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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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Brechweinstein wird in großen Mengen verbraucht und daher fabrikmäßig
hergestellt, indem man gereinigten Weinstein mit Antimonoxyd und Wasser
kocht. Der Brechweinstein bildet farblose, glänzende, große rhombische Okta-
eder, die an der Luft allmählich ihr Krystallwasser verlieren, undurchsichtig
werden und zu einem weißen Pulver zerfallen. Nicht selten kommt es auch
als Pulver in den Handel. Er löst sich in 14 bis 15 Teilen kaltem, in
2 Teilen kochendem Wasser; die Lösung schmeckt ekelhaft metallisch und wirkt
brechenerregend. Eine Brechweinsteinlösung bringt in einer Tanninlösung
einen unlöslichen Niederschlag hervor, welcher allgemein als gerbsaures Anti-
monoxyd betrachtet wird. Derselbe Niederschlag erzeugt sich auch auf resp.
in der Faser, und dieser Niederschlag erst ist die eigentliche Beize zum Be-
festigen neutraler Farbstoffe auf der Baumwoll- und Leinenfaser (vergl. § 64,
Teil II, § 67). Der Brechweinstein ist ziemlich teuer und daher leicht Verfäl-
schungen ausgesetzt. Ein guter unverfälschter Brechweinstein muß 43,4 Proz.
Antimonoxyd enthalten; es empfiehlt sich deshalb, in zweifelhaften Fällen,
besonders bei gepulverter Ware, eine Antimonbestimmung durch einen Che-
miker ausführen zu lassen.

Da der Preis des Brechweinsteins ein verhältnismäßig hoher, so ist
man bemüht gewesen, denselben durch billigere Antimonpräparate zu ersetzen,
welche in nachfolgendem behandelt sind.

4. Antimonsulfit-Schwefelnatrium, Schlippesches Salz,
Na3 Sb S4 + 9 H2 O. Man erhält dasselbe, wenn man rohes Schwefel-
antimon (Grauspießglanzerz) mit Natronlauge und Schwefel kocht; aus der
filtrierten Lösung scheidet sich das Salz in blaßgelben regelmäßigen Tetra-
edern von bitterlich-alkalischem Geschmack aus. Das Salz löst sich leicht
in Wasser; aus der Lösung fällen Säuren das Antimonsulfid (Goldschwefel)
als orangerotes Pulver, nach der Gleichung: 2 Na3 Sb S4 + 3 H2 SO4 =
Sb2 S5 + 3 Na2 SO4 + 3 H2 S
. Alkalien dagegen fällen unter Bildung von
Natriumsulfhydrat Antimonoxyd nach der Gleichung: Na3 Sb S4 + Na HO +
2 H2 O = Sb O3 + 4 Na SH + H
. -- Anwendung: Nach Lussy soll das
Schwefelantimon sich direkt als Mordant für verschiedene Anilinfarben eig-
nen; er empfiehlt, das Garn oder Gewebe durch eine Lösung des Salzes
zu passieren und in einem schwefelsauren Bade das Antimon zu fällen; das
Färben folgt dann als dritte Operation. So angewendet würde das Na-
trium-Sulfantimoniat nicht als Fixiermittel für eine Beize, sondern als Beize
selbst aufzufassen sein.

5. Antimonfluorid, Sb Fl3, ist nur schwer in fester Form darzu-
stellen; auch ist das erhaltene Salz sehr leicht zerfließlich und haucht unter
Zersetzung Fluorwasserstoffsäure aus. Man kann dasselbe daher nur in
wässeriger Lösung in den Handel bringen. Antimonfluorid löst Metalle auf,
auch greift es Glas an; es kann also weder in Metallbehältern, noch in
Glasballons aufbewahrt werden, man muß dazu Holzfässer oder Stein-
gutgefäße verwenden. Diese Eigenschaften stehen der allgemeinen Anwen-
dung des Antimonfluorids hindernd im Wege. Abgesehen davon aber liefert
das Antimonfluorid ganz gute Resultate.

