- dern deſto beſſer huͤten koͤnne; wiewohl feindliche Schiffe und See-Raͤuber off- termahls ſich unterſchiedlicher falſcher Flaggen bedienen, damit ſie ſo wohl die Schwaͤchern beqvemer uͤberfallen, als auch den Staͤrckern fuͤglicher entgehen moͤgen. Die Haupt-Flaggen nun wer- den nebſt den Wimpels oben an des Ma- ſtes Spitze aufgeſteckt, die ordinairen Lan- des-Flaggen aber wehen auf dem Hin- tertheil des Schiffes von der Compagnie, und ſind der Figur nach bey den Chri- ſten bald viereckigt, bald geſpalten, da ſol- che bey den Tuͤrcken ſtets wie ein Wimpel geſpalten ſeyn. Doch findet ſich auch hier- naͤchſt ein mercklicher Unterſcheid an de- ren Ort und Stellung auf gewiſſe Maaſ- ſe, allermaſſen die Admiralen ihre Haupt- Flaggen an dem groſſen Maſt, die Vi- ce-Admiralen an dem Focke-Maſt, und die Schouten bey Nacht, oder General- Lieutenants, an dem Bezaans-Maſt flie- gen laſſen. §. 2. Uberdiß kommt die Fuͤhrung des Wimpels, oder einer langen, ſchmah- len, geſpaltenen Flagge, allein denen ho- hen See-Officiers auf ihren unterha- benden Krieges-Schiffen zu, oder denen es auf beſondere Zulaſſung verſtattet. Die ordinairen Landes-Flaggen hinge- gen ſtehen zugleich denen Kauffarthey- Schiffen, und andern kleinern Fahrzeu- gen, nach Gefallen frey, und werden auf dem Hintertheil des Schiffes an einer Stange mit dem Ende nach dem Waſſer zu aufgezogen, da denn ſonderlich auf ei- ner Revier die Flagge oben zuſammen ge- ſchnuͤret, und ein bey den Schiffern ſo ge- nanntes Schau, oder Weiffe daraus ge- macht wird, welches zum Zeichen dienet, die Chalouppe des Schiffes, ſo ſie zu Lan- de oder anderswo ſich befindet, zuruͤck zu ruffen; Wiewohl ein Schiff auch in der See, wenn es Noth leidet, denen Voruͤ- berfahrenden ſeine Gefahr damit entde- cken kan. Dergleichen viereckigte Flagge fuͤhret ebenfalls die Chalouppe ſelbſt, hin- ten oder vorwerts, wenn ein hoher Offi- cier oder Capitain ſich wohin bringen laͤßt. Sonſten werden auch bißweilen gantz beſondere Arten der Flaggen nach Gelegenheit der Zeit zur See gebraucht, als da ſind: Die Koͤnigliche Flagge, die Flagge zu ſchlagen, oder zu fechten, ſo bey den Engellaͤndern roth, bey den Frantzo- ſen weiß, bey den Spaniern blau, bey den Vereinigten Niederlaͤndern Oranien- Farbe; Die Reiſe- oder Fahrt-Flagge, die Rath-Flagge, wodurch der Admiral oder commandirende Officier die andern Officiers der Flotte zu noͤthiger Berath- ſchlagung an Bord zu kommen befiehlet; Die Huͤlffs-Flagge, die Friedens-Flag- ge, zu welcher meiſt alle Nationen die weiſ- ſe Farbe erwehlet. §. 3. Man nennet auch wohl in einer Flotte das Schiff des Haupt-Officiers ſchlechterdings die Flagge. So offt nun ein geringeres Schiff einem Koͤniglichen Krieges-Schiff begegnet, muß es nicht vor ihn uͤberſegeln, ſondern nach Gele- genheit des Windes, welchen die hoͤchſte Hand macht, in der Lee oder hinten um lauffen, die Top-Segel von beyden Ma- ſten ſtreichen oder fallen laſſen, und wo es Stuͤcke fuͤhret, mit einem oder mehr Schuͤſſen gruͤſſen, doch nicht Seite gegen Seite, ſondern mit Wendung unter Wind. Die Koͤnigliche Flagge ſtreichet vor niemand, und da dieſes ein anderer mit Macht ſuchen wolte, muß ſie ſich auf das aͤuſſerſte wehren, und eher laſſen zu Grunde ſchieſſen. Wenn Schiffe uͤber- wunden, werden ihre Flaggen an das Tau-Werck oder Seile ihres groſſen Maſtes angebunden; ſind es aber Ga- leren, ſo bezwungen, muͤſſen ſie ſelbige hinten in dem Waſſer nachſchleppen laſ- ſen; Da auch etwan in einem Treffen von denen feindlichen Schiffen einige Flag- gen

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/642>, abgerufen am 24.04.2024.