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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Juristische Anmerckungen von Ströhmen / Fischereyen / u. s. w.
[Spaltenumbruch] Concession von dem, der solche ausübet,
nicht erweißlich gemacht wird, so lange
kan ein Landes-Fürst ihm contradiciren,
welches Widersprechen in Sachsen mit ei-
nem Straf-Praecept, Krafft Landes-
Herrlicher Hoheit, verknüpffet ist, welches
iedoch nur bloß auf die Elbe zu restringi-
ren. Denn es ist ein Special-Edict vom
14. November 1654. vorhanden, welches
den 21. Julii 1671. wiederholet worden, dar-
innen verbothen, bey Strafe der Confi-
sci
rung seines gäntzlichen Vermögens,
daß niemand, er sey auch wer er wolle, eine
Fähre über die Elbe halten soll, und der
Obrigkeit eines ieden Ortes wird solches
bey 50. Reichs-Thalern Strafe unter-
sagt, welches, wie Herr Berger in seinen
Supplementis ad E. D. F. P. 1. p. 594. da-
vor hält, dahin zu erklären, daß einer
auch nicht ein mahl zu seinem haußwirth-
lichen Gebrauch eine Fähre anlegen dürf-
fe, wenn es ihm der Landes-Fürst nicht
concedirt.

§. 14.

Es behauptet Ziegler in sei-
nem Tractat de Juribus Majestat. l. 2. c.
16. §. 4. gar wohl, daß nichts im Wege
sey, daß die Privat-Personen nicht auch
Fähren solten halten können, wenn sie es
des Vorthels wegen nicht thun, noch sie
deswegen anlegen lassen, daß sie von den
Ubersetzenden Fähr-Geld fordern, son-
dern nur ihrer Haußwirthschafft wegen.

Vom Recht der Schleusen.
§. 15.

Es sind die Schleusen gewisse
im Wasser aufgerichtete Machinen, die
zur Beförderung der Schiffahrt in einem
Strohm erbauet sind, daß das Wasser
des Strohmes nach Gutbefinden entwe-
der gestämmet, oder fortgelassen werden
könne. Da ein Landes-Fürst befugt ist,
in Ansehung des über die Flüsse ihm zu-
kommenden Eigenthums, unterschiede-
nes, was zu des Landes Besten gereicht,
anzuordnen, und zu verbiethen, so hat
solches ebenmäßig bey den Schleusen statt,
weil durch dieselben der Gebrauch und die
Beqvemlichkeit des Strohmes befördert
wird. Sie sind auch berechtiget über der
Unterthanen Grundstücken, zu Beförde-
rung des Commercien-Wesens, und zur
Aufbauung und Einrichtung der Schleu-
sen einen Graben zu ziehen, wenn es die
Gelegenheit und Beschaffenheit des Or-
tes nicht anders zulassen will.

§. 16.

Hierbey fragt sichs, ob nicht
ein Landes-Fürst zu Erbauung der
Schleusen seinen Unterthanen gewisse
[Spaltenumbruch] Collecten ansinnen, und hier zu ausschrei-
ben könne? Es scheinet zwar dieses zu ne-
gir
en zu seyn, indem man vor unbillig
halten könte, daß die Unterthanen zu
Contribuirung der Unkosten angehalten
werden solten, zu einer Sache, davon doch
der Fürst allein Vorthel hat. Wenn
man sie aber erweget, so erhellet, daß die
bejahende Meynung der Wahrheit ge-
mässer sey; Denn es ist bekandt, daß un-
ter die rechtmäßigen Ursachen, seinen Un-
terthanen Collecten abzufordern, die Re-
paratur
en der Brücken, Brunnen, Land-
Strassen, Dämme, Flüsse, u. s. w. mit
gehören; Wodurch werden aber die
Ströhme wohl mehr verbessert, als eben
durch die Schleusen, denn durch sie wird
deren beqvemer Gebrauch in rechten
Stand gesetzt. Jedoch scheinet es nicht,
als ob der Beytrag hierzu von den Un-
terthanen gleich durch geschehen müste,
sondern es muß ein ieder, nach Propor-
tion
des Nutzens, den er hiervon zu er-
warten hat, etwas hierzu contribuiren.
Es muß auch durch diesen Beytrag der
Unterthanen der Schade, den sie der ge-
meinschafftlichen Wohlfarth des Lan-
des wegen bey Gelegenheit der erbauten
Schleusen empfunden, wieder gut ge-
than werden, als wenn man etwan einen
Graben, der zu einem Schleusen-Bau,
und zur Vereinigung zweyer Flüsse de-
stini
rt gewesen, über die Grundstücken
gewisser Privat-Personen gezogen.

§. 17.

