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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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ist dadurch, wie durch ihre Löslichkeit, leicht von den beiden vorigen zu
unterscheiden. Sie löst sich erst im neunfachen Gewicht kalten Wasser,
dagegen sehr leicht in heißem. Anwendung: Wegen ihrer großen Ver-
wandtschaft zu den Metalloxyden als Beizmittel, auch zur Zerstörung des
Indigos, seltener als Lösungsmittel für Farben, beim Detachieren zum Ver-
tilgen von Rost- oder Eisenflecken. Ihre Hauptverwendung findet sie in der
Kattundruckerei.

15. Tannin, Gerbsäure, Digallussäure. [Formel 1]
Unter dem Namen Tannin werden eine Anzahl von Körpern verstanden,
welche den Gerbstoff verschiedener Pflanzenteile vorstellen, z. B. der Gall-
äpfel, der Eichenrinde, des Sumachs, der Knoppern, der Myrobalanen,
der Dividivischoten u. dergl. m., von denen jedoch noch keineswegs mit
völliger Sicherheit festgestellt ist, ob alle diese Gerbstoffe gleich oder gleich-
wertig sind. Nur soviel steht fest, daß der Gerbstoff der Galläpfel und
jener des Sumachs einander gleich sind. Was in diesem "Handbuch" als
"Tannin" bezeichnet wird, ist durchgehends die Galläpfelgerbsäure.

Das Tannin, wie es durch Extraktion von chinesischen oder gewöhnlichen
Galläpfeln fabrikmäßig gewonnen wird, stellt ein gelbes, gelbliches oder fast
weißes, feines, staubig trockenes Pulver von schwachem eigentümlichem Ge-
ruche und stark zusammenziehendem, nicht saurem Geschmack vor; sie löst sich
leicht im gleichen Gewicht Wasser; die Lösung ist rotbraun; Zusatz von Koch-
salz scheidet aus dieser Lösung das Tannin wieder ab. Neuerdings kommt
ein Tannin in Krystallform unter dem Namen "Dr. Byk's Krystall-
tannin" in den Handel; es sind schöne, goldgelb aussehende, glänzende
Krystalle, die sich unbeschadet des Aussehens lange Zeit aufbewahren lassen.
Prüfung: Die pulverige Form des Tannins gibt bisweilen Anlaß zu
Verfälschungen; man hat Dextrin, Thonerdesalze, ja selbst gemahlene Myro-
balanen bis zu 30 Prozent des Gewichts darin gefunden. Zur Feststellung
von Verfälschungen löst man 1 Teil Tannin in 5 Teilen Wasser; es muß
sich alles lösen und die Lösung muß klar sein, sie muß ferner bei Hinzu-
fügung eines gleichen Volumens Alkohol und dann eines halben Volumens
Aether klar bleiben.

Anwendung: Das Tannin ist einer der häufigsten angewendeten
Körper, besonders in der Baumwollenfärberei und in der Seidenfärberei.
In der Baumwollenfärberei dient es als Beize für alle im Haupt-
abschnitt II beschriebenen neutralen Farbstoffe, indem sie mit denselben un-
lösliche Farblacke bildet, welche sich gleichzeitig auf die Faser niederschlagen.
Die Baumwolle wird deshalb mit Tannin gebeizt. Der Theorie nach
müßte eine direkt mit Tannin gebeizte Baumwolle ohne weiteres mit dem
Farbstoff gefärbt werden können. Die Erfahrung zeigt jedoch, daß die Ver-
wandtschaft des Tannins zur Baumwollfaser keine sonderlich große ist, da
durch Spülen im fließenden Wasser einer Baumwolle ihr gesamter Tannin-
gehalt wieder entzogen werden kann. Die Erfahrung hat aber ferner ge-
lehrt, daß Tannin auch in unlöslicher Form imstande ist, sich mit gelösten
Farbstoffen zu Farblacken zu verbinden. Auf diese Beobachtungen hin hat
man das Tannin-Brechweinsteinverfahren kombiniert, indem man das
Tannin mit Hilfe von Brechweinstein, in neuester Zeit auch mit einigen
anderen Antimonsalzen, als gerbsaures Antimonoxyd, Antimontannat, auf der
Faser befestigt, und eine so vorgebeizte Baumwolle im Farbebade ausfärbt.

iſt dadurch, wie durch ihre Löslichkeit, leicht von den beiden vorigen zu
unterſcheiden. Sie löſt ſich erſt im neunfachen Gewicht kalten Waſſer,
dagegen ſehr leicht in heißem. Anwendung: Wegen ihrer großen Ver-
wandtſchaft zu den Metalloxyden als Beizmittel, auch zur Zerſtörung des
Indigos, ſeltener als Löſungsmittel für Farben, beim Detachieren zum Ver-
tilgen von Roſt- oder Eiſenflecken. Ihre Hauptverwendung findet ſie in der
Kattundruckerei.

