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Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

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Von der Zeit solcher Posten- oder Quartier- und Stuck-Vertheilung/ wird unterschiedlich geschrieben. Denn bey etlichen lieset man/ sie sey geschehen/ ein paar Tage/ vor der Stadt Berennung; bey andern/ nach der Berennung; wiederum bey andren/ nach völliger Schließ- und Sperrung/ und Ankunfft deß gesamten Türken-Heers. Am glaublichsten sihet / man habe besagte Vertheilung etliche Tage nach einander vorgenommen/ und am 26. oder 27. Septembr. alle Quartier vollends besetzt. Wiewol Ortelius berichtet/ man habe/ am 27. Sept. um 1. Uhr/ den ersten Lärmen gehabt; weil aber die Stadt annoch nicht quartirt gewesen/ und also die Soldaten nicht eigentlich gewust/ wohin sie ihren Zulauff nehmen müsten/ seye/ selbigen Tags/ nichts ausgerichtet worden. Solchem Bericht aber stehen andre/ die umständlicher und genauer/ von dieser Belägerung/ handeln/ entgegen/ so wol/ als alle vernünfftige Vermutung: Denn weil/ am 26 ten/ die ganze feindliche Macht schon vor Wien gestanden/ und die/ in den Vorstädtischen Ruinen postirte/ Janitscharen / manchen Soldaten mit ihren Röhren/ oder Pfeilen/ auf der Stadt-Mauren erschossen; wird schwerlich die Anweisung der Stadt-Quartier/ oder Posten/ bis nach dem 27 sten / verschoben worden seyn.

Unterdessen nicht ohn/ daß/ am 27 sten/ es den ersten Haupt-Lärmen gesetzt; doch nicht / um 1. Uhr; sondern zu Morgens/ um 9. Denn um selbige Zeit/ seynd die hiebevor gemeldte Nasadisten/ mit 500. (andere setzen/ mit 200.) leichten Barquen/ von dem Haupt-Lager ab / nach langen Donau-Brucken hinzu geruckt/ haben sich derselben bemeistert/ und nebst der Wolffs-Brücken/ sie verbrannt: Wiewol die Unsrigen/ so bald das Geschrey hievon erschollen/ selbst ein Stück vorher davon abgebrochen. Nach solcher Verrichtung/ stiegen die Türkische Schiff-Völker aus/ und lagerten sich/ in die Au/ zwischen den Wassern / aufs Land: um also denen Belagerten alle Communication/ auch zu Wasser/ abzuschneiden / und allen Entsatz mit Volk/ oder Proviant und Munition zu verhindern.

Hierauf hat man in der Stadt gleich Lärmen geschlagen/ und etliche hundert Reuter / nebst 8. Fähnlein Fußknechten (dafür andere 3000. Mann zu Fuß setzen /) hinaus gecommandirt/ über die Schlag-Brücken; um/ mit dem Feinde zu scharmutziren: welche aber / weil sie keine Stücke bey sich führten/ nicht sonders viel ausgerichtet; ausbenommen / daß sie die feindliche Schiff-Völker/ vom Lande/ wiederum aufs Wasser/ zuruck getrieben. Unterdessen gereichte gleichwol der Verlust dieser Brücken/ der Stadt zu grossem Nachtheil; als deren nunmehr dadurch/ gedachter Massen/ alle Zuführung der Lebens-Mittel benommen war.

