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Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

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Julius Brief zeigend. Ja, ach ja, erwiederte Luise. Und soll ich - fragte er weiter, soll ich - Nein, unterbrach sie ihn, ich will selbst schreiben, diesen Abend noch, gleich. Das ist recht, fiel Carl ein, das kann vieles wieder gut machen! O! ich hoffte es immer. Hm - sagte der Doktor kopfschüttelnd, und wandte sich ab. Der Riß ist einmal geschehn. Alle Theile sind aus ihren Fugen gesprengt, es hält schwer, so etwas wieder einzurichten. Ich weiß nicht, hub der Prediger an, was Ihre Worte bewirken sollen; aber rufen Sie einen stillen Sinn ans Licht, und den Willen, der zugleich demüthig ist und kühn, so machen Sie vieles gut. Luise drückte ihm schweigend die Hand. Bald darauf äußerte sie den Wunsch, allein zu sein, worauf sie Carl dringend bat, ihm ihre Aufträge nach dem Falkenstein mitzugeben, da er noch diese Nacht den Weg dahin antrete, und alsdann zum Onkel gehe, um dort den Klugen die Köpfe zurecht zu setzen. Die Baronin, setzte er hinzu, habe ihm gleich nach des Malers Rückkehr den fatalen Vorfall gemeldet. Ihre Worte haben wohl traurig, aber doch spitz und vornehm geklungen, weshalb er auch gleich hingewollt, zuerst aber doch zusehen müssen, wie die Dinge eigentlich stehen. Nun werde er wohl Rede und Antwort geben und die Seitenhiebe pariren können. Er ermahnte Luisen

Julius Brief zeigend. Ja, ach ja, erwiederte Luise. Und soll ich – fragte er weiter, soll ich – Nein, unterbrach sie ihn, ich will selbst schreiben, diesen Abend noch, gleich. Das ist recht, fiel Carl ein, das kann vieles wieder gut machen! O! ich hoffte es immer. Hm – sagte der Doktor kopfschüttelnd, und wandte sich ab. Der Riß ist einmal geschehn. Alle Theile sind aus ihren Fugen gesprengt, es hält schwer, so etwas wieder einzurichten. Ich weiß nicht, hub der Prediger an, was Ihre Worte bewirken sollen; aber rufen Sie einen stillen Sinn ans Licht, und den Willen, der zugleich demüthig ist und kühn, so machen Sie vieles gut. Luise drückte ihm schweigend die Hand. Bald darauf äußerte sie den Wunsch, allein zu sein, worauf sie Carl dringend bat, ihm ihre Aufträge nach dem Falkenstein mitzugeben, da er noch diese Nacht den Weg dahin antrete, und alsdann zum Onkel gehe, um dort den Klugen die Köpfe zurecht zu setzen. Die Baronin, setzte er hinzu, habe ihm gleich nach des Malers Rückkehr den fatalen Vorfall gemeldet. Ihre Worte haben wohl traurig, aber doch spitz und vornehm geklungen, weshalb er auch gleich hingewollt, zuerst aber doch zusehen müssen, wie die Dinge eigentlich stehen. Nun werde er wohl Rede und Antwort geben und die Seitenhiebe pariren können. Er ermahnte Luisen

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[26/0028] Julius Brief zeigend. Ja, ach ja, erwiederte Luise. Und soll ich – fragte er weiter, soll ich – Nein, unterbrach sie ihn, ich will selbst schreiben, diesen Abend noch, gleich. Das ist recht, fiel Carl ein, das kann vieles wieder gut machen! O! ich hoffte es immer. Hm – sagte der Doktor kopfschüttelnd, und wandte sich ab. Der Riß ist einmal geschehn. Alle Theile sind aus ihren Fugen gesprengt, es hält schwer, so etwas wieder einzurichten. Ich weiß nicht, hub der Prediger an, was Ihre Worte bewirken sollen; aber rufen Sie einen stillen Sinn ans Licht, und den Willen, der zugleich demüthig ist und kühn, so machen Sie vieles gut. Luise drückte ihm schweigend die Hand. Bald darauf äußerte sie den Wunsch, allein zu sein, worauf sie Carl dringend bat, ihm ihre Aufträge nach dem Falkenstein mitzugeben, da er noch diese Nacht den Weg dahin antrete, und alsdann zum Onkel gehe, um dort den Klugen die Köpfe zurecht zu setzen. Die Baronin, setzte er hinzu, habe ihm gleich nach des Malers Rückkehr den fatalen Vorfall gemeldet. Ihre Worte haben wohl traurig, aber doch spitz und vornehm geklungen, weshalb er auch gleich hingewollt, zuerst aber doch zusehen müssen, wie die Dinge eigentlich stehen. Nun werde er wohl Rede und Antwort geben und die Seitenhiebe pariren können. Er ermahnte Luisen

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/28>, abgerufen am 29.03.2024.