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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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a) Nordhäuser Schwefelsäure, rauchende Schwefelsäure,
H2 S2 O7, ist eine Auflösung von Schwefelsäureanhydrid in gewöhnlicher
Schwefelsäure, und stellt eine dicke, ölige, klare, bräunliche Flüssigkeit vor,
welche an der Luft dicke, weiße, erstickende Dämpfe von Schwefelsäurean-
hydrid ausstößt, höchst ätzend wirkt und sich mit Wasser unter Zischen und
starker Erhitzung mischt. Das spezifische Gewicht schwankt zwischen 1,86
bis 1,90. Anwendung: Nur zum Auflösen des Indigos und zur Be-
reitung von Indigokarmin und Sächsischblau.

b) Englische Schwefelsäure, rohe Schwefelsäure. Die englische
Schwefelsäure ist eine klare farblose bis bräunliche, sehr saure, nicht rauchende
Flüssigkeit von ölartiger Konsistenz, und wird im großen durch Verbrennen
von Schwefel in Gegenwart von Salpetersäure in den sogen. Bleikammern
erzeugt. Das in Deutschland übliche Handelsprodukt hat ein spezifisches
Gewicht von 1,83 bis 1,84, was etwa 66° Be. entspricht. -- Sowohl
die Nordhäuser, als die englische Schwefelsäure sind nicht rein; die gewöhn-
lichen, von der Fabrikation herrührenden Verunreinigungen sind Salzsäure,
Stickoxyde, Bleisulfat und Arsen. Die Anwesenheit dieser Stoffe ist ihrer
Verwendung in der Färberei jedoch nicht weiter hinderlich. Die englische
Schwefelsäure löst sich mit Wasser in jedem Verhältnisse, wobei bedeutende
Erhitzung eintritt, welche bis zum Sieden des Wassers steigen kann. Beim
Vermischen von Schwefelsäure mit Wasser ist große Vorsicht anzuwenden:
stets muß die Schwefelsäure in das in schwenkende Bewegung versetzte Was-
ser gegossen werden, niemals das Wasser in die Schwefelsäure!
Anwendung
: In der Wollenfärberei zusammen mit Glaubersalz zum Auf-
färben saurer Farbstoffe; zusammen mit Kaliumdichromat (Chromsäurege-
misch) zum Beizen der Wolle; zum Neutralisieren alkalischer Lösungen, zur
Darstellung von Türkischrotöl, zum Reinigen und Putzen der kupfernen Kessel
und anderen ähnlichen Zwecken mehr.

3. Schweflige Säure, S O2, wird in zwei Formen angewendet.
a) Gasförmige Schwefligsäure wird durch Verbrennen von Schwefel
in den Schwefelkammern bereitet. Der Schwefel verbrennt mit schwach
bläulicher Flamme; das gebildete Schwefligsäuregas ist ein farbloses, stechend
und erstickend riechendes Gas, welches, in größerer Menge eingeatmet, giftig
wirkt. Anwendung: Zum Bleichen von Seide und Wolle. Wegen seiner
giftigen Eigenschaften ist es unbedingt notwendig, daß die Schwefelkammer,
ehe sie betreten wird, ordentlich gelüftet werde. b) Wässerige Schweflig-
säure ist eine Auflösung von Schwefligsäuregas in Wasser und stellt eine
wasserhelle farblose Flüssigkeit mit dem Geruch des verbrennenden Schwefels
vor. Blaues Lackmuspapier wird davon zuerst gerötet, dann gebleicht. Das
Handelsprodukt enthält 31/2 bis 10 Prozent gasförmige schweflige Säure;
letzterer Gehalt entspricht etwa 7° Be. Anwendung: Wie die gasförmige
Säure zum Bleichen von Seide und Wolle, sowie zur Reduktion von Indigo
mit Zink. Ihre Wirkung beruht darauf, daß sie die natürlichen Farbstoffe
durch Reduktion in farblose Leukoverbindungen überführt.

