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Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.

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Fünfundzwanzigstes Kapitel.

Es war ein herrlicher Morgen, der Himmel
halb bewölkt und in dem leisen Westwinde, der
ging, saß das junge Paar auf dem Balkon und sah,
während Minette den Kaffeetisch abräumte, nach dem
Zoologischen und seinen Elephantenhäusern hinüber,
deren bunte Kuppeln im Morgendämmer lagen.

"Ich weiß eigentlich noch nichts," sagte Botho,
"Du bist ja gleich eingeschlafen und der Schlaf ist
mir heilig. Aber nun will ich auch Alles wissen.
Erzähle."

"Ja, erzählen; was soll ich erzählen? Ich habe
Dir ja so viele Briefe geschrieben, und Anna
Grävenitz und Frau Salinger mußt Du ja so gut
kennen wie ich oder eigentlich noch besser, denn ich
habe mitunter mehr geschrieben, als ich wußte."

"Wohl. Aber eben so oft hieß es "davon

Fünfundzwanzigſtes Kapitel.

Es war ein herrlicher Morgen, der Himmel
halb bewölkt und in dem leiſen Weſtwinde, der
ging, ſaß das junge Paar auf dem Balkon und ſah,
während Minette den Kaffeetiſch abräumte, nach dem
Zoologiſchen und ſeinen Elephantenhäuſern hinüber,
deren bunte Kuppeln im Morgendämmer lagen.

„Ich weiß eigentlich noch nichts,“ ſagte Botho,
„Du biſt ja gleich eingeſchlafen und der Schlaf iſt
mir heilig. Aber nun will ich auch Alles wiſſen.
Erzähle.“

„Ja, erzählen; was ſoll ich erzählen? Ich habe
Dir ja ſo viele Briefe geſchrieben, und Anna
Grävenitz und Frau Salinger mußt Du ja ſo gut
kennen wie ich oder eigentlich noch beſſer, denn ich
habe mitunter mehr geſchrieben, als ich wußte.“

„Wohl. Aber eben ſo oft hieß es „davon

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[[270]/0280] Fünfundzwanzigſtes Kapitel. Es war ein herrlicher Morgen, der Himmel halb bewölkt und in dem leiſen Weſtwinde, der ging, ſaß das junge Paar auf dem Balkon und ſah, während Minette den Kaffeetiſch abräumte, nach dem Zoologiſchen und ſeinen Elephantenhäuſern hinüber, deren bunte Kuppeln im Morgendämmer lagen. „Ich weiß eigentlich noch nichts,“ ſagte Botho, „Du biſt ja gleich eingeſchlafen und der Schlaf iſt mir heilig. Aber nun will ich auch Alles wiſſen. Erzähle.“ „Ja, erzählen; was ſoll ich erzählen? Ich habe Dir ja ſo viele Briefe geſchrieben, und Anna Grävenitz und Frau Salinger mußt Du ja ſo gut kennen wie ich oder eigentlich noch beſſer, denn ich habe mitunter mehr geſchrieben, als ich wußte.“ „Wohl. Aber eben ſo oft hieß es „davon

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. [270]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/280>, abgerufen am 16.04.2024.