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Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

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net/ doch zu Fuß in einen Fischer-Nachen/ neben noch zweyen Soldaten/ sich begeben/ und durch einen Fischer/ der gleichfalls noch einen Cammeraden bey sich gehabt/ bey stiller Nacht/ auf die Seiten des vesten Landes / welches der Feind innen hatte/ übersetzen liessen. Dem Schiffmann ward befohlen/ sich am Gestad in das Gebüsch zu verstecken/ und das Schifflein zu beobachten; den andern nahmen sie mit sich auf die Ebentheur. Als nun noch nicht weit fortpassirt waren/ legten Herr Obrist-Leutenant Heißler sich auf die Erden nider/ zu horchen/ ob er etwas vom Feind spüren möchte? Merkte auch alsbald aus dem Murmeln und Geschrey/ daß eine grosse Anzahl Türken in dieser Gegend herbey nahete: Derowegen das rathsamste erachtet wurde/ bey Zeit sich zuruck zu begeben. Als sie nun wiederum an dem Gestad angelangt/ war weder Schifflein noch Schiffmann mehr vorhanden; wusten auch nicht/ ob derselbe vielleicht in die Klauen des Feinds gerathen/ oder aus Forcht sich an die andere Seite des Gestads geflüchtet habe? Bis endlich der mitgenommene Schiffmann ihnen die Bestürzung in etwas benommen/ sie aufmunternd/ daß sie ein Herz fassen/ und ihme unerschrocken nach / folgen sollen; weilen ihm ein sicherer Furth durch den Donau-Strom bewust sey/ durch welchen er sie also zu führen getraue/ daß keiner sich keines Schadens zu befahren hätte. Worüber sie ihm ungesäumt in nasser Ordnung nachfolgeten. Bald stunden sie still/ bald schwamen sie/ bald blieben sie bestecken/ bald verzagten sie/ bald schöpften sie wieder einen Muth/ unterdessen gieng ihnen das Wasser/ wo es am allerseichtesten war/ bis unter die Arm. Doch sind sie endlich der Gefahr befreiet/ glücklich hinüber kommen / konten aber den entflohenen Schiffmann nirgend antreffen/ dessen Trinkgeld sehr schlecht dörffte gewesen seyn. Unterdessen lief die Donau hernach dergestalt an/ daß die Brücke / welche von den Türken/ zwischen der Stadt und Nuß-Dorff/ oberhalb war geschlagen worden / zertrümmerte; allein die Türken führeten alsobald etliche Flöß wider den Strom/ damit sie dieselbige schleunig wieder flicken könten: Wie dann solches gleich die folgende Nacht geschehen. Die Parola war: St. Antoni und Padua.

Der 7. früh Morgens canonirte der Feind wiederum überaus stark/ hörte aber damit bald auf/ und tentirte weiter nichts/ als daß er an den alten Orten der Contrascarpen sich einzusenken und zu erweitern suchte. Den Tag über haben die Käiserliche ihnen alle Schanz-Körb und Sande-Säck hinweg genommen/ welche er daselbst sonderlich vor dem Löwel gesetzt hatte. Nachmittag gegen 5. Uhr/ ließ er/ unweit der gestrigen gesprengten Mine / eine andere springen/ um sich die Contrascarpen, und den Weg in den Graben/ mehrers zu eröffnen/ hat aber nicht so guten Effect/ als die den vorigen Tag gethan. Die Nacht hindurch ist der Feind ganz still gewesen/ auch in seinen Arbeiten nicht viel movirt. Ihro Excellenz/ Herr General von Stahrenberg/ wurde anheut genöthiget/ an einem sehr gefährlichen Durchbruch oder Ruhr sich ins Bett zu begeben. Die Parola war: St. Johannes und Linz.

net/ doch zu Fuß in einen Fischer-Nachen/ neben noch zweyen Soldaten/ sich begeben/ und durch einen Fischer/ der gleichfalls noch einen Cammeraden bey sich gehabt/ bey stiller Nacht/ auf die Seiten des vesten Landes / welches der Feind innen hatte/ übersetzen liessen. Dem Schiffmann ward befohlen/ sich am Gestad in das Gebüsch zu verstecken/ und das Schifflein zu beobachten; den andern nahmen sie mit sich auf die Ebentheur. Als nun noch nicht weit fortpassirt waren/ legten Herr Obrist-Leutenant Heißler sich auf die Erden nider/ zu horchen/ ob er etwas vom Feind spüren möchte? Merkte auch alsbald aus dem Murmeln und Geschrey/ daß eine grosse Anzahl Türken in dieser Gegend herbey nahete: Derowegen das rathsamste erachtet wurde/ bey Zeit sich zuruck zu begeben. Als sie nun wiederum an dem Gestad angelangt/ war weder Schifflein noch Schiffmann mehr vorhanden; wusten auch nicht/ ob derselbe vielleicht in die Klauen des Feinds gerathen/ oder aus Forcht sich an die andere Seite des Gestads geflüchtet habe? Bis endlich der mitgenommene Schiffmann ihnen die Bestürzung in etwas benommen/ sie aufmunternd/ daß sie ein Herz fassen/ und ihme unerschrocken nach / folgen sollen; weilen ihm ein sicherer Furth durch den Donau-Strom bewust sey/ durch welchen er sie also zu führen getraue/ daß keiner sich keines Schadens zu befahren hätte. Worüber sie ihm ungesäumt in nasser Ordnung nachfolgeten. Bald stunden sie still/ bald schwamen sie/ bald blieben sie bestecken/ bald verzagten sie/ bald schöpften sie wieder einen Muth/ unterdessen gieng ihnen das Wasser/ wo es am allerseichtesten war/ bis unter die Arm. Doch sind sie endlich der Gefahr befreiet/ glücklich hinüber kommen / konten aber den entflohenen Schiffmann nirgend antreffen/ dessen Trinkgeld sehr schlecht dörffte gewesen seyn. Unterdessen lief die Donau hernach dergestalt an/ daß die Brücke / welche von den Türken/ zwischen der Stadt und Nuß-Dorff/ oberhalb war geschlagen worden / zertrümmerte; allein die Türken führeten alsobald etliche Flöß wider den Strom/ damit sie dieselbige schleunig wieder flicken könten: Wie dann solches gleich die folgende Nacht geschehen. Die Parola war: St. Antoni und Padua.

