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Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.

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XI.
Linlithgow.
Schottland hat Schlösser, Hof und Hall
Und Burgen und Palläste,
Linlithgow aber schlägt sie all
Und ist das schönste, beste;
Ei wenn im Mai die Knospe springt,
Wie lustig da die Amsel singt
In Garten, Park und Wald,
Der Hänfling zwitschert in der Näh,
Das Wasserhuhn taucht in den See, -
Säh ich Dich wieder bald.
Walter Scotts "Marmion."

Einer der reizendsten Punkte in der Umgegend von Edinburg ist Stadt und Schloß Linlithgow. Es liegt an der Eisenbahn die nach Glasgow führt. Der eigentliche und alte Name des Städtchens war Lithgow; Lin ist Beiwort und bedeutet Little, so daß das Wort nach der Analogie von Little Glasgow, also mit dem Ton auf der zweiten Sylbe - Linlithgow, ausgesprochen werden muß. Maria Stuart wurde hier am 5. Dezember 1542 geboren. Als ihr Vater (Jakob V.) auf seinem Todbette die Nachricht von ihrer Geburt empfing, murmelte er: "mit einem Mädchen kam unser Geschlecht und mit einem Mädchen wird es gehn." Die düstre

XI.
Linlithgow.
Schottland hat Schlösser, Hof und Hall
Und Burgen und Palläste,
Linlithgow aber schlägt sie all
Und ist das schönste, beste;
Ei wenn im Mai die Knospe springt,
Wie lustig da die Amsel singt
In Garten, Park und Wald,
Der Hänfling zwitschert in der Näh,
Das Wasserhuhn taucht in den See, –
Säh ich Dich wieder bald.
Walter Scotts „Marmion.“

Einer der reizendsten Punkte in der Umgegend von Edinburg ist Stadt und Schloß Linlithgow. Es liegt an der Eisenbahn die nach Glasgow führt. Der eigentliche und alte Name des Städtchens war Lithgow; Lin ist Beiwort und bedeutet Little, so daß das Wort nach der Analogie von Little Glasgow, also mit dem Ton auf der zweiten Sylbe – Linlìthgow, ausgesprochen werden muß. Maria Stuart wurde hier am 5. Dezember 1542 geboren. Als ihr Vater (Jakob V.) auf seinem Todbette die Nachricht von ihrer Geburt empfing, murmelte er: „mit einem Mädchen kam unser Geschlecht und mit einem Mädchen wird es gehn.“ Die düstre

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[121/0135] XI. Linlithgow. Schottland hat Schlösser, Hof und Hall Und Burgen und Palläste, Linlithgow aber schlägt sie all Und ist das schönste, beste; Ei wenn im Mai die Knospe springt, Wie lustig da die Amsel singt In Garten, Park und Wald, Der Hänfling zwitschert in der Näh, Das Wasserhuhn taucht in den See, – Säh ich Dich wieder bald. Walter Scotts „Marmion.“ Einer der reizendsten Punkte in der Umgegend von Edinburg ist Stadt und Schloß Linlithgow. Es liegt an der Eisenbahn die nach Glasgow führt. Der eigentliche und alte Name des Städtchens war Lithgow; Lin ist Beiwort und bedeutet Little, so daß das Wort nach der Analogie von Little Glasgow, also mit dem Ton auf der zweiten Sylbe – Linlìthgow, ausgesprochen werden muß. Maria Stuart wurde hier am 5. Dezember 1542 geboren. Als ihr Vater (Jakob V.) auf seinem Todbette die Nachricht von ihrer Geburt empfing, murmelte er: „mit einem Mädchen kam unser Geschlecht und mit einem Mädchen wird es gehn.“ Die düstre

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T15:22:45Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas, Linda Martin: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T15:22:45Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Hrsg. von Maren Ermisch. Berlin 2017 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das reiseliterarische Werk, Bd. 2]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Der Text der Ausgabe wird hier ergänzt um das Kapitel „Lochleven-Castle“, das aus verlagstechnischen Gründen in der Erstausgabe fehlte (vgl. dazu die entsprechenden Informationen auf der Seite der Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen). Die dazugehörigen Faksimiles, 0331 bis 0333, wurden von Seiten der Österreichischen Nationalbibliothek übernommen.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

  • Bogensignaturen: nicht übernommen;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/135>, abgerufen am 18.04.2024.