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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Von den Metallen und Mineralien.
[Spaltenumbruch] der Unterscheid der Lufft, des Wassers,
und der ursprünglichen Theile, aus de-
nen sie bestehen, von einander unterschie-
den ist.

§. 2.

Einige Alchymistische Philoso-
phi
behaupten, daß der Vitriol der Erden
durch die unterirrdische Hitze des Archei
und die oberirrdische Anziehung des himm-
lischen Gestirns zwey Dünste von sich gä-
be, der eine sey irrdischer, trockner und
subtiler Natur, der andere aber bestünde
aus einem wäßrigten, feuchten und schlei-
migten Wesen. Aus dem ersten entstün-
de der Schwefel, aus dem andern das
Qvecksilber. Wenn diese zwey Dünste
aus der Erden ungehindert evaporiren
könten, und in die Lufft geführet würden,
so verwandelten sie sich in der Höhe in
Wolcken, Schnee, Donner, Hagel, Co-
meten, und allerhand Meteora, die sie vor-
stellten. Wenn aber diese Dämpffe ohn-
gefehr sich zwischen Steinfelsen, und an
harte Steine anlegten, so schössen sie durch
das Coaguliren, durch die Hitze und Käl-
te zu Mineralien an, und ihr metallischer
Saame, so zu den andern Theilgen noch
dazu käme, beginnte zu wurtzeln. Sol-
ten aber diese Dünste keine Klinsen oder
Steinritzen antreffen, so veränderten sie
sich zu einem stetswährenden Wasser, da-
her sich auch offtmahls in dem Sand der
Qvellen Gold-Körner, Schlich, und
mancherley Ertz zeigte, welches seinen
Ursprung vermuthlich daraus haben
mögte.

§. 3.

Das Gold-Ertz bestehet aus ei-
nem vollkommenen rein ausgekochten
Schwefel, zu dem wenig fremde Theilgen
mit gedrungen; das Silber aus Schwe-
fel und Saltz; das Kupffer aus einer ro-
then Erde, die sich mit den andern metal-
lischen Dünsten vermischt, durch die grau-
same Hitze gantz zufliesset und vereinbah-
ret wird; das Eisen aus einer schwartzen
Erde. Es vermischen sich die Metalle auf
unterschiedene Arten mit einander, so,
daß mancherley Species daraus werden,
das Gold mit Spießglaß, das Silber mit
Kupffer oder Wißmuth, das Kupffer oder
Zinn mit Marcasit, und dergleichen mehr;
daher kommt es, daß zuweilen ein Ertz vie-
lerley Arten Metallen bey sich führet, wel-
che durch das Feuer nach den Regeln der
Scheide-Kunst von einander gesondert
werden. Nach dem Farben von unter-
schiedener Erde mit dazu gekommen, und
durch die unterirrdische Hitze zum Fluß
mit gebracht worden, nachdem bekommen
[Spaltenumbruch] die Ertze der Metallen zugleich mancher-
ley verschiedene Farben.

§. 4.

Unter die Metalle gehören
Gold, Silber, Ertz, Zinn, Bley, Kupffer,
und Eisen. Das Meßing wird aus Ga-
mey-Stein zubereitet. Denen Minera-
lien aber werden mancherley und folgen-
de Arten beygezehlet, als Schwefel, Qveck-
silber, Alaun, Vitriol, Saltz, Sal Armo-
niacum, Marcasit, Antimonium, Arseni-
cum,
Wißmuth, u. s. w. Ferner giebt es
allerhand Berg-Säffte, und Erden-Har-
tze, die als ein Oel von der Erde ausschwi-
tzen, als Juden-Pech, Stein-Oehl,
Kampffer, Ambra, Stein-Kohlen, u. s. w.
So hat man auch mancherley Arten der
Erde, als die Terra sigillata Strimensis, die
rothe Bolus-Erde, den gelben Ocker, und
andere, die man zu den Farben zu gebrau-
chen pflegt, hier aber anzuführen zu weit-
läufftig fallen will.

§. 5.