Der 7. früh Morgens canonirte der Feind wiederum überaus stark/ hörte aber damit bald auf/ und tentirte weiter nichts/ als daß er an den alten Orten der Contrascarpen sich einzusenken und zu erweitern suchte. Den Tag über haben die Käiserliche ihnen alle Schanz-Körb und Sande-Säck hinweg genommen/ welche er daselbst sonderlich vor dem Löwel gesetzt hatte. Nachmittag gegen 5. Uhr/ ließ er/ unweit der gestrigen gesprengten Mine / eine andere springen/ um sich die Contrascarpen, und den Weg in den Graben/ mehrers zu eröffnen/ hat aber nicht so guten Effect/ als die den vorigen Tag gethan. Die Nacht hindurch ist der Feind ganz still gewesen/ auch in seinen Arbeiten nicht viel movirt. Ihro Excellenz/ Herr General von Stahrenberg/ wurde anheut genöthiget/ an einem sehr gefährlichen Durchbruch oder Ruhr sich ins Bett zu begeben. Die Parola war: St. Johannes und Linz.

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[30/0242] net/ doch zu Fuß in einen Fischer-Nachen/ neben noch zweyen Soldaten/ sich begeben/ und durch einen Fischer/ der gleichfalls noch einen Cammeraden bey sich gehabt/ bey stiller Nacht/ auf die Seiten des vesten Landes / welches der Feind innen hatte/ übersetzen liessen. Dem Schiffmann ward befohlen/ sich am Gestad in das Gebüsch zu verstecken/ und das Schifflein zu beobachten; den andern nahmen sie mit sich auf die Ebentheur. Als nun noch nicht weit fortpassirt waren/ legten Herr Obrist-Leutenant Heißler sich auf die Erden nider/ zu horchen/ ob er etwas vom Feind spüren möchte? Merkte auch alsbald aus dem Murmeln und Geschrey/ daß eine grosse Anzahl Türken in dieser Gegend herbey nahete: Derowegen das rathsamste erachtet wurde/ bey Zeit sich zuruck zu begeben. Als sie nun wiederum an dem Gestad angelangt/ war weder Schifflein noch Schiffmann mehr vorhanden; wusten auch nicht/ ob derselbe vielleicht in die Klauen des Feinds gerathen/ oder aus Forcht sich an die andere Seite des Gestads geflüchtet habe? Bis endlich der mitgenommene Schiffmann ihnen die Bestürzung in etwas benommen/ sie aufmunternd/ daß sie ein Herz fassen/ und ihme unerschrocken nach / folgen sollen; weilen ihm ein sicherer Furth durch den Donau-Strom bewust sey/ durch welchen er sie also zu führen getraue/ daß keiner sich keines Schadens zu befahren hätte. Worüber sie ihm ungesäumt in nasser Ordnung nachfolgeten. Bald stunden sie still/ bald schwamen sie/ bald blieben sie bestecken/ bald verzagten sie/ bald schöpften sie wieder einen Muth/ unterdessen gieng ihnen das Wasser/ wo es am allerseichtesten war/ bis unter die Arm. Doch sind sie endlich der Gefahr befreiet/ glücklich hinüber kommen / konten aber den entflohenen Schiffmann nirgend antreffen/ dessen Trinkgeld sehr schlecht dörffte gewesen seyn. Unterdessen lief die Donau hernach dergestalt an/ daß die Brücke / welche von den Türken/ zwischen der Stadt und Nuß-Dorff/ oberhalb war geschlagen worden / zertrümmerte; allein die Türken führeten alsobald etliche Flöß wider den Strom/ damit sie dieselbige schleunig wieder flicken könten: Wie dann solches gleich die folgende Nacht geschehen. Die Parola war: St. Antoni und Padua. Der 7. früh Morgens canonirte der Feind wiederum überaus stark/ hörte aber damit bald auf/ und tentirte weiter nichts/ als daß er an den alten Orten der Contrascarpen sich einzusenken und zu erweitern suchte. Den Tag über haben die Käiserliche ihnen alle Schanz-Körb und Sande-Säck hinweg genommen/ welche er daselbst sonderlich vor dem Löwel gesetzt hatte. Nachmittag gegen 5. Uhr/ ließ er/ unweit der gestrigen gesprengten Mine / eine andere springen/ um sich die Contrascarpen, und den Weg in den Graben/ mehrers zu eröffnen/ hat aber nicht so guten Effect/ als die den vorigen Tag gethan. Die Nacht hindurch ist der Feind ganz still gewesen/ auch in seinen Arbeiten nicht viel movirt. Ihro Excellenz/ Herr General von Stahrenberg/ wurde anheut genöthiget/ an einem sehr gefährlichen Durchbruch oder Ruhr sich ins Bett zu begeben. Die Parola war: St. Johannes und Linz.

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/242>, abgerufen am 29.03.2024.