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Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.

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Vierzehntes Kapitel.

Eine rechte Heiterkeit hatte nach diesem
Spaziergange trotz aller von Isabeau gemachten An¬
strengungen nicht mehr aufkommen wollen, was aber,
wenigstens für Botho und Lene, das Schlimmere
war, war das, daß diese Heiterkeit auch ausblieb,
als sich Beide von den Kameraden und ihren Damen
verabschiedet und ganz allein, in einem nur von
ihnen besetzten Kupee, die Rückfahrt angetreten hatten.
Eine Stunde später waren sie, ziemlich herabgestimmt,
auf dem trübselig erleuchteten Görlitzer Bahnhof
eingetroffen und hier, beim Aussteigen, hatte Lene
sofort und mit einer Art Dringlichkeit gebeten, sie
den Weg durch die Stadt hin allein machen zu
lassen, "sie seien ermüdet und abgespannt und das
thue nicht gut," Botho aber war von dem, was er
als schuldige Rücksicht und Kavalierspflicht ansah,
nicht abzubringen gewesen und so hatten sie denn

Vierzehntes Kapitel.

Eine rechte Heiterkeit hatte nach dieſem
Spaziergange trotz aller von Iſabeau gemachten An¬
ſtrengungen nicht mehr aufkommen wollen, was aber,
wenigſtens für Botho und Lene, das Schlimmere
war, war das, daß dieſe Heiterkeit auch ausblieb,
als ſich Beide von den Kameraden und ihren Damen
verabſchiedet und ganz allein, in einem nur von
ihnen beſetzten Kupee, die Rückfahrt angetreten hatten.
Eine Stunde ſpäter waren ſie, ziemlich herabgeſtimmt,
auf dem trübſelig erleuchteten Görlitzer Bahnhof
eingetroffen und hier, beim Ausſteigen, hatte Lene
ſofort und mit einer Art Dringlichkeit gebeten, ſie
den Weg durch die Stadt hin allein machen zu
laſſen, „ſie ſeien ermüdet und abgeſpannt und das
thue nicht gut,“ Botho aber war von dem, was er
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[[144]/0154] Vierzehntes Kapitel. Eine rechte Heiterkeit hatte nach dieſem Spaziergange trotz aller von Iſabeau gemachten An¬ ſtrengungen nicht mehr aufkommen wollen, was aber, wenigſtens für Botho und Lene, das Schlimmere war, war das, daß dieſe Heiterkeit auch ausblieb, als ſich Beide von den Kameraden und ihren Damen verabſchiedet und ganz allein, in einem nur von ihnen beſetzten Kupee, die Rückfahrt angetreten hatten. Eine Stunde ſpäter waren ſie, ziemlich herabgeſtimmt, auf dem trübſelig erleuchteten Görlitzer Bahnhof eingetroffen und hier, beim Ausſteigen, hatte Lene ſofort und mit einer Art Dringlichkeit gebeten, ſie den Weg durch die Stadt hin allein machen zu laſſen, „ſie ſeien ermüdet und abgeſpannt und das thue nicht gut,“ Botho aber war von dem, was er als ſchuldige Rückſicht und Kavalierspflicht anſah, nicht abzubringen geweſen und ſo hatten ſie denn

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. [144]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/154>, abgerufen am 28.03.2024.