Es ist ein Landes-Fürst eben
nicht praecise gehalten, die Schleusen zu
bauen, sondern er kan dieses Befugniß
auf Art eines Privilegii einem andern
concediren. Denn es ist ein schlechter
Unterscheid, ob dieses Recht von dem Für-
sten selbst, oder durch seine Vergünstigung
von den Unterthanen ausgeübet werden
kan. Es ist auch diese Meynung durch
die alte Observanz bestätiget; Also hat
der Marg-Graf zu Brandenburg, Joa-
chim Friederich, Preiß-würdigster Ge-
dächtniß, Anno 1568. einigen Privat-Per-
sonen das Privilegium, das Recht der
Schiffarth auf der Saale anzurichten,
und darüber zu disponiren, auf 20. Jahr
Jahr verstattet. S. Olear. Halygraphie
Topo-Chronolog. p. 245. in fin.

§. 18.

Aus der Gerichtsbarkeit, die
wir dem Fürsten über die Schleusen zu-
getheilet, fliesset auch das Befugniß, die-
jenigen, so sich an den Schleusen vergreif-
fen, zu strafen, welche Strafe, nach Be-
findung der daraus erwachsenden Gefahr,

und
R r r (Anderer Haupt-Theil.)

Juriſtiſche Anmerckungen von Stroͤhmen / Fiſchereyen / u. ſ. w.
[Spaltenumbruch] Conceſſion von dem, der ſolche ausuͤbet,
nicht erweißlich gemacht wird, ſo lange
kan ein Landes-Fuͤrſt ihm contradiciren,
welches Widerſprechen in Sachſen mit ei-
nem Straf-Præcept, Krafft Landes-
Herrlicher Hoheit, verknuͤpffet iſt, welches
iedoch nur bloß auf die Elbe zu reſtringi-
ren. Denn es iſt ein Special-Edict vom
14. November 1654. vorhanden, welches
den 21. Julii 1671. wiederholet worden, dar-
innen verbothen, bey Strafe der Confi-
ſci
rung ſeines gaͤntzlichen Vermoͤgens,
daß niemand, er ſey auch wer er wolle, eine
Faͤhre uͤber die Elbe halten ſoll, und der
Obrigkeit eines ieden Ortes wird ſolches
bey 50. Reichs-Thalern Strafe unter-
ſagt, welches, wie Herr Berger in ſeinen
Supplementis ad E. D. F. P. 1. p. 594. da-
vor haͤlt, dahin zu erklaͤren, daß einer
auch nicht ein mahl zu ſeinem haußwirth-
lichen Gebrauch eine Faͤhre anlegen duͤrf-
fe, wenn es ihm der Landes-Fuͤrſt nicht
concedirt.

§. 14.

Es behauptet Ziegler in ſei-
nem Tractat de Juribus Majeſtat. l. 2. c.
16. §. 4. gar wohl, daß nichts im Wege
ſey, daß die Privat-Perſonen nicht auch
Faͤhren ſolten halten koͤnnen, wenn ſie es
des Vorthels wegen nicht thun, noch ſie
deswegen anlegen laſſen, daß ſie von den
Uberſetzenden Faͤhr-Geld fordern, ſon-
dern nur ihrer Haußwirthſchafft wegen.

Vom Recht der Schleuſen.
§. 15.

Es ſind die Schleuſen gewiſſe
im Waſſer aufgerichtete Machinen, die
zur Befoͤrderung der Schiffahrt in einem
Strohm erbauet ſind, daß das Waſſer
des Strohmes nach Gutbefinden entwe-
der geſtaͤmmet, oder fortgelaſſen werden
koͤnne. Da ein Landes-Fuͤrſt befugt iſt,
in Anſehung des uͤber die Fluͤſſe ihm zu-
kommenden Eigenthums, unterſchiede-
nes, was zu des Landes Beſten gereicht,
anzuordnen, und zu verbiethen, ſo hat
ſolches ebenmaͤßig bey den Schleuſen ſtatt,
weil durch dieſelben der Gebrauch und die
Beqvemlichkeit des Strohmes befoͤrdert
wird. Sie ſind auch berechtiget uͤber der
Unterthanen Grundſtuͤcken, zu Befoͤrde-
rung des Commercien-Weſens, und zur
Aufbauung und Einrichtung der Schleu-
ſen einen Graben zu ziehen, wenn es die
Gelegenheit und Beſchaffenheit des Or-
tes nicht anders zulaſſen will.

§. 16.

