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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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2.
Die Aebte von Lehnin.
Heut sind es grade hundert Jahr,
Seit er gelegen auf der Bahr
Mit seinem Kreuz und Silberstabe.
Die ewge Lamp' an seinem Grabe
Hat heute hundert Jahr gebrannt.

Hier war zu Hause kluger Rath,
Hier hat der mächtige Prälat
Des Hauses Chronik einst geschrieben.

Annette Droste-Hülshof.

Eh' wir dazu übergehen, von den einzelnen leitenden Persönlich-
keiten des Klosters, soweit dieselben überhaupt eine Geschichte
haben, eingehender zu sprechen, mögen hier einige vorgängige
Bemerkungen über die Lehniner Aebte überhaupt eine
Stelle finden. Wenn dabei einzelne Dinge von mehr oder
weniger allgemeinem Charakter mit aufgeführt werden sollten,
Dinge, die nicht blos in Lehnin, sondern überall innerhalb der
klösterlichen Welt ihre Gültigkeit hatten, so wolle man dabei in
Erwägung ziehen, daß wir eben noch, im Verlauf unserer
"Wanderungen" verschiedene andere Klöster zu besprechen haben
werden, und daß das Allgemeingültige in Betreff der-
selben
doch an irgend einer Stelle wenigstens andeutungsweise
gesagt werden muß.

Die Aebte von Lehnin standen an der Spitze ihres
"Kloster-Convents," d. h. ihrer Mönchsbrüderschaft, aus der
sie, sobald die Vacanz eintrat, durch freie Wahl hervorgingen.
Ihnen zur Seite oder unter ihnen standen der Prior, der Sub-
prior, ein Präceptor, ein Senior und ein Cellerarius (Keller-

2.
Die Aebte von Lehnin.
Heut ſind es grade hundert Jahr,
Seit er gelegen auf der Bahr
Mit ſeinem Kreuz und Silberſtabe.
Die ewge Lamp’ an ſeinem Grabe
Hat heute hundert Jahr gebrannt.

Hier war zu Hauſe kluger Rath,
Hier hat der mächtige Prälat
Des Hauſes Chronik einſt geſchrieben.

Annette Droſte-Hülshof.

Eh’ wir dazu übergehen, von den einzelnen leitenden Perſönlich-
keiten des Kloſters, ſoweit dieſelben überhaupt eine Geſchichte
haben, eingehender zu ſprechen, mögen hier einige vorgängige
Bemerkungen über die Lehniner Aebte überhaupt eine
Stelle finden. Wenn dabei einzelne Dinge von mehr oder
weniger allgemeinem Charakter mit aufgeführt werden ſollten,
Dinge, die nicht blos in Lehnin, ſondern überall innerhalb der
klöſterlichen Welt ihre Gültigkeit hatten, ſo wolle man dabei in
Erwägung ziehen, daß wir eben noch, im Verlauf unſerer
„Wanderungen“ verſchiedene andere Klöſter zu beſprechen haben
werden, und daß das Allgemeingültige in Betreff der-
ſelben
doch an irgend einer Stelle wenigſtens andeutungsweiſe
geſagt werden muß.

Die Aebte von Lehnin ſtanden an der Spitze ihres
„Kloſter-Convents,“ d. h. ihrer Mönchsbrüderſchaft, aus der
ſie, ſobald die Vacanz eintrat, durch freie Wahl hervorgingen.
Ihnen zur Seite oder unter ihnen ſtanden der Prior, der Sub-
prior, ein Präceptor, ein Senior und ein Cellerarius (Keller-

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[[76]/0094] 2. Die Aebte von Lehnin. Heut ſind es grade hundert Jahr, Seit er gelegen auf der Bahr Mit ſeinem Kreuz und Silberſtabe. Die ewge Lamp’ an ſeinem Grabe Hat heute hundert Jahr gebrannt. Hier war zu Hauſe kluger Rath, Hier hat der mächtige Prälat Des Hauſes Chronik einſt geſchrieben. Annette Droſte-Hülshof. Eh’ wir dazu übergehen, von den einzelnen leitenden Perſönlich- keiten des Kloſters, ſoweit dieſelben überhaupt eine Geſchichte haben, eingehender zu ſprechen, mögen hier einige vorgängige Bemerkungen über die Lehniner Aebte überhaupt eine Stelle finden. Wenn dabei einzelne Dinge von mehr oder weniger allgemeinem Charakter mit aufgeführt werden ſollten, Dinge, die nicht blos in Lehnin, ſondern überall innerhalb der klöſterlichen Welt ihre Gültigkeit hatten, ſo wolle man dabei in Erwägung ziehen, daß wir eben noch, im Verlauf unſerer „Wanderungen“ verſchiedene andere Klöſter zu beſprechen haben werden, und daß das Allgemeingültige in Betreff der- ſelben doch an irgend einer Stelle wenigſtens andeutungsweiſe geſagt werden muß. Die Aebte von Lehnin ſtanden an der Spitze ihres „Kloſter-Convents,“ d. h. ihrer Mönchsbrüderſchaft, aus der ſie, ſobald die Vacanz eintrat, durch freie Wahl hervorgingen. Ihnen zur Seite oder unter ihnen ſtanden der Prior, der Sub- prior, ein Präceptor, ein Senior und ein Cellerarius (Keller-

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. [76]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/94>, abgerufen am 28.03.2024.