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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.

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jung, besonders die Frau, eine Jrländerinn, voll
Lebhaftigkeit, und beweglich wie Quecksilber. Sie
erzählt mir unaufhörlich; schade nur, daß ich mich
mit ihr so schlecht verständigen kann, denn sie spricht
das Englische nach ihrer vaterländischen Mundart
aus, und kann wenig französisch. Besonders
wünschte ich mich über einen Theil ihrer Erzählun-
gen vollständig unterrichten zu können, welcher
mich seltsam anzieht. Sie spricht nämlich oft von
den Freiwilligen von Baltimore, welche im vo-
rigen Jahre Washington zu Hülfe gezogen, und
daß darunter mehrere Ausländer gewesen. Un-
ter diesen erwähnt sie oft eines jungen Franzo-
sen, welcher lange in ihrem Hause gewohnt habe.
Die Beschreibung scheint mir, wunderbarer Weise,
auf Mucius zu passen, auch der Nahme hat in
ihrer Aussprache einige Aehnlichkeit, und so fest ich
von der Unmöglichkeit seines Lebens überzeugt
bin, so nimmt mein thörichtes Herz doch einen An-
theil an diesen Erzählungen, der mich mit Un-
ruhe erfüllt. Gern möchte ich nun etwas nähe-
res über diesen Fremdling erfahren, möchte seine
ferneren Schicksale, seinen jetzigen Aufenthalt
wissen; aber entweder weiß die gute Davson

jung, beſonders die Frau, eine Jrlaͤnderinn, voll
Lebhaftigkeit, und beweglich wie Queckſilber. Sie
erzaͤhlt mir unaufhoͤrlich; ſchade nur, daß ich mich
mit ihr ſo ſchlecht verſtaͤndigen kann, denn ſie ſpricht
das Engliſche nach ihrer vaterlaͤndiſchen Mundart
aus, und kann wenig franzoͤſiſch. Beſonders
wuͤnſchte ich mich uͤber einen Theil ihrer Erzaͤhlun-
gen vollſtaͤndig unterrichten zu koͤnnen, welcher
mich ſeltſam anzieht. Sie ſpricht naͤmlich oft von
den Freiwilligen von Baltimore, welche im vo-
rigen Jahre Waſhington zu Huͤlfe gezogen, und
daß darunter mehrere Auslaͤnder geweſen. Un-
ter dieſen erwaͤhnt ſie oft eines jungen Franzo-
ſen, welcher lange in ihrem Hauſe gewohnt habe.
Die Beſchreibung ſcheint mir, wunderbarer Weiſe,
auf Mucius zu paſſen, auch der Nahme hat in
ihrer Ausſprache einige Aehnlichkeit, und ſo feſt ich
von der Unmoͤglichkeit ſeines Lebens uͤberzeugt
bin, ſo nimmt mein thoͤrichtes Herz doch einen An-
theil an dieſen Erzaͤhlungen, der mich mit Un-
ruhe erfuͤllt. Gern moͤchte ich nun etwas naͤhe-
res uͤber dieſen Fremdling erfahren, moͤchte ſeine
ferneren Schickſale, ſeinen jetzigen Aufenthalt
wiſſen; aber entweder weiß die gute Davſon

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[30/0038] jung, beſonders die Frau, eine Jrlaͤnderinn, voll Lebhaftigkeit, und beweglich wie Queckſilber. Sie erzaͤhlt mir unaufhoͤrlich; ſchade nur, daß ich mich mit ihr ſo ſchlecht verſtaͤndigen kann, denn ſie ſpricht das Engliſche nach ihrer vaterlaͤndiſchen Mundart aus, und kann wenig franzoͤſiſch. Beſonders wuͤnſchte ich mich uͤber einen Theil ihrer Erzaͤhlun- gen vollſtaͤndig unterrichten zu koͤnnen, welcher mich ſeltſam anzieht. Sie ſpricht naͤmlich oft von den Freiwilligen von Baltimore, welche im vo- rigen Jahre Waſhington zu Huͤlfe gezogen, und daß darunter mehrere Auslaͤnder geweſen. Un- ter dieſen erwaͤhnt ſie oft eines jungen Franzo- ſen, welcher lange in ihrem Hauſe gewohnt habe. Die Beſchreibung ſcheint mir, wunderbarer Weiſe, auf Mucius zu paſſen, auch der Nahme hat in ihrer Ausſprache einige Aehnlichkeit, und ſo feſt ich von der Unmoͤglichkeit ſeines Lebens uͤberzeugt bin, ſo nimmt mein thoͤrichtes Herz doch einen An- theil an dieſen Erzaͤhlungen, der mich mit Un- ruhe erfuͤllt. Gern moͤchte ich nun etwas naͤhe- res uͤber dieſen Fremdling erfahren, moͤchte ſeine ferneren Schickſale, ſeinen jetzigen Aufenthalt wiſſen; aber entweder weiß die gute Davſon

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Zitationshilfe: Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820/38>, abgerufen am 19.04.2024.