Hierbey fragt ſichs, ob nicht
ein Landes-Fuͤrſt zu Erbauung der
Schleuſen ſeinen Unterthanen gewiſſe
[Spaltenumbruch] Collecten anſinnen, und hier zu ausſchrei-
ben koͤnne? Es ſcheinet zwar dieſes zu ne-
gir
en zu ſeyn, indem man vor unbillig
halten koͤnte, daß die Unterthanen zu
Contribuirung der Unkoſten angehalten
werden ſolten, zu einer Sache, davon doch
der Fuͤrſt allein Vorthel hat. Wenn
man ſie aber erweget, ſo erhellet, daß die
bejahende Meynung der Wahrheit ge-
maͤſſer ſey; Denn es iſt bekandt, daß un-
ter die rechtmaͤßigen Urſachen, ſeinen Un-
terthanen Collecten abzufordern, die Re-
paratur
en der Bruͤcken, Brunnen, Land-
Straſſen, Daͤmme, Fluͤſſe, u. ſ. w. mit
gehoͤren; Wodurch werden aber die
Stroͤhme wohl mehr verbeſſert, als eben
durch die Schleuſen, denn durch ſie wird
deren beqvemer Gebrauch in rechten
Stand geſetzt. Jedoch ſcheinet es nicht,
als ob der Beytrag hierzu von den Un-
terthanen gleich durch geſchehen muͤſte,
ſondern es muß ein ieder, nach Propor-
tion
des Nutzens, den er hiervon zu er-
warten hat, etwas hierzu contribuiren.
Es muß auch durch dieſen Beytrag der
Unterthanen der Schade, den ſie der ge-
meinſchafftlichen Wohlfarth des Lan-
des wegen bey Gelegenheit der erbauten
Schleuſen empfunden, wieder gut ge-
than werden, als wenn man etwan einen
Graben, der zu einem Schleuſen-Bau,
und zur Vereinigung zweyer Fluͤſſe de-
ſtini
rt geweſen, uͤber die Grundſtuͤcken
gewiſſer Privat-Perſonen gezogen.

§. 17.

Es iſt ein Landes-Fuͤrſt eben
nicht præciſe gehalten, die Schleuſen zu
bauen, ſondern er kan dieſes Befugniß
auf Art eines Privilegii einem andern
concediren. Denn es iſt ein ſchlechter
Unterſcheid, ob dieſes Recht von dem Fuͤr-
ſten ſelbſt, oder durch ſeine Verguͤnſtigung
von den Unterthanen ausgeuͤbet werden
kan. Es iſt auch dieſe Meynung durch
die alte Obſervanz beſtaͤtiget; Alſo hat
der Marg-Graf zu Brandenburg, Joa-
chim Friederich, Preiß-wuͤrdigſter Ge-
daͤchtniß, Anno 1568. einigen Privat-Per-
ſonen das Privilegium, das Recht der
Schiffarth auf der Saale anzurichten,
und daruͤber zu diſponiren, auf 20. Jahr
Jahr verſtattet. S. Olear. Halygraphie
Topo-Chronolog. p. 245. in fin.

§. 18.

