Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

ber ohne Kennzeichen der Kochung, und an keinem
kritischen Tage verschwunden ist.*)

Daß aber überhaupt der Mangel an Kräften
beschuldigt werden müsse, läßt sich sowohl in Rück-
sicht der vorhergehenden als nachfolgenden Erfahrun-
gen nicht in Zweifel ziehen.

Es hat von Seiten der Rückfälle das nämliche
Verhältniß statt, welches ich von Seiten der Wie-
dergenesung angegeben habe. Wo diese am schwersten
ist, da sind jene am häufigsten.

In dem Petechienfieber, welches in den Jahre[n]
1757--58--59 in Wien herrschte, that nach Ha-
senöhrls
Bericht die Rinde so vortreffliche Dienste,
daß diejenigen, so dadurch genesen waren, nachher
weit gesünder waren, als zuvor, wie er an sich selbst
erfahren hat. Bey sehr vielen geschahen den dritten,
vierten Tag, nachdem sie sich wohl befanden, ohne
Veranlassung Rückfälle; sie bekamen Fieber, und
Ohrendrüsengeschwülste oder andere Verwerfungen:
Hatte man diese einige Zeit offen erhalten, und die
Kräfte waren noch gut, so genasen die Kranken; wo
aber die Kräfte durch die erste Krankheit allzusehr zu
Grunde gerichtet waren, da starben sie in diesen
Rückfällen. Keiner aber wurde rückfällig, dem man
die peruvianische Rinde in grossen Gaben gegeben hat-
te.

Wenn nach den Lausannischen Gallfiebern von ver-
nachläßigter Lebensordnung, von aufgeschobenen Ab-
führungen, Gemüthsbewegungen oder von Wetterver-

ände-
*) Hipp, Proguerit aphors 231.

ber ohne Kennzeichen der Kochung, und an keinem
kritiſchen Tage verſchwunden iſt.*)

Daß aber uͤberhaupt der Mangel an Kraͤften
beſchuldigt werden muͤſſe, laͤßt ſich ſowohl in Ruͤck-
ſicht der vorhergehenden als nachfolgenden Erfahrun-
gen nicht in Zweifel ziehen.

Es hat von Seiten der Ruͤckfaͤlle das naͤmliche
Verhaͤltniß ſtatt, welches ich von Seiten der Wie-
dergeneſung angegeben habe. Wo dieſe am ſchwerſten
iſt, da ſind jene am haͤufigſten.

In dem Petechienfieber, welches in den Jahre[n]
1757—58—59 in Wien herrſchte, that nach Ha-
ſenöhrls
Bericht die Rinde ſo vortreffliche Dienſte,
daß diejenigen, ſo dadurch geneſen waren, nachher
weit geſuͤnder waren, als zuvor, wie er an ſich ſelbſt
erfahren hat. Bey ſehr vielen geſchahen den dritten,
vierten Tag, nachdem ſie ſich wohl befanden, ohne
Veranlaſſung Ruͤckfaͤlle; ſie bekamen Fieber, und
Ohrendruͤſengeſchwuͤlſte oder andere Verwerfungen:
Hatte man dieſe einige Zeit offen erhalten, und die
Kraͤfte waren noch gut, ſo genaſen die Kranken; wo
aber die Kraͤfte durch die erſte Krankheit allzuſehr zu
Grunde gerichtet waren, da ſtarben ſie in dieſen
Ruͤckfaͤllen. Keiner aber wurde ruͤckfaͤllig, dem man
die peruvianiſche Rinde in groſſen Gaben gegeben hat-
te.

Wenn nach den Lauſanniſchen Gallfiebern von ver-
nachlaͤßigter Lebensordnung, von aufgeſchobenen Ab-
fuͤhrungen, Gemuͤthsbewegungen oder von Wetterver-

