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Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.

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ein Allerweltprinzip, und es lautet: Man soll den Augenblick ergreifen. Ist es der rechte, so bedeutet es das Glück."

Er nahm ihre Hand und sie zog sie nicht zurück. Dann sagte sie: "Und meine Lady drüben in London?"

"Wahrhaftig ich vergaß ihrer. Und wie hieß sie?"

"Lady Pimberton, Euston-Square."

"Gut. Wir schreiben ihr morgen von Brüssel aus, sehr artig und wenn es sein muß sogar devot. Und Miß Arabella (so wird sie doch wohl heißen) wird ihren ungarischen Tanz auch unter anderer Anleitung spielen lernen. Ich kenne britischen Musik-Enthusiasmus und alle Pimbertons, darauf leb' ich und sterb' ich, spielen nur einen Tanz. Mehr wäre Virtuosentum. Und Virtuosentum ist ,low' und ,shocking'. Aber da ist Köln. Ich denke, wir richten unsre nächsten Schritte nach dem Dom und reichen uns noch einmal die Hand vor seinem Altarbild und seiner die Welt und das Heil in Händen haltenden Himmelskönigin."




ein Allerweltprinzip, und es lautet: Man soll den Augenblick ergreifen. Ist es der rechte, so bedeutet es das Glück.“

Er nahm ihre Hand und sie zog sie nicht zurück. Dann sagte sie: „Und meine Lady drüben in London?“

„Wahrhaftig ich vergaß ihrer. Und wie hieß sie?“

„Lady Pimberton, Euston-Square.“

„Gut. Wir schreiben ihr morgen von Brüssel aus, sehr artig und wenn es sein muß sogar devot. Und Miß Arabella (so wird sie doch wohl heißen) wird ihren ungarischen Tanz auch unter anderer Anleitung spielen lernen. Ich kenne britischen Musik-Enthusiasmus und alle Pimbertons, darauf leb’ ich und sterb’ ich, spielen nur einen Tanz. Mehr wäre Virtuosentum. Und Virtuosentum ist ‚low‘ und ‚shocking‘. Aber da ist Köln. Ich denke, wir richten unsre nächsten Schritte nach dem Dom und reichen uns noch einmal die Hand vor seinem Altarbild und seiner die Welt und das Heil in Händen haltenden Himmelskönigin.“




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[54/0056] ein Allerweltprinzip, und es lautet: Man soll den Augenblick ergreifen. Ist es der rechte, so bedeutet es das Glück.“ Er nahm ihre Hand und sie zog sie nicht zurück. Dann sagte sie: „Und meine Lady drüben in London?“ „Wahrhaftig ich vergaß ihrer. Und wie hieß sie?“ „Lady Pimberton, Euston-Square.“ „Gut. Wir schreiben ihr morgen von Brüssel aus, sehr artig und wenn es sein muß sogar devot. Und Miß Arabella (so wird sie doch wohl heißen) wird ihren ungarischen Tanz auch unter anderer Anleitung spielen lernen. Ich kenne britischen Musik-Enthusiasmus und alle Pimbertons, darauf leb’ ich und sterb’ ich, spielen nur einen Tanz. Mehr wäre Virtuosentum. Und Virtuosentum ist ‚low‘ und ‚shocking‘. Aber da ist Köln. Ich denke, wir richten unsre nächsten Schritte nach dem Dom und reichen uns noch einmal die Hand vor seinem Altarbild und seiner die Welt und das Heil in Händen haltenden Himmelskönigin.“

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Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2014-01-22T15:28:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-01-22T15:28:28Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2014-01-22T15:28:28Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Von vor und nach der Reise. Plaudereien und kleine Geschichten. Hrsg. von Walter Hettche und Gabriele Radecke. Berlin 2007 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 19]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Anmerkungen zur Transkription:

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/56>, abgerufen am 23.04.2024.