Aus der Gerichtsbarkeit, die
wir dem Fuͤrſten uͤber die Schleuſen zu-
getheilet, flieſſet auch das Befugniß, die-
jenigen, ſo ſich an den Schleuſen vergreif-
fen, zu ſtrafen, welche Strafe, nach Be-
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und
R r r (Anderer Haupt-Theil.)
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[493/0661] Juriſtiſche Anmerckungen von Stroͤhmen / Fiſchereyen / u. ſ. w. Conceſſion von dem, der ſolche ausuͤbet, nicht erweißlich gemacht wird, ſo lange kan ein Landes-Fuͤrſt ihm contradiciren, welches Widerſprechen in Sachſen mit ei- nem Straf-Præcept, Krafft Landes- Herrlicher Hoheit, verknuͤpffet iſt, welches iedoch nur bloß auf die Elbe zu reſtringi- ren. Denn es iſt ein Special-Edict vom 14. November 1654. vorhanden, welches den 21. Julii 1671. wiederholet worden, dar- innen verbothen, bey Strafe der Confi- ſcirung ſeines gaͤntzlichen Vermoͤgens, daß niemand, er ſey auch wer er wolle, eine Faͤhre uͤber die Elbe halten ſoll, und der Obrigkeit eines ieden Ortes wird ſolches bey 50. Reichs-Thalern Strafe unter- ſagt, welches, wie Herr Berger in ſeinen Supplementis ad E. D. F. P. 1. p. 594. da- vor haͤlt, dahin zu erklaͤren, daß einer auch nicht ein mahl zu ſeinem haußwirth- lichen Gebrauch eine Faͤhre anlegen duͤrf- fe, wenn es ihm der Landes-Fuͤrſt nicht concedirt. §. 14. Es behauptet Ziegler in ſei- nem Tractat de Juribus Majeſtat. l. 2. c. 16. §. 4. gar wohl, daß nichts im Wege ſey, daß die Privat-Perſonen nicht auch Faͤhren ſolten halten koͤnnen, wenn ſie es des Vorthels wegen nicht thun, noch ſie deswegen anlegen laſſen, daß ſie von den Uberſetzenden Faͤhr-Geld fordern, ſon- dern nur ihrer Haußwirthſchafft wegen. Vom Recht der Schleuſen. §. 15. Es ſind die Schleuſen gewiſſe im Waſſer aufgerichtete Machinen, die zur Befoͤrderung der Schiffahrt in einem Strohm erbauet ſind, daß das Waſſer des Strohmes nach Gutbefinden entwe- der geſtaͤmmet, oder fortgelaſſen werden koͤnne. Da ein Landes-Fuͤrſt befugt iſt, in Anſehung des uͤber die Fluͤſſe ihm zu- kommenden Eigenthums, unterſchiede- nes, was zu des Landes Beſten gereicht, anzuordnen, und zu verbiethen, ſo hat ſolches ebenmaͤßig bey den Schleuſen ſtatt, weil durch dieſelben der Gebrauch und die Beqvemlichkeit des Strohmes befoͤrdert wird. Sie ſind auch berechtiget uͤber der Unterthanen Grundſtuͤcken, zu Befoͤrde- rung des Commercien-Weſens, und zur Aufbauung und Einrichtung der Schleu- ſen einen Graben zu ziehen, wenn es die Gelegenheit und Beſchaffenheit des Or- tes nicht anders zulaſſen will. §. 16. Hierbey fragt ſichs, ob nicht ein Landes-Fuͤrſt zu Erbauung der Schleuſen ſeinen Unterthanen gewiſſe Collecten anſinnen, und hier zu ausſchrei- ben koͤnne? Es ſcheinet zwar dieſes zu ne- giren zu ſeyn, indem man vor unbillig halten koͤnte, daß die Unterthanen zu Contribuirung der Unkoſten angehalten werden ſolten, zu einer Sache, davon doch der Fuͤrſt allein Vorthel hat. Wenn man ſie aber erweget, ſo erhellet, daß die bejahende Meynung der Wahrheit ge- maͤſſer ſey; Denn es iſt bekandt, daß un- ter die rechtmaͤßigen Urſachen, ſeinen Un- terthanen Collecten abzufordern, die Re- paraturen der Bruͤcken, Brunnen, Land- Straſſen, Daͤmme, Fluͤſſe, u. ſ. w. mit gehoͤren; Wodurch werden aber die Stroͤhme wohl mehr verbeſſert, als eben durch die Schleuſen, denn durch ſie wird deren beqvemer Gebrauch in rechten Stand geſetzt. Jedoch ſcheinet es nicht, als ob der Beytrag hierzu von den Un- terthanen gleich durch geſchehen muͤſte, ſondern es muß ein ieder, nach Propor- tion des Nutzens, den er hiervon zu er- warten hat, etwas hierzu contribuiren. Es muß auch durch dieſen Beytrag der Unterthanen der Schade, den ſie der ge- meinſchafftlichen Wohlfarth des Lan- des wegen bey Gelegenheit der erbauten Schleuſen empfunden, wieder gut ge- than werden, als wenn man etwan einen Graben, der zu einem Schleuſen-Bau, und zur Vereinigung zweyer Fluͤſſe de- ſtinirt geweſen, uͤber die Grundſtuͤcken gewiſſer Privat-Perſonen gezogen. §. 17. Es iſt ein Landes-Fuͤrſt eben nicht præciſe gehalten, die Schleuſen zu bauen, ſondern er kan dieſes Befugniß auf Art eines Privilegii einem andern concediren. Denn es iſt ein ſchlechter Unterſcheid, ob dieſes Recht von dem Fuͤr- ſten ſelbſt, oder durch ſeine Verguͤnſtigung von den Unterthanen ausgeuͤbet werden kan. Es iſt auch dieſe Meynung durch die alte Obſervanz beſtaͤtiget; Alſo hat der Marg-Graf zu Brandenburg, Joa- chim Friederich, Preiß-wuͤrdigſter Ge- daͤchtniß, Anno 1568. einigen Privat-Per- ſonen das Privilegium, das Recht der Schiffarth auf der Saale anzurichten, und daruͤber zu diſponiren, auf 20. Jahr Jahr verſtattet. S. Olear. Halygraphie Topo-Chronolog. p. 245. in fin. §. 18. Aus der Gerichtsbarkeit, die wir dem Fuͤrſten uͤber die Schleuſen zu- getheilet, flieſſet auch das Befugniß, die- jenigen, ſo ſich an den Schleuſen vergreif- fen, zu ſtrafen, welche Strafe, nach Be- findung der daraus eꝛwachſenden Gefahr, und R r r (Anderer Haupt-Theil.)

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/661>, abgerufen am 24.04.2024.