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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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Die erste Kranke bey Herz hatte ohne alle
sichtbare Ursache ein Schnüren des Rachens und der
Kehle, nebst einem heftigen Reitz zum Husten, natür-
liche Wärme. In dem von ihm beschriebenen bösar-
tigen Schwitzfieber S. 94. beobachtete er anhalten-
den Reitz zum Erbrechen; abwechselnde Röthe mit
Bläße; Bedrückungen der Brust; krampfhaftes Schnü-
ren der Kehle, daß der Kranke nichts schlücken konnte,
ein Umstand, den schon Hippokrates anführt; Spei-
chelfluß; Schluchzen. In der dritten Krankengeschich-
te S. 50. schon den fünften Tag einen Brandflecken
am Hintern, Speichelfluß; Schluchzen, Lichtscheue,
Sehnenhüpfen. In der Kranken S. 110. Niederge-
schlagenheit, Taubheit, Speichelfluß. In der Frau
S. 113. Beschwerden des Athmens, Aengstigkeiten,
Schmerzen in den Seiten, die einem Seitenstiche gli-
chen; Spannung des Unterleibes, anscheinende Lun-
genentzündung, welche auch Brendel und Huxham
beobachtet, und von der wahren zu unterscheiden ge-
lehrt haben, obschon meine angeführte Krankenge-
schichte Nro 1. beweiset, daß wahre Blutanhäufungen
nach der Lunge und dem Kopfe statt haben. Die Frau
S. 145. und die Jungfer 150 hatten die Hirnwuth,
so wie des Dealkes Frau Nro 2. und meine zwey
Frauen Nro 3 und 4. -- Wer sich die nützliche Mü-
he geben will, selbst alle diese Krankengeschichten zu
vergleichen, wird übrigens im Ganzen eine auffallen-
de Uebereinstimmung finden. -- Und alle die angeführ-
ten Krankheiten hatten den vorzüglichsten Grund ihrer

Entste-
Gall I. Band. P p

Die erſte Kranke bey Herz hatte ohne alle
ſichtbare Urſache ein Schnuͤren des Rachens und der
Kehle, nebſt einem heftigen Reitz zum Huſten, natuͤr-
liche Waͤrme. In dem von ihm beſchriebenen boͤsar-
tigen Schwitzfieber S. 94. beobachtete er anhalten-
den Reitz zum Erbrechen; abwechſelnde Roͤthe mit
Blaͤße; Bedruͤckungen der Bruſt; krampfhaftes Schnuͤ-
ren der Kehle, daß der Kranke nichts ſchluͤcken konnte,
ein Umſtand, den ſchon Hippokrates anfuͤhrt; Spei-
chelfluß; Schluchzen. In der dritten Krankengeſchich-
te S. 50. ſchon den fuͤnften Tag einen Brandflecken
am Hintern, Speichelfluß; Schluchzen, Lichtſcheue,
Sehnenhuͤpfen. In der Kranken S. 110. Niederge-
ſchlagenheit, Taubheit, Speichelfluß. In der Frau
S. 113. Beſchwerden des Athmens, Aengſtigkeiten,
Schmerzen in den Seiten, die einem Seitenſtiche gli-
chen; Spannung des Unterleibes, anſcheinende Lun-
genentzuͤndung, welche auch Brendel und Huxham
beobachtet, und von der wahren zu unterſcheiden ge-
lehrt haben, obſchon meine angefuͤhrte Krankenge-
ſchichte Nro 1. beweiſet, daß wahre Blutanhaͤufungen
nach der Lunge und dem Kopfe ſtatt haben. Die Frau
S. 145. und die Jungfer 150 hatten die Hirnwuth,
ſo wie des Dealkes Frau Nro 2. und meine zwey
Frauen Nro 3 und 4. — Wer ſich die nuͤtzliche Muͤ-
he geben will, ſelbſt alle dieſe Krankengeſchichten zu
vergleichen, wird uͤbrigens im Ganzen eine auffallen-
de Uebereinſtimmung finden. — Und alle die angefuͤhr-
ten Krankheiten hatten den vorzuͤglichſten Grund ihrer

Entſte-
Gall I. Band. P p
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[593/0612] Die erſte Kranke bey Herz hatte ohne alle ſichtbare Urſache ein Schnuͤren des Rachens und der Kehle, nebſt einem heftigen Reitz zum Huſten, natuͤr- liche Waͤrme. In dem von ihm beſchriebenen boͤsar- tigen Schwitzfieber S. 94. beobachtete er anhalten- den Reitz zum Erbrechen; abwechſelnde Roͤthe mit Blaͤße; Bedruͤckungen der Bruſt; krampfhaftes Schnuͤ- ren der Kehle, daß der Kranke nichts ſchluͤcken konnte, ein Umſtand, den ſchon Hippokrates anfuͤhrt; Spei- chelfluß; Schluchzen. In der dritten Krankengeſchich- te S. 50. ſchon den fuͤnften Tag einen Brandflecken am Hintern, Speichelfluß; Schluchzen, Lichtſcheue, Sehnenhuͤpfen. In der Kranken S. 110. Niederge- ſchlagenheit, Taubheit, Speichelfluß. In der Frau S. 113. Beſchwerden des Athmens, Aengſtigkeiten, Schmerzen in den Seiten, die einem Seitenſtiche gli- chen; Spannung des Unterleibes, anſcheinende Lun- genentzuͤndung, welche auch Brendel und Huxham beobachtet, und von der wahren zu unterſcheiden ge- lehrt haben, obſchon meine angefuͤhrte Krankenge- ſchichte Nro 1. beweiſet, daß wahre Blutanhaͤufungen nach der Lunge und dem Kopfe ſtatt haben. Die Frau S. 145. und die Jungfer 150 hatten die Hirnwuth, ſo wie des Dealkes Frau Nro 2. und meine zwey Frauen Nro 3 und 4. — Wer ſich die nuͤtzliche Muͤ- he geben will, ſelbſt alle dieſe Krankengeſchichten zu vergleichen, wird uͤbrigens im Ganzen eine auffallen- de Uebereinſtimmung finden. — Und alle die angefuͤhr- ten Krankheiten hatten den vorzuͤglichſten Grund ihrer Entſte- Gall I. Band. P p

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 593. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/612>, abgerufen am 29.03.2024.