4. Salzsäure, Chlorwasserstoffsäure, H Cl, ist ein farbloses, stechend
riechendes Gas, welches jedoch als wässerige Lösung in den Handel gelangt.
Sie wird als Nebenprodukt bei der Sodafabrikation gewonnen als eine gelb-
liche bis gelbe, klare oder wenig trübe, an der Luft stark rauchende, sauer
und erstickend riechende Flüssigkeit von sehr verschiedenem Gehalt an wasser-

a) Nordhäuſer Schwefelſäure, rauchende Schwefelſäure,
H2 S2 O7, iſt eine Auflöſung von Schwefelſäureanhydrid in gewöhnlicher
Schwefelſäure, und ſtellt eine dicke, ölige, klare, bräunliche Flüſſigkeit vor,
welche an der Luft dicke, weiße, erſtickende Dämpfe von Schwefelſäurean-
hydrid ausſtößt, höchſt ätzend wirkt und ſich mit Waſſer unter Ziſchen und
ſtarker Erhitzung miſcht. Das ſpezifiſche Gewicht ſchwankt zwiſchen 1,86
bis 1,90. Anwendung: Nur zum Auflöſen des Indigos und zur Be-
reitung von Indigokarmin und Sächſiſchblau.

b) Engliſche Schwefelſäure, rohe Schwefelſäure. Die engliſche
Schwefelſäure iſt eine klare farbloſe bis bräunliche, ſehr ſaure, nicht rauchende
Flüſſigkeit von ölartiger Konſiſtenz, und wird im großen durch Verbrennen
von Schwefel in Gegenwart von Salpeterſäure in den ſogen. Bleikammern
erzeugt. Das in Deutſchland übliche Handelsprodukt hat ein ſpezifiſches
Gewicht von 1,83 bis 1,84, was etwa 66° Bé. entſpricht. — Sowohl
die Nordhäuſer, als die engliſche Schwefelſäure ſind nicht rein; die gewöhn-
lichen, von der Fabrikation herrührenden Verunreinigungen ſind Salzſäure,
Stickoxyde, Bleiſulfat und Arſen. Die Anweſenheit dieſer Stoffe iſt ihrer
Verwendung in der Färberei jedoch nicht weiter hinderlich. Die engliſche
Schwefelſäure löſt ſich mit Waſſer in jedem Verhältniſſe, wobei bedeutende
Erhitzung eintritt, welche bis zum Sieden des Waſſers ſteigen kann. Beim
Vermiſchen von Schwefelſäure mit Waſſer iſt große Vorſicht anzuwenden:
ſtets muß die Schwefelſäure in das in ſchwenkende Bewegung verſetzte Waſ-
ſer gegoſſen werden, niemals das Waſſer in die Schwefelſäure!
Anwendung
: In der Wollenfärberei zuſammen mit Glauberſalz zum Auf-
färben ſaurer Farbſtoffe; zuſammen mit Kaliumdichromat (Chromſäurege-
miſch) zum Beizen der Wolle; zum Neutraliſieren alkaliſcher Löſungen, zur
Darſtellung von Türkiſchrotöl, zum Reinigen und Putzen der kupfernen Keſſel
und anderen ähnlichen Zwecken mehr.

3. Schweflige Säure, S O2, wird in zwei Formen angewendet.
a) Gasförmige Schwefligſäure wird durch Verbrennen von Schwefel
in den Schwefelkammern bereitet. Der Schwefel verbrennt mit ſchwach
bläulicher Flamme; das gebildete Schwefligſäuregas iſt ein farbloſes, ſtechend
und erſtickend riechendes Gas, welches, in größerer Menge eingeatmet, giftig
wirkt. Anwendung: Zum Bleichen von Seide und Wolle. Wegen ſeiner
giftigen Eigenſchaften iſt es unbedingt notwendig, daß die Schwefelkammer,
ehe ſie betreten wird, ordentlich gelüftet werde. b) Wäſſerige Schweflig-
ſäure iſt eine Auflöſung von Schwefligſäuregas in Waſſer und ſtellt eine
waſſerhelle farbloſe Flüſſigkeit mit dem Geruch des verbrennenden Schwefels
vor. Blaues Lackmuspapier wird davon zuerſt gerötet, dann gebleicht. Das
Handelsprodukt enthält 3½ bis 10 Prozent gasförmige ſchweflige Säure;
letzterer Gehalt entſpricht etwa 7° Bé. Anwendung: Wie die gasförmige
Säure zum Bleichen von Seide und Wolle, ſowie zur Reduktion von Indigo
mit Zink. Ihre Wirkung beruht darauf, daß ſie die natürlichen Farbſtoffe
durch Reduktion in farbloſe Leukoverbindungen überführt.