Daß der grosse GOtt noch täg-
lich das Gestein und Ertz wachsen läßt,
welches einige haben wollen in Zweifel
ziehen, bezeuget die Erfahrung. Denn
man findet Stollen, die nach üblichem
Stollen-Recht so weit genommen seyn,
daß man mit einem Lauff-Karren ge-
raum hindurch fahren können, mit der
Zeit aber so zusammen gewachsen, daß ei-
ner mit Noth dadurch kommen können.
So siehet man auch offt, daß das Gebür-
ge die Kuppen an Thürstöcken, wie auch
die Tragstempel gar in einander scheubt,
und grosse Strauben dran druckt. Zu
dem giebt es auch der Augenschein, wenn
man in manchen Bergwercken gewonnen
Ertz auf einer Strecke oder Fall-Ort eine
Zeitlang liegen läßt, daß etwan aus ei-
ner Klufft eine Guhr, oder Steinmarck
darein treufft, daß es in kurtzer Zeit sich
wieder in einander sundert und wächst,
daß man es hernach wieder mit Eisen und
Schlegeln gewinnen muß. Wie nun
das Gestein wächst, also wachsen auch die
Bergarten und Ertze noch heut zu Tage,
in unverschrotenem Felde, da keines
Menschen Hand hingesehen hat, auch
wenn schon ein Feld verfahren ist. Denn
es sagen glaubwürdige Bergleute, daß
eine Guhr aus einer Fürst auf ein klüfftig
Gestein gesundert, oder getroffen, daß
Zernicht Silber daraus gewachsen. Jo-
hannes Mathesius
schreibt in seiner Sare-
pta,
daß auf dem Abertham in Sanct Lo-
rentz Fundgruben innerhalb zwantzig
Jahren in einem Stempel gediegen Sil-
ber gewachsen sey. Denn da sich der

Steiger
C 2

Von den Metallen und Mineralien.
[Spaltenumbruch] der Unterſcheid der Lufft, des Waſſers,
und der urſpruͤnglichen Theile, aus de-
nen ſie beſtehen, von einander unterſchie-
den iſt.

§. 2.

Einige Alchymiſtiſche Philoſo-
phi
behaupten, daß der Vitriol der Erden
durch die unterirrdiſche Hitze des Archei
und die oberirrdiſche Anziehung des him̃-
liſchen Geſtirns zwey Duͤnſte von ſich gaͤ-
be, der eine ſey irrdiſcher, trockner und
ſubtiler Natur, der andere aber beſtuͤnde
aus einem waͤßrigten, feuchten und ſchlei-
migten Weſen. Aus dem erſten entſtuͤn-
de der Schwefel, aus dem andern das
Qveckſilber. Wenn dieſe zwey Duͤnſte
aus der Erden ungehindert evaporiren
koͤnten, und in die Lufft gefuͤhret wuͤrden,
ſo verwandelten ſie ſich in der Hoͤhe in
Wolcken, Schnee, Donner, Hagel, Co-
meten, und allerhand Meteora, die ſie vor-
ſtellten. Wenn aber dieſe Daͤmpffe ohn-
gefehr ſich zwiſchen Steinfelſen, und an
harte Steine anlegten, ſo ſchoͤſſen ſie durch
das Coaguliren, durch die Hitze und Kaͤl-
te zu Mineralien an, und ihr metalliſcher
Saame, ſo zu den andern Theilgen noch
dazu kaͤme, beginnte zu wurtzeln. Sol-
ten aber dieſe Duͤnſte keine Klinſen oder
Steinritzen antreffen, ſo veraͤnderten ſie
ſich zu einem ſtetswaͤhrenden Waſſer, da-
her ſich auch offtmahls in dem Sand der
Qvellen Gold-Koͤrner, Schlich, und
mancherley Ertz zeigte, welches ſeinen
Urſprung vermuthlich daraus haben
moͤgte.

§. 3.

Das Gold-Ertz beſtehet aus ei-
nem vollkommenen rein ausgekochten
Schwefel, zu dem wenig fremde Theilgen
mit gedrungen; das Silber aus Schwe-
fel und Saltz; das Kupffer aus einer ro-
then Erde, die ſich mit den andern metal-
liſchen Duͤnſten vermiſcht, durch die grau-
ſame Hitze gantz zuflieſſet und vereinbah-
ret wird; das Eiſen aus einer ſchwartzen
Erde. Es vermiſchen ſich die Metalle auf
unterſchiedene Arten mit einander, ſo,
daß mancherley Species daraus werden,
das Gold mit Spießglaß, das Silber mit
Kupffer oder Wißmuth, das Kupffer oder
Zinn mit Marcaſit, und dergleichen mehr;
daher kommt es, daß zuweilen ein Ertz vie-
lerley Arten Metallen bey ſich fuͤhret, wel-
che durch das Feuer nach den Regeln der
Scheide-Kunſt von einander geſondert
werden. Nach dem Farben von unter-
ſchiedener Erde mit dazu gekommen, und
durch die unterirrdiſche Hitze zum Fluß
mit gebracht worden, nachdem bekommen
[Spaltenumbruch] die Ertze der Metallen zugleich mancher-
ley verſchiedene Farben.

§. 4.

