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Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899.

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mar, dem sie keine Fremde war, an die Konventualin
herantrat, um ein Wort der Begrüßung an sie zu richten.
Czako, die Triglaff unwillkürlich musternd, war sofort
von einer ihn frappierenden Ähnlichkeit betroffen und
flüsterte gleich danach dem sein Monocle wiederholentlich
in Angriff nehmenden Rex leise zu: "Krippenstapel,
weibliche Linie."

Rex nickte.

Während dieser Vorstellung hatte der im Hinter¬
grunde stehende Diener den oberen und unteren Thür¬
riegel mit einer gewissen Ostentation zurückgezogen; einen
Augenblick noch und beide Flügel zu dem neben dem
Salon gelegenen Eßzimmer thaten sich mit einer stillen
Feierlichkeit auf.

"Herr von Rex," sagte die Domina, "darf ich um
Ihren Arm bitten."

Im Nu war Rex an ihrer Seite und gleich danach
traten alle drei Paare in den Nebenraum ein, auf dessen
gastlicher und nicht ohne Geschick hergerichteter Tafel zwei
Blumenvasen und zwei silberne Doppelleuchter standen.
Auch der Diener war schon in Aktion; er hatte sich in¬
zwischen am Büffett in Front einer Meißner Suppen¬
terrine aufgestellt, und indem er den Deckel (mit einem
abgestoßenen Engel obenauf) abnahm, stieg der Wrasen
wie Opferrauch in die Höhe.


mar, dem ſie keine Fremde war, an die Konventualin
herantrat, um ein Wort der Begrüßung an ſie zu richten.
Czako, die Triglaff unwillkürlich muſternd, war ſofort
von einer ihn frappierenden Ähnlichkeit betroffen und
flüſterte gleich danach dem ſein Monocle wiederholentlich
in Angriff nehmenden Rex leiſe zu: „Krippenſtapel,
weibliche Linie.“

Rex nickte.

Während dieſer Vorſtellung hatte der im Hinter¬
grunde ſtehende Diener den oberen und unteren Thür¬
riegel mit einer gewiſſen Oſtentation zurückgezogen; einen
Augenblick noch und beide Flügel zu dem neben dem
Salon gelegenen Eßzimmer thaten ſich mit einer ſtillen
Feierlichkeit auf.

„Herr von Rex,“ ſagte die Domina, „darf ich um
Ihren Arm bitten.“

Im Nu war Rex an ihrer Seite und gleich danach
traten alle drei Paare in den Nebenraum ein, auf deſſen
gaſtlicher und nicht ohne Geſchick hergerichteter Tafel zwei
Blumenvaſen und zwei ſilberne Doppelleuchter ſtanden.
Auch der Diener war ſchon in Aktion; er hatte ſich in¬
zwiſchen am Büffett in Front einer Meißner Suppen¬
terrine aufgeſtellt, und indem er den Deckel (mit einem
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[111/0118] mar, dem ſie keine Fremde war, an die Konventualin herantrat, um ein Wort der Begrüßung an ſie zu richten. Czako, die Triglaff unwillkürlich muſternd, war ſofort von einer ihn frappierenden Ähnlichkeit betroffen und flüſterte gleich danach dem ſein Monocle wiederholentlich in Angriff nehmenden Rex leiſe zu: „Krippenſtapel, weibliche Linie.“ Rex nickte. Während dieſer Vorſtellung hatte der im Hinter¬ grunde ſtehende Diener den oberen und unteren Thür¬ riegel mit einer gewiſſen Oſtentation zurückgezogen; einen Augenblick noch und beide Flügel zu dem neben dem Salon gelegenen Eßzimmer thaten ſich mit einer ſtillen Feierlichkeit auf. „Herr von Rex,“ ſagte die Domina, „darf ich um Ihren Arm bitten.“ Im Nu war Rex an ihrer Seite und gleich danach traten alle drei Paare in den Nebenraum ein, auf deſſen gaſtlicher und nicht ohne Geſchick hergerichteter Tafel zwei Blumenvaſen und zwei ſilberne Doppelleuchter ſtanden. Auch der Diener war ſchon in Aktion; er hatte ſich in¬ zwiſchen am Büffett in Front einer Meißner Suppen¬ terrine aufgeſtellt, und indem er den Deckel (mit einem abgeſtoßenen Engel obenauf) abnahm, ſtieg der Wraſen wie Opferrauch in die Höhe.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/118>, abgerufen am 19.04.2024.