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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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Wo ein für allemal direkter Dampf zur Extraktion angewendet werden
soll, speziell bei Farbholzspänen, Sumach u. dergl.; da empfiehlt sich der

Universal-Farbeextraktionsapparat der Zittauer Maschinen-
fabrik Fig. 99. Dieser Apparat beruht auf dem gleichen Prinzip, wie
die Bleichkessel nach Barlows System; er besteht aus zwei in eisernen
Unterstützungssäulen hängenden drehbaren starken kupfernen Kesseln, welche
so miteinander verbunden sind, daß die gewonnenen Absude mittels Dampf-
druck beliebig von dem einen Kessel zum andern getrieben werden können.
In der Zeichnung zeigt A den Durchschnitt, B die Gesamtansicht eines
Kessels; bei A sehen wir unter dem gewölbten, siebförmig durchlöcherten
Boden die Dampfschlange, durch welche der Dampf in den Kessel gelangt.
Der Hahn b ist ein Dreiweghahn, welcher je nach seiner Stellung den
Kessel A entweder gegen B völlig abschließt, oder das Ablassen der Farb-
holzbrühe gestattet, oder, nach weiterer Oeffnung der Hähne a und b', das
Hinüberdrücken der Extraktionsflüssigkeit nach B erlaubt. In vorgedachter
Weise kann das Her- und Hinüberpressen so lange wiederholt werden, bis
das Holz erschöpft ist. Gegen zu hohen Dampfdruck schützt ein Sicherheits-
ventil. Der gleiche Apparat wird nicht selten mit Rückflußkühler ver-
wendet. Als solcher dient in diesem Falle der besonders konstruierte Deckel;
es befindet sich nämlich an der Innenfläche des Deckels ein nicht durch-
löchertes Schlangenrohr, durch welches beständig kaltes Wasser strömt
(Fig. 100). Hierdurch wird eine Verdichtung der Dämpfe in der Umgebung
der Kühlschlange bewirkt, welche in tropfbar flüssiger Form wieder auf das
Holz gelangen, dort wieder in Dampf verwandelt werden und so gewisser-
maßen einen selbstständigen Kreislauf im Kessel ausführen. Ob damit wirk-
lich ein namhafter Nutzen erzielt wird, ist doch noch die Frage; der einzige
in die Augen springende Vorteil des Rückflußkühlers ist die Verminderung
der Dampfspannung.

[Abbildung] Fig. 100.

Universal-Farbe-Extraktionsapparat mit Rückflußkühler.

Für größere Fabriken, vornehmlich aber für diejenigen, welche sich --
um sich vor Uebervorteilung zu schützen, und um sicher ein reines unver-
fälschtes Extrakt zu erhalten -- ihre Farbholzextrakte selber darstellen, ist die
von der Zittauer Maschinenfabrik gebaute

Diffusionsbatterie zur Extraktion von Farbstoffen sehr ge-
eignet. Eine solche besteht aus mehreren (gewöhnlich 4) Extraktionskesseln

Wo ein für allemal direkter Dampf zur Extraktion angewendet werden
ſoll, ſpeziell bei Farbholzſpänen, Sumach u. dergl.; da empfiehlt ſich der

Univerſal-Farbeextraktionsapparat der Zittauer Maſchinen-
fabrik Fig. 99. Dieſer Apparat beruht auf dem gleichen Prinzip, wie
die Bleichkeſſel nach Barlows Syſtem; er beſteht aus zwei in eiſernen
Unterſtützungsſäulen hängenden drehbaren ſtarken kupfernen Keſſeln, welche
ſo miteinander verbunden ſind, daß die gewonnenen Abſude mittels Dampf-
druck beliebig von dem einen Keſſel zum andern getrieben werden können.
In der Zeichnung zeigt A den Durchſchnitt, B die Geſamtanſicht eines
Keſſels; bei A ſehen wir unter dem gewölbten, ſiebförmig durchlöcherten
Boden die Dampfſchlange, durch welche der Dampf in den Keſſel gelangt.
Der Hahn b iſt ein Dreiweghahn, welcher je nach ſeiner Stellung den
Keſſel A entweder gegen B völlig abſchließt, oder das Ablaſſen der Farb-
holzbrühe geſtattet, oder, nach weiterer Oeffnung der Hähne a und b′, das
Hinüberdrücken der Extraktionsflüſſigkeit nach B erlaubt. In vorgedachter
Weiſe kann das Her- und Hinüberpreſſen ſo lange wiederholt werden, bis
das Holz erſchöpft iſt. Gegen zu hohen Dampfdruck ſchützt ein Sicherheits-
ventil. Der gleiche Apparat wird nicht ſelten mit Rückflußkühler ver-
wendet. Als ſolcher dient in dieſem Falle der beſonders konſtruierte Deckel;
es befindet ſich nämlich an der Innenfläche des Deckels ein nicht durch-
löchertes Schlangenrohr, durch welches beſtändig kaltes Waſſer ſtrömt
(Fig. 100). Hierdurch wird eine Verdichtung der Dämpfe in der Umgebung
der Kühlſchlange bewirkt, welche in tropfbar flüſſiger Form wieder auf das
Holz gelangen, dort wieder in Dampf verwandelt werden und ſo gewiſſer-
maßen einen ſelbſtſtändigen Kreislauf im Keſſel ausführen. Ob damit wirk-
lich ein namhafter Nutzen erzielt wird, iſt doch noch die Frage; der einzige
in die Augen ſpringende Vorteil des Rückflußkühlers iſt die Verminderung
der Dampfſpannung.