15. Tannin, Gerbſäure, Digallusſäure. [Formel 1]
Unter dem Namen Tannin werden eine Anzahl von Körpern verſtanden,
welche den Gerbſtoff verſchiedener Pflanzenteile vorſtellen, z. B. der Gall-
äpfel, der Eichenrinde, des Sumachs, der Knoppern, der Myrobalanen,
der Dividiviſchoten u. dergl. m., von denen jedoch noch keineswegs mit
völliger Sicherheit feſtgeſtellt iſt, ob alle dieſe Gerbſtoffe gleich oder gleich-
wertig ſind. Nur ſoviel ſteht feſt, daß der Gerbſtoff der Galläpfel und
jener des Sumachs einander gleich ſind. Was in dieſem „Handbuch“ als
„Tannin“ bezeichnet wird, iſt durchgehends die Galläpfelgerbſäure.

Das Tannin, wie es durch Extraktion von chineſiſchen oder gewöhnlichen
Galläpfeln fabrikmäßig gewonnen wird, ſtellt ein gelbes, gelbliches oder faſt
weißes, feines, ſtaubig trockenes Pulver von ſchwachem eigentümlichem Ge-
ruche und ſtark zuſammenziehendem, nicht ſaurem Geſchmack vor; ſie löſt ſich
leicht im gleichen Gewicht Waſſer; die Löſung iſt rotbraun; Zuſatz von Koch-
ſalz ſcheidet aus dieſer Löſung das Tannin wieder ab. Neuerdings kommt
ein Tannin in Kryſtallform unter dem Namen „Dr. Byk’s Kryſtall-
tannin“ in den Handel; es ſind ſchöne, goldgelb ausſehende, glänzende
Kryſtalle, die ſich unbeſchadet des Ausſehens lange Zeit aufbewahren laſſen.
Prüfung: Die pulverige Form des Tannins gibt bisweilen Anlaß zu
Verfälſchungen; man hat Dextrin, Thonerdeſalze, ja ſelbſt gemahlene Myro-
balanen bis zu 30 Prozent des Gewichts darin gefunden. Zur Feſtſtellung
von Verfälſchungen löſt man 1 Teil Tannin in 5 Teilen Waſſer; es muß
ſich alles löſen und die Löſung muß klar ſein, ſie muß ferner bei Hinzu-
fügung eines gleichen Volumens Alkohol und dann eines halben Volumens
Aether klar bleiben.

Anwendung: Das Tannin iſt einer der häufigſten angewendeten
Körper, beſonders in der Baumwollenfärberei und in der Seidenfärberei.
In der Baumwollenfärberei dient es als Beize für alle im Haupt-
abſchnitt II beſchriebenen neutralen Farbſtoffe, indem ſie mit denſelben un-
lösliche Farblacke bildet, welche ſich gleichzeitig auf die Faſer niederſchlagen.
Die Baumwolle wird deshalb mit Tannin gebeizt. Der Theorie nach
müßte eine direkt mit Tannin gebeizte Baumwolle ohne weiteres mit dem
Farbſtoff gefärbt werden können. Die Erfahrung zeigt jedoch, daß die Ver-
wandtſchaft des Tannins zur Baumwollfaſer keine ſonderlich große iſt, da
durch Spülen im fließenden Waſſer einer Baumwolle ihr geſamter Tannin-
gehalt wieder entzogen werden kann. Die Erfahrung hat aber ferner ge-
lehrt, daß Tannin auch in unlöslicher Form imſtande iſt, ſich mit gelöſten
Farbſtoffen zu Farblacken zu verbinden. Auf dieſe Beobachtungen hin hat
man das Tannin-Brechweinſteinverfahren kombiniert, indem man das
Tannin mit Hilfe von Brechweinſtein, in neueſter Zeit auch mit einigen
anderen Antimonſalzen, als gerbſaures Antimonoxyd, Antimontannat, auf der
Faſer befeſtigt, und eine ſo vorgebeizte Baumwolle im Farbebade ausfärbt.

