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[Füchsel, Georg Christian]: Entwurf zu der ältesten Erd- und Menschengeschichte. Frankfurt u. a., 1773.

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§. 368.

Vermöge solchen Betrachtungen, wenn sie mehr
bestätiget würden, als man hier thun kann, wür-
de man die allmählige Verwandlung der Erde,
und die Vermischung der vorher besondern Men-
schenarten, gewisser beweisen können, und viel-
leicht werden andere, denen Zeit und Gelegenheit
zu solchen Untersuchungen günstiger seyn dürften,
aus den Ueberbleibseln der ältesten Geschichte,
noch viel nachholen können, was jetzt unerörtert
bleiben muß.

§. 369.

Es wäre auch noch zu wünschen, daß man aus
den Geschichtmäßigen Liedern der Teutschen, ihre
älteste Geschichte, und das, was ihnen aus der
Erdverwandlung begegnet ist, anführen könnte;
allein die Wuth gegen diese Sänger hat uns in
unserer eigenen Geschichte so arm gemacht, daß
uns davon fast weiter nichts, als einige halb oder
übel verstandene Nachrichten, die uns Heiden, in
ihren griechischen und lateinischen Schriften, wie
Strabo und Tacitus (*) erhalten haben, übrig
geblieben ist. Denn die Isländische Edda (**)
scheint nach der 9ten Strophe der angehängten
Runa ganz von der Germanier Geschichte oder
Dichtkunst abzuweichen; weil sich deren Sänger
rühmt, daß er die Lieder, welche Thiodens Frau,
und des Mannskis Sohn sängen, auch verstünde.

§. 370.
(*) de moribus Germanorum per Altham.
(**) Edda Islandorum per Snorronem studio Re-
senii, Haffniae
1665. Doch scheint es mir
nicht, als wenn Resen diesem Alterthum ein
Gnüge gethan hätte.
R 3
§. 368.

Vermoͤge ſolchen Betrachtungen, wenn ſie mehr
beſtaͤtiget wuͤrden, als man hier thun kann, wuͤr-
de man die allmaͤhlige Verwandlung der Erde,
und die Vermiſchung der vorher beſondern Men-
ſchenarten, gewiſſer beweiſen koͤnnen, und viel-
leicht werden andere, denen Zeit und Gelegenheit
zu ſolchen Unterſuchungen guͤnſtiger ſeyn duͤrften,
aus den Ueberbleibſeln der aͤlteſten Geſchichte,
noch viel nachholen koͤnnen, was jetzt uneroͤrtert
bleiben muß.

§. 369.

Es waͤre auch noch zu wuͤnſchen, daß man aus
den Geſchichtmaͤßigen Liedern der Teutſchen, ihre
aͤlteſte Geſchichte, und das, was ihnen aus der
Erdverwandlung begegnet iſt, anfuͤhren koͤnnte;
allein die Wuth gegen dieſe Saͤnger hat uns in
unſerer eigenen Geſchichte ſo arm gemacht, daß
uns davon faſt weiter nichts, als einige halb oder
uͤbel verſtandene Nachrichten, die uns Heiden, in
ihren griechiſchen und lateiniſchen Schriften, wie
Strabo und Tacitus (*) erhalten haben, uͤbrig
geblieben iſt. Denn die Islaͤndiſche Edda (**)
ſcheint nach der 9ten Strophe der angehaͤngten
Runa ganz von der Germanier Geſchichte oder
Dichtkunſt abzuweichen; weil ſich deren Saͤnger
ruͤhmt, daß er die Lieder, welche Thiodens Frau,
und des Mannskis Sohn ſaͤngen, auch verſtuͤnde.

§. 370.
(*) de moribus Germanorum per Altham.
(**) Edda Islandorum per Snorronem ſtudio Re-
ſenii, Haffniae
1665. Doch ſcheint es mir
nicht, als wenn Reſen dieſem Alterthum ein
Gnuͤge gethan haͤtte.
R 3
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[261/0273] §. 368. Vermoͤge ſolchen Betrachtungen, wenn ſie mehr beſtaͤtiget wuͤrden, als man hier thun kann, wuͤr- de man die allmaͤhlige Verwandlung der Erde, und die Vermiſchung der vorher beſondern Men- ſchenarten, gewiſſer beweiſen koͤnnen, und viel- leicht werden andere, denen Zeit und Gelegenheit zu ſolchen Unterſuchungen guͤnſtiger ſeyn duͤrften, aus den Ueberbleibſeln der aͤlteſten Geſchichte, noch viel nachholen koͤnnen, was jetzt uneroͤrtert bleiben muß. §. 369. Es waͤre auch noch zu wuͤnſchen, daß man aus den Geſchichtmaͤßigen Liedern der Teutſchen, ihre aͤlteſte Geſchichte, und das, was ihnen aus der Erdverwandlung begegnet iſt, anfuͤhren koͤnnte; allein die Wuth gegen dieſe Saͤnger hat uns in unſerer eigenen Geſchichte ſo arm gemacht, daß uns davon faſt weiter nichts, als einige halb oder uͤbel verſtandene Nachrichten, die uns Heiden, in ihren griechiſchen und lateiniſchen Schriften, wie Strabo und Tacitus (*) erhalten haben, uͤbrig geblieben iſt. Denn die Islaͤndiſche Edda (**) ſcheint nach der 9ten Strophe der angehaͤngten Runa ganz von der Germanier Geſchichte oder Dichtkunſt abzuweichen; weil ſich deren Saͤnger ruͤhmt, daß er die Lieder, welche Thiodens Frau, und des Mannskis Sohn ſaͤngen, auch verſtuͤnde. §. 370. (*) de moribus Germanorum per Altham. (**) Edda Islandorum per Snorronem ſtudio Re- ſenii, Haffniae 1665. Doch ſcheint es mir nicht, als wenn Reſen dieſem Alterthum ein Gnuͤge gethan haͤtte. R 3

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Zitationshilfe: [Füchsel, Georg Christian]: Entwurf zu der ältesten Erd- und Menschengeschichte. Frankfurt u. a., 1773, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fuechsel_entwurf_1773/273>, abgerufen am 29.03.2024.