[Abbildung] Fig. 100.

Univerſal-Farbe-Extraktionsapparat mit Rückflußkühler.

Für größere Fabriken, vornehmlich aber für diejenigen, welche ſich —
um ſich vor Uebervorteilung zu ſchützen, und um ſicher ein reines unver-
fälſchtes Extrakt zu erhalten — ihre Farbholzextrakte ſelber darſtellen, iſt die
von der Zittauer Maſchinenfabrik gebaute

Diffuſionsbatterie zur Extraktion von Farbſtoffen ſehr ge-
eignet. Eine ſolche beſteht aus mehreren (gewöhnlich 4) Extraktionskeſſeln

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[409/0447] Wo ein für allemal direkter Dampf zur Extraktion angewendet werden ſoll, ſpeziell bei Farbholzſpänen, Sumach u. dergl.; da empfiehlt ſich der Univerſal-Farbeextraktionsapparat der Zittauer Maſchinen- fabrik Fig. 99. Dieſer Apparat beruht auf dem gleichen Prinzip, wie die Bleichkeſſel nach Barlows Syſtem; er beſteht aus zwei in eiſernen Unterſtützungsſäulen hängenden drehbaren ſtarken kupfernen Keſſeln, welche ſo miteinander verbunden ſind, daß die gewonnenen Abſude mittels Dampf- druck beliebig von dem einen Keſſel zum andern getrieben werden können. In der Zeichnung zeigt A den Durchſchnitt, B die Geſamtanſicht eines Keſſels; bei A ſehen wir unter dem gewölbten, ſiebförmig durchlöcherten Boden die Dampfſchlange, durch welche der Dampf in den Keſſel gelangt. Der Hahn b iſt ein Dreiweghahn, welcher je nach ſeiner Stellung den Keſſel A entweder gegen B völlig abſchließt, oder das Ablaſſen der Farb- holzbrühe geſtattet, oder, nach weiterer Oeffnung der Hähne a und b′, das Hinüberdrücken der Extraktionsflüſſigkeit nach B erlaubt. In vorgedachter Weiſe kann das Her- und Hinüberpreſſen ſo lange wiederholt werden, bis das Holz erſchöpft iſt. Gegen zu hohen Dampfdruck ſchützt ein Sicherheits- ventil. Der gleiche Apparat wird nicht ſelten mit Rückflußkühler ver- wendet. Als ſolcher dient in dieſem Falle der beſonders konſtruierte Deckel; es befindet ſich nämlich an der Innenfläche des Deckels ein nicht durch- löchertes Schlangenrohr, durch welches beſtändig kaltes Waſſer ſtrömt (Fig. 100). Hierdurch wird eine Verdichtung der Dämpfe in der Umgebung der Kühlſchlange bewirkt, welche in tropfbar flüſſiger Form wieder auf das Holz gelangen, dort wieder in Dampf verwandelt werden und ſo gewiſſer- maßen einen ſelbſtſtändigen Kreislauf im Keſſel ausführen. Ob damit wirk- lich ein namhafter Nutzen erzielt wird, iſt doch noch die Frage; der einzige in die Augen ſpringende Vorteil des Rückflußkühlers iſt die Verminderung der Dampfſpannung. [Abbildung Fig. 100. Univerſal-Farbe-Extraktionsapparat mit Rückflußkühler.] Für größere Fabriken, vornehmlich aber für diejenigen, welche ſich — um ſich vor Uebervorteilung zu ſchützen, und um ſicher ein reines unver- fälſchtes Extrakt zu erhalten — ihre Farbholzextrakte ſelber darſtellen, iſt die von der Zittauer Maſchinenfabrik gebaute Diffuſionsbatterie zur Extraktion von Farbſtoffen ſehr ge- eignet. Eine ſolche beſteht aus mehreren (gewöhnlich 4) Extraktionskeſſeln

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/447>, abgerufen am 16.04.2024.