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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Neuntes Kapitel.

So war Effi's erster Tag in Kessin gewesen.
Innstetten gab ihr noch eine halbe Woche Zeit, sich
einzurichten und die verschiedensten Briefe nach Hohen-
Cremmen zu schreiben, an die Mama, an Hulda und
die Zwillinge; dann aber hatten die Stadtbesuche
begonnen, die zum Teil (es regnete gerade so, daß
man sich diese Ungewöhnlichkeit schon gestatten konnte),
in einer geschlossenen Kutsche gemacht wurden. Als
man damit fertig war, kam der Landadel an die
Reihe. Das dauerte länger, da sich, bei den meist
großen Entfernungen, an jedem Tage nur eine Visite
machen ließ. Zuerst war man bei den Borcke's in
Rothenmoor, dann ging es nach Morgnitz, Dabergotz
und Kroschentin, wo man bei den Ahlemann's, den
Jatzkow's und den Grasenabb's den pflichtschuldigen
Besuch abstattete. Noch ein paar andere folgten,
unter denen auch der alte Baron v. Güldenklee auf
Papenhagen war. Der Eindruck, den Effi empfing,

Neuntes Kapitel.

So war Effi's erſter Tag in Keſſin geweſen.
Innſtetten gab ihr noch eine halbe Woche Zeit, ſich
einzurichten und die verſchiedenſten Briefe nach Hohen-
Cremmen zu ſchreiben, an die Mama, an Hulda und
die Zwillinge; dann aber hatten die Stadtbeſuche
begonnen, die zum Teil (es regnete gerade ſo, daß
man ſich dieſe Ungewöhnlichkeit ſchon geſtatten konnte),
in einer geſchloſſenen Kutſche gemacht wurden. Als
man damit fertig war, kam der Landadel an die
Reihe. Das dauerte länger, da ſich, bei den meiſt
großen Entfernungen, an jedem Tage nur eine Viſite
machen ließ. Zuerſt war man bei den Borcke's in
Rothenmoor, dann ging es nach Morgnitz, Dabergotz
und Kroſchentin, wo man bei den Ahlemann's, den
Jatzkow's und den Graſenabb's den pflichtſchuldigen
Beſuch abſtattete. Noch ein paar andere folgten,
unter denen auch der alte Baron v. Güldenklee auf
Papenhagen war. Der Eindruck, den Effi empfing,

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[[106]/0115] Neuntes Kapitel. So war Effi's erſter Tag in Keſſin geweſen. Innſtetten gab ihr noch eine halbe Woche Zeit, ſich einzurichten und die verſchiedenſten Briefe nach Hohen- Cremmen zu ſchreiben, an die Mama, an Hulda und die Zwillinge; dann aber hatten die Stadtbeſuche begonnen, die zum Teil (es regnete gerade ſo, daß man ſich dieſe Ungewöhnlichkeit ſchon geſtatten konnte), in einer geſchloſſenen Kutſche gemacht wurden. Als man damit fertig war, kam der Landadel an die Reihe. Das dauerte länger, da ſich, bei den meiſt großen Entfernungen, an jedem Tage nur eine Viſite machen ließ. Zuerſt war man bei den Borcke's in Rothenmoor, dann ging es nach Morgnitz, Dabergotz und Kroſchentin, wo man bei den Ahlemann's, den Jatzkow's und den Graſenabb's den pflichtſchuldigen Beſuch abſtattete. Noch ein paar andere folgten, unter denen auch der alte Baron v. Güldenklee auf Papenhagen war. Der Eindruck, den Effi empfing,

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. [106]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/115>, abgerufen am 28.03.2024.