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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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Da stand er wie ein Feldherr, während das Feuer in
breiten Scheiben niederfiel. "Kerls", schrie er, "wenn ich
rufe: Vorwärts, Thüren auf! dann ist's Zeit, dann hats ein-
geschlagen." So vergingen wohl 10 Minuten; die Blitze ließen
nach, ein Hagelwetter kam, Körner wie die Tauben-Eier.
Mit einem Mal schwieg auch das; der Hagel war wie abge-
schnitten. Aber im nächsten Augenblick "Krach!" und der Blitz
lief über den First hin. "Vorwärts!" alle Thüren flogen auf;
die Schlossen fielen wieder wie ausgeschüttet, und im nächsten
Moment jagten die 180 schwarzen Pferde an mir vorbei, hier
über die Brücke hin, in die Buten-Haide hinein, auf Pausin
zu. Zwölf Minuten später hatten wir die Spritzen hier; denn
als die 180 schwarzen Pferde wie die wilde Jagd durch's Dorf
jagten, da wußten die Pausiner was los war. "Das Remonte-
Depot brennt" und heidi ging's in den Wald hinein, auf das
Depot zu. Solch Wettfahren hat die alte Buten-Haide ihr
Lebtag nicht gesehen. Ein schöner Tag war's, aber ich mag
ihn nicht wieder erleben.


Da ſtand er wie ein Feldherr, während das Feuer in
breiten Scheiben niederfiel. „Kerls“, ſchrie er, „wenn ich
rufe: Vorwärts, Thüren auf! dann iſt’s Zeit, dann hats ein-
geſchlagen.“ So vergingen wohl 10 Minuten; die Blitze ließen
nach, ein Hagelwetter kam, Körner wie die Tauben-Eier.
Mit einem Mal ſchwieg auch das; der Hagel war wie abge-
ſchnitten. Aber im nächſten Augenblick „Krach!“ und der Blitz
lief über den Firſt hin. „Vorwärts!“ alle Thüren flogen auf;
die Schloſſen fielen wieder wie ausgeſchüttet, und im nächſten
Moment jagten die 180 ſchwarzen Pferde an mir vorbei, hier
über die Brücke hin, in die Buten-Haide hinein, auf Pauſin
zu. Zwölf Minuten ſpäter hatten wir die Spritzen hier; denn
als die 180 ſchwarzen Pferde wie die wilde Jagd durch’s Dorf
jagten, da wußten die Pauſiner was los war. „Das Remonte-
Depot brennt“ und heidi ging’s in den Wald hinein, auf das
Depot zu. Solch Wettfahren hat die alte Buten-Haide ihr
Lebtag nicht geſehen. Ein ſchöner Tag war’s, aber ich mag
ihn nicht wieder erleben.


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[50/0068] Da ſtand er wie ein Feldherr, während das Feuer in breiten Scheiben niederfiel. „Kerls“, ſchrie er, „wenn ich rufe: Vorwärts, Thüren auf! dann iſt’s Zeit, dann hats ein- geſchlagen.“ So vergingen wohl 10 Minuten; die Blitze ließen nach, ein Hagelwetter kam, Körner wie die Tauben-Eier. Mit einem Mal ſchwieg auch das; der Hagel war wie abge- ſchnitten. Aber im nächſten Augenblick „Krach!“ und der Blitz lief über den Firſt hin. „Vorwärts!“ alle Thüren flogen auf; die Schloſſen fielen wieder wie ausgeſchüttet, und im nächſten Moment jagten die 180 ſchwarzen Pferde an mir vorbei, hier über die Brücke hin, in die Buten-Haide hinein, auf Pauſin zu. Zwölf Minuten ſpäter hatten wir die Spritzen hier; denn als die 180 ſchwarzen Pferde wie die wilde Jagd durch’s Dorf jagten, da wußten die Pauſiner was los war. „Das Remonte- Depot brennt“ und heidi ging’s in den Wald hinein, auf das Depot zu. Solch Wettfahren hat die alte Buten-Haide ihr Lebtag nicht geſehen. Ein ſchöner Tag war’s, aber ich mag ihn nicht wieder erleben.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/68>, abgerufen am 29.03.2024.