4. Salzſäure, Chlorwaſſerſtoffſäure, H Cl, iſt ein farbloſes, ſtechend
riechendes Gas, welches jedoch als wäſſerige Löſung in den Handel gelangt.
Sie wird als Nebenprodukt bei der Sodafabrikation gewonnen als eine gelb-
liche bis gelbe, klare oder wenig trübe, an der Luft ſtark rauchende, ſauer
und erſtickend riechende Flüſſigkeit von ſehr verſchiedenem Gehalt an waſſer-

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[234/0260] a) Nordhäuſer Schwefelſäure, rauchende Schwefelſäure, H2 S2 O7, iſt eine Auflöſung von Schwefelſäureanhydrid in gewöhnlicher Schwefelſäure, und ſtellt eine dicke, ölige, klare, bräunliche Flüſſigkeit vor, welche an der Luft dicke, weiße, erſtickende Dämpfe von Schwefelſäurean- hydrid ausſtößt, höchſt ätzend wirkt und ſich mit Waſſer unter Ziſchen und ſtarker Erhitzung miſcht. Das ſpezifiſche Gewicht ſchwankt zwiſchen 1,86 bis 1,90. Anwendung: Nur zum Auflöſen des Indigos und zur Be- reitung von Indigokarmin und Sächſiſchblau. b) Engliſche Schwefelſäure, rohe Schwefelſäure. Die engliſche Schwefelſäure iſt eine klare farbloſe bis bräunliche, ſehr ſaure, nicht rauchende Flüſſigkeit von ölartiger Konſiſtenz, und wird im großen durch Verbrennen von Schwefel in Gegenwart von Salpeterſäure in den ſogen. Bleikammern erzeugt. Das in Deutſchland übliche Handelsprodukt hat ein ſpezifiſches Gewicht von 1,83 bis 1,84, was etwa 66° Bé. entſpricht. — Sowohl die Nordhäuſer, als die engliſche Schwefelſäure ſind nicht rein; die gewöhn- lichen, von der Fabrikation herrührenden Verunreinigungen ſind Salzſäure, Stickoxyde, Bleiſulfat und Arſen. Die Anweſenheit dieſer Stoffe iſt ihrer Verwendung in der Färberei jedoch nicht weiter hinderlich. Die engliſche Schwefelſäure löſt ſich mit Waſſer in jedem Verhältniſſe, wobei bedeutende Erhitzung eintritt, welche bis zum Sieden des Waſſers ſteigen kann. Beim Vermiſchen von Schwefelſäure mit Waſſer iſt große Vorſicht anzuwenden: ſtets muß die Schwefelſäure in das in ſchwenkende Bewegung verſetzte Waſ- ſer gegoſſen werden, niemals das Waſſer in die Schwefelſäure! Anwendung: In der Wollenfärberei zuſammen mit Glauberſalz zum Auf- färben ſaurer Farbſtoffe; zuſammen mit Kaliumdichromat (Chromſäurege- miſch) zum Beizen der Wolle; zum Neutraliſieren alkaliſcher Löſungen, zur Darſtellung von Türkiſchrotöl, zum Reinigen und Putzen der kupfernen Keſſel und anderen ähnlichen Zwecken mehr. 3. Schweflige Säure, S O2, wird in zwei Formen angewendet. a) Gasförmige Schwefligſäure wird durch Verbrennen von Schwefel in den Schwefelkammern bereitet. Der Schwefel verbrennt mit ſchwach bläulicher Flamme; das gebildete Schwefligſäuregas iſt ein farbloſes, ſtechend und erſtickend riechendes Gas, welches, in größerer Menge eingeatmet, giftig wirkt. Anwendung: Zum Bleichen von Seide und Wolle. Wegen ſeiner giftigen Eigenſchaften iſt es unbedingt notwendig, daß die Schwefelkammer, ehe ſie betreten wird, ordentlich gelüftet werde. b) Wäſſerige Schweflig- ſäure iſt eine Auflöſung von Schwefligſäuregas in Waſſer und ſtellt eine waſſerhelle farbloſe Flüſſigkeit mit dem Geruch des verbrennenden Schwefels vor. Blaues Lackmuspapier wird davon zuerſt gerötet, dann gebleicht. Das Handelsprodukt enthält 3½ bis 10 Prozent gasförmige ſchweflige Säure; letzterer Gehalt entſpricht etwa 7° Bé. Anwendung: Wie die gasförmige Säure zum Bleichen von Seide und Wolle, ſowie zur Reduktion von Indigo mit Zink. Ihre Wirkung beruht darauf, daß ſie die natürlichen Farbſtoffe durch Reduktion in farbloſe Leukoverbindungen überführt. 4. Salzſäure, Chlorwaſſerſtoffſäure, H Cl, iſt ein farbloſes, ſtechend riechendes Gas, welches jedoch als wäſſerige Löſung in den Handel gelangt. Sie wird als Nebenprodukt bei der Sodafabrikation gewonnen als eine gelb- liche bis gelbe, klare oder wenig trübe, an der Luft ſtark rauchende, ſauer und erſtickend riechende Flüſſigkeit von ſehr verſchiedenem Gehalt an waſſer-

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/260>, abgerufen am 28.03.2024.