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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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dem Namen Kunkel v. Löwenstern in den Adelsstand erho-
ben. Er starb wahrscheinlich 1702.

Sein Laboratorium auf dem Kaninchenwerder hatte nur
allerkürzesten Bestand gehabt. Noch vor seiner Uebersiedelung
nach Schweden brannten die Baulichkeiten nieder; -- am östlichen
Ufer der Insel finden sich bis heute einzelne verstreute Schlacken-
reste, die ungefähr die Stelle angeben, wo die alchymistische
"Hütte" stand. Mehr als ein Jahrhundert verging, bevor die
Zauberer-Insel zu einer Zauber-Insel wurde.


3.
Die Pfaueninsel unter Friedrich Wilhelm III.
1797--1840.
Mein Herr ist König im Land,
Ich herrsch' im Garten der Rosen.

Uhland.

Die Anfänge dazu (zur Zauber-Insel) fallen bereits in die
Regierungszeit Friedrich Wilhelms II. Der Schilfgürtel, der
die Insel vor jedem Zutritt zu bergen schien, wurde mittelbar
die Ursach, daß sich ihre Schönheit zu erschließen begann. In
diesem Schilf nisteten nämlich, wie schon angedeutet, Tausende
von Schnepfen und Enten, die den jagdlustigen König, als er
davon vernommen, erst bis an den Rand der Insel, dann auf
diese selber führten. Einmal bekannt geworden mit dieser Wal-
desstille, die ihm bald wohler that als die Aufregungen der
Jagd, lockte es ihn öfter, vom nahen Marmorpalais, zu Kahn
herüber. Aus dem Heiligen See in die Havel, an Sacrow vor-
über, steuerte er an heiteren Nachmittagen, umgeben von den
Damen seines Hofes, der ihm lieb gewordenen Insel zu, auf
deren schönster Waldwiese die reichen orientalischen Zelte, die
ihm irgend ein Selim oder Mahmud geschenkt hatte, bereits
vorher ausgespannt worden waren. Die Musik schmetterte; Tänze

dem Namen Kunkel v. Löwenſtern in den Adelsſtand erho-
ben. Er ſtarb wahrſcheinlich 1702.

Sein Laboratorium auf dem Kaninchenwerder hatte nur
allerkürzeſten Beſtand gehabt. Noch vor ſeiner Ueberſiedelung
nach Schweden brannten die Baulichkeiten nieder; — am öſtlichen
Ufer der Inſel finden ſich bis heute einzelne verſtreute Schlacken-
reſte, die ungefähr die Stelle angeben, wo die alchymiſtiſche
„Hütte“ ſtand. Mehr als ein Jahrhundert verging, bevor die
Zauberer-Inſel zu einer Zauber-Inſel wurde.


3.
Die Pfaueninſel unter Friedrich Wilhelm III.
1797—1840.
Mein Herr iſt König im Land,
Ich herrſch’ im Garten der Roſen.

Uhland.

Die Anfänge dazu (zur Zauber-Inſel) fallen bereits in die
Regierungszeit Friedrich Wilhelms II. Der Schilfgürtel, der
die Inſel vor jedem Zutritt zu bergen ſchien, wurde mittelbar
die Urſach, daß ſich ihre Schönheit zu erſchließen begann. In
dieſem Schilf niſteten nämlich, wie ſchon angedeutet, Tauſende
von Schnepfen und Enten, die den jagdluſtigen König, als er
davon vernommen, erſt bis an den Rand der Inſel, dann auf
dieſe ſelber führten. Einmal bekannt geworden mit dieſer Wal-
desſtille, die ihm bald wohler that als die Aufregungen der
Jagd, lockte es ihn öfter, vom nahen Marmorpalais, zu Kahn
herüber. Aus dem Heiligen See in die Havel, an Sacrow vor-
über, ſteuerte er an heiteren Nachmittagen, umgeben von den
Damen ſeines Hofes, der ihm lieb gewordenen Inſel zu, auf
deren ſchönſter Waldwieſe die reichen orientaliſchen Zelte, die
ihm irgend ein Selim oder Mahmud geſchenkt hatte, bereits
vorher ausgeſpannt worden waren. Die Muſik ſchmetterte; Tänze

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[148/0166] dem Namen Kunkel v. Löwenſtern in den Adelsſtand erho- ben. Er ſtarb wahrſcheinlich 1702. Sein Laboratorium auf dem Kaninchenwerder hatte nur allerkürzeſten Beſtand gehabt. Noch vor ſeiner Ueberſiedelung nach Schweden brannten die Baulichkeiten nieder; — am öſtlichen Ufer der Inſel finden ſich bis heute einzelne verſtreute Schlacken- reſte, die ungefähr die Stelle angeben, wo die alchymiſtiſche „Hütte“ ſtand. Mehr als ein Jahrhundert verging, bevor die Zauberer-Inſel zu einer Zauber-Inſel wurde. 3. Die Pfaueninſel unter Friedrich Wilhelm III. 1797—1840. Mein Herr iſt König im Land, Ich herrſch’ im Garten der Roſen. Uhland. Die Anfänge dazu (zur Zauber-Inſel) fallen bereits in die Regierungszeit Friedrich Wilhelms II. Der Schilfgürtel, der die Inſel vor jedem Zutritt zu bergen ſchien, wurde mittelbar die Urſach, daß ſich ihre Schönheit zu erſchließen begann. In dieſem Schilf niſteten nämlich, wie ſchon angedeutet, Tauſende von Schnepfen und Enten, die den jagdluſtigen König, als er davon vernommen, erſt bis an den Rand der Inſel, dann auf dieſe ſelber führten. Einmal bekannt geworden mit dieſer Wal- desſtille, die ihm bald wohler that als die Aufregungen der Jagd, lockte es ihn öfter, vom nahen Marmorpalais, zu Kahn herüber. Aus dem Heiligen See in die Havel, an Sacrow vor- über, ſteuerte er an heiteren Nachmittagen, umgeben von den Damen ſeines Hofes, der ihm lieb gewordenen Inſel zu, auf deren ſchönſter Waldwieſe die reichen orientaliſchen Zelte, die ihm irgend ein Selim oder Mahmud geſchenkt hatte, bereits vorher ausgeſpannt worden waren. Die Muſik ſchmetterte; Tänze

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/166>, abgerufen am 24.04.2024.