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Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.

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Fünfzehntes Kapitel.

Botho wollte sofort zu Lene hinaus, und als
er fühlte, daß er dazu keine Kraft habe, wollt' er
wenigstens schreiben. Aber auch das ging nicht.
"Ich kann es nicht, heute nicht." Und so ließ er
den Tag vergehen und wartete bis zum andern
Morgen. Da schrieb er denn in aller Kürze.

"Liebe Lene. Nun kommt es doch so, wie Du
mir vorgestern gesagt: Abschied. Und Abschied
auf immer. Ich hatte Briefe von Haus, die mich
zwingen; es muß sein und weil es sein muß, so sei
es schnell. . . Ach, ich wollte, diese Tage lägen hinter
uns. Ich sage Dir weiter nichts, auch nicht wie
mir ums Herz ist. . . Es war eine kurze schöne Zeit
und ich werde nichts davon vergessen. Gegen neun
bin ich bei Dir, nicht früher, denn es darf nicht
lange dauern. Auf Wiedersehen, nur noch einmal
auf Wiedersehn. Dein B. v. R."

Fünfzehntes Kapitel.

Botho wollte ſofort zu Lene hinaus, und als
er fühlte, daß er dazu keine Kraft habe, wollt' er
wenigſtens ſchreiben. Aber auch das ging nicht.
„Ich kann es nicht, heute nicht.“ Und ſo ließ er
den Tag vergehen und wartete bis zum andern
Morgen. Da ſchrieb er denn in aller Kürze.

„Liebe Lene. Nun kommt es doch ſo, wie Du
mir vorgeſtern geſagt: Abſchied. Und Abſchied
auf immer. Ich hatte Briefe von Haus, die mich
zwingen; es muß ſein und weil es ſein muß, ſo ſei
es ſchnell. . . Ach, ich wollte, dieſe Tage lägen hinter
uns. Ich ſage Dir weiter nichts, auch nicht wie
mir ums Herz iſt. . . Es war eine kurze ſchöne Zeit
und ich werde nichts davon vergeſſen. Gegen neun
bin ich bei Dir, nicht früher, denn es darf nicht
lange dauern. Auf Wiederſehen, nur noch einmal
auf Wiederſehn. Dein B. v. R.“

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[[159]/0169] Fünfzehntes Kapitel. Botho wollte ſofort zu Lene hinaus, und als er fühlte, daß er dazu keine Kraft habe, wollt' er wenigſtens ſchreiben. Aber auch das ging nicht. „Ich kann es nicht, heute nicht.“ Und ſo ließ er den Tag vergehen und wartete bis zum andern Morgen. Da ſchrieb er denn in aller Kürze. „Liebe Lene. Nun kommt es doch ſo, wie Du mir vorgeſtern geſagt: Abſchied. Und Abſchied auf immer. Ich hatte Briefe von Haus, die mich zwingen; es muß ſein und weil es ſein muß, ſo ſei es ſchnell. . . Ach, ich wollte, dieſe Tage lägen hinter uns. Ich ſage Dir weiter nichts, auch nicht wie mir ums Herz iſt. . . Es war eine kurze ſchöne Zeit und ich werde nichts davon vergeſſen. Gegen neun bin ich bei Dir, nicht früher, denn es darf nicht lange dauern. Auf Wiederſehen, nur noch einmal auf Wiederſehn. Dein B. v. R.“

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. [159]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/169>, abgerufen am 16.04.2024.