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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882.

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die Hake's und Hacke's. Hinsichtlich dieser beiden Familien
herrscht nämlich, was die Rechtschreibung ihrer Namen angeht, eine
große Verwirrung, die schließlich zu Verwechselungen aller Art ge-
führt hat. Erst neuerdings scheint man sich dahin geeinigt zu
haben, nicht abwechselnd und nach Laune Hake, Haake, Haacke,
Hacke etc. zu schreiben, sondern im Einklange damit, daß es zwei
bestimmt geschiedene Familien giebt, auch zwei bestimmt geschiedene
Namen anzunehmen: die Hake's und die Hacke's.

Die Hacke's sind aller Wahrscheinlichkeit nach aus Franken
und zwar in verhältnißmäßig später Zeit in die Mark gekommen.
Ihnen gehört vor allem Hans Christoph Friedrich v. Hacke, ge-
nannt der "lange Hacke", der bekannte Liebling Friedrich Wil-
helms I. an. Er war Oberst und Generaladjutant des Königs
und derselbe, an den sich der bereits sterbende Monarch, als er
die Stallbedienten unten im Hof auf einem groben Fehler
ertappte, mit der bekannten Aufforderung wandte: "Gehen Sie
doch hinunter Hacke*) und prügeln Sie die Schurken."

*) Ueber ihn, diesen Obersten v. H., ein paar biographische Notizen, wie
sie mir von befreundeter Hand zugehen. "Hans Christoph v. Hacke
wurde 1699 zu Staßfurt geboren. Er war ein besonderer Günstling König
Friedrich Wilhelms I., der ihn, seiner Größe wegen, 1715 bei den Grenadiereu
in Potsdam anstellte. So war der Anfang. Er erhob ihn dann 1728 zum
Drosten von Speremberg, 1732 zum Hofjägermeister, 1734 zum General-
adjutanten und vermählte ihn mit der Erbtochter des Ministers v. Creutz,
Sophie Albertine, die ihn in Pommern große Besitzungen zubrachte, darunter
namentlich Pencun und Amt Radewitz. v. Hacke blieb bis zuletzt in der
Gunst und Umgebung des Königs, der ihm in seiner Sterbestunde noch Auf-
träge für seinen Sohn, den Kronprinzen ertheilte. Der Regierungswechsel
änderte wenig in seiner intimen Stellung bei Hofe. Friedrich II. erhob ihn
schon im Juli 1740 in den Grafenstand; ebenso war er unter den ersten, die
den neugestifteten Orden pour le merite aus der Hand des jungen Königs
empfingen. In der Schlacht bei Mollwitz (1741) wurd' er verwundet und
stieg nun rasch von Stufe zu Stufe: 1743 Generalmajor, 1747 General-
lieutenant, 1748 Ritter des schwarzen Adlerordens, 1749 Commandant von
Berlin. Von 1750 an dirigirte er den Bau der "Spandauer Vorstadt" und
gründete den nach ihm genannten Haackschen eigentlich Hackeschen Markt.
Er starb am 17. August 1754." Dieser gräflich v. Hackeschen Familie gehören
an: Edwin Graf v. H. auf Alt-Ranft im Oderbruch, Editha Gräfin
v. H. ehmals Hofdame der Königin Elisabeth, Adelaide Gräfin v. H. Palast-
dame J. M. der Kaiserin Augusta, Virginie Gräfin v. H. Hofdame.

die Hake’s und Hacke’s. Hinſichtlich dieſer beiden Familien
herrſcht nämlich, was die Rechtſchreibung ihrer Namen angeht, eine
große Verwirrung, die ſchließlich zu Verwechſelungen aller Art ge-
führt hat. Erſt neuerdings ſcheint man ſich dahin geeinigt zu
haben, nicht abwechſelnd und nach Laune Hake, Haake, Haacke,
Hacke ꝛc. zu ſchreiben, ſondern im Einklange damit, daß es zwei
beſtimmt geſchiedene Familien giebt, auch zwei beſtimmt geſchiedene
Namen anzunehmen: die Hake’s und die Hacke’s.

Die Hacke’s ſind aller Wahrſcheinlichkeit nach aus Franken
und zwar in verhältnißmäßig ſpäter Zeit in die Mark gekommen.
Ihnen gehört vor allem Hans Chriſtoph Friedrich v. Hacke, ge-
nannt der „lange Hacke“, der bekannte Liebling Friedrich Wil-
helms I. an. Er war Oberſt und Generaladjutant des Königs
und derſelbe, an den ſich der bereits ſterbende Monarch, als er
die Stallbedienten unten im Hof auf einem groben Fehler
ertappte, mit der bekannten Aufforderung wandte: „Gehen Sie
doch hinunter Hacke*) und prügeln Sie die Schurken.“

