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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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§ 76. Braune Färbungen auf Baumwolle.
1. Catechufarben.

Den Grund zu fast allen braunen Baumwollfarben gibt das Catechu.
Dieser schöne echte braune Farbstoff bedarf keiner Beize; er ist selbst ein
Gerbstoff und wirkt als Beize; aber der eigentliche braune Farbstoff des
Catechus muß erst in einem besonderen Oxydationsbade entwickelt werden.
Man bereitet sich das Färbebad, indem man 1 bis 2 kg Catechu in 10 bis
20 l kalkfreien Wassers kochend löst, geht mit der Baumwolle ein, behandelt
sie darin bei einer unterhalb des Siedepunktes liegenden Temperatur, je nach
der gewünschten Tiefe des Tones, 1/2 bis 1 Stunde und hebt entweder auf
oder läßt im Bade bis zum Erkalten liegen. Dann kommt die Ware, ohne
gespült zu werden, in das Entwickelungsbad, welches aus einer Lösung von
10 bis 20 g Kaliumdichromat in 10 l auf 50° R. erwärmtem Wasser be-
steht; man behandelt in diesem Bade, bis das Braun entwickelt ist, wäscht
und trocknet. Je nachdem man das Catechubad schwächer oder stärker macht,
je nachdem man die Ware kürzere oder längere Zeit darin behandelt, je
nachdem man sie aus dem heißen Färbebade herausnimmt oder in demselben
erkalten läßt, erhält man alle möglichen braunen Nüancen vom leichten Rot-
braun bis zum tiefsten Dunkelbraun. Die Catechufarben sind durchweg
echt gegen Luft, Licht, Säure und Seife, selbst gegen Chlorkalk. Das
Catechubraun wird entweder als eigene Nüance angewendet, oder es dient
nur als Grund zum Auffärben einer andern braunen oder nahestehenden
Farbe. Aenderungen in der Nüance erhält man, wenn man die Baumwolle
vorher mit Thonerde- oder Zinnsalzen beizt. Zum Dunkeln wendet man
zweckmäßig Kupfervitriol an und zwar, nachdem das Braun entwickelt und
gespült ist, in besonderem Bade. Bisweilen wird auch das Entwickelungs-
und das Dunkelbad kombiniert; z. B.

Zimmtbraun. Man behandelt die Ware 1/2 Stunde heiß auf einer
Lösung von 10 Prozent (vom Gewicht der Baumwolle) Catechu, winde ab
und entwickelt das Braun in einem Bade aus 5 Prozent Kupfervitriol,
21/2 Prozent Kaliumdichromat und 11/4 Prozent Schwefelsäure (1 : 1).

2. Färbungen auf tannierte Baumwolle.

Als selbstständiger Farbstoff tritt uns hier das Bismarckbraun ent-
gegen; dasselbe liefert auf gebleichter und tannierter Baumwolle ein schönes
reines Braun. Statt mit Tannin und Brechweinstein zu beizen, kann man
auch einen Catechugrund und, nachdem zuvor tüchtig gewaschen, ein Bad
von Bismarckbraun als Aufsatz geben.

Eine mehr rotbraune Färbung erhält man mit Marron und Gre-
nadine
, und kann so durch Mischen dieser untereinander, sowie mit Bismarck-
braun, ferner durch Nüancieren mit Fuchsin alle gewünschten braunen Töne
erzeugen, zumal dann, wenn man noch einen Catechugrund berücksichtigt,
z. B.:

Gelbbraun. 20 Prozent Catechu (vom Gewicht der Baumwolle)
werden gelöst und der Lösung 5 Prozent Kupfervitriol hinzugeben. Hierin
wird die Ware 1/2 Stunde heiß umgezogen und das Braun in einer Lösung

§ 76. Braune Färbungen auf Baumwolle.
1. Catechufarben.

Den Grund zu faſt allen braunen Baumwollfarben gibt das Catechu.
Dieſer ſchöne echte braune Farbſtoff bedarf keiner Beize; er iſt ſelbſt ein
Gerbſtoff und wirkt als Beize; aber der eigentliche braune Farbſtoff des
Catechus muß erſt in einem beſonderen Oxydationsbade entwickelt werden.
Man bereitet ſich das Färbebad, indem man 1 bis 2 kg Catechu in 10 bis
20 l kalkfreien Waſſers kochend löſt, geht mit der Baumwolle ein, behandelt
ſie darin bei einer unterhalb des Siedepunktes liegenden Temperatur, je nach
der gewünſchten Tiefe des Tones, ½ bis 1 Stunde und hebt entweder auf
oder läßt im Bade bis zum Erkalten liegen. Dann kommt die Ware, ohne
geſpült zu werden, in das Entwickelungsbad, welches aus einer Löſung von
10 bis 20 g Kaliumdichromat in 10 l auf 50° R. erwärmtem Waſſer be-
ſteht; man behandelt in dieſem Bade, bis das Braun entwickelt iſt, wäſcht
und trocknet. Je nachdem man das Catechubad ſchwächer oder ſtärker macht,
je nachdem man die Ware kürzere oder längere Zeit darin behandelt, je
nachdem man ſie aus dem heißen Färbebade herausnimmt oder in demſelben
erkalten läßt, erhält man alle möglichen braunen Nüancen vom leichten Rot-
braun bis zum tiefſten Dunkelbraun. Die Catechufarben ſind durchweg
echt gegen Luft, Licht, Säure und Seife, ſelbſt gegen Chlorkalk. Das
Catechubraun wird entweder als eigene Nüance angewendet, oder es dient
nur als Grund zum Auffärben einer andern braunen oder naheſtehenden
Farbe. Aenderungen in der Nüance erhält man, wenn man die Baumwolle
vorher mit Thonerde- oder Zinnſalzen beizt. Zum Dunkeln wendet man
zweckmäßig Kupfervitriol an und zwar, nachdem das Braun entwickelt und
geſpült iſt, in beſonderem Bade. Bisweilen wird auch das Entwickelungs-
und das Dunkelbad kombiniert; z. B.

