Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite
Fünftes Kapitel.

Die Hohen-Cremmer Festtage lagen zurück;
alles war abgereist, auch das junge Paar, noch am
Abend des Hochzeitstages.

Der Polterabend hatte jeden zufrieden gestellt,
besonders die Mitspielenden, und Hulda war dabei
das Entzücken aller jungen Offiziere gewesen, sowohl
der Rathenower Husaren wie der etwas kritischer
gestimmten Kameraden vom Alexander-Regiment. Ja,
alles war gut und glatt verlaufen, fast über Erwarten.
Nur Bertha und Hertha hatten so heftig geschluchzt,
daß Jahnke's plattdeutsche Verse so gut wie verloren
gegangen waren. Aber auch das hatte wenig ge¬
schadet. Einige feine Kenner waren sogar der Meinung
gewesen, "das sei das Wahre; Steckenbleiben und
Schluchzen und Unverständlichkeit -- in diesem
Zeichen (und nun gar, wenn es so hübsche rotblonde
Krausköpfe wären) werde immer am entschiedensten
gesiegt." Eines ganz besonderen Triumphes hatte

Fünftes Kapitel.

Die Hohen-Cremmer Feſttage lagen zurück;
alles war abgereiſt, auch das junge Paar, noch am
Abend des Hochzeitstages.

Der Polterabend hatte jeden zufrieden geſtellt,
beſonders die Mitſpielenden, und Hulda war dabei
das Entzücken aller jungen Offiziere geweſen, ſowohl
der Rathenower Huſaren wie der etwas kritiſcher
geſtimmten Kameraden vom Alexander-Regiment. Ja,
alles war gut und glatt verlaufen, faſt über Erwarten.
Nur Bertha und Hertha hatten ſo heftig geſchluchzt,
daß Jahnke's plattdeutſche Verſe ſo gut wie verloren
gegangen waren. Aber auch das hatte wenig ge¬
ſchadet. Einige feine Kenner waren ſogar der Meinung
geweſen, „das ſei das Wahre; Steckenbleiben und
Schluchzen und Unverſtändlichkeit — in dieſem
Zeichen (und nun gar, wenn es ſo hübſche rotblonde
Krausköpfe wären) werde immer am entſchiedenſten
geſiegt.“ Eines ganz beſonderen Triumphes hatte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0061" n="[52]"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#g">Fünftes Kapitel.</hi><lb/>
        </head>
        <p>Die Hohen-Cremmer Fe&#x017F;ttage lagen zurück;<lb/>
alles war abgerei&#x017F;t, auch das junge Paar, noch am<lb/>
Abend des Hochzeitstages.</p><lb/>
        <p>Der Polterabend hatte jeden zufrieden ge&#x017F;tellt,<lb/>
be&#x017F;onders die Mit&#x017F;pielenden, und Hulda war dabei<lb/>
das Entzücken aller jungen Offiziere gewe&#x017F;en, &#x017F;owohl<lb/>
der Rathenower Hu&#x017F;aren wie der etwas kriti&#x017F;cher<lb/>
ge&#x017F;timmten Kameraden vom Alexander-Regiment. Ja,<lb/>
alles war gut und glatt verlaufen, fa&#x017F;t über Erwarten.<lb/>
Nur Bertha und Hertha hatten &#x017F;o heftig ge&#x017F;chluchzt,<lb/>
daß Jahnke's plattdeut&#x017F;che Ver&#x017F;e &#x017F;o gut wie verloren<lb/>
gegangen waren. Aber auch das hatte wenig ge¬<lb/>
&#x017F;chadet. Einige feine Kenner waren &#x017F;ogar der Meinung<lb/>
gewe&#x017F;en, &#x201E;das &#x017F;ei das Wahre; Steckenbleiben und<lb/>
Schluchzen und Unver&#x017F;tändlichkeit &#x2014; in <hi rendition="#g">die&#x017F;em</hi><lb/>
Zeichen (und nun gar, wenn es &#x017F;o hüb&#x017F;che rotblonde<lb/>
Krausköpfe wären) werde immer am ent&#x017F;chieden&#x017F;ten<lb/>
ge&#x017F;iegt.&#x201C; Eines ganz be&#x017F;onderen Triumphes hatte<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[52]/0061] Fünftes Kapitel. Die Hohen-Cremmer Feſttage lagen zurück; alles war abgereiſt, auch das junge Paar, noch am Abend des Hochzeitstages. Der Polterabend hatte jeden zufrieden geſtellt, beſonders die Mitſpielenden, und Hulda war dabei das Entzücken aller jungen Offiziere geweſen, ſowohl der Rathenower Huſaren wie der etwas kritiſcher geſtimmten Kameraden vom Alexander-Regiment. Ja, alles war gut und glatt verlaufen, faſt über Erwarten. Nur Bertha und Hertha hatten ſo heftig geſchluchzt, daß Jahnke's plattdeutſche Verſe ſo gut wie verloren gegangen waren. Aber auch das hatte wenig ge¬ ſchadet. Einige feine Kenner waren ſogar der Meinung geweſen, „das ſei das Wahre; Steckenbleiben und Schluchzen und Unverſtändlichkeit — in dieſem Zeichen (und nun gar, wenn es ſo hübſche rotblonde Krausköpfe wären) werde immer am entſchiedenſten geſiegt.“ Eines ganz beſonderen Triumphes hatte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/61
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. [52]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/61>, abgerufen am 16.04.2024.