Eben dieses verruckte auch obgedachtem Pfalzgrafen/ Fridrich/ sein Vorhaben; Dann er war desselbigen Tags/ nebst seinem Bruder/ Pfalzgrafen Wolffgang/ mit etlich hundert Pferden/ zu Wasser/ bey Crems/ angelangt/ und darauf entschlossen/ in Begleitung deß Landgrafen Georg von Leuchtenberg/ wie

Von der Zeit solcher Posten- oder Quartier- und Stuck-Vertheilung/ wird unterschiedlich geschrieben. Denn bey etlichen lieset man/ sie sey geschehen/ ein paar Tage/ vor der Stadt Berennung; bey andern/ nach der Berennung; wiederum bey andren/ nach völliger Schließ- und Sperrung/ und Ankunfft deß gesamten Türken-Heers. Am glaublichsten sihet / man habe besagte Vertheilung etliche Tage nach einander vorgenommen/ und am 26. oder 27. Septembr. alle Quartier vollends besetzt. Wiewol Ortelius berichtet/ man habe/ am 27. Sept. um 1. Uhr/ den ersten Lärmen gehabt; weil aber die Stadt annoch nicht quartirt gewesen/ und also die Soldaten nicht eigentlich gewust/ wohin sie ihren Zulauff nehmen müsten/ seye/ selbigen Tags/ nichts ausgerichtet worden. Solchem Bericht aber stehen andre/ die umständlicher und genauer/ von dieser Belägerung/ handeln/ entgegen/ so wol/ als alle vernünfftige Vermutung: Denn weil/ am 26 ten/ die ganze feindliche Macht schon vor Wien gestanden/ und die/ in den Vorstädtischen Ruinen postirte/ Janitscharen / manchen Soldaten mit ihren Röhren/ oder Pfeilen/ auf der Stadt-Mauren erschossen; wird schwerlich die Anweisung der Stadt-Quartier/ oder Posten/ bis nach dem 27 sten / verschoben worden seyn.

Unterdessen nicht ohn/ daß/ am 27 sten/ es den ersten Haupt-Lärmen gesetzt; doch nicht / um 1. Uhr; sondern zu Morgens/ um 9. Denn um selbige Zeit/ seynd die hiebevor gemeldte Nasadisten/ mit 500. (andere setzen/ mit 200.) leichten Barquen/ von dem Haupt-Lager ab / nach langen Donau-Brucken hinzu geruckt/ haben sich derselben bemeistert/ und nebst der Wolffs-Brücken/ sie verbrannt: Wiewol die Unsrigen/ so bald das Geschrey hievon erschollen/ selbst ein Stück vorher davon abgebrochen. Nach solcher Verrichtung/ stiegen die Türkische Schiff-Völker aus/ und lagerten sich/ in die Au/ zwischen den Wassern / aufs Land: um also denen Belagerten alle Communication/ auch zu Wasser/ abzuschneiden / und allen Entsatz mit Volk/ oder Proviant und Munition zu verhindern.

Hierauf hat man in der Stadt gleich Lärmen geschlagen/ und etliche hundert Reuter / nebst 8. Fähnlein Fußknechten (dafür andere 3000. Mann zu Fuß setzen /) hinaus gecommandirt/ über die Schlag-Brücken; um/ mit dem Feinde zu scharmutziren: welche aber / weil sie keine Stücke bey sich führten/ nicht sonders viel ausgerichtet; ausbenommen / daß sie die feindliche Schiff-Völker/ vom Lande/ wiederum aufs Wasser/ zuruck getrieben. Unterdessen gereichte gleichwol der Verlust dieser Brücken/ der Stadt zu grossem Nachtheil; als deren nunmehr dadurch/ gedachter Massen/ alle Zuführung der Lebens-Mittel benommen war.

Eben dieses verruckte auch obgedachtem Pfalzgrafen/ Fridrich/ sein Vorhaben; Dann er war desselbigen Tags/ nebst seinem Bruder/ Pfalzgrafen Wolffgang/ mit etlich hundert Pferden/ zu Wasser/ bey Crems/ angelangt/ und darauf entschlossen/ in Begleitung deß Landgrafen Georg von Leuchtenberg/ wie

