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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882.

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1762 vom 7. bis 10. Mai hat es so stark gefroren, daß alle
Weinberge hier herum erfroren sind.

1765 den 26. Oktober, in der Nacht gegen 12 Uhr, ist in
Breslau der weiland hochwohlgeborene Herr Gustav Albrecht
v. Schlabrendorf
, Sr. K. M. in Preußen wohlbestallter General-
major von der Cavallerie und Chef eines Regiments Cürassier,
Erb- und Gerichtsherr zu Groeben, Jütchendorf und Waßmanns-
dorf, nachdem er dem hohen K. Hause 41 Jahr und 11 Monate
rühmlichst gedient und sein Alter auf 61 Jahre 10 Monate und
4 Tage gebracht hat, selig in dem Herrn entschlafen, und darauf
den 10. December c. a. von Breslau nach Groeben gebracht und
in dem hochadlichen Erbbegräbniß hierselbst beigesetzt worden. Der
Verlust dieses würdigen Mannes und wahren Menschenfreundes,
wird von dem ganzen löblichen Regiment und von allen Denen,
welche den Wohlseligen und dessen rühmliche Eigenschaften und
hohen Charakter gekannt haben, aufrichtig bedauert.

Mit dem Tode Gustav Albrechts von Schlabrendorf, der,
wiewohlen er erst in Preußen und dann in Schlesien in Garnison
stand, auch aus der Ferne her ein gut Regiment geführt zu haben
scheint, gerieth alles in einen raschen Verfall. Das der Neben-
linie gehörige Siethen ging darin freilich voran, aber auch Groeben
folgte bald. Auf den nächsten Blättern des Kirchenbuchs werden
wir ausgiebig darüber unterrichtet und zwar durch Aufzeichnungen
des Pastors Redde, der 1769 in's Amt kam und sich's angelegen
sein ließ, seine verurtheilenden Sentenzen ohne Menschenfurcht in
seine Todten-, Tauf- und Trau-Register einzutragen. Nur für
die Nicht-Schlabrendorfs hat er noch gelegentliche Worte der
Huldigung, so daß Anerkennung und Verurtheilung in seinen
Aufzeichnungen wechseln.


Aufzeichnungen des Pastors Redde.

1771 am 3. Januar ist hier zu Groeben der Hochwohlge-
borene Herr Charles Guichard, genannt Quintus Icilius,
im Kriege gewesener Chef eines Freibataillons Sr. K. Majestät
in Preußen, jetzo K. Obristlieutenant bei seiner Suite, mit dem

1762 vom 7. bis 10. Mai hat es ſo ſtark gefroren, daß alle
Weinberge hier herum erfroren ſind.

1765 den 26. Oktober, in der Nacht gegen 12 Uhr, iſt in
Breslau der weiland hochwohlgeborene Herr Guſtav Albrecht
v. Schlabrendorf
, Sr. K. M. in Preußen wohlbeſtallter General-
major von der Cavallerie und Chef eines Regiments Cüraſſier,
Erb- und Gerichtsherr zu Groeben, Jütchendorf und Waßmanns-
dorf, nachdem er dem hohen K. Hauſe 41 Jahr und 11 Monate
rühmlichſt gedient und ſein Alter auf 61 Jahre 10 Monate und
4 Tage gebracht hat, ſelig in dem Herrn entſchlafen, und darauf
den 10. December c. a. von Breslau nach Groeben gebracht und
in dem hochadlichen Erbbegräbniß hierſelbſt beigeſetzt worden. Der
Verluſt dieſes würdigen Mannes und wahren Menſchenfreundes,
wird von dem ganzen löblichen Regiment und von allen Denen,
welche den Wohlſeligen und deſſen rühmliche Eigenſchaften und
hohen Charakter gekannt haben, aufrichtig bedauert.

