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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882.

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Malchow.
Eine Weihnachtswanderung.
Staub wird zu Staub
Und Ruhm und Name der Zeiten Raub.

Der Deutsche lügt, wenn er höflich ist.

Der Herbst färbte schon die Blätter, und die Störche mochten
sich eben auf die Lehmhütten der Fellahs niedergelassen haben, als
mir ein gelbes Buch zu Händen kam, das auf seinem Umschlag,
außer dem zum Licht emporstrebenden Adler der Firma Duncker
u. Humblot, auch noch den Titel führte: "Paul von Fuchs, ein
brandenburgisch-preußischer Staatsmann vor zweihundert Jahren.
Biographischer Essay von F. v. Salpius." Und am Schlusse
dieses Buches hieß es nicht dem Wortlaute, wohl aber dem wesent-
lichen Inhalte nach, wie folgt:

"Am 7. August 1704 verschied Paul von Fuchs, Geheimrath
und Etatsminister, auf seinem Gute Malchow bei Berlin, das
er schon 1684 durch Tausch an sich gebracht und allwo er ein
"artiges Haus" für sich und seine Familie hergerichtet hatte. Der
König pflegte ihn von dem nahe gelegenen Nieder-Schönhausen aus
häufiger auf diesem seinem Landsitze zu besuchen. Auch an jenem
7. August war ein solcher Besuch beabsichtigt, aber unterwegs
schon erfuhren Ihre Majestät den Tod Ihres treuen Dieners.
Paul v. Fuchs war in seinem 64. Jahre verstorben. Johann

Malchow.
Eine Weihnachtswanderung.
Staub wird zu Staub
Und Ruhm und Name der Zeiten Raub.

Der Deutſche lügt, wenn er höflich iſt.

Der Herbſt färbte ſchon die Blätter, und die Störche mochten
ſich eben auf die Lehmhütten der Fellahs niedergelaſſen haben, als
mir ein gelbes Buch zu Händen kam, das auf ſeinem Umſchlag,
außer dem zum Licht emporſtrebenden Adler der Firma Duncker
u. Humblot, auch noch den Titel führte: „Paul von Fuchs, ein
brandenburgiſch-preußiſcher Staatsmann vor zweihundert Jahren.
Biographiſcher Eſſay von F. v. Salpius.“ Und am Schluſſe
dieſes Buches hieß es nicht dem Wortlaute, wohl aber dem weſent-
lichen Inhalte nach, wie folgt:

„Am 7. Auguſt 1704 verſchied Paul von Fuchs, Geheimrath
und Etatsminiſter, auf ſeinem Gute Malchow bei Berlin, das
er ſchon 1684 durch Tauſch an ſich gebracht und allwo er ein
„artiges Haus“ für ſich und ſeine Familie hergerichtet hatte. Der
König pflegte ihn von dem nahe gelegenen Nieder-Schönhauſen aus
häufiger auf dieſem ſeinem Landſitze zu beſuchen. Auch an jenem
7. Auguſt war ein ſolcher Beſuch beabſichtigt, aber unterwegs
ſchon erfuhren Ihre Majeſtät den Tod Ihres treuen Dieners.
Paul v. Fuchs war in ſeinem 64. Jahre verſtorben. Johann

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[[231]/0247] Malchow. Eine Weihnachtswanderung. Staub wird zu Staub Und Ruhm und Name der Zeiten Raub. Der Deutſche lügt, wenn er höflich iſt. Der Herbſt färbte ſchon die Blätter, und die Störche mochten ſich eben auf die Lehmhütten der Fellahs niedergelaſſen haben, als mir ein gelbes Buch zu Händen kam, das auf ſeinem Umſchlag, außer dem zum Licht emporſtrebenden Adler der Firma Duncker u. Humblot, auch noch den Titel führte: „Paul von Fuchs, ein brandenburgiſch-preußiſcher Staatsmann vor zweihundert Jahren. Biographiſcher Eſſay von F. v. Salpius.“ Und am Schluſſe dieſes Buches hieß es nicht dem Wortlaute, wohl aber dem weſent- lichen Inhalte nach, wie folgt: „Am 7. Auguſt 1704 verſchied Paul von Fuchs, Geheimrath und Etatsminiſter, auf ſeinem Gute Malchow bei Berlin, das er ſchon 1684 durch Tauſch an ſich gebracht und allwo er ein „artiges Haus“ für ſich und ſeine Familie hergerichtet hatte. Der König pflegte ihn von dem nahe gelegenen Nieder-Schönhauſen aus häufiger auf dieſem ſeinem Landſitze zu beſuchen. Auch an jenem 7. Auguſt war ein ſolcher Beſuch beabſichtigt, aber unterwegs ſchon erfuhren Ihre Majeſtät den Tod Ihres treuen Dieners. Paul v. Fuchs war in ſeinem 64. Jahre verſtorben. Johann

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. [231]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/247>, abgerufen am 29.03.2024.