Unter die Metalle gehoͤren
Gold, Silber, Ertz, Zinn, Bley, Kupffer,
und Eiſen. Das Meßing wird aus Ga-
mey-Stein zubereitet. Denen Minera-
lien aber werden mancherley und folgen-
de Arten beygezehlet, als Schwefel, Qveck-
ſilber, Alaun, Vitriol, Saltz, Sal Armo-
niacum, Marcaſit, Antimonium, Arſeni-
cum,
Wißmuth, u. ſ. w. Ferner giebt es
allerhand Berg-Saͤffte, und Erden-Har-
tze, die als ein Oel von der Erde ausſchwi-
tzen, als Juden-Pech, Stein-Oehl,
Kampffer, Ambra, Stein-Kohlen, u. ſ. w.
So hat man auch mancherley Arten der
Erde, als die Terra ſigillata Strimenſis, die
rothe Bolus-Erde, den gelben Ocker, und
andere, die man zu den Farben zu gebrau-
chen pflegt, hier aber anzufuͤhren zu weit-
laͤufftig fallen will.

§. 5.

Daß der groſſe GOtt noch taͤg-
lich das Geſtein und Ertz wachſen laͤßt,
welches einige haben wollen in Zweifel
ziehen, bezeuget die Erfahrung. Denn
man findet Stollen, die nach uͤblichem
Stollen-Recht ſo weit genommen ſeyn,
daß man mit einem Lauff-Karren ge-
raum hindurch fahren koͤnnen, mit der
Zeit aber ſo zuſammen gewachſen, daß ei-
ner mit Noth dadurch kommen koͤnnen.
So ſiehet man auch offt, daß das Gebuͤr-
ge die Kuppen an Thuͤrſtoͤcken, wie auch
die Tragſtempel gar in einander ſcheubt,
und groſſe Strauben dran druckt. Zu
dem giebt es auch der Augenſchein, wenn
man in manchen Bergwercken gewonnen
Ertz auf einer Strecke oder Fall-Ort eine
Zeitlang liegen laͤßt, daß etwan aus ei-
ner Klufft eine Guhr, oder Steinmarck
darein treufft, daß es in kurtzer Zeit ſich
wieder in einander ſundert und waͤchſt,
daß man es hernach wieder mit Eiſen und
Schlegeln gewinnen muß. Wie nun
das Geſtein waͤchſt, alſo wachſen auch die
Bergarten und Ertze noch heut zu Tage,
in unverſchrotenem Felde, da keines
Menſchen Hand hingeſehen hat, auch
wenn ſchon ein Feld verfahren iſt. Denn
es ſagen glaubwuͤrdige Bergleute, daß
eine Guhr aus einer Fuͤrſt auf ein kluͤfftig
Geſtein geſundert, oder getroffen, daß
Zernicht Silber daraus gewachſen. Jo-
hannes Matheſius
ſchreibt in ſeiner Sare-
pta,
daß auf dem Abertham in Sanct Lo-
rentz Fundgruben innerhalb zwantzig
Jahren in einem Stempel gediegen Sil-
ber gewachſen ſey. Denn da ſich der