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        <p>Eben dieses verruckte auch obgedachtem Pfalzgrafen/ Fridrich/ sein Vorhaben; Dann er            war desselbigen Tags/ nebst seinem Bruder/ Pfalzgrafen Wolffgang/ mit etlich hundert            Pferden/ zu Wasser/ bey Crems/ angelangt/ und darauf entschlossen/ in Begleitung deß            Landgrafen Georg von Leuchtenberg/ wie
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[141/0149] Von der Zeit solcher Posten- oder Quartier- und Stuck-Vertheilung/ wird unterschiedlich geschrieben. Denn bey etlichen lieset man/ sie sey geschehen/ ein paar Tage/ vor der Stadt Berennung; bey andern/ nach der Berennung; wiederum bey andren/ nach völliger Schließ- und Sperrung/ und Ankunfft deß gesamten Türken-Heers. Am glaublichsten sihet / man habe besagte Vertheilung etliche Tage nach einander vorgenommen/ und am 26. oder 27. Septembr. alle Quartier vollends besetzt. Wiewol Ortelius berichtet/ man habe/ am 27. Sept. um 1. Uhr/ den ersten Lärmen gehabt; weil aber die Stadt annoch nicht quartirt gewesen/ und also die Soldaten nicht eigentlich gewust/ wohin sie ihren Zulauff nehmen müsten/ seye/ selbigen Tags/ nichts ausgerichtet worden. Solchem Bericht aber stehen andre/ die umständlicher und genauer/ von dieser Belägerung/ handeln/ entgegen/ so wol/ als alle vernünfftige Vermutung: Denn weil/ am 26 ten/ die ganze feindliche Macht schon vor Wien gestanden/ und die/ in den Vorstädtischen Ruinen postirte/ Janitscharen / manchen Soldaten mit ihren Röhren/ oder Pfeilen/ auf der Stadt-Mauren erschossen; wird schwerlich die Anweisung der Stadt-Quartier/ oder Posten/ bis nach dem 27 sten / verschoben worden seyn. Unterdessen nicht ohn/ daß/ am 27 sten/ es den ersten Haupt-Lärmen gesetzt; doch nicht / um 1. Uhr; sondern zu Morgens/ um 9. Denn um selbige Zeit/ seynd die hiebevor gemeldte Nasadisten/ mit 500. (andere setzen/ mit 200.) leichten Barquen/ von dem Haupt-Lager ab / nach langen Donau-Brucken hinzu geruckt/ haben sich derselben bemeistert/ und nebst der Wolffs-Brücken/ sie verbrannt: Wiewol die Unsrigen/ so bald das Geschrey hievon erschollen/ selbst ein Stück vorher davon abgebrochen. Nach solcher Verrichtung/ stiegen die Türkische Schiff-Völker aus/ und lagerten sich/ in die Au/ zwischen den Wassern / aufs Land: um also denen Belagerten alle Communication/ auch zu Wasser/ abzuschneiden / und allen Entsatz mit Volk/ oder Proviant und Munition zu verhindern. Hierauf hat man in der Stadt gleich Lärmen geschlagen/ und etliche hundert Reuter / nebst 8. Fähnlein Fußknechten (dafür andere 3000. Mann zu Fuß setzen /) hinaus gecommandirt/ über die Schlag-Brücken; um/ mit dem Feinde zu scharmutziren: welche aber / weil sie keine Stücke bey sich führten/ nicht sonders viel ausgerichtet; ausbenommen / daß sie die feindliche Schiff-Völker/ vom Lande/ wiederum aufs Wasser/ zuruck getrieben. Unterdessen gereichte gleichwol der Verlust dieser Brücken/ der Stadt zu grossem Nachtheil; als deren nunmehr dadurch/ gedachter Massen/ alle Zuführung der Lebens-Mittel benommen war. Eben dieses verruckte auch obgedachtem Pfalzgrafen/ Fridrich/ sein Vorhaben; Dann er war desselbigen Tags/ nebst seinem Bruder/ Pfalzgrafen Wolffgang/ mit etlich hundert Pferden/ zu Wasser/ bey Crems/ angelangt/ und darauf entschlossen/ in Begleitung deß Landgrafen Georg von Leuchtenberg/ wie

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/149>, abgerufen am 25.04.2024.