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Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

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die fremde Brust dennoch klar durchschaute. Mit tiefer, innrer, Bewegung fühlte der Obrist die schöne Gestalt seinem Herzen so nahe. Wie aus sich herausgedrängt, sagte er, die dargebotne Hand schnell erfassend: wenn es wahr wäre, liebe Luise, wenn Sie mich verstanden, wenn Sie mich auch jetzt verstehn -? Heiliges, fast demüthiges, Entzücken zitterte durch Luisens Seele. Sie hob ihre Augen zu den hellen Blicken, die sie so wahr in ihrem eignesten Wesen auffanden; nichts trübte, nichts vervielfachte auch jetzt ihr friedliches Licht; ein Bote des Himmels hatte zu ihr geredet. Einen Augenblick schwieg sie, durch so wundersame Fügungen ergriffen. Nein gewiß, sagte sie endlich, gewiß, ich kann Sie nicht mißverstehn! O Gott! rief der Obrist, beide geliebte Wesen sanft umschlingend, so laß mich sterben! Ihr armen, wunden Seelen, heilt Euch in meiner Liebe, deren stilles Feuer ewig so rein glühen wird.


die fremde Brust dennoch klar durchschaute. Mit tiefer, innrer, Bewegung fühlte der Obrist die schöne Gestalt seinem Herzen so nahe. Wie aus sich herausgedrängt, sagte er, die dargebotne Hand schnell erfassend: wenn es wahr wäre, liebe Luise, wenn Sie mich verstanden, wenn Sie mich auch jetzt verstehn –? Heiliges, fast demüthiges, Entzücken zitterte durch Luisens Seele. Sie hob ihre Augen zu den hellen Blicken, die sie so wahr in ihrem eignesten Wesen auffanden; nichts trübte, nichts vervielfachte auch jetzt ihr friedliches Licht; ein Bote des Himmels hatte zu ihr geredet. Einen Augenblick schwieg sie, durch so wundersame Fügungen ergriffen. Nein gewiß, sagte sie endlich, gewiß, ich kann Sie nicht mißverstehn! O Gott! rief der Obrist, beide geliebte Wesen sanft umschlingend, so laß mich sterben! Ihr armen, wunden Seelen, heilt Euch in meiner Liebe, deren stilles Feuer ewig so rein glühen wird.


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[108/0110] die fremde Brust dennoch klar durchschaute. Mit tiefer, innrer, Bewegung fühlte der Obrist die schöne Gestalt seinem Herzen so nahe. Wie aus sich herausgedrängt, sagte er, die dargebotne Hand schnell erfassend: wenn es wahr wäre, liebe Luise, wenn Sie mich verstanden, wenn Sie mich auch jetzt verstehn –? Heiliges, fast demüthiges, Entzücken zitterte durch Luisens Seele. Sie hob ihre Augen zu den hellen Blicken, die sie so wahr in ihrem eignesten Wesen auffanden; nichts trübte, nichts vervielfachte auch jetzt ihr friedliches Licht; ein Bote des Himmels hatte zu ihr geredet. Einen Augenblick schwieg sie, durch so wundersame Fügungen ergriffen. Nein gewiß, sagte sie endlich, gewiß, ich kann Sie nicht mißverstehn! O Gott! rief der Obrist, beide geliebte Wesen sanft umschlingend, so laß mich sterben! Ihr armen, wunden Seelen, heilt Euch in meiner Liebe, deren stilles Feuer ewig so rein glühen wird.

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/110>, abgerufen am 16.04.2024.