aͤnde-
*) Hipp, Proguerit aphors 231.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0418" n="399"/>
ber ohne Kennzeichen der Kochung, und an keinem<lb/>
kriti&#x017F;chen Tage ver&#x017F;chwunden i&#x017F;t.<note place="foot" n="*)">Hipp, <hi rendition="#aq">Proguerit aphors</hi> 231.</note></p><lb/>
            <p>Daß aber u&#x0364;berhaupt der Mangel an Kra&#x0364;ften<lb/>
be&#x017F;chuldigt werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, la&#x0364;ßt &#x017F;ich &#x017F;owohl in Ru&#x0364;ck-<lb/>
&#x017F;icht der vorhergehenden als nachfolgenden Erfahrun-<lb/>
gen nicht in Zweifel ziehen.</p><lb/>
            <p>Es hat von Seiten der Ru&#x0364;ckfa&#x0364;lle das na&#x0364;mliche<lb/>
Verha&#x0364;ltniß &#x017F;tatt, welches ich von Seiten der Wie-<lb/>
dergene&#x017F;ung angegeben habe. Wo die&#x017F;e am &#x017F;chwer&#x017F;ten<lb/>
i&#x017F;t, da &#x017F;ind jene am ha&#x0364;ufig&#x017F;ten.</p><lb/>
            <p>In dem Petechienfieber, welches in den Jahre<supplied>n</supplied><lb/>
1757&#x2014;58&#x2014;59 in Wien herr&#x017F;chte, that nach <hi rendition="#fr">Ha-<lb/>
&#x017F;enöhrls</hi> Bericht die Rinde &#x017F;o vortreffliche Dien&#x017F;te,<lb/>
daß diejenigen, &#x017F;o dadurch gene&#x017F;en waren, nachher<lb/>
weit ge&#x017F;u&#x0364;nder waren, als zuvor, wie er an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
erfahren hat. Bey &#x017F;ehr vielen ge&#x017F;chahen den dritten,<lb/>
vierten Tag, nachdem &#x017F;ie &#x017F;ich wohl befanden, ohne<lb/>
Veranla&#x017F;&#x017F;ung Ru&#x0364;ckfa&#x0364;lle; &#x017F;ie bekamen Fieber, und<lb/>
Ohrendru&#x0364;&#x017F;enge&#x017F;chwu&#x0364;l&#x017F;te oder andere Verwerfungen:<lb/>
Hatte man die&#x017F;e einige Zeit offen erhalten, und die<lb/>
Kra&#x0364;fte waren noch gut, &#x017F;o gena&#x017F;en die Kranken; wo<lb/>
aber die Kra&#x0364;fte durch die er&#x017F;te Krankheit allzu&#x017F;ehr zu<lb/>
Grunde gerichtet waren, da &#x017F;tarben &#x017F;ie in die&#x017F;en<lb/>
Ru&#x0364;ckfa&#x0364;llen. Keiner aber wurde ru&#x0364;ckfa&#x0364;llig, dem man<lb/>
die peruviani&#x017F;che Rinde in gro&#x017F;&#x017F;en Gaben gegeben hat-<lb/>
te.</p><lb/>
            <p>Wenn nach den Lau&#x017F;anni&#x017F;chen Gallfiebern von ver-<lb/>
nachla&#x0364;ßigter Lebensordnung, von aufge&#x017F;chobenen Ab-<lb/>
fu&#x0364;hrungen, Gemu&#x0364;thsbewegungen oder von Wetterver-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">a&#x0364;nde-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[399/0418] ber ohne Kennzeichen der Kochung, und an keinem kritiſchen Tage verſchwunden iſt. *) Daß aber uͤberhaupt der Mangel an Kraͤften beſchuldigt werden muͤſſe, laͤßt ſich ſowohl in Ruͤck- ſicht der vorhergehenden als nachfolgenden Erfahrun- gen nicht in Zweifel ziehen. Es hat von Seiten der Ruͤckfaͤlle das naͤmliche Verhaͤltniß ſtatt, welches ich von Seiten der Wie- dergeneſung angegeben habe. Wo dieſe am ſchwerſten iſt, da ſind jene am haͤufigſten. In dem Petechienfieber, welches in den Jahren 1757—58—59 in Wien herrſchte, that nach Ha- ſenöhrls Bericht die Rinde ſo vortreffliche Dienſte, daß diejenigen, ſo dadurch geneſen waren, nachher weit geſuͤnder waren, als zuvor, wie er an ſich ſelbſt erfahren hat. Bey ſehr vielen geſchahen den dritten, vierten Tag, nachdem ſie ſich wohl befanden, ohne Veranlaſſung Ruͤckfaͤlle; ſie bekamen Fieber, und Ohrendruͤſengeſchwuͤlſte oder andere Verwerfungen: Hatte man dieſe einige Zeit offen erhalten, und die Kraͤfte waren noch gut, ſo genaſen die Kranken; wo aber die Kraͤfte durch die erſte Krankheit allzuſehr zu Grunde gerichtet waren, da ſtarben ſie in dieſen Ruͤckfaͤllen. Keiner aber wurde ruͤckfaͤllig, dem man die peruvianiſche Rinde in groſſen Gaben gegeben hat- te. Wenn nach den Lauſanniſchen Gallfiebern von ver- nachlaͤßigter Lebensordnung, von aufgeſchobenen Ab- fuͤhrungen, Gemuͤthsbewegungen oder von Wetterver- aͤnde- *) Hipp, Proguerit aphors 231.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der erste Band von Franz Joseph Galls "Philosophi… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/418
Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/418>, abgerufen am 29.03.2024.