Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite

zeugung des Richtigen fest und unbeirrt ein furchtbares
Etwas thun, ein Etwas, das, aus seinem Zusammen¬
hange gerissen, allem göttlichen Gebot, allem Gesetz und
aller Ehre widerspricht, das imponiert mir ganz un¬
geheuer und ist in meinen Augen der wirkliche, der
wahre Mut. Schmach und Schimpf, oder doch der Vor¬
wurf des Schimpflichen, haben sich von jeher an alles
Höchste geknüpft. Der Bataillonsmut, der Mut in der
Masse (bei allem Respekt davor), ist nur ein Herdenmut."

Dubslav sah vor sich hin. Er war augenscheinlich
in einem Schwankezustand. Dann aber nahm er die Hand
Lorenzens und sagte: "Sie sollen recht haben."


zeugung des Richtigen feſt und unbeirrt ein furchtbares
Etwas thun, ein Etwas, das, aus ſeinem Zuſammen¬
hange geriſſen, allem göttlichen Gebot, allem Geſetz und
aller Ehre widerſpricht, das imponiert mir ganz un¬
geheuer und iſt in meinen Augen der wirkliche, der
wahre Mut. Schmach und Schimpf, oder doch der Vor¬
wurf des Schimpflichen, haben ſich von jeher an alles
Höchſte geknüpft. Der Bataillonsmut, der Mut in der
Maſſe (bei allem Reſpekt davor), iſt nur ein Herdenmut.“

Dubslav ſah vor ſich hin. Er war augenſcheinlich
in einem Schwankezuſtand. Dann aber nahm er die Hand
Lorenzens und ſagte: „Sie ſollen recht haben.“


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0462" n="455"/>
zeugung des Richtigen fe&#x017F;t und unbeirrt ein furchtbares<lb/>
Etwas thun, ein Etwas, das, aus &#x017F;einem Zu&#x017F;ammen¬<lb/>
hange geri&#x017F;&#x017F;en, allem göttlichen Gebot, allem Ge&#x017F;etz und<lb/>
aller Ehre wider&#x017F;pricht, <hi rendition="#g">das</hi> imponiert mir ganz un¬<lb/>
geheuer und i&#x017F;t in meinen Augen der wirkliche, der<lb/>
wahre Mut. Schmach und Schimpf, oder doch der Vor¬<lb/>
wurf des Schimpflichen, haben &#x017F;ich von jeher an alles<lb/>
Höch&#x017F;te geknüpft. Der Bataillonsmut, der Mut in der<lb/>
Ma&#x017F;&#x017F;e (bei allem Re&#x017F;pekt davor), i&#x017F;t nur ein Herdenmut.&#x201C;<lb/></p>
          <p>Dubslav &#x017F;ah vor &#x017F;ich hin. Er war augen&#x017F;cheinlich<lb/>
in einem Schwankezu&#x017F;tand. Dann aber nahm er die Hand<lb/>
Lorenzens und &#x017F;agte: &#x201E;Sie &#x017F;ollen recht haben.&#x201C;</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[455/0462] zeugung des Richtigen feſt und unbeirrt ein furchtbares Etwas thun, ein Etwas, das, aus ſeinem Zuſammen¬ hange geriſſen, allem göttlichen Gebot, allem Geſetz und aller Ehre widerſpricht, das imponiert mir ganz un¬ geheuer und iſt in meinen Augen der wirkliche, der wahre Mut. Schmach und Schimpf, oder doch der Vor¬ wurf des Schimpflichen, haben ſich von jeher an alles Höchſte geknüpft. Der Bataillonsmut, der Mut in der Maſſe (bei allem Reſpekt davor), iſt nur ein Herdenmut.“ Dubslav ſah vor ſich hin. Er war augenſcheinlich in einem Schwankezuſtand. Dann aber nahm er die Hand Lorenzens und ſagte: „Sie ſollen recht haben.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/462
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/462>, abgerufen am 19.04.2024.