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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882.

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Der Scharnhorst-Begräbnißplatz
auf dem Berliner Invalidenkirchhof.
"Grüß euch Gott, ihr theuren Helden!
Kann euch frohe Zeitung melden:
Unser Volk ist aufgewacht.
Deutschland hat sein Recht gefunden,
Schaut, ich trage Sühnungswunden
Aus der heilgen Opferschlacht."

Max v. Schenkendorf.

Johanna von Scharnhorst ruht auf dem Dorfkirchhofe zu
Siethen, alle anderen v. Scharnhorsts aber, Kinder wie Enkel,
ruhen auf dem Invalidenkirchhofe zu Berlin und zwar in einem
Halbkreis um das ihrem berühmten Vater, beziehungsweise Groß-
vater ebendaselbst errichtete Grabdenkmal her.

Dies Grabdenkmal entstand in den zwanziger Jahren, einer
Gegenströmung unerachtet, an der es damals nicht fehlte und
auch viel früher schon nicht gefehlt hatte. Die Anfänge davon
zeigten sich bereits unmittelbar nach dem Tode Scharnhorsts im
Hochsommer 1813, als sich's um Veröffentlichung eines bloßen
Nachrufs handelte, den Clausewitz und Gneisenau gemeinschaftlich
abgefaßt hatten. Es mag gestattet sein, bei diesem Vor-Ereigniß
einen Augenblick zu verweilen. Der Nachruf lautete:

"Am 28. Juni starb zu Prag an den Folgen der bei Groß-
Görschen erhaltenen Wunde der K. preußische Generallieutenant
von Scharnhorst. Er war einer der ausgezeichnetsten Männer
unserer Zeit. Das rastlose, stetige, planvolle Wirken nach einem

Der Scharnhorſt-Begräbnißplatz
auf dem Berliner Invalidenkirchhof.
„Grüß euch Gott, ihr theuren Helden!
Kann euch frohe Zeitung melden:
Unſer Volk iſt aufgewacht.
Deutſchland hat ſein Recht gefunden,
Schaut, ich trage Sühnungswunden
Aus der heilgen Opferſchlacht.“

Max v. Schenkendorf.

Johanna von Scharnhorſt ruht auf dem Dorfkirchhofe zu
Siethen, alle anderen v. Scharnhorſts aber, Kinder wie Enkel,
ruhen auf dem Invalidenkirchhofe zu Berlin und zwar in einem
Halbkreis um das ihrem berühmten Vater, beziehungsweiſe Groß-
vater ebendaſelbſt errichtete Grabdenkmal her.

Dies Grabdenkmal entſtand in den zwanziger Jahren, einer
Gegenſtrömung unerachtet, an der es damals nicht fehlte und
auch viel früher ſchon nicht gefehlt hatte. Die Anfänge davon
zeigten ſich bereits unmittelbar nach dem Tode Scharnhorſts im
Hochſommer 1813, als ſich’s um Veröffentlichung eines bloßen
Nachrufs handelte, den Clauſewitz und Gneiſenau gemeinſchaftlich
abgefaßt hatten. Es mag geſtattet ſein, bei dieſem Vor-Ereigniß
einen Augenblick zu verweilen. Der Nachruf lautete:

„Am 28. Juni ſtarb zu Prag an den Folgen der bei Groß-
Görſchen erhaltenen Wunde der K. preußiſche Generallieutenant
von Scharnhorſt. Er war einer der ausgezeichnetſten Männer
unſerer Zeit. Das raſtloſe, ſtetige, planvolle Wirken nach einem

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[[408]/0424] Der Scharnhorſt-Begräbnißplatz auf dem Berliner Invalidenkirchhof. „Grüß euch Gott, ihr theuren Helden! Kann euch frohe Zeitung melden: Unſer Volk iſt aufgewacht. Deutſchland hat ſein Recht gefunden, Schaut, ich trage Sühnungswunden Aus der heilgen Opferſchlacht.“ Max v. Schenkendorf. Johanna von Scharnhorſt ruht auf dem Dorfkirchhofe zu Siethen, alle anderen v. Scharnhorſts aber, Kinder wie Enkel, ruhen auf dem Invalidenkirchhofe zu Berlin und zwar in einem Halbkreis um das ihrem berühmten Vater, beziehungsweiſe Groß- vater ebendaſelbſt errichtete Grabdenkmal her. Dies Grabdenkmal entſtand in den zwanziger Jahren, einer Gegenſtrömung unerachtet, an der es damals nicht fehlte und auch viel früher ſchon nicht gefehlt hatte. Die Anfänge davon zeigten ſich bereits unmittelbar nach dem Tode Scharnhorſts im Hochſommer 1813, als ſich’s um Veröffentlichung eines bloßen Nachrufs handelte, den Clauſewitz und Gneiſenau gemeinſchaftlich abgefaßt hatten. Es mag geſtattet ſein, bei dieſem Vor-Ereigniß einen Augenblick zu verweilen. Der Nachruf lautete: „Am 28. Juni ſtarb zu Prag an den Folgen der bei Groß- Görſchen erhaltenen Wunde der K. preußiſche Generallieutenant von Scharnhorſt. Er war einer der ausgezeichnetſten Männer unſerer Zeit. Das raſtloſe, ſtetige, planvolle Wirken nach einem

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. [408]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/424>, abgerufen am 19.04.2024.