Steiger
C 2
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[19/0065] Von den Metallen und Mineralien. der Unterſcheid der Lufft, des Waſſers, und der urſpruͤnglichen Theile, aus de- nen ſie beſtehen, von einander unterſchie- den iſt. §. 2. Einige Alchymiſtiſche Philoſo- phi behaupten, daß der Vitriol der Erden durch die unterirrdiſche Hitze des Archei und die oberirrdiſche Anziehung des him̃- liſchen Geſtirns zwey Duͤnſte von ſich gaͤ- be, der eine ſey irrdiſcher, trockner und ſubtiler Natur, der andere aber beſtuͤnde aus einem waͤßrigten, feuchten und ſchlei- migten Weſen. Aus dem erſten entſtuͤn- de der Schwefel, aus dem andern das Qveckſilber. Wenn dieſe zwey Duͤnſte aus der Erden ungehindert evaporiren koͤnten, und in die Lufft gefuͤhret wuͤrden, ſo verwandelten ſie ſich in der Hoͤhe in Wolcken, Schnee, Donner, Hagel, Co- meten, und allerhand Meteora, die ſie vor- ſtellten. Wenn aber dieſe Daͤmpffe ohn- gefehr ſich zwiſchen Steinfelſen, und an harte Steine anlegten, ſo ſchoͤſſen ſie durch das Coaguliren, durch die Hitze und Kaͤl- te zu Mineralien an, und ihr metalliſcher Saame, ſo zu den andern Theilgen noch dazu kaͤme, beginnte zu wurtzeln. Sol- ten aber dieſe Duͤnſte keine Klinſen oder Steinritzen antreffen, ſo veraͤnderten ſie ſich zu einem ſtetswaͤhrenden Waſſer, da- her ſich auch offtmahls in dem Sand der Qvellen Gold-Koͤrner, Schlich, und mancherley Ertz zeigte, welches ſeinen Urſprung vermuthlich daraus haben moͤgte. §. 3. Das Gold-Ertz beſtehet aus ei- nem vollkommenen rein ausgekochten Schwefel, zu dem wenig fremde Theilgen mit gedrungen; das Silber aus Schwe- fel und Saltz; das Kupffer aus einer ro- then Erde, die ſich mit den andern metal- liſchen Duͤnſten vermiſcht, durch die grau- ſame Hitze gantz zuflieſſet und vereinbah- ret wird; das Eiſen aus einer ſchwartzen Erde. Es vermiſchen ſich die Metalle auf unterſchiedene Arten mit einander, ſo, daß mancherley Species daraus werden, das Gold mit Spießglaß, das Silber mit Kupffer oder Wißmuth, das Kupffer oder Zinn mit Marcaſit, und dergleichen mehr; daher kommt es, daß zuweilen ein Ertz vie- lerley Arten Metallen bey ſich fuͤhret, wel- che durch das Feuer nach den Regeln der Scheide-Kunſt von einander geſondert werden. Nach dem Farben von unter- ſchiedener Erde mit dazu gekommen, und durch die unterirrdiſche Hitze zum Fluß mit gebracht worden, nachdem bekommen die Ertze der Metallen zugleich mancher- ley verſchiedene Farben. §. 4. Unter die Metalle gehoͤren Gold, Silber, Ertz, Zinn, Bley, Kupffer, und Eiſen. Das Meßing wird aus Ga- mey-Stein zubereitet. Denen Minera- lien aber werden mancherley und folgen- de Arten beygezehlet, als Schwefel, Qveck- ſilber, Alaun, Vitriol, Saltz, Sal Armo- niacum, Marcaſit, Antimonium, Arſeni- cum, Wißmuth, u. ſ. w. Ferner giebt es allerhand Berg-Saͤffte, und Erden-Har- tze, die als ein Oel von der Erde ausſchwi- tzen, als Juden-Pech, Stein-Oehl, Kampffer, Ambra, Stein-Kohlen, u. ſ. w. So hat man auch mancherley Arten der Erde, als die Terra ſigillata Strimenſis, die rothe Bolus-Erde, den gelben Ocker, und andere, die man zu den Farben zu gebrau- chen pflegt, hier aber anzufuͤhren zu weit- laͤufftig fallen will. §. 5. Daß der groſſe GOtt noch taͤg- lich das Geſtein und Ertz wachſen laͤßt, welches einige haben wollen in Zweifel ziehen, bezeuget die Erfahrung. Denn man findet Stollen, die nach uͤblichem Stollen-Recht ſo weit genommen ſeyn, daß man mit einem Lauff-Karren ge- raum hindurch fahren koͤnnen, mit der Zeit aber ſo zuſammen gewachſen, daß ei- ner mit Noth dadurch kommen koͤnnen. So ſiehet man auch offt, daß das Gebuͤr- ge die Kuppen an Thuͤrſtoͤcken, wie auch die Tragſtempel gar in einander ſcheubt, und groſſe Strauben dran druckt. Zu dem giebt es auch der Augenſchein, wenn man in manchen Bergwercken gewonnen Ertz auf einer Strecke oder Fall-Ort eine Zeitlang liegen laͤßt, daß etwan aus ei- ner Klufft eine Guhr, oder Steinmarck darein treufft, daß es in kurtzer Zeit ſich wieder in einander ſundert und waͤchſt, daß man es hernach wieder mit Eiſen und Schlegeln gewinnen muß. Wie nun das Geſtein waͤchſt, alſo wachſen auch die Bergarten und Ertze noch heut zu Tage, in unverſchrotenem Felde, da keines Menſchen Hand hingeſehen hat, auch wenn ſchon ein Feld verfahren iſt. Denn es ſagen glaubwuͤrdige Bergleute, daß eine Guhr aus einer Fuͤrſt auf ein kluͤfftig Geſtein geſundert, oder getroffen, daß Zernicht Silber daraus gewachſen. Jo- hannes Matheſius ſchreibt in ſeiner Sare- pta, daß auf dem Abertham in Sanct Lo- rentz Fundgruben innerhalb zwantzig Jahren in einem Stempel gediegen Sil- ber gewachſen ſey. Denn da ſich der Steiger C 2

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/65>, abgerufen am 28.03.2024.