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Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

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noch einmal, alles anzuwenden, das Geschehene ungeschehen zu machen und die Dinge ins vorige Geleis zu bringen. Was mich anbetrifft, setzte er treuherzig hinzu, ich werde keine Mühe sparen, wobei er ihr zuversichtlich die Hand schüttelte und den Andren folgte.

Sie war nicht so bald allein, als sie mit möglichster Anstrengung das Bett verließ und zum Schreibtisch eilte. Ihr Herz klopfte ängstlich, als sie die Feder ergriff. Voll Reue und Vertrauen wollte sie sich dem einzigen Wesen hingeben, das sie auf dieser Welt über alles liebte. Wahr, wie vor Gott, im Bekenntniß ihrer Schuld an die treueste Brust sinken und den verhaltnen Schmerz und die Kämpfe der zagenden Seele laut werden lassen. Demüthig barg sie ihr Gesicht in die gefaltnen Hände und betete noch einmal still. Als sie aufsah, fielen ihre Augen zufällig auf ein Packet ineinander geworfener Papiere. Die Worte zogen sie unwillkührlich an. Es war ihr Tagebuch, welches Mariane in der Nacht ihrer Abreise vom Falkenstein gedankenlos mit andern Sachen zusammengerafft und hier in den offen gefundnen Schreibtisch geworfen hatte. Ach! jene Blätter, die Julius den Todesstoß gaben, lagen obenauf. Der bange Ruf aus jener Zeit riß sie fort. Sie las gleich zuerst:

noch einmal, alles anzuwenden, das Geschehene ungeschehen zu machen und die Dinge ins vorige Geleis zu bringen. Was mich anbetrifft, setzte er treuherzig hinzu, ich werde keine Mühe sparen, wobei er ihr zuversichtlich die Hand schüttelte und den Andren folgte.

Sie war nicht so bald allein, als sie mit möglichster Anstrengung das Bett verließ und zum Schreibtisch eilte. Ihr Herz klopfte ängstlich, als sie die Feder ergriff. Voll Reue und Vertrauen wollte sie sich dem einzigen Wesen hingeben, das sie auf dieser Welt über alles liebte. Wahr, wie vor Gott, im Bekenntniß ihrer Schuld an die treueste Brust sinken und den verhaltnen Schmerz und die Kämpfe der zagenden Seele laut werden lassen. Demüthig barg sie ihr Gesicht in die gefaltnen Hände und betete noch einmal still. Als sie aufsah, fielen ihre Augen zufällig auf ein Packet ineinander geworfener Papiere. Die Worte zogen sie unwillkührlich an. Es war ihr Tagebuch, welches Mariane in der Nacht ihrer Abreise vom Falkenstein gedankenlos mit andern Sachen zusammengerafft und hier in den offen gefundnen Schreibtisch geworfen hatte. Ach! jene Blätter, die Julius den Todesstoß gaben, lagen obenauf. Der bange Ruf aus jener Zeit riß sie fort. Sie las gleich zuerst:

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[27/0029] noch einmal, alles anzuwenden, das Geschehene ungeschehen zu machen und die Dinge ins vorige Geleis zu bringen. Was mich anbetrifft, setzte er treuherzig hinzu, ich werde keine Mühe sparen, wobei er ihr zuversichtlich die Hand schüttelte und den Andren folgte. Sie war nicht so bald allein, als sie mit möglichster Anstrengung das Bett verließ und zum Schreibtisch eilte. Ihr Herz klopfte ängstlich, als sie die Feder ergriff. Voll Reue und Vertrauen wollte sie sich dem einzigen Wesen hingeben, das sie auf dieser Welt über alles liebte. Wahr, wie vor Gott, im Bekenntniß ihrer Schuld an die treueste Brust sinken und den verhaltnen Schmerz und die Kämpfe der zagenden Seele laut werden lassen. Demüthig barg sie ihr Gesicht in die gefaltnen Hände und betete noch einmal still. Als sie aufsah, fielen ihre Augen zufällig auf ein Packet ineinander geworfener Papiere. Die Worte zogen sie unwillkührlich an. Es war ihr Tagebuch, welches Mariane in der Nacht ihrer Abreise vom Falkenstein gedankenlos mit andern Sachen zusammengerafft und hier in den offen gefundnen Schreibtisch geworfen hatte. Ach! jene Blätter, die Julius den Todesstoß gaben, lagen obenauf. Der bange Ruf aus jener Zeit riß sie fort. Sie las gleich zuerst:

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/29>, abgerufen am 25.04.2024.