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[238/0264] iſt dadurch, wie durch ihre Löslichkeit, leicht von den beiden vorigen zu unterſcheiden. Sie löſt ſich erſt im neunfachen Gewicht kalten Waſſer, dagegen ſehr leicht in heißem. Anwendung: Wegen ihrer großen Ver- wandtſchaft zu den Metalloxyden als Beizmittel, auch zur Zerſtörung des Indigos, ſeltener als Löſungsmittel für Farben, beim Detachieren zum Ver- tilgen von Roſt- oder Eiſenflecken. Ihre Hauptverwendung findet ſie in der Kattundruckerei. 15. Tannin, Gerbſäure, Digallusſäure. [FORMEL] Unter dem Namen Tannin werden eine Anzahl von Körpern verſtanden, welche den Gerbſtoff verſchiedener Pflanzenteile vorſtellen, z. B. der Gall- äpfel, der Eichenrinde, des Sumachs, der Knoppern, der Myrobalanen, der Dividiviſchoten u. dergl. m., von denen jedoch noch keineswegs mit völliger Sicherheit feſtgeſtellt iſt, ob alle dieſe Gerbſtoffe gleich oder gleich- wertig ſind. Nur ſoviel ſteht feſt, daß der Gerbſtoff der Galläpfel und jener des Sumachs einander gleich ſind. Was in dieſem „Handbuch“ als „Tannin“ bezeichnet wird, iſt durchgehends die Galläpfelgerbſäure. Das Tannin, wie es durch Extraktion von chineſiſchen oder gewöhnlichen Galläpfeln fabrikmäßig gewonnen wird, ſtellt ein gelbes, gelbliches oder faſt weißes, feines, ſtaubig trockenes Pulver von ſchwachem eigentümlichem Ge- ruche und ſtark zuſammenziehendem, nicht ſaurem Geſchmack vor; ſie löſt ſich leicht im gleichen Gewicht Waſſer; die Löſung iſt rotbraun; Zuſatz von Koch- ſalz ſcheidet aus dieſer Löſung das Tannin wieder ab. Neuerdings kommt ein Tannin in Kryſtallform unter dem Namen „Dr. Byk’s Kryſtall- tannin“ in den Handel; es ſind ſchöne, goldgelb ausſehende, glänzende Kryſtalle, die ſich unbeſchadet des Ausſehens lange Zeit aufbewahren laſſen. Prüfung: Die pulverige Form des Tannins gibt bisweilen Anlaß zu Verfälſchungen; man hat Dextrin, Thonerdeſalze, ja ſelbſt gemahlene Myro- balanen bis zu 30 Prozent des Gewichts darin gefunden. Zur Feſtſtellung von Verfälſchungen löſt man 1 Teil Tannin in 5 Teilen Waſſer; es muß ſich alles löſen und die Löſung muß klar ſein, ſie muß ferner bei Hinzu- fügung eines gleichen Volumens Alkohol und dann eines halben Volumens Aether klar bleiben. Anwendung: Das Tannin iſt einer der häufigſten angewendeten Körper, beſonders in der Baumwollenfärberei und in der Seidenfärberei. In der Baumwollenfärberei dient es als Beize für alle im Haupt- abſchnitt II beſchriebenen neutralen Farbſtoffe, indem ſie mit denſelben un- lösliche Farblacke bildet, welche ſich gleichzeitig auf die Faſer niederſchlagen. Die Baumwolle wird deshalb mit Tannin gebeizt. Der Theorie nach müßte eine direkt mit Tannin gebeizte Baumwolle ohne weiteres mit dem Farbſtoff gefärbt werden können. Die Erfahrung zeigt jedoch, daß die Ver- wandtſchaft des Tannins zur Baumwollfaſer keine ſonderlich große iſt, da durch Spülen im fließenden Waſſer einer Baumwolle ihr geſamter Tannin- gehalt wieder entzogen werden kann. Die Erfahrung hat aber ferner ge- lehrt, daß Tannin auch in unlöslicher Form imſtande iſt, ſich mit gelöſten Farbſtoffen zu Farblacken zu verbinden. Auf dieſe Beobachtungen hin hat man das Tannin-Brechweinſteinverfahren kombiniert, indem man das Tannin mit Hilfe von Brechweinſtein, in neueſter Zeit auch mit einigen anderen Antimonſalzen, als gerbſaures Antimonoxyd, Antimontannat, auf der Faſer befeſtigt, und eine ſo vorgebeizte Baumwolle im Farbebade ausfärbt.

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/264>, abgerufen am 29.03.2024.