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Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

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ersten Wink zu brechen. Daher schöpfte sie tief Athem, als Luise sie nach den nähern Umständen ihrer Reise befragte, und erwiederte, nachdem sie die letzten Ereignisse noch einmal überflog: Lieber Himmel, gnädge Gräfin, das ging alles so wunderlich zu, daß ich's noch heute am Tage nicht zu erklären weiß. Es war fast Mitternacht, als ich Sie vorigen Mittewochs ausgekleidet hatte, und mich ebenfalls anschickte, schlafen zu gehen, da trat Georg noch zu mir in die Stube, setzte sich still in einen Winkel und sagte lange kein Wort. Ich wußte nicht, was das zu bedeuten hatte, und sahe ihn verwundert an. Jungfer, sagte er endlich halblaut, es geht hier was vor, es ist seit einiger Zeit ein gewaltiges Gepolter in den langen Gängen. Gestern fiel's in der Rüstkammer, daß der Boden dröhnte. Ich sagte es heute Morgen dem Herrn Grafen. Wir gingen hinein, und fanden das breite Schwerdt mit dem Siegelring am Knopf, von dem ich Ihnen oft er zählte, halb aus der Scheide heraus, am Boden liegen. Der Herr Graf nahm's auf, besah's und hing's still wieder an, aber der Nagel war in der Mauer los geworden und fiel heraus. Da hat's der Herr Graf mit auf sein Zimmer genommen. Jungfer, das ist ein Unglückszeichen. Der Todesengel wird kommen und sich's abfordern. Sagen Sie, daß ich's gesagt habe.

ersten Wink zu brechen. Daher schöpfte sie tief Athem, als Luise sie nach den nähern Umständen ihrer Reise befragte, und erwiederte, nachdem sie die letzten Ereignisse noch einmal überflog: Lieber Himmel, gnädge Gräfin, das ging alles so wunderlich zu, daß ich’s noch heute am Tage nicht zu erklären weiß. Es war fast Mitternacht, als ich Sie vorigen Mittewochs ausgekleidet hatte, und mich ebenfalls anschickte, schlafen zu gehen, da trat Georg noch zu mir in die Stube, setzte sich still in einen Winkel und sagte lange kein Wort. Ich wußte nicht, was das zu bedeuten hatte, und sahe ihn verwundert an. Jungfer, sagte er endlich halblaut, es geht hier was vor, es ist seit einiger Zeit ein gewaltiges Gepolter in den langen Gängen. Gestern fiel’s in der Rüstkammer, daß der Boden dröhnte. Ich sagte es heute Morgen dem Herrn Grafen. Wir gingen hinein, und fanden das breite Schwerdt mit dem Siegelring am Knopf, von dem ich Ihnen oft er zählte, halb aus der Scheide heraus, am Boden liegen. Der Herr Graf nahm’s auf, besah’s und hing’s still wieder an, aber der Nagel war in der Mauer los geworden und fiel heraus. Da hat’s der Herr Graf mit auf sein Zimmer genommen. Jungfer, das ist ein Unglückszeichen. Der Todesengel wird kommen und sich’s abfordern. Sagen Sie, daß ich’s gesagt habe.

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[10/0012] ersten Wink zu brechen. Daher schöpfte sie tief Athem, als Luise sie nach den nähern Umständen ihrer Reise befragte, und erwiederte, nachdem sie die letzten Ereignisse noch einmal überflog: Lieber Himmel, gnädge Gräfin, das ging alles so wunderlich zu, daß ich’s noch heute am Tage nicht zu erklären weiß. Es war fast Mitternacht, als ich Sie vorigen Mittewochs ausgekleidet hatte, und mich ebenfalls anschickte, schlafen zu gehen, da trat Georg noch zu mir in die Stube, setzte sich still in einen Winkel und sagte lange kein Wort. Ich wußte nicht, was das zu bedeuten hatte, und sahe ihn verwundert an. Jungfer, sagte er endlich halblaut, es geht hier was vor, es ist seit einiger Zeit ein gewaltiges Gepolter in den langen Gängen. Gestern fiel’s in der Rüstkammer, daß der Boden dröhnte. Ich sagte es heute Morgen dem Herrn Grafen. Wir gingen hinein, und fanden das breite Schwerdt mit dem Siegelring am Knopf, von dem ich Ihnen oft er zählte, halb aus der Scheide heraus, am Boden liegen. Der Herr Graf nahm’s auf, besah’s und hing’s still wieder an, aber der Nagel war in der Mauer los geworden und fiel heraus. Da hat’s der Herr Graf mit auf sein Zimmer genommen. Jungfer, das ist ein Unglückszeichen. Der Todesengel wird kommen und sich’s abfordern. Sagen Sie, daß ich’s gesagt habe.

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/12>, abgerufen am 28.03.2024.