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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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"Der Blumenthal."

Und aber nach fünfhundert Jahren
Will ich desselbigen Weges fahren.

Cidher der ewig junge.

"Der Blumenthal" (d. h. der Blumenthal-Wald) ist der Name
eines großen Forstreviers, das den östlichen Theil des Barnim
von Westen nach Osten hin durchzieht und durch die Straße, die
von Berlin nach Wriezen führt, fast seiner ganzen Länge nach
durchschnitten wird.

"Der Blumenthal" ist schön und sagenreich. Etwas von dem
Zauber Vinetas ist um ihn her und die Sage von untergegangenen
Städten, verschwunden in Wasser oder Wald, begleitet den Reisen-
den auf Schritt und Tritt. Wer um die Mittagsstunde hier vor-
überzieht, der hört an See und Schlucht ein Klingen und Läuten
aus der Tiefe herauf; und wer gar Nachts des Weges kommt,
wenn der Mond im ersten Viertel steht, der hat über Stille und
Einsamkeit nicht zu klagen, denn seltsame Stimmen, Rufen und
Lachen, ziehen neben ihm her.

Und ein schöner Wald ist "der Blumenthal." Die vielen
Seen, die ihn durchschneiden, auch wo sie nicht sichtbar werden,
geben seinem Laub und seiner Luft eine duftige Frische, und ein
Blühen ist ringsum, als woll es der Wald immer wieder beweisen:
ich bin "der Blumenthal!"

Rapsfelder an den offenen Stellen, die sich breit in den Wald

„Der Blumenthal.“

Und aber nach fünfhundert Jahren
Will ich deſſelbigen Weges fahren.

Cidher der ewig junge.

Der Blumenthal“ (d. h. der Blumenthal-Wald) iſt der Name
eines großen Forſtreviers, das den öſtlichen Theil des Barnim
von Weſten nach Oſten hin durchzieht und durch die Straße, die
von Berlin nach Wriezen führt, faſt ſeiner ganzen Länge nach
durchſchnitten wird.

„Der Blumenthal“ iſt ſchön und ſagenreich. Etwas von dem
Zauber Vinetas iſt um ihn her und die Sage von untergegangenen
Städten, verſchwunden in Waſſer oder Wald, begleitet den Reiſen-
den auf Schritt und Tritt. Wer um die Mittagsſtunde hier vor-
überzieht, der hört an See und Schlucht ein Klingen und Läuten
aus der Tiefe herauf; und wer gar Nachts des Weges kommt,
wenn der Mond im erſten Viertel ſteht, der hat über Stille und
Einſamkeit nicht zu klagen, denn ſeltſame Stimmen, Rufen und
Lachen, ziehen neben ihm her.

Und ein ſchöner Wald iſt „der Blumenthal.“ Die vielen
Seen, die ihn durchſchneiden, auch wo ſie nicht ſichtbar werden,
geben ſeinem Laub und ſeiner Luft eine duftige Friſche, und ein
Blühen iſt ringsum, als woll es der Wald immer wieder beweiſen:
ich bin „der Blumenthal!“

Rapsfelder an den offenen Stellen, die ſich breit in den Wald

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. [69]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/81>, abgerufen am 28.03.2024.