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Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

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sagte sie, in stiller Ergebung das Zimmer verlassend. Wie sich die Thür nun hinter ihr schloß, da schrie Julius, seines Schmerzes nicht mehr mächtig, laut auf. Luise schauderte zusammen, und dennoch hatte sie nicht den Muth, jene Thür wieder zu öffnen, wohl fühlend, daß es nicht die dünne Scheidewand, welche sie mit einem Fingerdruck wegräumen konnte, sei, die sie von seinem Herzen trennte. Sie faßte Marianen schweigend unter den Arm und zog diese mit sich aus der Gallerie. Also doch fort? fragte das weinende Mädchen, und wohin denn in der finstren Nacht? Zu dem ehrlichen Anton, im Walde, erwiederte Luise; doch komm, ich bitte Dich! Julius, der arme Julius! Hörtest Du nicht, wie ihn meine Nähe ängstet?

Sie eilten unbemerkt hinunter. Im Hofe warf Luise noch einen schmerzlichen Blick hinter sich und ging dann, still weinend, zu ihrem Wagen.

Nach einer Stunde hielten sie vor Antons Thür. Der Postillon fragte sie, ob sie hier übernachten wolle, in welchem Falle er seiner Wege reiten werde. Luise war es zufrieden, indem sie des andern Tages Pferde aus Ballenstädt bekommen konnte. Auf das Geräusch war die Frau aus dem Hause getreten. Sie erkannte nicht sobald Luisen, als sie freudig aufschrie und sie liebkosend in das bekannte kleine Stübchen führte.

sagte sie, in stiller Ergebung das Zimmer verlassend. Wie sich die Thür nun hinter ihr schloß, da schrie Julius, seines Schmerzes nicht mehr mächtig, laut auf. Luise schauderte zusammen, und dennoch hatte sie nicht den Muth, jene Thür wieder zu öffnen, wohl fühlend, daß es nicht die dünne Scheidewand, welche sie mit einem Fingerdruck wegräumen konnte, sei, die sie von seinem Herzen trennte. Sie faßte Marianen schweigend unter den Arm und zog diese mit sich aus der Gallerie. Also doch fort? fragte das weinende Mädchen, und wohin denn in der finstren Nacht? Zu dem ehrlichen Anton, im Walde, erwiederte Luise; doch komm, ich bitte Dich! Julius, der arme Julius! Hörtest Du nicht, wie ihn meine Nähe ängstet?

Sie eilten unbemerkt hinunter. Im Hofe warf Luise noch einen schmerzlichen Blick hinter sich und ging dann, still weinend, zu ihrem Wagen.

Nach einer Stunde hielten sie vor Antons Thür. Der Postillon fragte sie, ob sie hier übernachten wolle, in welchem Falle er seiner Wege reiten werde. Luise war es zufrieden, indem sie des andern Tages Pferde aus Ballenstädt bekommen konnte. Auf das Geräusch war die Frau aus dem Hause getreten. Sie erkannte nicht sobald Luisen, als sie freudig aufschrie und sie liebkosend in das bekannte kleine Stübchen führte.

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[41/0043] sagte sie, in stiller Ergebung das Zimmer verlassend. Wie sich die Thür nun hinter ihr schloß, da schrie Julius, seines Schmerzes nicht mehr mächtig, laut auf. Luise schauderte zusammen, und dennoch hatte sie nicht den Muth, jene Thür wieder zu öffnen, wohl fühlend, daß es nicht die dünne Scheidewand, welche sie mit einem Fingerdruck wegräumen konnte, sei, die sie von seinem Herzen trennte. Sie faßte Marianen schweigend unter den Arm und zog diese mit sich aus der Gallerie. Also doch fort? fragte das weinende Mädchen, und wohin denn in der finstren Nacht? Zu dem ehrlichen Anton, im Walde, erwiederte Luise; doch komm, ich bitte Dich! Julius, der arme Julius! Hörtest Du nicht, wie ihn meine Nähe ängstet? Sie eilten unbemerkt hinunter. Im Hofe warf Luise noch einen schmerzlichen Blick hinter sich und ging dann, still weinend, zu ihrem Wagen. Nach einer Stunde hielten sie vor Antons Thür. Der Postillon fragte sie, ob sie hier übernachten wolle, in welchem Falle er seiner Wege reiten werde. Luise war es zufrieden, indem sie des andern Tages Pferde aus Ballenstädt bekommen konnte. Auf das Geräusch war die Frau aus dem Hause getreten. Sie erkannte nicht sobald Luisen, als sie freudig aufschrie und sie liebkosend in das bekannte kleine Stübchen führte.

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/43>, abgerufen am 18.04.2024.