Zimmtbraun. Man behandelt die Ware ½ Stunde heiß auf einer
Löſung von 10 Prozent (vom Gewicht der Baumwolle) Catechu, winde ab
und entwickelt das Braun in einem Bade aus 5 Prozent Kupfervitriol,
2½ Prozent Kaliumdichromat und 1¼ Prozent Schwefelſäure (1 : 1).

2. Färbungen auf tannierte Baumwolle.

Als ſelbſtſtändiger Farbſtoff tritt uns hier das Bismarckbraun ent-
gegen; dasſelbe liefert auf gebleichter und tannierter Baumwolle ein ſchönes
reines Braun. Statt mit Tannin und Brechweinſtein zu beizen, kann man
auch einen Catechugrund und, nachdem zuvor tüchtig gewaſchen, ein Bad
von Bismarckbraun als Aufſatz geben.

Eine mehr rotbraune Färbung erhält man mit Marron und Gre-
nadine
, und kann ſo durch Miſchen dieſer untereinander, ſowie mit Bismarck-
braun, ferner durch Nüancieren mit Fuchſin alle gewünſchten braunen Töne
erzeugen, zumal dann, wenn man noch einen Catechugrund berückſichtigt,
z. B.:

Gelbbraun. 20 Prozent Catechu (vom Gewicht der Baumwolle)
werden gelöſt und der Löſung 5 Prozent Kupfervitriol hinzugeben. Hierin
wird die Ware ½ Stunde heiß umgezogen und das Braun in einer Löſung

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[601/0649] § 76. Braune Färbungen auf Baumwolle. 1. Catechufarben. Den Grund zu faſt allen braunen Baumwollfarben gibt das Catechu. Dieſer ſchöne echte braune Farbſtoff bedarf keiner Beize; er iſt ſelbſt ein Gerbſtoff und wirkt als Beize; aber der eigentliche braune Farbſtoff des Catechus muß erſt in einem beſonderen Oxydationsbade entwickelt werden. Man bereitet ſich das Färbebad, indem man 1 bis 2 kg Catechu in 10 bis 20 l kalkfreien Waſſers kochend löſt, geht mit der Baumwolle ein, behandelt ſie darin bei einer unterhalb des Siedepunktes liegenden Temperatur, je nach der gewünſchten Tiefe des Tones, ½ bis 1 Stunde und hebt entweder auf oder läßt im Bade bis zum Erkalten liegen. Dann kommt die Ware, ohne geſpült zu werden, in das Entwickelungsbad, welches aus einer Löſung von 10 bis 20 g Kaliumdichromat in 10 l auf 50° R. erwärmtem Waſſer be- ſteht; man behandelt in dieſem Bade, bis das Braun entwickelt iſt, wäſcht und trocknet. Je nachdem man das Catechubad ſchwächer oder ſtärker macht, je nachdem man die Ware kürzere oder längere Zeit darin behandelt, je nachdem man ſie aus dem heißen Färbebade herausnimmt oder in demſelben erkalten läßt, erhält man alle möglichen braunen Nüancen vom leichten Rot- braun bis zum tiefſten Dunkelbraun. Die Catechufarben ſind durchweg echt gegen Luft, Licht, Säure und Seife, ſelbſt gegen Chlorkalk. Das Catechubraun wird entweder als eigene Nüance angewendet, oder es dient nur als Grund zum Auffärben einer andern braunen oder naheſtehenden Farbe. Aenderungen in der Nüance erhält man, wenn man die Baumwolle vorher mit Thonerde- oder Zinnſalzen beizt. Zum Dunkeln wendet man zweckmäßig Kupfervitriol an und zwar, nachdem das Braun entwickelt und geſpült iſt, in beſonderem Bade. Bisweilen wird auch das Entwickelungs- und das Dunkelbad kombiniert; z. B. Zimmtbraun. Man behandelt die Ware ½ Stunde heiß auf einer Löſung von 10 Prozent (vom Gewicht der Baumwolle) Catechu, winde ab und entwickelt das Braun in einem Bade aus 5 Prozent Kupfervitriol, 2½ Prozent Kaliumdichromat und 1¼ Prozent Schwefelſäure (1 : 1). 2. Färbungen auf tannierte Baumwolle. Als ſelbſtſtändiger Farbſtoff tritt uns hier das Bismarckbraun ent- gegen; dasſelbe liefert auf gebleichter und tannierter Baumwolle ein ſchönes reines Braun. Statt mit Tannin und Brechweinſtein zu beizen, kann man auch einen Catechugrund und, nachdem zuvor tüchtig gewaſchen, ein Bad von Bismarckbraun als Aufſatz geben. Eine mehr rotbraune Färbung erhält man mit Marron und Gre- nadine, und kann ſo durch Miſchen dieſer untereinander, ſowie mit Bismarck- braun, ferner durch Nüancieren mit Fuchſin alle gewünſchten braunen Töne erzeugen, zumal dann, wenn man noch einen Catechugrund berückſichtigt, z. B.: Gelbbraun. 20 Prozent Catechu (vom Gewicht der Baumwolle) werden gelöſt und der Löſung 5 Prozent Kupfervitriol hinzugeben. Hierin wird die Ware ½ Stunde heiß umgezogen und das Braun in einer Löſung

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 601. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/649>, abgerufen am 25.04.2024.