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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882.

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Markgraf Albrecht scheint mit Vorliebe in Friedrichsfelde
residirt zu haben; vielleicht auch war es sein einziger Besitz. Nur
die Hoffeste und die Inspectionen riefen ihn ab. Die Kriegs-
Epoche lag vor 1717. Während des spanischen Erbfolgekrieges
hatte er sich nicht nur ausgezeichnet, sondern auch dem Könige,
seinem Neffen, ein neues Infanterie-Regiment errichtet, das --
der Markgraf war damals schon Herrenmeister -- auf seinen
Fahnen und Trommeln das Johanniterkreuz trug. Ob dies Re-
giment Markgraf Albrecht diese Abzeichen beibehielt, als es später
zu Soldin und Königsberg i. d. Neum. garnisonirte, hab ich nicht
in Erfahrung bringen können.

Markgraf Albrecht starb am 21. Juni 1731 zu Friedrichs-
felde. Er war seines edlen Charakters halber in der Hauptstadt
sehr geliebt, und so weckte sein Hinscheiden allgemeine Theilnahme.
Am 25. Juni erschien der ganze Hof im Trauerhause, von dem
aus Tags darauf die markgräfliche Leiche durch 60 Mann vom
Regiment Gensdarmes nach Berlin übergeführt wurde. Da die
Vermögensverhältnisse des Verstorbenen nicht glänzend waren und
der König sich weigerte, die Kosten zu einem standesgemäßen
Leichenbegängnisse herzugeben, so wurde der Sarg in dem alten,
1749 abgebrochenen Dom, ohne jedes Gepränge still beigesetzt.

In Beckmann's Geschichte des Johanniter-Ordens, Frank-
furt a. O., 1726, findet sich als Titelkupfer ein Bild des Mark-
grafen. Es macht einen guten Eindruck. Er sieht stattlich, wohl-
wollend aus, aber nicht klug; ein des Geistigen entkleidetes Großes-
Kurfürsten-Gesicht. (Der große Kurfürst war sein Vater.)


Friedrichsfelde von 1731--62.
Markgraf Karl.

Markgraf Albrecht hinterließ drei Söhne, von denen der
älteste, Markgraf Karl, succedirte. Er erbte Friedrichsfelde, er-

Veraulassung ist nicht bekannt. Die Allee bestand ursprünglich aus sechs
Reihen Lindenbäume. Bei Anlegung der Chaussee, vor etwa 70 Jahren,
wurde der Mittelweg verbreitert und die betreffenden zwei Reihen Linden
fielen und wurden durch Pappeln ersetzt.

Markgraf Albrecht ſcheint mit Vorliebe in Friedrichsfelde
reſidirt zu haben; vielleicht auch war es ſein einziger Beſitz. Nur
die Hoffeſte und die Inſpectionen riefen ihn ab. Die Kriegs-
Epoche lag vor 1717. Während des ſpaniſchen Erbfolgekrieges
hatte er ſich nicht nur ausgezeichnet, ſondern auch dem Könige,
ſeinem Neffen, ein neues Infanterie-Regiment errichtet, das —
der Markgraf war damals ſchon Herrenmeiſter — auf ſeinen
Fahnen und Trommeln das Johanniterkreuz trug. Ob dies Re-
giment Markgraf Albrecht dieſe Abzeichen beibehielt, als es ſpäter
zu Soldin und Königsberg i. d. Neum. garniſonirte, hab ich nicht
in Erfahrung bringen können.

Markgraf Albrecht ſtarb am 21. Juni 1731 zu Friedrichs-
felde. Er war ſeines edlen Charakters halber in der Hauptſtadt
ſehr geliebt, und ſo weckte ſein Hinſcheiden allgemeine Theilnahme.
Am 25. Juni erſchien der ganze Hof im Trauerhauſe, von dem
aus Tags darauf die markgräfliche Leiche durch 60 Mann vom
Regiment Gensdarmes nach Berlin übergeführt wurde. Da die
Vermögensverhältniſſe des Verſtorbenen nicht glänzend waren und
der König ſich weigerte, die Koſten zu einem ſtandesgemäßen
Leichenbegängniſſe herzugeben, ſo wurde der Sarg in dem alten,
1749 abgebrochenen Dom, ohne jedes Gepränge ſtill beigeſetzt.