*) Ueber ihn, dieſen Oberſten v. H., ein paar biographiſche Notizen, wie
ſie mir von befreundeter Hand zugehen. „Hans Chriſtoph v. Hacke
wurde 1699 zu Staßfurt geboren. Er war ein beſonderer Günſtling König
Friedrich Wilhelms I., der ihn, ſeiner Größe wegen, 1715 bei den Grenadiereu
in Potsdam anſtellte. So war der Anfang. Er erhob ihn dann 1728 zum
Droſten von Speremberg, 1732 zum Hofjägermeiſter, 1734 zum General-
adjutanten und vermählte ihn mit der Erbtochter des Miniſters v. Creutz,
Sophie Albertine, die ihn in Pommern große Beſitzungen zubrachte, darunter
namentlich Pencun und Amt Radewitz. v. Hacke blieb bis zuletzt in der
Gunſt und Umgebung des Königs, der ihm in ſeiner Sterbeſtunde noch Auf-
träge für ſeinen Sohn, den Kronprinzen ertheilte. Der Regierungswechſel
änderte wenig in ſeiner intimen Stellung bei Hofe. Friedrich II. erhob ihn
ſchon im Juli 1740 in den Grafenſtand; ebenſo war er unter den erſten, die
den neugeſtifteten Orden pour le mérite aus der Hand des jungen Königs
empfingen. In der Schlacht bei Mollwitz (1741) wurd’ er verwundet und
ſtieg nun raſch von Stufe zu Stufe: 1743 Generalmajor, 1747 General-
lieutenant, 1748 Ritter des ſchwarzen Adlerordens, 1749 Commandant von
Berlin. Von 1750 an dirigirte er den Bau der „Spandauer Vorſtadt“ und
gründete den nach ihm genannten Haackſchen eigentlich Hackeſchen Markt.
Er ſtarb am 17. Auguſt 1754.“ Dieſer gräflich v. Hackeſchen Familie gehören
an: Edwin Graf v. H. auf Alt-Ranft im Oderbruch, Editha Gräfin
v. H. ehmals Hofdame der Königin Eliſabeth, Adelaide Gräfin v. H. Palaſt-
dame J. M. der Kaiſerin Auguſta, Virginie Gräfin v. H. Hofdame.
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[283/0299] die Hake’s und Hacke’s. Hinſichtlich dieſer beiden Familien herrſcht nämlich, was die Rechtſchreibung ihrer Namen angeht, eine große Verwirrung, die ſchließlich zu Verwechſelungen aller Art ge- führt hat. Erſt neuerdings ſcheint man ſich dahin geeinigt zu haben, nicht abwechſelnd und nach Laune Hake, Haake, Haacke, Hacke ꝛc. zu ſchreiben, ſondern im Einklange damit, daß es zwei beſtimmt geſchiedene Familien giebt, auch zwei beſtimmt geſchiedene Namen anzunehmen: die Hake’s und die Hacke’s. Die Hacke’s ſind aller Wahrſcheinlichkeit nach aus Franken und zwar in verhältnißmäßig ſpäter Zeit in die Mark gekommen. Ihnen gehört vor allem Hans Chriſtoph Friedrich v. Hacke, ge- nannt der „lange Hacke“, der bekannte Liebling Friedrich Wil- helms I. an. Er war Oberſt und Generaladjutant des Königs und derſelbe, an den ſich der bereits ſterbende Monarch, als er die Stallbedienten unten im Hof auf einem groben Fehler ertappte, mit der bekannten Aufforderung wandte: „Gehen Sie doch hinunter Hacke *) und prügeln Sie die Schurken.“ *) Ueber ihn, dieſen Oberſten v. H., ein paar biographiſche Notizen, wie ſie mir von befreundeter Hand zugehen. „Hans Chriſtoph v. Hacke wurde 1699 zu Staßfurt geboren. Er war ein beſonderer Günſtling König Friedrich Wilhelms I., der ihn, ſeiner Größe wegen, 1715 bei den Grenadiereu in Potsdam anſtellte. So war der Anfang. Er erhob ihn dann 1728 zum Droſten von Speremberg, 1732 zum Hofjägermeiſter, 1734 zum General- adjutanten und vermählte ihn mit der Erbtochter des Miniſters v. Creutz, Sophie Albertine, die ihn in Pommern große Beſitzungen zubrachte, darunter namentlich Pencun und Amt Radewitz. v. Hacke blieb bis zuletzt in der Gunſt und Umgebung des Königs, der ihm in ſeiner Sterbeſtunde noch Auf- träge für ſeinen Sohn, den Kronprinzen ertheilte. Der Regierungswechſel änderte wenig in ſeiner intimen Stellung bei Hofe. Friedrich II. erhob ihn ſchon im Juli 1740 in den Grafenſtand; ebenſo war er unter den erſten, die den neugeſtifteten Orden pour le mérite aus der Hand des jungen Königs empfingen. In der Schlacht bei Mollwitz (1741) wurd’ er verwundet und ſtieg nun raſch von Stufe zu Stufe: 1743 Generalmajor, 1747 General- lieutenant, 1748 Ritter des ſchwarzen Adlerordens, 1749 Commandant von Berlin. Von 1750 an dirigirte er den Bau der „Spandauer Vorſtadt“ und gründete den nach ihm genannten Haackſchen eigentlich Hackeſchen Markt. Er ſtarb am 17. Auguſt 1754.“ Dieſer gräflich v. Hackeſchen Familie gehören an: Edwin Graf v. H. auf Alt-Ranft im Oderbruch, Editha Gräfin v. H. ehmals Hofdame der Königin Eliſabeth, Adelaide Gräfin v. H. Palaſt- dame J. M. der Kaiſerin Auguſta, Virginie Gräfin v. H. Hofdame.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/299>, abgerufen am 24.04.2024.