6. Oxalsaures Antimonkali, Brechweinsteinersatz, K3 Sb(C2 O4)3
+ 6 H2 O,
wird nach einem patentierten Verfahren durch Erwärmen von
Antimonoxyd mit einer Kleesalzlösung gewonnen. Es wurde beim Er-
scheinen dieses Salzes vor 2 Jahren hervorgehoben, daß dasselbe wesentlich

Brechweinſtein wird in großen Mengen verbraucht und daher fabrikmäßig
hergeſtellt, indem man gereinigten Weinſtein mit Antimonoxyd und Waſſer
kocht. Der Brechweinſtein bildet farbloſe, glänzende, große rhombiſche Okta-
ëder, die an der Luft allmählich ihr Kryſtallwaſſer verlieren, undurchſichtig
werden und zu einem weißen Pulver zerfallen. Nicht ſelten kommt es auch
als Pulver in den Handel. Er löſt ſich in 14 bis 15 Teilen kaltem, in
2 Teilen kochendem Waſſer; die Löſung ſchmeckt ekelhaft metalliſch und wirkt
brechenerregend. Eine Brechweinſteinlöſung bringt in einer Tanninlöſung
einen unlöslichen Niederſchlag hervor, welcher allgemein als gerbſaures Anti-
monoxyd betrachtet wird. Derſelbe Niederſchlag erzeugt ſich auch auf reſp.
in der Faſer, und dieſer Niederſchlag erſt iſt die eigentliche Beize zum Be-
feſtigen neutraler Farbſtoffe auf der Baumwoll- und Leinenfaſer (vergl. § 64,
Teil II, § 67). Der Brechweinſtein iſt ziemlich teuer und daher leicht Verfäl-
ſchungen ausgeſetzt. Ein guter unverfälſchter Brechweinſtein muß 43,4 Proz.
Antimonoxyd enthalten; es empfiehlt ſich deshalb, in zweifelhaften Fällen,
beſonders bei gepulverter Ware, eine Antimonbeſtimmung durch einen Che-
miker ausführen zu laſſen.

Da der Preis des Brechweinſteins ein verhältnismäßig hoher, ſo iſt
man bemüht geweſen, denſelben durch billigere Antimonpräparate zu erſetzen,
welche in nachfolgendem behandelt ſind.

4. Antimonſulfit-Schwefelnatrium, Schlippeſches Salz,
Na3 Sb S4 + 9 H2 O. Man erhält dasſelbe, wenn man rohes Schwefel-
antimon (Grauſpießglanzerz) mit Natronlauge und Schwefel kocht; aus der
filtrierten Löſung ſcheidet ſich das Salz in blaßgelben regelmäßigen Tetra-
ëdern von bitterlich-alkaliſchem Geſchmack aus. Das Salz löſt ſich leicht
in Waſſer; aus der Löſung fällen Säuren das Antimonſulfid (Goldſchwefel)
als orangerotes Pulver, nach der Gleichung: 2 Na3 Sb S4 + 3 H2 SO4 =
Sb2 S5 + 3 Na2 SO4 + 3 H2 S
. Alkalien dagegen fällen unter Bildung von
Natriumſulfhydrat Antimonoxyd nach der Gleichung: Na3 Sb S4 + Na HO +
2 H2 O = Sb O3 + 4 Na SH + H
. — Anwendung: Nach Luſſy ſoll das
Schwefelantimon ſich direkt als Mordant für verſchiedene Anilinfarben eig-
nen; er empfiehlt, das Garn oder Gewebe durch eine Löſung des Salzes
zu paſſieren und in einem ſchwefelſauren Bade das Antimon zu fällen; das
Färben folgt dann als dritte Operation. So angewendet würde das Na-
trium-Sulfantimoniat nicht als Fixiermittel für eine Beize, ſondern als Beize
ſelbſt aufzufaſſen ſein.

5. Antimonfluorid, Sb Fl3, iſt nur ſchwer in feſter Form darzu-
ſtellen; auch iſt das erhaltene Salz ſehr leicht zerfließlich und haucht unter
Zerſetzung Fluorwaſſerſtoffſäure aus. Man kann dasſelbe daher nur in
wäſſeriger Löſung in den Handel bringen. Antimonfluorid löſt Metalle auf,
auch greift es Glas an; es kann alſo weder in Metallbehältern, noch in
Glasballons aufbewahrt werden, man muß dazu Holzfäſſer oder Stein-
gutgefäße verwenden. Dieſe Eigenſchaften ſtehen der allgemeinen Anwen-
dung des Antimonfluorids hindernd im Wege. Abgeſehen davon aber liefert
das Antimonfluorid ganz gute Reſultate.