In Beckmann’s Geſchichte des Johanniter-Ordens, Frank-
furt a. O., 1726, findet ſich als Titelkupfer ein Bild des Mark-
grafen. Es macht einen guten Eindruck. Er ſieht ſtattlich, wohl-
wollend aus, aber nicht klug; ein des Geiſtigen entkleidetes Großes-
Kurfürſten-Geſicht. (Der große Kurfürſt war ſein Vater.)


Friedrichsfelde von 1731—62.
Markgraf Karl.

Markgraf Albrecht hinterließ drei Söhne, von denen der
älteſte, Markgraf Karl, ſuccedirte. Er erbte Friedrichsfelde, er-

Veraulaſſung iſt nicht bekannt. Die Allee beſtand urſprünglich aus ſechs
Reihen Lindenbäume. Bei Anlegung der Chauſſee, vor etwa 70 Jahren,
wurde der Mittelweg verbreitert und die betreffenden zwei Reihen Linden
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[134/0150] Markgraf Albrecht ſcheint mit Vorliebe in Friedrichsfelde reſidirt zu haben; vielleicht auch war es ſein einziger Beſitz. Nur die Hoffeſte und die Inſpectionen riefen ihn ab. Die Kriegs- Epoche lag vor 1717. Während des ſpaniſchen Erbfolgekrieges hatte er ſich nicht nur ausgezeichnet, ſondern auch dem Könige, ſeinem Neffen, ein neues Infanterie-Regiment errichtet, das — der Markgraf war damals ſchon Herrenmeiſter — auf ſeinen Fahnen und Trommeln das Johanniterkreuz trug. Ob dies Re- giment Markgraf Albrecht dieſe Abzeichen beibehielt, als es ſpäter zu Soldin und Königsberg i. d. Neum. garniſonirte, hab ich nicht in Erfahrung bringen können. Markgraf Albrecht ſtarb am 21. Juni 1731 zu Friedrichs- felde. Er war ſeines edlen Charakters halber in der Hauptſtadt ſehr geliebt, und ſo weckte ſein Hinſcheiden allgemeine Theilnahme. Am 25. Juni erſchien der ganze Hof im Trauerhauſe, von dem aus Tags darauf die markgräfliche Leiche durch 60 Mann vom Regiment Gensdarmes nach Berlin übergeführt wurde. Da die Vermögensverhältniſſe des Verſtorbenen nicht glänzend waren und der König ſich weigerte, die Koſten zu einem ſtandesgemäßen Leichenbegängniſſe herzugeben, ſo wurde der Sarg in dem alten, 1749 abgebrochenen Dom, ohne jedes Gepränge ſtill beigeſetzt. In Beckmann’s Geſchichte des Johanniter-Ordens, Frank- furt a. O., 1726, findet ſich als Titelkupfer ein Bild des Mark- grafen. Es macht einen guten Eindruck. Er ſieht ſtattlich, wohl- wollend aus, aber nicht klug; ein des Geiſtigen entkleidetes Großes- Kurfürſten-Geſicht. (Der große Kurfürſt war ſein Vater.) Friedrichsfelde von 1731—62. Markgraf Karl. Markgraf Albrecht hinterließ drei Söhne, von denen der älteſte, Markgraf Karl, ſuccedirte. Er erbte Friedrichsfelde, er- *) *) Veraulaſſung iſt nicht bekannt. Die Allee beſtand urſprünglich aus ſechs Reihen Lindenbäume. Bei Anlegung der Chauſſee, vor etwa 70 Jahren, wurde der Mittelweg verbreitert und die betreffenden zwei Reihen Linden fielen und wurden durch Pappeln erſetzt.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/150>, abgerufen am 19.04.2024.