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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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bung, die wir oben gegeben -- eine Insel mit einem weitläu-
figen Schloß; eine Bogenbrücke führt zu dem zunächst liegenden
Felsenufer hinüber. Rechts ein ländliches Fest. Der See ist
mit Barken erfüllt, denen Musikchöre folgen. Eine rothe Abend-
beleuchtung liegt auf dem See.

Ein stimmungsreiches Bild! Aber das Bild, das sich eben
jetzt, von der Gartenthür des Schlosses eingerahmt, vor unseren
Blicken aufthut, thut es ihm gleich. Eine Parkwiese voll
blühender Linden; zwischen den Kronen der blaue Himmel;
und an dem Himmelsstreifen ein Volk weißer Tauben, das,
die letzten Sonnenstrahlen einsaugend, sich oben in den Lüften
wiegt.

Die nahe Hauptstadt sammt ihrem Lärm, wir empfinden
sie wie hundert Meilen weit. Hier ist Friede!


Wolzogen in seinem "Leben Schinkels" schreibt: Der Besitzer des einen
Bildes (Abendbeleuchtung) ist Banquier Brose, der Besitzer des andern
(Morgenbeleuchtung) unbekannt. -- Das eine scheint also die Annahme
zu rechtfertigen, das andere sie zu verbieten. Eine Entscheidung in dieser
Frage, die ohne exacte technische Kenntniß nicht zu geben ist, liegt außer-
halb unserer Kraft; wir geben deshalb einfach die Thatsache, daß sich
zwei solche Bilder in Friedrichsfelde befinden und überlassen Andern den
Beweis der Aechtheit, oder -- des Gegentheils.

bung, die wir oben gegeben — eine Inſel mit einem weitläu-
figen Schloß; eine Bogenbrücke führt zu dem zunächſt liegenden
Felſenufer hinüber. Rechts ein ländliches Feſt. Der See iſt
mit Barken erfüllt, denen Muſikchöre folgen. Eine rothe Abend-
beleuchtung liegt auf dem See.

Ein ſtimmungsreiches Bild! Aber das Bild, das ſich eben
jetzt, von der Gartenthür des Schloſſes eingerahmt, vor unſeren
Blicken aufthut, thut es ihm gleich. Eine Parkwieſe voll
blühender Linden; zwiſchen den Kronen der blaue Himmel;
und an dem Himmelsſtreifen ein Volk weißer Tauben, das,
die letzten Sonnenſtrahlen einſaugend, ſich oben in den Lüften
wiegt.

Die nahe Hauptſtadt ſammt ihrem Lärm, wir empfinden
ſie wie hundert Meilen weit. Hier iſt Friede!


Wolzogen in ſeinem „Leben Schinkels“ ſchreibt: Der Beſitzer des einen
Bildes (Abendbeleuchtung) iſt Banquier Broſe, der Beſitzer des andern
(Morgenbeleuchtung) unbekannt. — Das eine ſcheint alſo die Annahme
zu rechtfertigen, das andere ſie zu verbieten. Eine Entſcheidung in dieſer
Frage, die ohne exacte techniſche Kenntniß nicht zu geben iſt, liegt außer-
halb unſerer Kraft; wir geben deshalb einfach die Thatſache, daß ſich
zwei ſolche Bilder in Friedrichsfelde befinden und überlaſſen Andern den
Beweis der Aechtheit, oder — des Gegentheils.
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[420/0438] bung, die wir oben gegeben — eine Inſel mit einem weitläu- figen Schloß; eine Bogenbrücke führt zu dem zunächſt liegenden Felſenufer hinüber. Rechts ein ländliches Feſt. Der See iſt mit Barken erfüllt, denen Muſikchöre folgen. Eine rothe Abend- beleuchtung liegt auf dem See. Ein ſtimmungsreiches Bild! Aber das Bild, das ſich eben jetzt, von der Gartenthür des Schloſſes eingerahmt, vor unſeren Blicken aufthut, thut es ihm gleich. Eine Parkwieſe voll blühender Linden; zwiſchen den Kronen der blaue Himmel; und an dem Himmelsſtreifen ein Volk weißer Tauben, das, die letzten Sonnenſtrahlen einſaugend, ſich oben in den Lüften wiegt. Die nahe Hauptſtadt ſammt ihrem Lärm, wir empfinden ſie wie hundert Meilen weit. Hier iſt Friede! *) *) Wolzogen in ſeinem „Leben Schinkels“ ſchreibt: Der Beſitzer des einen Bildes (Abendbeleuchtung) iſt Banquier Broſe, der Beſitzer des andern (Morgenbeleuchtung) unbekannt. — Das eine ſcheint alſo die Annahme zu rechtfertigen, das andere ſie zu verbieten. Eine Entſcheidung in dieſer Frage, die ohne exacte techniſche Kenntniß nicht zu geben iſt, liegt außer- halb unſerer Kraft; wir geben deshalb einfach die Thatſache, daß ſich zwei ſolche Bilder in Friedrichsfelde befinden und überlaſſen Andern den Beweis der Aechtheit, oder — des Gegentheils.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/438>, abgerufen am 20.04.2024.