6. Oxalſaures Antimonkali, Brechweinſteinerſatz, K3 Sb(C2 O4)3
+ 6 H2 O,
wird nach einem patentierten Verfahren durch Erwärmen von
Antimonoxyd mit einer Kleeſalzlöſung gewonnen. Es wurde beim Er-
ſcheinen dieſes Salzes vor 2 Jahren hervorgehoben, daß dasſelbe weſentlich

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[284/0310] Brechweinſtein wird in großen Mengen verbraucht und daher fabrikmäßig hergeſtellt, indem man gereinigten Weinſtein mit Antimonoxyd und Waſſer kocht. Der Brechweinſtein bildet farbloſe, glänzende, große rhombiſche Okta- ëder, die an der Luft allmählich ihr Kryſtallwaſſer verlieren, undurchſichtig werden und zu einem weißen Pulver zerfallen. Nicht ſelten kommt es auch als Pulver in den Handel. Er löſt ſich in 14 bis 15 Teilen kaltem, in 2 Teilen kochendem Waſſer; die Löſung ſchmeckt ekelhaft metalliſch und wirkt brechenerregend. Eine Brechweinſteinlöſung bringt in einer Tanninlöſung einen unlöslichen Niederſchlag hervor, welcher allgemein als gerbſaures Anti- monoxyd betrachtet wird. Derſelbe Niederſchlag erzeugt ſich auch auf reſp. in der Faſer, und dieſer Niederſchlag erſt iſt die eigentliche Beize zum Be- feſtigen neutraler Farbſtoffe auf der Baumwoll- und Leinenfaſer (vergl. § 64, Teil II, § 67). Der Brechweinſtein iſt ziemlich teuer und daher leicht Verfäl- ſchungen ausgeſetzt. Ein guter unverfälſchter Brechweinſtein muß 43,4 Proz. Antimonoxyd enthalten; es empfiehlt ſich deshalb, in zweifelhaften Fällen, beſonders bei gepulverter Ware, eine Antimonbeſtimmung durch einen Che- miker ausführen zu laſſen. Da der Preis des Brechweinſteins ein verhältnismäßig hoher, ſo iſt man bemüht geweſen, denſelben durch billigere Antimonpräparate zu erſetzen, welche in nachfolgendem behandelt ſind. 4. Antimonſulfit-Schwefelnatrium, Schlippeſches Salz, Na3 Sb S4 + 9 H2 O. Man erhält dasſelbe, wenn man rohes Schwefel- antimon (Grauſpießglanzerz) mit Natronlauge und Schwefel kocht; aus der filtrierten Löſung ſcheidet ſich das Salz in blaßgelben regelmäßigen Tetra- ëdern von bitterlich-alkaliſchem Geſchmack aus. Das Salz löſt ſich leicht in Waſſer; aus der Löſung fällen Säuren das Antimonſulfid (Goldſchwefel) als orangerotes Pulver, nach der Gleichung: 2 Na3 Sb S4 + 3 H2 SO4 = Sb2 S5 + 3 Na2 SO4 + 3 H2 S. Alkalien dagegen fällen unter Bildung von Natriumſulfhydrat Antimonoxyd nach der Gleichung: Na3 Sb S4 + Na HO + 2 H2 O = Sb O3 + 4 Na SH + H. — Anwendung: Nach Luſſy ſoll das Schwefelantimon ſich direkt als Mordant für verſchiedene Anilinfarben eig- nen; er empfiehlt, das Garn oder Gewebe durch eine Löſung des Salzes zu paſſieren und in einem ſchwefelſauren Bade das Antimon zu fällen; das Färben folgt dann als dritte Operation. So angewendet würde das Na- trium-Sulfantimoniat nicht als Fixiermittel für eine Beize, ſondern als Beize ſelbſt aufzufaſſen ſein. 5. Antimonfluorid, Sb Fl3, iſt nur ſchwer in feſter Form darzu- ſtellen; auch iſt das erhaltene Salz ſehr leicht zerfließlich und haucht unter Zerſetzung Fluorwaſſerſtoffſäure aus. Man kann dasſelbe daher nur in wäſſeriger Löſung in den Handel bringen. Antimonfluorid löſt Metalle auf, auch greift es Glas an; es kann alſo weder in Metallbehältern, noch in Glasballons aufbewahrt werden, man muß dazu Holzfäſſer oder Stein- gutgefäße verwenden. Dieſe Eigenſchaften ſtehen der allgemeinen Anwen- dung des Antimonfluorids hindernd im Wege. Abgeſehen davon aber liefert das Antimonfluorid ganz gute Reſultate. 6. Oxalſaures Antimonkali, Brechweinſteinerſatz, K3 Sb(C2 O4)3 + 6 H2 O, wird nach einem patentierten Verfahren durch Erwärmen von Antimonoxyd mit einer Kleeſalzlöſung gewonnen. Es wurde beim Er- ſcheinen dieſes Salzes vor 2 Jahren hervorgehoben, daß dasſelbe weſentlich

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/310>, abgerufen am 25.04.2024.