Mit dem Tode Guſtav Albrechts von Schlabrendorf, der,
wiewohlen er erſt in Preußen und dann in Schleſien in Garniſon
ſtand, auch aus der Ferne her ein gut Regiment geführt zu haben
ſcheint, gerieth alles in einen raſchen Verfall. Das der Neben-
linie gehörige Siethen ging darin freilich voran, aber auch Groeben
folgte bald. Auf den nächſten Blättern des Kirchenbuchs werden
wir ausgiebig darüber unterrichtet und zwar durch Aufzeichnungen
des Paſtors Redde, der 1769 in’s Amt kam und ſich’s angelegen
ſein ließ, ſeine verurtheilenden Sentenzen ohne Menſchenfurcht in
ſeine Todten-, Tauf- und Trau-Regiſter einzutragen. Nur für
die Nicht-Schlabrendorfs hat er noch gelegentliche Worte der
Huldigung, ſo daß Anerkennung und Verurtheilung in ſeinen
Aufzeichnungen wechſeln.


Aufzeichnungen des Paſtors Redde.

1771 am 3. Januar iſt hier zu Groeben der Hochwohlge-
borene Herr Charles Guichard, genannt Quintus Icilius,
im Kriege geweſener Chef eines Freibataillons Sr. K. Majeſtät
in Preußen, jetzo K. Obriſtlieutenant bei ſeiner Suite, mit dem

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[363/0379] 1762 vom 7. bis 10. Mai hat es ſo ſtark gefroren, daß alle Weinberge hier herum erfroren ſind. 1765 den 26. Oktober, in der Nacht gegen 12 Uhr, iſt in Breslau der weiland hochwohlgeborene Herr Guſtav Albrecht v. Schlabrendorf, Sr. K. M. in Preußen wohlbeſtallter General- major von der Cavallerie und Chef eines Regiments Cüraſſier, Erb- und Gerichtsherr zu Groeben, Jütchendorf und Waßmanns- dorf, nachdem er dem hohen K. Hauſe 41 Jahr und 11 Monate rühmlichſt gedient und ſein Alter auf 61 Jahre 10 Monate und 4 Tage gebracht hat, ſelig in dem Herrn entſchlafen, und darauf den 10. December c. a. von Breslau nach Groeben gebracht und in dem hochadlichen Erbbegräbniß hierſelbſt beigeſetzt worden. Der Verluſt dieſes würdigen Mannes und wahren Menſchenfreundes, wird von dem ganzen löblichen Regiment und von allen Denen, welche den Wohlſeligen und deſſen rühmliche Eigenſchaften und hohen Charakter gekannt haben, aufrichtig bedauert. Mit dem Tode Guſtav Albrechts von Schlabrendorf, der, wiewohlen er erſt in Preußen und dann in Schleſien in Garniſon ſtand, auch aus der Ferne her ein gut Regiment geführt zu haben ſcheint, gerieth alles in einen raſchen Verfall. Das der Neben- linie gehörige Siethen ging darin freilich voran, aber auch Groeben folgte bald. Auf den nächſten Blättern des Kirchenbuchs werden wir ausgiebig darüber unterrichtet und zwar durch Aufzeichnungen des Paſtors Redde, der 1769 in’s Amt kam und ſich’s angelegen ſein ließ, ſeine verurtheilenden Sentenzen ohne Menſchenfurcht in ſeine Todten-, Tauf- und Trau-Regiſter einzutragen. Nur für die Nicht-Schlabrendorfs hat er noch gelegentliche Worte der Huldigung, ſo daß Anerkennung und Verurtheilung in ſeinen Aufzeichnungen wechſeln. Aufzeichnungen des Paſtors Redde. 1771 am 3. Januar iſt hier zu Groeben der Hochwohlge- borene Herr Charles Guichard, genannt Quintus Icilius, im Kriege geweſener Chef eines Freibataillons Sr. K. Majeſtät in Preußen, jetzo K. Obriſtlieutenant bei ſeiner Suite, mit dem

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/379>, abgerufen am 25.04.2024.